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FAQ: Mikrozensus

Die folgenden Seiten enthalten eine nach Themengebieten geordnete Sammlung von Antworten der am häufigsten gestellten Fragen zum Mikrozensus.

Allgemein

Was ist der Mikrozensus?

Der Mikrozensus ist die amtliche Repräsentativstatistik über die Bevölkerung und den Arbeitsmarkt, an der 1 % aller Haushalte in Deutschland beteiligt sind (laufende Haushaltsstichprobe).

Seit wann gibt es den Mikrozensus?

Den Mikrozensus gibt es im früheren Bundesgebiet bereits seit 1957, in den neuen Bundesländern und Berlin-Ost seit 1991.

Welche Aufgaben hat der Mikrozensus?

Der Mikrozensus dient der Bereitstellung statistischer Informationen über die wirtschaftliche und soziale Lage der Bevölkerung sowie über die Erwerbstätigkeit, den Arbeitsmarkt und die Ausbildung (Mehrzweckstichprobe). Er schreibt die Ergebnisse der Volkszählung fort. Darüber hinaus dient er der Rationalisierung anderer amtlicher Statistiken, wie z.B. der Einkommens und Verbrauchsstichprobe. Die Stichprobenerhebung über Arbeitskräfte in der Europäischen Union (Arbeitskräftestichprobe der EU) ist in den Mikrozensus integriert.

Wofür werden die Mikrozensusergebnisse verwendet?

Die Mikrozensusergebnisse sind eine unverzichtbare Informationsquelle für Parlament, Regierung, Verwaltung, Wissenschaft und Öffentlichkeit in Bund und Ländern. Sie gehen ein in Regierungsberichte, in das Jahresgutachten des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, bilden die Grundlage für die laufende Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, den jährlichen Rentenversicherungsbericht der Bundesregierung und vieles andere mehr. Die Ergebnisse der Arbeitskräftestichprobe der EU werden unter anderem herangezogen für die Verteilung der Mittel aus dem EU-Regional- und Sozialfonds.

Ist die Durchführung des Mikrozensus gesetzlich geregelt?

Ja. Rechtsgrundlage ist das Gesetz zur Durchführung einer Repräsentativstatistik über die Bevölkerung und den Arbeitsmarkt sowie die Wohnsituation der Haushalte (Mikrozensusgesetz) vom 17. Januar 1996 (BGBl. I S. 34) in Verbindung mit dem Gesetz über die Statistik für Bundeszwecke (BStatG) vom 22. Januar 1987 (BGBl. I S. 462, 565) zuletzt geändert durch Artikel 2 des Gesetzes vom 17. Januar 1996 (BGBl. I S. 34). Die EU-Arbeitskräfteerhebung war in der Verordnung (EWG) Nr. 3711/1991 des Rates vom 16. Dezember 1991 zur Durchführung einer jährlichen Stichprobenerhebung über Arbeitskräfte in der Gemeinschaft (Abl. EG Nr. L 351, S.1) geregelt. Diese wurde ersetzt durch die Verordnung (EG) Nr. 577/98 des Rates vom 9. März 1998 zur Durchführung einer Stichprobenerhebung über Arbeitskräfte in der Gemeinschaft.

In welchen Abständen wird der Mikrozensus durchgeführt?

Der Mikrozensus wurde bis zum Jahr 2004 einmal jährlich durchgeführt. Anfang des Jahres 2005 ist die Unterjährigkeit im Erhebungsrhythmus eingeführt worden, d.h. es finden unterjährige, kontinuierliche Erhebungen statt, die gleichmäßig über alle Kalenderwochen des Jahres verteilt sind.

Wer führt die Erhebung durch?

Die organisatorische und technische Vorbereitung des Mikrozensus erfolgt im Statistischen Bundesamt. Die Durchführung der Befragung und die Aufbereitung obliegt den Statistischen Landesämtern (dezentrale Statistik).

Wie erfolgt die Auswahl der am Mikrozensus beteiligten Haushalte?

Der Mikrozensus ist eine Zufallsstichprobe, bei der alle Haushalte die gleiche Auswahlwahrscheinlichkeit haben. Es wird eine einstufige geschichtete Flächenstichprobe durchgeführt; das heißt aus dem Bundesgebiet werden Flächen (Auswahlbezirke) ausgewählt, in denen alle Haushalte und Personen befragt werden. Die Auswahlbezirke werden aus dem Material der Volkszählung 1987 gebildet; für die neuen Bundesländer wurde auf der Basis des "Bevölkerungsregister Statistik" eine vergleichbare Auswahlgrundlage erstellt. Mit Hilfe der Bautätigkeitsstatistik wird die Auswahl aktualisiert.

Wie viele Haushalte sind jährlich am Mikrozensus beteiligt?

Im Mikrozensus 2013 wurden rund 336.200 Haushalte bzw. 683.000 Personen befragt. Hochgerechnet entspricht dies 80.611.000 Personen.

Wie lange bleiben die Haushalte in der Stichprobe?

Im Mikrozensus wird jährlich ein Viertel aller in der Stichprobe enthaltenen Haushalte (bzw. Auswahlbezirke) ausgetauscht. Folglich bleibt jeder Haushalt vier Jahre in der Stichprobe (Verfahren der partiellen Rotation).

Wie wird die Befragung durchgeführt?

Der Mikrozensus ist überwiegend eine persönliche Befragung durch Interviewer (face-to-face). Die Interviewerbefragung ist die schnellste und für die Befragten mit dem geringsten Aufwand verbundene Befragungsmethode (seit 2005 flächendeckender Einsatz von Laptops (CAPI)). Allerdings steht den Befragten auch offen, die Auskünfte schriftlich zu erteilen (2005 rd. 25%).

Wer wird befragt?

Befragt werden alle Personen im Haushalt. Fremdauskünfte für andere Haushaltsmitglieder sind unter bestimmten Voraussetzungen zulässig.

Sind die Befragten zur Auskunft verpflichtet?

Das Frageprogramm des Mikrozensus besteht aus einem festen Grund- und Ergänzungsprogramm mit jährlich wiederkehrenden Tatbeständen, die überwiegend mit Auskunftspflicht belegt sind. Darüber hinaus gibt es in vierjährigem Rhythmus Zusatzprogramme, die teilweise von der Auskunftspflicht befreit sind.

Zu welchen Themen werden im einzelnen Angaben erhoben?

