Sei es der Ausgang von Wahlen, sei es die Einschätzung von Einstellungen gegenüber gesellschaftlichen Bereichen wie Gesundheit, Umwelt oder auch das Recht auf Asyl, unsere Wahrnehmungsverzerrung zeigt sich besonders bei gesellschaftlich strittigen Themen. Wenn Personen ihre Wahrnehmungen ausformen, haben sie selten eine repräsentative Wahrnehmung, sondern sind von den lokalen Strukturen ihrer persönlichen Netzwerke begrenzt. Diese verzerren die Wahrnehmung der Häufigkeit verschiedener Attribute in der gesamten Bevölkerung.
Das Forscherteam um Eun Lee und Fariba Karimi von GESIS – Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften wendet ein gesellschaftliches Netzwerkmodell an, das sich auf die Eigenschaften von Mehrheits- und Minderheitengruppen konzentriert. Sie kamen zu dem Ergebnis, dass die unterschiedlichen Wahrnehmungsverzerrungen darauf zurückzuführen sind, wie die Mehrheiten und Minderheiten in einer Gruppe verteilt sind und wie stark der Einzelne mit anderen ähnlichen oder unähnlichen Netzwerken verbunden ist.