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Programme for the International
Assessment of Adult Competencies

Netzwerkmodule des PIAAC-Leibniz-Netzwerks

Im Modul 1 "Forschung" sollen die in PIAAC erhobenen Maße evaluiert und im Kontext anderer Kompetenz- und allgemeiner kognitiver Grundfähigkeitsmaße eingeordnet bzw. alternative Indikatoren, beispielsweise zur Erfassung des Skill Mismatch oder der Weiterbildungsbeteiligung, erprobt werden. Zum anderen sollen der Erwerb und die Nutzung der Kompetenzen detailliert untersucht werden. 

Das Modul 2 "Wissensvermittlung" verfolgt das strategische Ziel, die Daten, Analysepotenziale und Erkenntnisse von PIAAC in eine interdisziplinäre Wissenschaftsgemeinschaft zu vermitteln.

Übersicht Module

Ziele & Fragestellung

Im Rahmen von PIAAC-LN wird als Teilprojekt am DIPF untersucht, ob und inwiefern Kompetenztests, wie sie in PIAAC eingesetzt werden, etwas anderes messen als nur kognitive Grundfähigkeiten.

Kompetenztests sollen über allgemeine kognitive Fähigkeiten hinaus die Ergebnisse von typischerweise in Schule und Unterricht stattfindenden Lernprozessen abbilden. Ein Beispiel für diese sogenannten kontextualisierten Fähigkeiten ist das Leseverständnis. Tests zur Erfassung kognitiver Grundfähigkeiten dagegen sollten generalisierbare Fähigkeiten erfassen, die zeitlich stabil sind und nicht im schulischen Kontext erlernt werden. Hierzu zählt zum Beispiel schlussfolgerndes Denken.

Methodisches Vorgehen

Zur Bearbeitung der Projektfragestellung werden die PIAAC-Kompetenzmessungen von  Literacy und Numeracy sowie Messungen allgemeiner kognitiver Fähigkeiten aus dem PIAAC-L Projekt herangenzogen. Zusätzlich führt das Teilprojekt am DIPF in PIAAC-L ergänzend einen computerbasierten Zahlenreihentest durch. Dieser stellt ein zentrales Maß für die Erfassung von kognitiver Grundfähigkeit dar und soll von ca. 800 Personen bearbeitet werden.

Zur Beantwortung der Forschungsfrage, ob Kompetenztests über allgemeine kognitive Fähigkeiten hinaus auch das Ergebnis von Bildungsprozessen abbilden, soll untersucht werden,

(1) ob sich Maße zur Erfassung von Kompetenz und kognitiver Grundfähigkeit (dimensionsanalytisch) abgrenzen lassen. Beispielsweise wird untersucht, ob der Erfolg in Aufgaben zur Erfassung von Kompetenz und kognitiver Grundfähigkeit von einer gemeinsame Fähigkeit oder unterschiedlichen Fähigkeiten abhängt.

(2) inwiefern der Zusammenhang zwischen Bearbeitungsprozessen, wie beispielsweise der Bearbeitungszeit, und Bearbeitungserfolg in Aufgaben zur Erfassung kognitiver Grundfähigkeiten  und Aufgaben zur Erfassung von Kompetenz vergleichbar ist.

(3) ob der Zusammenhang von Maßen zur Erfassung kognitiver Grundfähigkeit und Maßen zur Erfassung von Kompetenz mit Hintergrundvariablen, wie zum Beispiel Alter, Dauer und Art von Schul- und Ausbildung, vergleichbar ist.

Beteiligte Personen

Am DIPF: Prof. Dr. Frank Goldhammer (Projektleitung), Lena Engelhardt

Kooperation: Prof. Dr. Jürgen Baumert (MPI für Bildungsforschung); Prof. Dr. Oliver Lüdtke, Prof. Dr. Olaf Köller (IPN); Prof. Dr. Jürgen Schupp (DIW); Prof. Dr. Claus H. Carstensen (Uni Bamberg)

zur Projektseite beim DIPF

Das Modul 1.2 des PIAAC-Leibniz-Netzwerks beschäftigt sich mit der Weiterentwicklung der PIAAC-Fragen zur Weiterbildung. Dabei geht es einerseits darum, Weiterbildung differenzierter zu erfassen, und andererseits darum, die Motive der Nicht-Teilnahme zu erheben. Ziel ist es, Weiterbildungsteilnahme besser erklären zu können und individuelle Weiterbildungsbarrieren zu erforschen. Außerdem sollen neue Möglichkeiten zur Erfassung von informellem Lernen erprobt werden, um auch Aussagen über nicht-formale Lernsituationen treffen zu können.