Das jährliche Grundprogramm des Mikrozensus umfasst u.a. Merkmale der Person (Alter, Geschlecht, Staatsangehörigkeit usw.), den Familien- und Haushaltszusammenhang sowie darüber hinaus die Merkmale Haupt- und Nebenwohnung, Erwerbstätigkeit, Arbeitsuche, Arbeitslosigkeit, Nichterwerbstätigkeit, Kind im Vorschulalter, Schüler, Student, allgemeiner und beruflicher Ausbildungsabschluss, Quellen des Lebensunterhalts sowie Angaben zur gesetzlichen Rentenversicherung, zur Pflegeversicherung und zur Höhe des Individual- und Haushaltseinkommes. Im jährlichen Ergänzungsprogramm werden u. a. zusätzliche Fragen zur Erwerbstätigkeit gestellt und Angaben zu einer früheren Erwerbstätigkeit sowie zur beruflichen und allgemeinen Aus- und Fortbildung erfragt. Im Rahmen der vierjährigen Zusatzprogramme werden u. a. Angaben zum Berufs- und Ausbildungspendeln, zur Wohnsituation, zur Krankenversicherung und zur Gesundheit und Behinderteneigenschaft erhoben.

Wie vollständig sind die Auskünfte der Befragten?

Die Antwortquote im Mikrozensus beträgt regelmäßig 97 %, 3 % fallen aus, überwiegend weil sie nicht erreichbar sind. Diese sogenannten "bekannten Ausfälle" werden im Mikrozensus durch ein besonderes Verfahren ausgeglichen (Kompensationsverfahren). Bei Fragen mit freiwilliger Auskunftserteilung sind die "Ohne-Angabe"-Quoten je nach Merkmal sehr unterschiedlich.

Für welchen Zeitraum werden die Angaben erfragt?

Seit 2005 wird das Befragungsvolumen gleichmäßig über alle Kalenderwochen des Jahres verteilt (kontinuierliche Erhebung). Der Berichtszeitraum ist die letzte Kalenderwoche vor der Befragung (gleitende Berichtswoche). Die statistischen Ämter berichten Ergebnisse für Quartale und Jahresdurchschnitte. Das Scientific Use File enthält Angaben zum Berichtsquartal.

Bis einschließlich 2004 beziehen sich die Angaben - insbesondere zur Erwerbstätigkeit - jeweils auf eine festgelegte Berichtswoche. In der Regel ist dies die letzte feiertagsfreie Woche im April (Berichtswochenkonzept).

Wer ist laut Mikrozensus erwerbstätig?

Erwerbstätig sind im Mikrozensus alle Personen im Alter von 15 und mehr Jahren, die in der Berichtswoche wenigstens eine Stunde gearbeitet haben ("Labour-force-Konzept").

Wie werden die Mikrozensusergebnisse dargestellt?

Mikrozensusergebnisse werden als Summenwerte für die Darstellungseinheiten "Haushalte - Familien - Personen" zur Verfügung gestellt. Neben Bundesergebnissen sind auch vielfältige Ergebnisse für die einzelnen Bundesländer verfügbar. Einer tieferen regionalen Gliederung sind Grenzen gesetzt, so dass nur Ergebnisse für große Nachweisungsgruppen zur Verfügung gestellt werden können.

Wo werden die Ergebnisse des Mikrozensus veröffentlicht?

Aktuell für die Presse werden die Ergebnisse in Pressemitteilungen bekannt gegeben. Das Statistische Bundesamt veröffentlicht darüber hinaus regelmäßig Mikrozensusergebnisse in den Fachserien: Fachserie 1, Reihe 4.1.1: Stand und Entwicklung der Erwerbstätigkeit; Reihe 4.1.2: Beruf, Ausbildung und Arbeitsbedingungen der Erwerbstätigen; Fachserie 1, Reihe 3: Haushalte und Familien; Fachserie 13, Reihe 1: Versicherte in der Kranken- und Rentenversicherung sowie Fachserie 12, Reihe S.3: Fragen zur Gesundheit (unregelmäßig). Landesergebnisse veröffentlichen die jeweiligen Statistischen Landesämter. Ergebniskommentierungen und Methodenberichte finden Sie unter anderem in der Zeitschrift "Wirtschaft und Statistik" (herausgegeben vom Statistischen Bundesamt; erscheint monatlich).

Wer erteilt weitere Auskünfte?

Auskünfte erteilen die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des Statistischen Bundesamtes und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Forschungsdatenzentren des Statistischen Bundesamtes und der Statistischen Landesämter.

Datenzugang

Wer hat Zugang zu den Mikrozensusdaten?

Die Scientific Use Files des Mikrozensus können nach §16(6) Bundesstatistikgesetz nur an unabhängige inländische Forschungseinrichtungen ausgeliefert werden. Voraussetzung ist der Abschluss eines Nutzungsvertrags mit dem Statistischen Bundesamt bzw. mit einem statistischen Landesamt sowie eine besondere Verpflichtung auf Geheimhaltung aller Personen, die mit den Daten arbeiten. Diese besondere Verpflichtung liegt bei Beschäftigten des öffentlichen Dienstes (z.B. Beschäftigten von Universitäten) in der Regel vor; ansonsten muss sie durch das Statistische Bundesamt bzw. durch ein statistisches Landesamt vorgenommen werden.

Das Bundesstatistikgesetz beschränkt die Nutzung der Daten auf Deutschland. Ausländische Forscher haben jedoch bspw. die Möglichkeit, bei den Forschungsdatenzentren der statistischen Ämter des Bundes und der Länder als Gastwissenschaftler zu arbeiten oder Auswertungen im Rahmen der kontrollierten Datenfernverarbeitung vorzunehmen.

Falls ich nicht zu dem Personenkreis gehöre, der Zugang zum Scientific Use File des Mikrozensus erhält, welche Alternativen der Datennutzung gibt es?

  1. Es besteht die Möglichkeit, auf die vom Statistischen Bundesamt veröffentlichten Ergebnisse des Mikrozensus zurückzugreifen. Ausführliche Tabellen zu unterschiedlichen Bereichen des Mikrozensus finden Sie in den verschiedenen Fachserien des Statistischen Bundesamtes:
    • Fachserie 1, Reihe 3: Haushalte und Familien
    • Fachserie 1, Reihe 4.1.1: Stand und Entwicklung der Erwerbstätigkeit
    • Fachserie 1, Reihe 4.1.2: Beruf, Ausbildung und Arbeitsbedingungen der Erwerbstätigen
  2. Sie können für die von Ihnen gewünschten Ergebnisse des Mikrozensus Sonderauswertungen vom Statistischen Bundesamt durchführen lassen. Solche Sonderauswertungen sind kostenpflichtig. Ihr Ansprechpartner in dieser Angelegenheit ist die Zweigstelle Bonn des Statistischen Bundesamtes:

    Statistisches Bundesamt
    Zweigstelle Bonn
    Referat H 306 Auswertung und Analyse der Haushaltserhebungen, Wohnen
    Postfach 170377
    53029 Bonn

E-Mail: mikrozensus@destatis.de

Können Scientific Use Files des Mikrozensus für die Erstellung von Diplomarbeiten und Dissertationen genutzt werden?

