Die besonderen Lebenslagen von Frauen mit Behinderung im Alter
Titelübersetzung:The special living arrangements of elderly handicapped women
Autor/in:
Strupp, Julia
Quelle: Sozialwissenschaftlicher Fachinformationsdienst soFid, (2008) Frauen- und Geschlechterforschung 2008/2, S 11-21
Inhalt: 'Erstmals erreichen Kohorten lebenslang behinderter Frauen und Männer das Rentenalter, da infolge des Euthanasie-Programms in der NS-Zeit von 1943 bis zum Ende des Regimes im Mai 1945 behinderte Menschen systematisch ermordet wurden. Die Erfahrungen mit älter werdenden und alten behinderten Menschen sind daher noch recht begrenzt. Geschlecht und Alter behalten eine zentrale Bedeutung für die Charakterisierung der Lebenslage behinderter Menschen, eine Mehrfachdiskriminierung behinderter Frauen ist in vielen Lebensbereichen nachweisbar. In der wissenschaftlichen Literatur zeigen sich Forschungsdesiderata: besonders Frauen mit Behinderung im Alter werden noch nicht angemessen wahrgenommen, ihre Problemlagen weitestgehend vernachlässigt, dabei ist evident, dass Benachteiligungen behinderter Frauen (und Mädchen) im Lebensverlauf kumulieren und durch die Betrachtung der Dimension Alter an Stärke zunehmen. In diesem Artikel werden die besonderen Bedürfnislagen von Frauen mit Behinderungen im Alter anhand vereinzelter Studien dargestellt. Des Weiteren wird die Relevanz dieser Thematik für die Forschung und Praxis herausgearbeitet.' (Autorenreferat)
Schlagwörter:need; Bedürfnis; gender; discrimination; alter Mensch; Benachteiligung; Behinderung; Behinderter; Alter; Diskriminierung; woman; old age; disability; elderly; handicapped; gender-specific factors; deprivation
SSOAR Kategorie:Frauen- und Geschlechterforschung, Gesundheitspolitik, Gerontologie, Alterssoziologie
"Frauenbewegung" im Alter: Selbstdisziplinierung oder Weg zur Emanzipation?
Titelübersetzung:"Women’s movement" during old age: self-disciplining or path to emancipation?
Autor/in:
Uhlmann, Angelika
Quelle: Deutsche Gesellschaft für Soziologie (DGS); Rehberg, Karl-Siegbert; Kongress "Die Natur der Gesellschaft"; Frankfurt am Main, 2008. S 1418-1423
Inhalt: "Bis zur Jahrtausendwende waren sportliche alte Frauen unsichtbar in der Forschung zum sportlichen Engagement im Lebenslauf. Dies betraf alle relevanten Fachdisziplinen wie Sportwissenschaft, Gender Studies, Gerontologie, Medizin, Medizingeschichte und -soziologie. Sportliche alte Frauen unterlagen einer dreifachen Diskriminierung: im Bezug auf ihr Geschlecht, ihr Alter und ihre sportliche Betätigung. Alte Frauen nehmen heute selbstverständlich an der Bewegungs- und Sportkultur teil - anders als früher und anders als Männer. Die ersten Studien, die alten Frauen eine stärkere sportliche Betätigung als ihren männlichen Altersgenossen attestierten, berücksichtigten Fragestellungen, die vorher vernachlässigt worden waren (z.B. nicht nur nach der Zugehörigkeit zu einem Sportverein, Berücksichtigung von Alltagsbewegungen). Mit der Überschrift 'Frauen: Längeres Leben durch körperliche Fitness' berichtete das Deutsche Ärzteblatt im August 2005 von amerikanischen Studien, die eine alters- und geschlechtsabhängige Erhöhung der Lebenserwartung durch körperliche Betätigung festgestellt haben. Seit die Hormonersatztherapie zur Bekämpfung von Wechseljahresbeschwerden und -folgen (wie z.B. Osteoporose) nicht mehr propagiert wird, wurde Bewegung zum zentralen Präventionsprogramm für Frauen. Alte Frauen bevorzugen den informellen, nichtorganisierten Sport mit niedrigschwelligem Zugang - Nordic Walking ist dafür ideal und wird zu 80% von Seniorinnen ausgeführt. Veränderte Modevorstellungen erleichterten den Einstieg in sportliche Betätigung. Das gesellschaftlich geforderte 'erfolgreiche Altern' setzt körperliche Fitness unbedingt voraus. Aktivität und Sportlichkeit wird heute auch von alten Frauen erwartet ('Puma statt Oma'). Erstaunlich ist, dass weder kommerzielle und nicht-kommerzielle Sportanbieter noch gesundheitspolitische Entscheidungsträger auf die Nachfrage nach 'Frauenbewegung' im Alter reagiert haben - in Australien gibt es z.B. 'Older Women Wellness Centres'. Dabei wird dieser Art der Gesundheitsförderung in Zukunft von großer sozialpolitischer Bedeutung sein - wie schon die oben erwähnten amerikanischen Studien gezeigt haben. Ist die 'Frauenbewegung' im Alter eine Selbstdisziplinierung, eine Folge der verminderten Leistungen der Krankenkassen, eine Reaktion auf die Orientierung an Jugendlichkeit ('never-ager') oder ein emanzipatorischer Akt zur Gestaltung eines angenehmen, gesunden und ausgefüllten Lebens?" (Autorenreferat)