Ausgewählte Teile des Erhebungsinstruments wurden unter methodischen und fragebogentechnischen Aspekten einem kognitiven Pretest im GESIS-Pretestlabor unterzogen. Die Ergebnisse wurden einbezogen, um die Fragestellungen weiterzuentwickeln.

Die Fragen zur Teilnahme an Weiterbildung und zu Weiterbildungsbarrieren werden in der PIAAC-L Welle 2016, die Fragen zum informellen Lernen im GESIS-Panel (Welle 12/2015) getestet. So können inhaltliche Erkenntnisse darüber gewonnen werden, welche Personen an Weiterbildung teilnehmen, welche Gruppen von Weiterbildung ausgeschlossen werden und welche Gründe es hierfür gibt. Diese sollen dann Ansatzpunkte liefern, um allen Bevölkerungsgruppen gleichermaßen Zugang zur Weiterbildung zu ermöglichen.

Beteiligte Personen

Natascha Massing: GESIS – Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften (GESIS)

Britta Gauly: GESIS – Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften (GESIS)

Prof. Dr. Harm Kuper: Freie Universität Berlin (FU)

Prof. Dr. Josef Schrader: Deutsches Institut für Erwachsenenbildung – Leibniz-Zentrum für Lebenslanges Lernen (DIE)

Andreas Martin: Deutsches Institut für Erwachsenenbildung – Leibniz-Zentrum für Lebenslanges Lernen (DIE)

Qualifikations- und Skill-Mismatch sind bedeutende Probleme modernder Arbeitsmärkte. Beide Phänomene beschreiben die Diskrepanz zwischen der vorhandenen Bildung und den Anforderungen des Berufs. Während sich Qualifikations-Mismatch jedoch auf die formalen Bildungsabschlüsse konzentriert, beschäftigt sich Skill-Mismatch mit den tatsächlich vorhandenen Kompetenzen der Erwerbstätigen (und deren Passung zum Arbeitsplatz).

In einem ersten Analyseschritt untersuchen wir auf Basis von PIAAC 2011/12 die individuellen und institutionellen Determinanten von Überqualifizierung (Overeducation) vor dem Hintergrund der Wirtschafts- und Finanzkrise im europäischen Vergleich. Der Fokus liegt dabei auf der Erklärung von Länderunterschieden im Ausmaß substantieller Überqualifizierung der Beschäftigten. Explizit berücksichtigen wir dabei die Bedeutung der instabilen Arbeitsmarktsituation für die Entstehung und Persistenz des Phänomens in einigen Ländern. Während die meisten Studien bisher lediglich Personen mit Hochschulabschluss und Arbeitsmarkteinsteigerinnen und -einsteiger betrachtet haben, konzentrieren wir uns auf Beschäftigte in der Haupterwerbsphase. In einem zweiten Analyseschritt nehmen wir eine Längsschnittperspektive ein und untersuchen für den deutschen Arbeitsmarkt auf Basis von PIAAC 2011/12 und PIAAC L, welche sozio-ökonomischen Konsequenzen mit der individuellen Erfahrung von Qualifikations-Mismatch einhergehen können.

Mit PIAAC 2011/12 wurde erstmals ein Versuch unternommen, zusätzlich zum Qualifikations-Mismatch das tatsächliche Skill-Mismatch zu messen. Jedoch weist das bisherige Maß methodische Fehler auf. Es basiert auf einer Selbsteinschätzung, die nur 3% der deutschen Erwerbstätigen als ihren Kompetenzen angemessen beschäftigt ausweist. Bisher existiert noch kein etabliertes Skill-Mismatch-Maß. Ziel dieses Moduls ist daher ebenfalls die Entwicklung eines verbesserten Maßes. Eine neue Version einer Selbsteinschätzung wird in PIAAC-L getestet.

Beteiligte Personen

Dr. Camilla Borgna (WZB), Dr. Anja Perry (GESIS), Dr. Paula Protsch (WZB), Prof. Dr. Heike Solga (WZB)