Der "persönliche" Wunsch, die Daten für die Anfertigung einer Diplomarbeit oder Dissertation zu verwenden, erfüllt nicht die rechtlichen Voraussetzungen. Die Scientific Use Files des Mikrozensus können nur von inländischen Hochschulen und anderen Forschungseinrichtungen mit der Aufgabe unabhängiger Forschung bezogen werden. Sofern aber eine Diplomarbeit oder Dissertation Bestandteil der Forschung eines Instituts oder eines Lehrstuhls ist und die Daten von der Hochschule beantragt werden, können sie im Rahmen des konkreten Forschungsprogramms hierfür verwendet werden. Wichtig ist also die Einbindung der Abschlussarbeit in das reguläre Forschungsprogramm einer Hochschule oder eines Forschungsinstituts. Siehe zu weiteren Bedingungen und Möglichkeiten der Datennutzung für den wissenschaftlichen Nachwuchs bei den Forschungsdatenzentren der Statistischen Ämter des Bundes und der Länder: http://www.forschungsdatenzentrum.de/nutzung/fdz_nutzungsbedingungen.pdf

Die statistischen Ämter stellen anonymisierte Daten des Mikrozensus als so genanntes Campus File für die Lehre als Download zur Verfügung (bisher verfügbar 1976, 1998, 2002 sowie Mikrozensus-Panel 1996-99 (Stand: Februar 2012). Damit können diese Daten von Studierenden einfach verwendet werden.

Siehe hierzu:
Wo und wie können die Scientific Use Files des Mikrozensus bestellt werden?

Die als Scientific Use File zur Verfügung stehenden Mikrozensus-Daten können bei den Forschungsdatenzentren der Statistischen Ämter des Bundes und der Länder bestellt werden.

Weitere Informationen zum Datenzugang.

Forschungsdatenzentrum der Statistischen Ämter der Länder
- Geschäftsstelle -
c/o Information und Technik NRW
Postfach 101105
40002 Düsseldorf
forschungsdatenzentrum@it.nrw.de

des Statistischen Bundesamtes
- Forschungsdatenzentrum -
Gustav-Stresemann-Ring 11
65180 Wiesbaden
forschungsdatenzentrum@destatis.de

Zum Nutzungsantrag

Interessenten und Nutzer des Mikrozensus können sich auch an das GML bei GESIS wenden und folgende Beratungsleistungen in Anspruch nehmen:

  • Beratung, inwieweit der Forschungsplan mit Daten aus dem Mikrozensus zu realisieren ist
  • Beratung beim Verfassen des Antrags (Forschungsplans)
  • Beratung zu technischen Fragen (EDV-Voraussetzungen, Datensicherheit etc.)
  • Beratung zu Auswertungs- und Analysefragen

Welche Datenschutzmaßnahmen werden im Rahmen der Nutzung der Scientific Use Files des Mikrozensus getroffen?

Allgemeine Schutzvorkehrungen

  1. Vertragliche Bindung des Empfängers faktisch anonymisierter Daten
    • geeignete technisch-organisatorische Maßnahmen zur Kontrolle der Datennutzung;
    • Vertragsstrafe bei Reidentifikationsversuch;
    • Nutzungsbegrenzung auf das angegebene wissenschaftliche Vorhaben;
    • Keine Datenweitergabe an Dritte;
    • Löschung bzw. Rückgabe der Daten nach Abschluss des wissenschaftlichen Vorhabens;
    • Behandlung von Datenauszügen oder -duplikaten wie beim Originalfile;
    • Keine Nachforschungen hinsichtlich der lokalen Umsetzung der Stichprobenpläne.
  2. Geheimhaltung der lokalen Umsetzung der Stichprobenpläne durch die amtliche Statistik
  3. Systemfreie Anordnung der Daten

Anonymisierungsmaßnahmen für Mikrozensus (Grundfile)

  1. Regionalangaben stark vergröbert (nur Bundesland und Siedlungsstrukturtyp bzw. vergröberte Gemeindengrößenklasse)
    • Keine einzelne Gemeinde mit weniger als 500 000 Einwohnern darf identifizierbar sein
    • Ein Gemeindetyp, dem mehrere Gemeinden zugehören, darf in keinem Bundesland weniger als 400 000 Einwohner umfassen.
  2. Keine Nationalität oder Gruppe von Nationalitäten mit weniger als 50 000 Einwohnern in der Bundesrepublik darf identifizierbar sein.
  3. Merkmalsvergröberungen bei allen übrigen Variablen – falls erforderlich – so, dass in den univariaten Randverteilungen jede ausgewiesene Merkmalsausprägung für die Bundesrepublik mindestens 5000 Fälle umfasst.
  4. Nur eine Substichprobe von 70 Prozent wird weitergegeben.

Informationsquellen

Wo finde ich Informationen zur Mailingliste?

Die Mikrodaten Mailing-Liste bietet allen Interessierten ein Diskussions- und Informationsforum zu amtlichen Mikrodaten. Per Email können Probleme diskutiert bzw. offene Fragen zur amtlichen Statistik beantwortet werden. Sie können sich über "Mailingliste zu Mikrodaten und weitere Mailinglisten bei GESIS" in die Mailingslisten eintragen:

Mailingliste zu Mikrodaten und weitere Mailinglisten bei GESIS

Gibt es einen Überblick über Publikationen und weitere Dokumente des GML, die zum Download angeboten werden?

In dem WWW-Angebot des GML finden Sie unter dem Punkt DownloadsPublikationen und weitere Dokumente zum Download.

Gibt es ein Verzeichnis von Publikationen, die auf der Basis der Scientific Use Files des Mikrozensus erstellt wurden?

Veröffentlichungen (einschließlich grauer Literatur) auf der Basis der Scientific Use Files des Mikrozensus finden Sie hier.

Gibt es einen Überblick über weitere amtliche Mikrodaten und zu ihrem Zugang?

Einige weitere amtliche Mikrodatensätze werden systematisch in MISSY dokumentiert:

  • AES (Adult Education Survey)
  • EU-LFS (European Union Labour Force Survey)
  • CIS (Community Innovation Survey)
  • EU-SILC (European Union Statistics on Income and Living Conditions)
  • SES (Structure of Earnings Survey)

Weitere Datensätze sind zwar nicht systematisch dokumentiert, es liegen aber zahlreiche Dokumentationsmaterialien (Datenzugang, Variablenlisten, Fragebogen, Setups etc.) vor:


Auf den Seiten des German Microdata Lab finden sich Informationen zu:


Einen Überblick über weitere amtliche Mikrodaten, die für die (Fach-) Öffentlichkeit in Deutschland verfügbar sind, jedoch nicht vom German Microdata Lab dokumentiert werden, gibt diese Seite. Informationen zum Zugang zu amtlichen Daten finden Sie hier.

Das Erhebungsprogramm und die Themengebiete des Mikrozensus

Welche thematischen Schwerpunke beinhaltet der Mikrozensus? Hat der Mikrozensus ein gleich bleibendes Erhebungsprogramm?

