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43.1 - Agent-Based Modeling in Social Science, History, and Philosophy

HSR Vol. 43 (2017) No. 1: Special Issue: Agent-Based Modeling in Social Science, History, and Philosophy

Special Issue - Dominik Klein, Johannes Marx & Kai Fischbach (Eds.): Agent-Based Modeling in Social Science, History, and Philosophy.

Agentenbasiertes Modellieren hat sich in den Sozial- und Geisteswissenschaften zu einem anerkannten Instrument entwickelt, um soziale, ökonomische, historische oder politische Phänomene zu analysieren. Dazu werden mit Hilfe einer Computersimulation die iterierten Interaktionen zwischen Individuen modelliert, die eben diese Phänomene hervorbringen. Eine explizite und formale Modellierung dieser Interaktionen mit einem Computerprogramm erlaubt es, den Einfluss einzelner Modellparameter sowie die Kohärenz einer theoretischen Erklärung sorgfältig zu überprüfen. Solche Simulationen können sogar die Entdeckung neuer Zusammenhänge ermöglichen, die zunächst weder intendiert waren noch direkt kodiert wurden. Schließlich macht es die Implementation eines theoretischen Modells als Computerprogramm notwendig, alle Annahmen und Mechanismen zu explizieren und zu kodieren. Daher gewinnen wissenschaftliche Argumente durch die Übersetzung in Computersimulationen an Präzision und Transparenz, da dadurch die in normalsprachlich formulierten Theorien verdeckten Prämissen und Mechanismen zu Tage treten.
Mit diesem Special Issue präsentieren wir einen Querschnitt gegenwärtiger Anwendungsmöglichkeiten agentenbasierter Simulationen. Die hier ausgewählten Beiträge stammen aus den unterschiedlichsten Gebieten wie etwa den Sozialwissenschaften, der Geschichtswissenschaft oder der Philosophie und reichen bis zu literaturwissenschaftlichen Fragestellungen: Die sozialwissenschaftlichen Beiträge beschäftigen sich etwa mit der Dynamik sozialen Vertrauens oder der Polarisierung von Parteiensystemen. Geschichtswissenschaftliche Fragestellungen werden im Beitrag zur mittelalterlichen Entwicklung des maritimen Handels im Baltikum thematisiert. Auch für die Diskussion philosophischer Fragen werden agentenbasierte Simulationen eingesetzt etwa im Gebiet der Erkenntnistheorie und Wissenschaftstheorie. Die hier präsentierten Beispiele analysieren beispielsweise die Leistungsfähigkeit von Wissenschaftsnetzwerken oder diskutieren die Qualität von Entscheidungsprozeduren. Schließlich werden mit Hilfe von Simulationen etwa die Frage der Kohärenz des Werkes von Adam Smith oder die Plausibilität der von Thomas S. Kuhn formulierten Mechanismen untersucht.