Dieses Modul zielt darauf ab, das Verständnis der kausalen Beziehungen zwischen Bildung und Arbeitsmarkterfolg (Beteiligung, Beschäftigung/Arbeitslosigkeit, Einkommen) in PIAAC durch den Einsatz moderner mikroökonometrischer Methoden und die Verknüpfung mit externen Datensätzen zu verbessern. Um den kausalen Effekt von Kompetenzen zu bestimmen, sollen Veränderungen in Gesetzen über Pflichtschuljahre als Instrumentvariable für die in PIAAC gemessenen Kompetenzen genutzt werden. Die so identifizierte Variation in den Kompetenzen ist nicht von umgekehrter Kausalität oder unbeobachteten Variablen beeinflusst. Für die Analyse werden die internationalen PIAAC-Daten mit Informationen über den Zeitpunkt der Änderungen in Pflichtschulgesetzen verknüpft, insbesondere auch die deutschen Reformen der Pflichtschulzeit (z. B. Piopiunik, 2013). Für diese Verknüpfung werden im Rahmen von PIAAC-L Informationen über die exakte Anzahl der Schuljahre der Befragten erhoben. Die gewonnenen Einsichten über die Nutzbarkeit solcher Informationen können wichtige Erkenntnisse für die Weiterentwicklung des internationalen PIAAC-Hintergrundfragebogens liefern. Darüber hinaus werden die zugespielten Daten zur Pflichtschulzeit in einem Scientific-Use-File Dritten zur Nutzung zur Verfügung gestellt werden.

Beteiligte Personen

Prof. Dr. Ludger Wößmann, ifo Institut München

Dr. Simon Wiederhold, ifo Institut München

Franziska Hampf, ifo Institut München

zur Projektseite beim ifo

Ein weiterer, insbesondere in Deutschland zentraler Aspekt der Arbeitsmarktbeteiligung ist die Unterscheidung in berufsspezifische (insbesondere duale Berufsausbildung) und allgemeine Bildungsgänge. Wößmann et al. (im Erscheinen) haben anhand der IALS-Daten in einem Differenzen-in-Differenzen-Ansatz gezeigt, dass sich der Vorteil berufsspezifischer gegenüber allgemeinbildenden Bildungsgängen beim Eintritt in den Arbeitsmarkt im Lebensverlauf verringert und im höheren Alter mit Beschäftigungsproblemen verbunden ist. Hierbei spielen die getesteten Kompetenzen eine zentrale Rolle, um in Bezug auf die Kompetenzniveaus vergleichbare Personen in den beiden Bildungsgängen identifizieren zu können.

Die PIAAC-Daten erlauben eine aktualisierte und durch die verbesserte Kompetenzmessung vertiefte Analyse dieser Zusammenhänge. Darüber hinaus soll – wie auch in Modul 1.4 – insbesondere dem Problem, dass bisher nur Querschnittsvariation im Erwerbsstatus genutzt werden konnte, durch die Verlinkung der deutschen PIAAC-L-Daten mit der Erwerbshistorie aus den IAB-Daten begegnet werden, ergänzt durch eine retrospektive Erhebung von Ausbildungsberuf und Studienrichtung sowie zu spezifischen Aspekten der Arbeitsmarkthistorie.

Zusammen mit Modul 1.4 verspricht dieses Modul nicht nur ein verbessertes Verständnis der kausalen Wirkungen von Bildung auf dem Arbeitsmarkt anhand weiterentwickelter Methodik zur Identifikation in den PIAAC-Daten, sondern auch wichtige Erkenntnisse zur Verbesserung des zukünftigen PIAAC-Instrumentariums in Bezug auf die Möglichkeiten der Verknüpfung mit externen Daten sowie der Weiterentwicklung des Hintergrundfragebogens bezüglich der Erhebung von Bildungs- und Erwerbsverläufen.

Beteiligte Personen

Prof. Dr. Ludger Wößmann, ifo Institut München

Dr. Simon Wiederhold, ifo Institut München

Franziska Hampf, ifo Institut München

zur Projektseite beim ifo

Ziel dieses Moduls ist die Vermittlung des analytischen Potenzials von PIAAC in die verschiedenen Wissensgemeinschaften. Es umfasst folgende Inhalte:

  • Das verfügbare Datenangebot zu PIAAC wird durch Zuspielung von administrativen Daten der Bundesanstalt für Arbeit erweitert und der wissenschaftlichen Profession zur Verfügung gestellt (Modul 2.1).
  • Es werden Datenanalyseworkshops zum internationalen PIAAC-Datensatz durchgeführt (Modul 2.2).
  • Es wird eine internationale Konferenz durchgeführt, auf der Ergebnisse zu PIAAC-basierter Forschung vorgestellt und diskutiert werden (Modul 2.3).
  • Die Ergebnisse der Forschungsprojekte werden über Publikationen in die Forschungsgemeinschaft vermittelt (Modul 2.4).
  • Unterschiedliche Formen des Wissenstransfers in Politik und Praxis werden entwickelt, systematisch variiert und evaluiert (Modul 2.5).