Das Fragenprogramm des Mikrozensus besteht aus einem gleich bleibenden Grundprogramm, das sozioökonomische Grundinformationen liefert und die laufende Beobachtung des Arbeitsmarktes ermöglicht. Im Grundprogramm, das sich an alle Haushalte richtet, sind folgende Bereiche enthalten:

  • Haushalt und Haushaltszusammensetzung
  • Erwerbstätigkeit, Arbeitslosigkeit, Arbeitssuche, Nichterwerbspersonen
  • Kindergarten, Schule, Hochschule
  • Allgemeine und berufliche Ausbildung
  • Quellen des Lebensunterhalts, Einkommen
  • Gesetzliche Rentenversicherung
  • Gesetzliche und private Krankenversicherung
  • Pflegeversicherung

Neben den jährlich zu erhebenden Merkmalen des Grundprogramms werden in Ergänzungsprogrammen weitere Angaben erhoben, z.B. zu den Themen Aus- und Fortbildung, aktuelle und frühere Erwerbstätigkeit und Erwerbsbeteiligung. Darüber hinaus gibt es Zusatzprogramme mit Merkmalen unterschiedlicher Themenschwerpunkte, die nicht jährlich erhoben werden. Außerdem sind ab 2005 Ad-hoc Module der EU-Arbeitskräfteerhebung (Labour Force Survey) enthalten.

Welche Zusatzerhebungen finden sich in welchen Mikrozensus-Jahrgängen?

Die folgenden Tabellen geben jeweils eine Übersicht über die verschiedenen Ergänzungs- und Zusatzprogramme, deren Auswahlsätze und die Jahrgänge, in denen sie erhoben wurden.

Wie kommt es zu dem ungewöhnlichen Auswahlsatz von 0,45 Prozent bei den Ergänzungs- und Zusatzprogrammen des Mikrozensus bis 2004?

Stichproben für Ergänzungs- und Zusatzprogramme des Mikrozensus wurden bis 2004 mit einem Auswahlsatz von 0,5% oder 1% gezogen. Um den Genauigkeitsanforderungen von Eurostat beim Erhebungsprogramm des in den Mikrozensus integrierten EU Labour Force Surveys zu entsprechen, sind die Auswahlsätze auf Regierungsbezirksebene (NUTS II) unterschiedlich groß: 0,4; 0,6; 0,8 oder auch 1 Prozent. Im Bundesdurchschnitt ergibt sich dann im Mittel ca. ein 0,45%-Auswahlsatz. Diese Genauigkeitsanforderungen sind in der "Verordnung (EG) Nr. 577/98 des Rates vom 9.3.1998 zur Durchführung einer Stichprobenerhebung über Arbeitskräfte in der Gemeinschaft", Artikel 3; Repräsentativität der Stichprobe, wie folgt definiert: (1) "Für eine Gruppe von Arbeitslosen, die 5 % der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter ausmacht, darf der relative Standardfehler der Schätzungen von Jahresdurchschnittswerten (oder der Frühjahrswerte im Fall einer jährlichen Erhebung im Frühjahr) auf der Ebene NUTS II höchstens 8 % der betreffenden Bevölkerungsgruppe betragen (...)."

Thematische Fragen

Erwerbstätigkeit

Nach welchem/(n) Klassifikationsschema/(ta) werden die Angaben zur beruflichen Tätigkeit im Mikrozensus vercodet?

Bis zum Mikrozensus 1995 wurden die beruflichen Tätigkeiten (Angaben zur gegenwärtigen und zur früheren Erwerbstätigkeit) in der amtlichen Statistik nur entsprechend der deutschen 'Klassifikation der Berufe' (KLdB) vercodet. Ab dem Mikrozensus 2012 wird die KldB in der Fassung von 2010 angewendet. Ab dem Mikrozensus 1996 wird die berufliche Tätigkeit darüber hinaus auch durch die 3-stelligen Codes des ISCO 88 COM abgebildet (zu Unterschieden zwischen ISCO 88 und ISCO (COM) siehe: ISCO 88 (COM) - the European Union variant of ISCO sowie zum Umschlüsselungsverfahren. Ab dem Mikrozensus 2011 wird ISCO in der Fassung von 2008 (ISCO-08) angewendet.

Welche berufsbezogene sozialwissenschaftliche Skalen lassen sich mit den Angaben zum Beruf im Mikrozensus abbilden?

Als Serviceangebot des GML finden Sie die Umsetzung einiger sozialwissenschaftlicher Instrumente mit den Daten des Mikrozensus, darunter:

Welche Abgrenzung muss erfolgen, um die Erwerbstypen der einzelnen Mikrozensen miteinander vergleichen zu können?

Bis 1995 wurde bei der Typisierung der Erwerbstätigen eine Kombination des Erwerbs- und Unterhaltstyps (MZ 1964-1969: V70, MZ 1973-1985: EF65; MZ 1989-1995: EF34) verwendet. Ab 1996 liegt der Erwerbstyp direkt vor (MZ 1996-2004: EF504; ab MZ 2005: EF29).

Erst ab 1996 sind Erwerbslose nach der ILO-Definition (aktiv arbeitssuchend in den letzten 4 Wochen und innerhalb von zwei Wochen für die Aufnahme einer Tätigkeit zur Verfügung stehend) in einer eigenen Kategorie (MZ 1996-2004: EF504=2; MZ ab 2005: EF29=2) erfasst und von sonstigen Erwerbslosen bzw. arbeitssuchenden Nichterwerbspersonen (EF504=3; EF29=3) unterscheidbar.

Werden lediglich die genannten Typisierungen verwendet, muss bei einer langen Zeitreihe diese Unterscheidung außer Acht bleiben. Zu beachten ist des Weiteren, dass sich die Kategorien im Zeitverlauf teilweise geändert haben; für Details siehe die Variablen-Zeitpunkte-Matrix.

Eine vergleichbare Abgrenzung wird im folgenden Beispiel skizziert:

Erwerbs- und Unterhaltstyp (z.B. im MZ 1989-1995: EF34)

Erwerbstätige EF34=1-4,10-12
Erwerbslose EF34=5-7
Nichterwerbspersonen EF34=8-9

Erwerbstyp (z.B. im MZ ab 2005: EF29)

Erwerbstätige EF29=1
Erwerbslose (einschließlich arbeitsuchende Nichterwerbspersonen) EF29=2-3
Nichterwerbspersonen EF29=4

Familie/Haushalt

Warum gibt es bei der Variablen ‚Familientyp‘ in den Mikrozensen 1996ff keine Personen mit der Ausprägung 3 (F3, Ehepaar ohne ledige Kinder, aber mit ledigen Enkeln)?

Bei der Variablen Familientyp (Mikrozensus 1996-2004: EF575; ab 2005: EF707) ist der Familientyp F3 der amtlichen Familienstatistik nicht nur im Scientific Use File, sondern auch im Original-Material des Statistischen Bundesamtes nicht ausgewiesen. Die Typen F2 und F3 sind in einer Ausprägung zusammengefasst und mit "2" verkodet.

