Quelle: päd. extra & demokratische erziehung, Jg. 1 (1988) H. 6, S. 26-29
Inhalt: Auf der Grundlage eigener Erfahrungen werden in dem Beitrag einige Thesen zur Karriere von Lehrerinnen aufgestellt. Es geht um die Frage, warum Frauen Schulleiterinnen werden bzw. warum sie gewöhnliche Lehrerinnen bleiben. Dabei werden das weibliche Selbstbild, die Berufserwartungen und die Familiensituation ebenso betrachtet wie die Rolle des Dienstherrn. Folgende Thesen werden diskutiert: (1) Die Möglichkeit von Pädagoginnen, Karriere zu machen, ist historischen Schwankungen unterworfen, die vor allem die Entwicklung der Reformbereitschaft einer Gesellschaft widerspiegeln. (2) Für viele Frauen bedeutet bereits die Übernahme einer bezahlten Lehrerinnentätigkeit eine Karriere. (3) Lehrerinnen ziehen meist eine Schulleiterposition für sich nicht in Betracht. (4) Die Frauen, die sich dennoch entschließen, eine Leitungsfunktion zu übernehmen, entfernen sich deutlicher als gewöhnliche Lehrerinnen von geschlechtsspezifischen Rollenmustern. (5) Lehrerinnen, die sich um eine Leitungsposition bewerben, haben unterschiedliche Motive, von denen vier besonders hervortreten: Interesse an Schulreform, Statusverbesserung, materielle Notwendigkeit, persönlichkeitsspezifische Motive. (6) Frauen tendieren dazu, einen Leitungsstil zu entwickeln, der sich von dem bei Männern bevorzugten Stil unterscheidet. (7) Die Übernahme einer Leitungsfunktion, das Karriere-Machen, wirkt sich auf die Persönlichkeit und damit auf die weibliche Identität aus. (RW)
CEWS Kategorie:Berufsbiographie und Karriere, Frauen- und Geschlechterforschung
Dokumenttyp:Zeitschriftenaufsatz
Wissenschaftlerin auf Umwegen. Christine Touaillon, geb. Auspitz (1878-1928) : Versuch einer Annäherung
Titelübersetzung:Female scientists on detours. Christine Touaillon, nee Auspitz (1878-1928) : attempt at an approach
Autor/in:
Bubenicek, Hanna
Quelle: Über Frauenleben, Männerwelt und Wissenschaft: österreichische Texte zur Frauenforschung. Beate Frakele (Hrsg.), Elisabeth List (Hrsg.), Gertrude Pauritsch (Hrsg.). Wien: Verl. f. Gesellschaftskritik (Österreichische Texte zur Gesellschaftskritik), 1987, S. 5-17
Inhalt: Die Autorin berichtet von dem Leben und Wirken der Literaturwissenschaftlerin Christine Touaillon. Christine Touaillon ging ihren Weg als Wissenschaftlerin mit manchmal fast skrupulanter Gewissenhaftigkeit. Sie versagte sich die politische Laufbahn, obwohl sie sich aus verschiedenen Anlässen immer wieder indirekt und direkt politisch engagierte, sei es in der Volksbildung, in der Frauenbewegung, in der Schulreform oder für den Pazifismus im Rahmen der 'Liga für Frieden und Freiheit'. Das ihr angebotene Landtagsmandat in der Steiermark lehnte sie mit der Begründung der Überbelastung ab. "...: man hat mir zweimal ein Landtagsmandat angeboten, ich lehnte aber ab, weil ich nicht 3 Dinge leisten kann (Ehe, Wissenschaft u. Politik)." (C. Touaillon). (TR)
Schlagwörter:Wissenschaftlerin; Literaturwissenschaft; Österreich; Frauenbewegung; Lebenslauf; wissenschaftliche Arbeit; Lebensbedingungen; politisches Mandat
CEWS Kategorie:Berufsbiographie und Karriere, Frauen- und Geschlechterforschung
Dokumenttyp:Sammelwerksbeitrag
Frauen in der Medizin : Interviews mit Ärztinnen
Titelübersetzung:Women in medicine : interviews with lady physicians
Autor/in:
Cohors-Fresenborg, Barbara
Quelle: Frauenkörper, Medizin, Sexualität: auf dem Wege zu einer neuen Sexualmoral. Johanna Geyer-Kordesch (Hrsg.), Annette Kuhn (Hrsg.). Düsseldorf: Schwann-Bagel (Geschichtsdidaktik), 1986, S. 311-327
