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Gerhard Botz: Zeitgeschichte zwischen Politik, Biografie und Methodik

HSR Supplement 28 (2016) - Gerhard Botz: Zeitgeschichte zwischen Politik, Biografie und Methodik: Gewalt und Nationalsozialismus in Österreich im 20. Jahrhundert

Österreich war in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts Schauplatz von gewaltsam ausgetragenen Konflikten, von Diktaturen und menschlichen Katastrophen. Hier erlangten die politischen Extreme Europas oft spezifische Ausprägungen, deren erinnerungskulturelle Nachwirkungen über 1945 hinaus hier negiert wurden. In einem solchen politisierten Kontext und gegen ihn formierte sich seit den 1960er Jahren die Zeitgeschichtsforschung. Mit der Anwendung von Quantifizierung, aber auch von Oral History und Bildgeschichte suchte und fand sie Anschluss an internationale Standards. Gerhard Botz ist einer der profiliertesten Proponenten integrativ historisch-sozialwissenschaftlicher Methoden in Österreich und im mitteleuropäischen Umfeld, seit langem in einem langjährigen Austausch mit der Kölner QUANTUM-Gruppe stehend.

Autobiographisch beleuchtet er eingangs – sowohl aus subjektiver wie analytisch-distanzierender Sicht –, wie es dazu kam, dass heute noch „heiße" Themen analytisch erforscht werden konnten. Elf Einzelbeiträge sind hierzu abgedruckt und behandeln unter anderem die Konjunkturen und einzelne eruptive Ereignisse politischer Gewalt in der Zwischenkriegszeit, die sozial breit gestreute Herkunft der österreichischen NSDAP-Mitglieder, die nationalsozialistische Herrschaft nach 1938 in Wien, das zu einem Erprobungs- und Radikalisierungsraum für das gesamte „Deutsche Reich" wurde, die hier stattfindende Eskalation der Verfolgung von Juden, das Leben und Überleben von KZ- Häftlingen und deren Erinnerungen in Oral und Video History-Interviews.

Gerhard Botz ist emeritierter Professor für Zeitgeschichte an der Universität Wien und leitet das Ludwig Boltzmann-Institut für Historische Sozialwissenschaft. 

Autobiographische Anmerkungen
Beiträge
Appendix