Bei welchen Erhebungszeitpunkten des Mikrozensus sind Analysen auf Haushaltebene möglich?

Mit allen Scientific Use Files sind Analysen auf Haushaltsebene möglich. Siehe hierzu:

Für welche MZ-Jahrgänge ist es möglich, das jüngste Kind in der Familie zu identifizieren?

Da für alle Scientific Use Files haushalts- und familienspezifische (d.h. satzübergreifende) Analysen durchführbar sind, ist es grundsätzlich möglich, das jüngste Kind in der Familie zu identifizieren.
Siehe hierzu:

Welche Personen im Haushalt werden befragt?

Es werden für alle Personen im Haushalt Angaben erhoben. Fremdauskünfte (Proxy-Interviews) für andere Haushaltsmitglieder sind unter bestimmten Voraussetzungen zulässig. Seit dem Mikrozensus 1999 wird erhoben, ob es sich um direkt erfragte, persönliche Angaben des Befragten oder Fremdauskünfte handelt.

MZ 1999-2004 (Erhebung: Art der Beteiligung = EF51)

Eigene Beteiligung: EF51=1
Beteiligung durch eine andere Person: EF51=2

MZ ab 2005 (Erhebung: Art der Beteiligung = EF17)

Eigene Beteiligung: EF17=1
Proxy-Angabe (Beteiligung durch anderes Haushaltsmitglied): EF17=2

Migration

In welcher Sprache werden Migranten befragt?

Die Fragebögen des Mikrozensus liegen nur in deutscher Sprache vor.

Wie werden Bildungsabschlüsse, die im Ausland erworben wurden, im Mikrozensus zugeordnet?

Für die Einstufung von Schul- und Berufsabschlüssen, die im Heimatland abgelegt wurden, gibt es keine Liste äquivalenter Abschlüsse (‚Umsteigeschlüssel‘) auf die entsprechenden deutschen Abschlüsse. Es existiert also keine formale Einordnungsvorschrift.

Welche Informationen zum Migrationshintergrund sind im Mikrozensus verfügbar?

Ab 2005 stehen Informationen zum Migrationshintergrund im Mikrozensus zur Verfügung. Die Typisierungen des Migrationshintergrundes und der dazu gehörigen Staatsangehörigkeiten sind ab dem Mikrozensus Scientific Use File 2008 (2008: mig, migs; 2009: EF2001, EF2008) enthalten. Für die Jahre 2005-2007 können sie nachträglich erstellt werden; siehe hier.

Einkommen

Basiert die Variable ‚Haushaltseinkommen‘ (Typisiert) in den Mikrozensen 1996ff auf der Frage zum Haushaltseinkommen im Selbstausfüllerbogen?

Die Variable Haushaltsnettoeinkommen (nach Typisierung) (Mikrozensus 1996-2004: EF539; ab 2005: EF707) enthält im Wesentlichen die Angaben auf die direkte Frage nach dem Haushaltseinkommen (siehe z.B. für MZ 1996: Frage 126 im Selbstausfüllerbogen 1+E). Im Fall von Item-Nonresponse zur Frage nach dem Haushaltseinkommen wird vom Statistischen Bundesamt aus den im Haushalt vorhandenen Einzelangaben zum persönlichen Nettoeinkommen eine Schätzung des Haushaltseinkommens vorgenommen. Dabei werden in einem ersten Schritt die gruppierten und zensierten Individualangaben in "spitze Einkommenswerte" (Klassenmitte; unter Annahme einer Gleichverteilung in der Einkommensklasse) rekodiert. Die Summe dieser Einkommenswerte wurde im zweiten Schritt in die entsprechende Einkommensgruppe rekodiert. Bei diesem Verfahren werden alle im Haushalt vorhandenen Einkommensangaben genutzt, unberücksichtigt, ob einzelne Personen evtl. keine Einkommensangabe gemacht haben.

Regionale Auswertungen mit Mikrozensus

Sind mit dem Mikrozensus regionale Auswertungen möglich?

Die Scientific Use Files des Mikrozensus, sogenannte Grundfiles, enthalten fachlich differenzierte Angaben (z.B. Beruf, Wirtschaftszweig, Staatsangehörigkeit), jedoch als Regionalangaben lediglich das Bundesland und eine typisierte Variable Gemeindegrößenklasse.

Im Unterschied dazu ermöglicht das Regionalfile des Mikrozensus 2000 Analysen auf regional tiefer gegliederter Ebene von sogenannten Mikrozensus-Kreisregionen (MZKR), die mindestens 100.000 Einwohner in der Population umfassen. Die Abgrenzungen der MZKR orientieren sich an den Raumordnungsregionen bzw. siedlungsstrukturellen Kreistypen und bieten Möglichkeiten zu weiteren forschungsorientierten Aggregationen.
Siehe hier.

Siehe auch Herter-Eschweiler, R. (2019): Der Mikrozensus und die Möglichkeiten seiner Regionalisierung, S. 205-225 in: Arbeitsgruppe Regionale Standards (Hrsg.) 2019: Regionale Standards Ausgabe 2019. GESIS Schriftenreihe Band 23. Köln: GESIS.
Siehe hier.

Ist es richtig, dass man Ost- und Westdeutschland nur über das entsprechende Bundesland unterscheiden kann? D.h., dass Ost- und West Berlin nicht unterschieden werden können?

Nein, Zwischen West- und Ost-Berlin kann mit Hilfe der Variablen Bundesland (EF1) und Gemeindegrößenklasse unterschieden werden. Die Variable Gemeindegrößenklasse ist in den Mikrozensen

1991-1995: EF8
1996-2004: EF708
ab 2005: EF563

Siehe z.B. die Seite "Das Wichtigste über den Mikrozensus 2006 im Überblick"

Methodische Fragen

Gewichtung und Hochrechnung im Mikrozensus

Gibt es für die Mikrozensus Scientific Use Files spezifische Gewichtungsvariablen?

Bei den Gewichtungs- und Hochrechnungsvariablen, die in den Scientific Use Files zur Verfügung stehen, handelt es sich um die entsprechenden Variablen des Mikrozensus Originalfiles. Ab 2006 sind die Hochrechnungsfaktoren bereits mit dem Kehrwert der Auswahlwahrscheinlichkeit der Substichprobe (100/70) multipliziert und rechnen auf 1.000 der Population hoch.

Welche Funktionen erfüllen die Gewichtungs- und Hochrechnungsvariablen des Mikrozensus?