Inhalt: Es geht um die Situation der Frau im Medizinstudium und als Ärztin im Nationalsozialismus. Die Analyse basiert auf Interviews mit 22 Ärztinnen, die zwischen 1896 und 1914 geboren sind und aus der höheren Mittelschicht stammen. Es zeigt sich eine sozialisatorisch bedingte Studienmotivation. Die Befragten betrachteten ihr Studium als selbstverständlich und hatten größtenteils ein problemloses Verhältnis zu Professoren und Kommilitonen sowie zum Pflegepersonal in den Krankenhäusern. In der Berufsausübung zeigten sich höhere Leistungserwartungen als an männliche Kollegen, sofern sie überhaupt zur Praxis zugelassen wurden. Die Wahl von Ehe und/ oder Beruf erfolgte unter den Voraussetzungen der Doppelbelastung für die Frau. Auffallend ist ihr fehlendes politisches Bewußtsein beziehungsweise Engagement für die Situation der Frau. (HD)
CEWS Kategorie:Frauen- und Geschlechterforschung, Berufsbiographie und Karriere
Dokumenttyp:Sammelwerksbeitrag
"Diskriminierung, ich erlebe sie nicht - ich interessiere mich auch nur für meine Bakterien" : Untersuchung zum Selbstverständnis der Wissenschaftlerin
Titelübersetzung:"Discriminiation, I don't experience it - I'm only interested in my bacteria" : investigations on the self-concept of female scientists
Autor/in:
Schuchardt, Marion
Quelle: Töchter der Alma Mater: Frauen in der Berufs- und Hochschulforschung. Bärbel Clemens (Hrsg.), Sigrid Metz-Göckel (Hrsg.), Ayla Neusel (Hrsg.), Barbara Port (Hrsg.). Symposium "Angleichungs- und Differenzierungsprozesse durch Hochschulausbildung - Frauen in der Berufs- und Hochschulforschung"; Frankfurt am Main: Campus Verl. (Campus Forschung), 1986, S. 125-134
Inhalt: Die Verfasserin stellt, bezugnehmend auf eine Befragung von 69 Wissenschaftlerinnen aller Fachrichtungen der Universität Freiburg zum Thema "Das Selbstverständnis der Wissenschaftlerinnen unter besonderer Berücksichtigung der Vereinbarkeit von Beruf und Familie" (Sommer 1983), unterschiedliche Ausprägungen von Selbstverständnisformen der Wissenschaftlerinnen dar. Thematisiert werden (1) "Lüste" und "Früste" im Wissenschaftsbetrieb bzw. die (Not-)Lösungen in den formellen und informellen Strukturen des Uniapparates, (2) Formen des Umgangs mit der Doppelarbeit, (3) Anpassung versus Widerstand. Es wird festgestellt, daß sich anhand der subjektiven Begründungen der Wissenschaftlerinnen nicht nur verschiedene Formationen des Selbstverständnisses darstellen lassen, sondern auch der Übergang von der konventionellen Rollenidentität zur postkonventionellen Ich-Identität. Gerade Frauen, die sich in die männlich dominierte Institution Universität begeben, begegnen von Herrschaft bestimmten Interaktionssituationen. Es besteht nur ein geringer Raum für die Formulierung eigener Bedürfnisse; die Frauen müssen genau beachten, ob sie diesen Raum zu weit überschreiten, da dieses immer auch eine Identitätskrise für sie bedeuten kann. Anpassung erscheint in diesem Zusammenhang als eine Strategie, den in der Umgebung herrschenden Kräfteverhältnissen und den eigenen Energien eine angemessene Bedeutung zuzugestehen. (TR)
CEWS Kategorie:Berufsbiographie und Karriere, Frauen- und Geschlechterforschung, Wissenschaft als Beruf
Dokumenttyp:Sammelwerksbeitrag
Frauen und die akademischen Berufe im kaiserlichen Deutschland
Titelübersetzung:Women and the academic professions in imperial Germany
Autor/in:
Albisetti, James C.
