44.3 - Islamicate Secularities in Past and Present
Special Issue - Markus Dressler, Armando Salvatore & Monika Wohlrab-Sahr (Eds.): Islamicate Secularities in Past and Present.
Teilweise als Ergebnis vielfältiger Begegnungen mit Europa, vor allem in den letzten etwa 150 Jahren, entwickelten islamisch geprägte Gesellschaften neue epistemische Unterscheidungen und strukturelle Differenzierungen zwischen religiösen und nicht-religiösen Bereichen und Praktiken. In dieser Sondernummer werden diese Unterscheidungen und Differenzierungen als „Islamicate secularities“ konzeptualisiert ‑ unter Rückgriff auf Marshall Hodgsons Terminus des „Islamicate“ und das Konzept der „Multiple Secularities.“ Die einzelnen Beiträge befassen sich mit der Frage der Säkularität in Relation zum Islam unter Bezugnahme auf eine Vielzahl geographischer Räume und zeitlicher Schwerpunkte: von der Türkei bis nach China und Indonesien, von der Gegenwart über die Kolonialzeit bis hin zu vorkolonialen Kontexten. Sie entwickeln unterschiedliche Perspektiven darauf, wie sich Muslime in Bezug auf soziale und politische Konflikte mit Religion auseinandersetzen und wie dies zu umstrittenen Neubestimmungen des „Islams“ und seiner Grenzen, insbesondere im Bereich des Politischen, geführt hat. Insgesamt wird eine Tendenz von „soft distinctions“ erkennbar, die aber unter dem Dach des „Islam“ eingehegt bleiben.
Die Beschäftigung mit dem epistemischen und politischen Kontext der Debatten über die Konturen des Islam im Verhältnis zum Bereich des Sozialen und zur Politik bietet Einblicke in die theoretischen und normativen Konflikte, die die Auseinandersetzungen um Säkularität und Islam im frühen 21. Jahrhundert prägen. Daraus ergeben sich zahlreiche Anregungen für weitere innovative Forschung.