Der Mikrozensus ist grundsätzlich eine 1%-Stichprobe der Haushalte in Deutschland. Diese Stichprobe ist - wie jede andere Stichprobe - mit einem unvermeidlichen zufallsbedingten (Stichproben-)Fehler behaftet. Darüber hinaus treten auch bei der praktischen Durchführung von Mikrozensus - wie bei jeder anderen Erhebung - Ausfälle systematischer Natur auf (der Anteil der bekannten Ausfälle an den zu befragenden Haushalten ist aufgrund der für den Mikrozensus geltenden Auskunftspflicht mit 2,5-3% allerdings relativ gering). Die Gewichtungsvariablen des Mikrozensus dienen zur Kompensation dieser systematischen Ausfälle und des zufallsbedingten Stichprobenfehlers sowie zur Anpassung der Daten an die Bevölkerungsfortschreibung. Die für die Unterstichproben des jeweiligen Mikrozensus bestimmten Gewichtungsvariablen beinhalten darüber hinaus gleichzeitig einen Hochrechnungsfaktor, der eine Hochrechnung auf die 70% Substichprobe des Mikrozensus (das Scientific Use File) bewirkt.

Warum weichen die Ergebnisse der Auszählungen mit Scientific Use Files trotz Gewichtung und Hochrechnung von den veröffentlichten Ergebnissen des Mikrozensus ab?

Diese Abweichungen sind darauf zurückzuführen, dass das Scientific Use File eine 70%-Stichprobe der Haushalte bzw. Wohnungen des Originalmikrozensus und damit mit einem Stichprobenfehler behaftet ist. Zur Korrektur dieses Stichprobenfehlers sind keine Gewichtungsvariablen vorgesehen. Die Gewichtung des Scientific Use Files mit den entsprechenden Gewichtungsvariablen des 1%-Originalfiles tangiert also nicht den für diese Abweichung ursächlichen zufallsbedingten Stichprobenfehler. Sie dient, wie oben beschrieben, zur Kompensation der systematischen Ausfälle und des zufallsbedingten Stichprobenfehlers des Originalfiles des Mikrozensus (und damit auch des Scientific Use Files) und dessen Anpassung an die Bevölkerungsfortschreibung. Auch die Hochrechnung des Scientific Use Files (Multiplikation mit dem Kehrwert der Auswahlwahrscheinlichkeit) erhöht zwar dessen Fallzahl um 100/70 (Kehrwert der Auswahlwahrscheinlichkeit), kann aber nicht zur exakten Wiederherstellung der Verhältnisse im Original File des Mikrozensus führen, denn, das Scientific Use File enthält nicht 70% der Fälle, sondern 70% der Haushalte bzw. Wohnungen des Originalfiles des Mikrozensus.

Weiterführende Links

Signifikanztests mit den Ergebnissen des Mikrozensus

In wieweit können die Ergebnisse des Mikrozensus auf ihre Signifikanz hin überprüft werden? Sind die herkömmlichen Signifikanztests und Inferenzschlüsse für die Analysen mit dem Mikrozensus zulässig?

Standardanalysen der Statistikpakete gehen von einer einfachen bzw. uneingeschränkten Zufallsstichprobe aus. Der Mikrozensus dagegen basiert auf einer geschichteten Klumpenstichprobe. Bei einer Klumpenstichprobe ist die Varianz der Populationsschätzer im Vergleich zu einer einfachen Zufallsauswahl i.d.R. größer. Die korrekte Berechnung von Parametern der Grundgesamtheit setzt Informationen über die Schichtung und Klumpung voraus. Auf der Basis dieser Informationen, die für die Mikrozensen 1973-1987 und 1996ff vorliegen, stellt das German Microdata Lab Tools zur Berechnung der Standardfehler von Gesamt-, Anteils- und Mittelwerten bereit. Im GESIS-Methodenbericht 2009/02 wird anhand eines Beispiels erläutert, wie bei statistischen Modellen vorgegangen werden kann, um evtl. durch das Stichprobendesign bedingte Modellverletzungen zu beheben.

Zur Berechnung des Stichprobenfehlers im Mikrozensus

Sonstiges

Wie hoch ist die Ausschöpfungsquote beim Mikrozensus? Warum findet man bei einigen Fragen des Mikrozensus, für die eigentlich Auskunftspflicht besteht, die Kategorie "ohne Angabe"?

  1. Aufgrund der Auskunftspflicht der ausgewählten Haushalte liegt die Teilnahmerate der Haushalte bei rund 97 Prozent; d.h. der Unit-Nonresponse (Haushalt nicht angetroffen bzw. nicht erreichbar etc.) ist im Vergleich zu vielen Forschungsumfragen sehr gering.
  2. Eine Reihe von Fragen des Mikrozensus sind von der Auskunftspflicht ausgenommen, wie z.B. die Frage nach dem Eheschließungsjahr, zur Aus- und Weiterbildung von Personen über 51 Jahre etc. Diese Fragen sind teilweise mit einem Antwortausfall (Item-Nonresponse) von bis zu 10 Prozent behaftet. In den Datensatzbeschreibungen (Schlüsselverzeichnissen und Datenhandbüchern) ist gekennzeichnet, für welche Fragen und Variablen eine Auskunftspflicht besteht.
  3. Auch bei den Fragen mit Auskunftspflicht kann es im Rahmen der Erhebung zu Antwortausfällen kommen, weil z.B. Befragte keine Angabe zum Einkommen machen. Die statistischen Ämter versuchen, die Befragten von der Notwendigkeit ihrer Angaben zu überzeugen, sind aber nicht in allen Fällen erfolgreich. Insbesondere ist bei den schriftlichen Befragungen ein höherer Item-Nonresponse als bei den mündlichen Befragungen durch Interviewer festzustellen.

Angaben zur Interviewform stehen ab dem Scientific Use File des Mikrozensus 1996 mit der Variablen "EF9 Bogenart" zur Verfügung. Weitere Informationen zum Nonresponse im Mikrozensus finden sich in folgenden Veröffentlichungen:

  • Emmerling, D./Riede, T. (1994): Zur Freiwilligkeit in der Auskunftserteilung im Mikrozensus. Wirtschaft und Statistik (6): 435-449.
    Siehe hier
  • Lüttinger, P./Riede, T. (1997): Der Mikrozensus: amtliche Daten für die Sozialforschung. ZUMA-Nachrichten 41: 19-43. [.pdf]
  • Riede, T./Emmerling, D. (1994): Analysen zur Freiwilligkeit der Auskunftserteilung im Mikrozensus. Wirtschaft und Statistik (9): 733-742.
    Siehe hier
  • Afentakis, A.; Bihler, W. (2005): Das Hochrechnungsverfahren beim unterjährigen Mikrozensus ab 2005 Wirtschaft und Statistik (10): 1039-1048. [.pdf]

Handelt es sich bei den in der Variable "Erhebungsinstrument" als "Blaise-Feldbefragung" bezeichneten Interviews (MZ 1999-2004) um persönliche oder um schriftliche Interviews (Selbstausfüller)?

Bei diesen Interviews handelt es sich um Befragungen mittels Laptops, also um Befragungen, bei denen der Interviewer die Antworten des Befragten direkt in einen elektronischen Fragebogen eingibt. Bei den Mikrozensen 1996-2004 (EF9) wurde nur ein kleiner Anteil der Interviews mittels Laptop realisiert. Ab Mikrozensus 2005 (EF7) werden für die Datenerhebung flächendeckend Laptops eingesetzt.