Quelle: Frauenbilder und Frauenwirklichkeiten: interdisziplinäre Studien zur Frauengeschichte in Deutschland im 18. und 19. Jahrhundert. Ruth-Ellen Boetcher Joeres (Hrsg.), Annette Kuhn (Hrsg.). Düsseldorf: Schwann-Bagel, 1985, S. 286-303
Inhalt: "Der vorliegende Aufsatz geht den Erfolgen und Mißerfolgen deutscher Frauen im Streit um den Zugang zu den akademischen Berufen im kaiserlichen Deutschland nach und wirft anschließend einen kurzen Blick auf die Formen und Grenzen der Solidarität unter den weiblichen Berufsangehörigen, die Schwierigkeiten, Berufstätigkeit und Heirat miteinander zu vereinbaren und den Rückhalt, den junge Frauen mit entsprechenden beruflichen Ambitionen bei ihren Familien fanden." Es wird gezeigt, daß die angestrebte Erweiterung für Bildungs- und Beschäftigungsmöglichkeiten erreicht wurde, daß dennoch Frauen aus juristischen Berufen und dem universitären Lehrbetrieb weitgehend ausgeschlossen blieben. Die zunehmende Zahl an Lehrerinnen und Ärztinnen entsprach dem Bedürfnis, Frauen und Mädchen durch Frauen unterrichten und ärztlich behandeln zu lassen. Gleichzeitig bedeutete diese geschlechtliche Festlegung eine Einengung der beruflichen Möglichkeiten, auf die sich die akademisch gebildeten Frauen eingelassen haben. (AG)
CEWS Kategorie:Frauen- und Geschlechterforschung, Berufsbiographie und Karriere
Dokumenttyp:Sammelwerksbeitrag
Berufsorientierende Beratung von Mädchen
Titelübersetzung:Profession-oriented counseling of girls
Autor/in:
Faulstich-Wieland, Hannelore
Quelle: Frankfurt am Main: Diesterweg (Studienbücher Sozialwissenschaften), 1981. 183 S.
Inhalt: Ausgehend von der bestehenden Benachteiligung der Mädchen und Frauen auf dem Arbeits- und Ausbildungsstellenmarkt befaßt sich die Arbeit mit der Berufsberatung als entscheidender Stelle für das zukünftige Leben der Mädchen. Der langfristige Weg zur Verbesserung ihrer Situation wird gesehen einmal in einer Veränderung der herrschenden Arbeitsmarktbedingungen und zum anderen im Wandel der sie aufrechterhaltenden Einstellungen. Die Notwendigkeit einer lebenslangen Erwerbstätigkeit wird abgeleitet aus tätigkeitspsychologischen Theorieansätzen, die die Teilhabe an gesellschaftlicher Arbeit als Grundvoraussetzung für die Aufhebung von Reduzierungen der Persönlichkeitsentwicklung ansehen. Nach Darstellung vorfindbarer Berufsorientierung von Mädchen anhand empirischer Untersuchungen wird ihre Entstehung sowohl aus der geschlechtsspezifischen Sozialisation als auch aus der geschlechtsspezifischen Arbeitsteilung erklärt. Die folgende Analyse der gegenwärtigen berufsorientierenden Beratung umfaßt zunächst die rechtlichen Grundlagen, bildungs- und arbeitsmarktpolitische Vorstellungen zur Beratung als auch ihre Realität in verschiedenen Bundesländern und im Bereich der Bundesanstalt für Arbeit. Abschließend werden im Sinne einer komplementären geschlechtsbezogenen Beratung Alternativen für die berufsorientierende Beratung für Mädchen im organisatorischen, interaktionellen und inhaltlichen Bereich aufgezeigt, die den Zusammenhang von Arbeit und Leben herzustellen versuchen. (AF)
