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42.4 - Changing Power Relations & the Drag Effects of Habitus

HSR Special Issue
Changing Power Relations and the Drag Effects of Habitus. Theoretical and Empirical Approaches in the Twenty-First Century (ed. Stefanie Ernst, Christoph Weischer & Behrouz Alikhani)

Wenige soziologische Theorien eignen sich derzeit dazu, Transformationsprozesse bzw. -probleme zu erklären. Sowohl Tendenzen der Überspezialisierung auf der einen als auch der Reduktion von Prozessen auf Zustände auf der anderen Seite erschweren ein komplexes Verständnis. Die theoretischen Ansätze von Norbert Elias und Pierre Bourdieu sind hingegen synthetisch. Sie liefern Konzepte, die zugleich das Verhältnis zwischen Makro-Strukturen und Entscheidungsspielräumen einzelner Individuen in ihrer jeweiligen Gesellschaft zu erfassen suchen. Mit ihren Konzepten wie sozialer Habitus, Figuration und soziales Feld sowie die Analyse der langfristigen sozio- und psychogenetischen Zusammenhänge und damit einhergehenden Verschiebungen zwischen Selbst- und Fremdzwängen etablieren diese Soziologen theoretisch-empirische weitreichende Modelle, um moderne Gegenwartsprobleme und der ihnen zugrundeliegenden Prozesse zu begreifen. Elias und Bourdieu gehören damit aber auch zu jenen Soziologen, die sich von den Welt- und Menschenbildern der klassischen Philosophie losgelöst haben und stark zur Etablierung einer theoretisch-empirischen Wissenschaft, der Soziologie beigetragen haben. Die Stärke ihrer Ansätze liegt zuerst darin zu erfassen, welche Richtung mittel- und langfristige gesellschaftliche Entwicklungen mit allen ihren Ambivalenzen und unbeabsichtigten Folgen einschlagen. Ihre Konzepte von Habitus, Nachhinkeffekt oder Hysteresis-Effekt helfen zudem, die Wahrnehmung und Erfahrung der Individuen in ihre Theorie einzubeziehen, die von diesen Prozessen betroffenen sind. Insbesondere Prozesse, bei denen Individuen und Institutionen den funktionalen Machtverschiebungen der Gesellschaft hinterherhinken, sind bislang wenig untersucht. In diesem Sammelband untersuchen die Autoren auf Basis der Eliasschen und Bourdieuschen Konzepte gegenwartsbezogene Themen aus ihrem jeweiligen Forschungsbereichen wie Arbeit, Globalisierung, soziale Konflikte, Emigration, Demokratisierung und Bildung.

Die HSR 42 (2017) 4 wird ergänzt durch drei Einzelbeiträge in Mixed Issue.