Siehe auch:
Thematische Gliederung:
Siehe hier

Folgende Quellen informieren über den Einsatz von Laptops in Haushaltsbefragungen:

  • Riede, T. & Dorn, V. (1991): Zur Einsetzbarkeit von Laptops in Haushaltsbefragungen in der Bundesrepublik Deutschland. Heft 20 der Schriftenreihe Ausgewählte Arbeitsunterlagen zur Bundesstatistik. Wiesbaden: Statistisches Bundesamt.
  • Helbig, Ina (1996): Fünf Jahre Mikrozensus - Erfahrungen in Sachsen. Statistik in Sachsen (3): 1-5.
  • Helbig, Ina (1997): Laptopeinsatz im Mikrozensus 1996 in Sachsen. Statistik in Sachsen (1): 35.

Zum flächendeckenden Laptop-Einsatz ab dem Mikrozensus 2005:

  • Lotze, S.; Breiholz, H. (2002a): Zum neuen Erhebungsdesign des Mikrozensus. Teil 1. Wirtschaft und Statistik (5): 359-366.
    Siehe hier
  • Lotze, S.; Breiholz, H. (2002b): Zum neuen Erhebungsdesign des Mikrozensus. Teil 2. Wirtschaft und Statistik (6): 454-459.
    Siehe hier
  • Statistisches Bundesamt (2019):
    Siehe hier

Was sind Jahresüberhänge und wie gehe ich damit um?

Ab dem Mikrozensus 2006, mit Ausnahme der Erhebung 2007, gibt es so genannte Jahresüberhänge. Das sind Haushalte bzw. Personen, die im Erhebungszeitraum i. d. R. aufgrund schwerer Erreichbarkeit nicht befragt werden konnten, sondern erst im Folgejahr. Solche Überhänge entstehen durch die seit 2005 bestehende Quartalsbefragung. Befragte, die in dem ausgewählten Quartal nicht angetroffen werden (meist das letzte Quartal), werden mitunter erst im ersten Quartal des Folgejahres befragt. Infolge dieser Befragungsverzögerung kann es passieren, dass Haushalte in einem Jahr zweimal befragt werden. Die Information darüber ob es sich um eine Person oder einen Haushalt handelt, die/der im Folgejahr befragt wurde, also einen Jahresüberhang, findet man in der Variable EF5b. Bei den Mikrozensus ab 2006 ist daher zu überlegen, wie mit Überhängen aus dem Vorjahr umzugehen ist.

Beim satzübergreifenden Arbeiten sollten Jahresüberhänge immer berücksichtigt werden, da im SUF im Fall von Jahresüberhängen die Haushaltsnummer im Auswahlbezirk (EF4) mit der Haushaltsnummer für den jeweils aktuellen Jahresbestand identisch ist. Bei eigenen Abgrenzungen auf der Ebene von Haushalten, Lebensformen oder Familien muss deshalb für eine eindeutige Identifikation der Einheiten die folgende Sortierfolge verwendet werden: Auswahlbezirk (EF3), Berichtsquartal (EF12), Jahresüberhang (EF5b) und Haushaltsnummer (EF4) sowie nach Bedarf Nummer der Lebensform im Haushalt (EF27) oder Nummer der Familie im Haushalt (EF25). Anderenfalls kann es zu Doppelungen kommen. Folgendes Beispiel verdeutlicht die Problematik: Satzübergreifendes Arbeiten und der Umgang mit Jahresüberhängen

Will man jedoch Veröffentlichungen der Statistischen Ämter replizieren, werden Haushalte und Personen des Jahresüberhangs benötigt. Diese Einbeziehung ist sinnvoll, weil davon ausgegangen werden kann, dass die Verteilungsstrukturen der i. d. R. schwer erreichbaren Haushalte mit Jahresüberhang im Zeitverlauf ähnlich sind und sich von den anderen Haushalten unterscheiden. Bei der Hochrechnung kann man Informationen zu Jahresüberhängen (EF5b) unberücksichtigt lassen.

Vergleichende Analysen mit dem Mikrozensus

Sind Vergleiche zwischen Labour Force Survey und Mikrozensus möglich?

Grundsätzlich sind Vergleiche zwischen Labour Force Survey und Mikrozensus möglich. In Deutschland werden die Angaben des Labour Force Survey der EU (Arbeitskräfteerhebung) als Unterstichprobe des Mikrozensus erhoben. Im Erhebungsprogramm des Mikrozensus ab 1996 wird die Erwerbstätigkeit nach dem Labour-Force-Konzept durch vier Leitfragen zur Erwerbstätigkeit erfasst. Die Bevölkerung wird danach basierend auf den ILO-Standards in Erwerbstätige, Erwerbslose und Nichterwerbspersonen unterteilt. In Übereinstimmung mit den internationalen Standards der Definition von Erwerbslosigkeit der International Labour Organization (ILO) gelten im Mikrozensus Personen als erwerbslos, die in der Berichtswoche nicht mindestens eine einzige Stunde beschäftigt waren und zusätzlich eine Tätigkeit suchten. Während jedoch nach der ILO-Definition von Erwerbslosigkeit darüber hinaus das Kriterium der Verfügbarkeit für den Arbeitsmarkt eine ausschlaggebende Rolle spielt, wurde in den Veröffentlichungen des Statistischen Bundesamtes zur Erwerbslosigkeit auf Basis des Mikrozensus bis 1996 dieses Kriterium nicht berücksichtigt. Erst ab 1996 wird die Verfügbarkeit zusätzlich ausgewiesen. Die entsprechende Variable zur Umsetzung der ILO-Definition ist jedoch ab Mikrozensus 1985 enthalten.

Weitere Informationen:

Wie müssen die einzelnen Stichproben der Mikrozensen gewichtet werden, um vergleichend auszuwerten?

Mikrozensus: Scientific Use Files

SUF 1973

Die Daten der Scientific Use Files von 1973 entsprechen einer 70% Substichprobe des Mikrozensus.

Die Anpassung der Mikrozensusergebnisse an die laufende Bevölkerungsfortschreibung erfolgte nicht — wie bei den neueren Mikrozensen — durch eine Gewichtung, sondern durch das Doppeln und Streichen von Personen (Personenebene) (EF76). Die sog. Eckwerte, an welche der Mikrozensus angepasst wird, sind die aus der Bevölkerungsfortschreibung gewonnene Zahl von Personen, gegliedert nach Deutschen/Ausländern, Geschlecht und Regierungsbezirk. Ergibt sich in der Stichprobe des MZ nach der Gliederung nach diesen Merkmalen in einem Gliederungssegment z.B. eine Untererfassung gegenüber dem Eckwert der Bevölkerungsforschreibung, d.h. wenn der Stichprobenwert weniger als 1% des Eckwertes beträgt, werden zufällig ausgewählte Stichprobenfälle so lange gedoppelt, bis der Stichprobenwert dem Eckwert entspricht. Das umgekehrte Prinzip, nämlich die Streichung von Fällen, erfolgt bei einer Übererfassung von Fällen in einem Gliederungssegment (Stichprobenumfang größer als 1% des entsprechenden Eckwertes). Das Verfahren des Doppelns und Streichens ist ausführlich beschrieben in Krug/Nourney: Wirtschafts- und Sozialstatistik, 2. Auflage. München: Oldenbourg, 1987 (S. 145-146). Ab der 3. Auflage wird das Verfahren nur noch knapp erwähnt.