CEWS Kategorie:Bildung und Erziehung, Berufsbiographie und Karriere, Frauen- und Geschlechterforschung
Dokumenttyp:Monographie
Erfolg ohne Glück? : über den Widerspruch von Weiblichkeitsrolle und Karriere
Autor/in:
Schuller, Marianne
Quelle: Kursbuch, Bd. 58 (1979) , S. 101-113
Inhalt: "Karriere" ist ein Begriff der bürgerlichen Gesellschaft, in der die Laufbahn der Mitglieder nicht mehr durch ständische Ordnung vorgezeichnet ist, sondern im Konkurrenzkampf mit anderen aufgebaut werden muß. Karriere wird dabei als Sache des Mannes angesehen. Während seine Männlichkeit durch Karriere gewinnt, verliert die "Karrierefrau" an Weiblichkeit. Sie handelt als männliches Subjekt und bezahlt ihren Einbruch in das Terrain der Männer mit dem doppelten Makel der Unvollständigkeit als Mann und als Frau. Die "weibliche Karriere" gibt es nur im Zusammenhang der Präsentation des weiblichen Körpers. Sie ist vornehmlich ein Effekt männlicher Phantasien. Immer bleibt die Karriere der Frau von der bürgerlich-patriarchalisch determinierten Inferiorität der weiblichen Position bestimmt. Diese Problematik analysiert die Autorin am Beispiel der wissenschaftlichen Karriere im Bereich der Geisteswissenschaften. Zur prekären Situation an der Hochschule kommen Widersprüche zwischen der öffentlich/beruflichen Rolle und der Rolle der Frau im Privatbereich. Die bürgerliche Glücksvorstellung ist in besonderer Weise mit ideologischen Weiblichkeitsmustern verbunden und zwingt die Frauen in die Alternative von Glück und Beruf. Lösungsansätze sieht die Autorin in der Frauenbewegung. (KA)
CEWS Kategorie:Frauen- und Geschlechterforschung, Berufsbiographie und Karriere
Dokumenttyp:Zeitschriftenaufsatz
Die berufliche Stellung der Frau : Frau und Karriere
Autor/in:
Tegtmeyer, Heinrich
Quelle: Zeitschrift für Bevölkerungswissenschaft : Demographie, Jg. 2 (1976) H. 2, S. 3-35
Inhalt: Der soziale Status der Frau hat zwei Komponenten: die Stellung, die sie als Mitglied ihrer Familie einnimmt, und ihre eigene berufliche Stellung. Das Schwergewicht dieses Beitrags liegt auf dem letzteren Aspekt. So wird untersucht, von welchen Einflüssen es abhängt, daß sich eine Frau am Erwerbsleben beteiligt oder daraus ausscheidet. Neben der Schulausbildung spielt dabei aber auch wieder die familiäre Situation (berufliche Stellung des Ehemannes und besonders die Kinderzahl) eine wichtige Rolle. Die beruflichen Chancen der erwerbstätigen Frau erweisen sich als weniger gut als die ihrer männlichen Kollegen, selbst wenn solche Faktoren wie Ausbildungsstand und Erwerbsverlauf konstantgehalten werden. Ein wesentlicher Grund dafür dürfte in der Einstellung der Frau zum Beruf einerseits und in der Einstellung der Gesellschaft zur berufstätigen Frau andererseits zu suchen sein. Konkreten Ausdruck findet dies u.a. darin, daß viele Frauen ihre Karriere in einem kritischen Stadium unterbrechen, vor allem aber in den geschlechtsspezifischen Unterschieden in der Berufsstruktur."