SUF 1989ff.

Die Mikrozensusdaten der Scientific Use Files ab 1989ff. entsprechen ebenfalls einer 70% Substichprobe.

Für die Daten 1989-1995 liegt lediglich ein Hochrechungsfaktor auf Haushaltsebene vor (MZ 1989: EF257U4; Ergebnis der Soll-durch-Ist-Anpassung). Die Anpassung der Mikrozensus-Ergebnisse an die laufende Bevölkerungsfortschreibung geschieht auf Haushaltsebene, so dass für die Personenebene in den Scientific Use Files 1989-1995 kein entsprechender Hochrechnungsfaktor bereitsteht. Testauswertungen haben jedoch gezeigt, dass die Verwendung des Haushalts-Hochrechungsfaktors für Auswertungen auf Personenebene zu keinen wesentlich anderen Ergebnissen führt als die Verwendung des korrekten Personen-Hochrechungsfaktors.

Ab dem Mikrozensus 1996 kann neben dem Haushalts-Hochrechungsfaktor auch auf Hochrechnungsfaktoren für Personen zurückgegriffen werden.

Vergleichende Auswertungen

Vor dem Hintergrund, dass es sich bei den oben beschriebenen Mikrozensen einerseits um Aggregat- bzw. Einzeldaten handelt, denen andererseits verschiedene Auswahlsätze und Anpassungsverfahren zugrunde liegen, sind folgende Vorgehensweisen zu empfehlen:

  • Auswertungen bei Populationsschätzungen, wenn (näherungsweise) veröffentlichte oder "amtliche" Ergebnisse erzielt werden

Siehe hierzu Randverteilungen des Mikrozensus und Hochrechnungsfaktoren sowie jeweils die Seiten "Zur Abgrenzung der Bevölkerungsbegriffe und zur Hochrechnung im Mikrozensus SUF...", z.B. zum Erhebungszeitpunkt 1973 und 2009.

Für eine Hochrechnung auf die Gesamtpopulation (100%) sind die gewichteten Ergebnisse mit 100 zu multiplizieren.

  • Auswertung bei Schätzung von statistischen Modellen

Bei der Schätzung von statistischen Modellen empfiehlt sich die ungewichtete Auswertung.

Um die Daten der Scientific Use Files des MZ 1973 völlig ungewichtet (d.h. ohne Anpassung an die Bevölkerungsfortschreibung und ohne Berücksichtigung des SUF-Auswahlsatzes von 70%) und vergleichbar zu einer ungewichteten Auszählung von MZ-Daten ab 1989 auszuwerten, empfiehlt es sich, die "Originalsätze" befragter Personen in den MZ 1973 bis 1987 abzugrenzen. Dies geschieht, indem man (z.B. nach Abgrenzung der Wohnbevölkerung: ef58=1, ef58=2, ef58=4), nur die entsprechenden "Originalsätze" auswertet (z.B. für 1982: ef76=0, ef38>=0&ef38<=1).

In Bezug auf die Hochrechnungsfaktoren bei der Schätzung von Gesamt-, Anteils- und Mittelwerten sowie zur Anpassung an die Bevölkerungsfortschreibung finden Sie hier weitere Informationen.

0,45% Substichprobe MZ 1996-2004

Bei Verwendung der 0,45%-Substichprobe ist das besondere Hochrechnungsverfahren mit der Variablen EF755 (Mikrozensus 1996-2004) zu berücksichtigen, das vom Statistischen Bundesamt wie folgt beschrieben wird: "(...) Für die Festlegung eines Anpassungsfaktors für Merkmale der 0,45%-Unterstichprobe werden die Ergebnisse der 1%-Stichprobe und dieser Unterstichprobe innerhalb eines Regierungsbezirks in der Differenzierung nach Erwerbstätigen, Erwerbslosen und Nichterwerbspersonen kombiniert mit dem Merkmal Deutsche/Ausländer und dem Geschlecht mit dem bereits ermittelten Anpassungsfaktor für die 1%-Stichprobe hochgerechnet. Der Anpassungsfaktor für die 0,45%-Stichprobe [siehe Variable EF755] ergibt sich dann aus der Relation der Ergebnisse aus der 1%-Stichprobe (= "Sollzahl") und den Ergebnissen der 0,45%-Unterstichprobe (= "Istzahl"). (...)".

Siehe auch:

Hochrechnungsfaktoren

Technische Probleme

Wie werden Systemfiles aus den Rohdaten des Mikrozensus Scientific Use Files erstellt?

Sie finden in unserem Internetangebot für alle als Scientific Use File zur Verfügung stehenden Mikrozensen SPSS-, STATA- und SAS-Setups zur Erstellung von entsprechenden Systemfiles.

Die Setups erfüllen folgende Aufgaben:

  • Einlesen der Rohdaten, wie sie vom StBA bereitgestellt werden
  • Umwandeln von alphanumerischen Variablen in numerische Variablen
  • Ersetzen von fehlenden Werten (Blanks)
  • Recodieren und Deklarieren der Missing Values
  • Hinzufügen der Variable Labels
  • Hinzufügen der Value Labels
  • Speichern der endgültigen Systemfile

Weitere Informationen finden Sie in der für das jeweilige SETUP verfügbaren Readme-Datei.

Seit der Mikrozensuserhebung 2007 stellen die Forschungsdatenzentren der Statistischen Ämter des Bundes und der Länder neben Rohdaten im ASCII-Format auch Daten im dokumentierten Format (Systemfiles) der am häufigsten verwendeten Statistikprogramme SPSS, SAS und Stata bereit, die mit diesen Setups erstellt wurden.

Wie kann ich ein erstelltes Systemfile eines bestimmten Formats (z. B. SPSS-Systemfile) in ein anderes Format (z. B. STATA-Systemfile) konvertieren?

Mit dem Programm Stat/Transfer ist es möglich, die Systemfiles gängiger Formate in ein anderes gängiges Format zu konvertieren. Dabei müssten die Spezifika des jeweiligen Programms (z. B. die Handhabung fehlender Werte, Konventionen zur Darstellung von langen Labels, etc) berücksichtigt werden.

Mit neueren Versionen von SPSS können Stata-Datenfiles auch direkt erstellt werden: SAVE TRANSLATE [...] \TYPE=STATA.