Schlagwörter:Frauenbewegung; health insurance fund; alter Mensch; Leistung; North America; Prävention; prevention; Gesundheitspolitik; Pazifischer Raum; Pacific Rim; Federal Republic of Germany; everyday life; Nordamerika; body; Australien; health policy; Körper; Fitness; United States of America; women's movement; Lebenserwartung; sports; Disziplin; Emanzipation; Sport; life expectancy; USA; woman; emancipation; Australia; Krankenkasse; elderly; achievement; Alltag; discipline; fitness
SSOAR Kategorie:Frauen- und Geschlechterforschung, Gesundheitspolitik, Gerontologie, Alterssoziologie
A 'little world of your own': stigma, gender and narratives of venereal disease contact tracing
Autor/in:
Kampf, Antje
Quelle: Health, 12 (2008) 2, S 233-250
Inhalt: As in other countries, in order to protect the public from venereal disease (syphilis and gonorrhoea), contact tracing in New Zealand has been a public health strategy since the mid-20th century. So far, scholars have predominantly focused on the aspect of control of the cases traced. Based on a rare interview with a female contact tracer, together with a range of archival material, this article aims to expand the scholarship by focusing on the tracer instead of the patient. Using Erving Goffman's original concept of 'courtesy stigma', the article will show that his idea can be nuanced to take into account contact tracers and the ways in which this stigma can be refracted through gender. Working as a tracer had a distinct impact on her life and possibly even her marital status, which were compromised by secrecy, stigma, morality and the demands of public health policies — aspects that were, paradoxically, quite similar to those she traced. The courtesy stigma that contact tracers for venereal disease acquired limited their professional options, as well as isolated them in the non-stigmatized social world.
Schlagwörter:Stigma; gender; stigma; Gender; contact tracing; New Zealand; venereal disease
Machtspiele im Krankenhaus: "doing gender" oder "doing profession"?
Titelübersetzung:Power Games in the Hospital—Doing Gender or Doing Profession?
Autor/in:
Sander, Kirsten
Quelle: Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 9 (2008) 1, 15 S
Inhalt: Anhand einer Situationsbeschreibung aus einer ethnographischen Studie wird die Interaktion von Krankenschwestern und Ärzten nach den darin erzeugten Geschlechter- und Professionskonstruktionen untersucht. Für die mikrosoziologische Rekonstruktion der szenischen Beschreibung aus dem Alltag der Zusammenarbeit von Pflege und Medizin werden die von Erving GOFFMAN (1977) entwickelten rahmenanalytischen Konzepte genutzt. Durch eine dem situierten Vollzug der Interaktion folgende Interpretation sollen die von den AkteurInnen wechselseitig wahrgenommenen und dargestellten Handlungen nach ihrer Wirksamkeit für die Hervorbringung von Geschlechter- und Professionsunterscheidungen befragt werden. Es wird gezeigt, dass die Interaktionen von Schwestern und ÄrztInnen zweiseitig gerahmt sind und prinzipiell Wechsel sowie Verknüpfungen von professionellen und geschlechterstereotypisierenden Rahmungen möglich sind. Ausgangspunkt für die beispielhafte Szene aus einer Chefvisite ist die "unklare" Rahmung der Situation. Die Deutungs- und Entscheidungsmacht der Medizin scheint kurzfristig durch die Intervention einer Schwester infrage gestellt zu ein. Durch die von der Schwester angefragte körperliche Selbstpräsentation des männlichen Stationsarztes transformiert die Szene in einen Geschlechterrahmen. Der Chefarzt "klärt den Rahmen" mit einem vieldeutigen Scherz. In der Interpretation wird ausgeführt, dass die besondere körperliche Sichtbarkeit des Arztes eine Inkongruenz zwischen Professions- und Geschlechterrahmen herstellte. Zur Lösung der bereits in der Intervention der Schwester liegenden Rahmenspannung wird das Geschlecht offensiv durch den Chefarzt "ins Spiel" gebracht. Dass es sich um ein "Machtspiel" handelt, wird am Ergebnis des Interaktionsprozesses verdeutlicht: Durch das gemeinsame Lachen der Ärzte werden die Werte und Bestrebungen der Pflegenden und/oder der Frauen disqualifiziert.
Inhalt: This paper discusses findings from a study of inter-professional interaction between doctors and nurses in a surgical ward. The aim of the research is to analyze the construction of gender, profession and hierarchy in the context of the everyday interactions between members of the professions of nursing and medicine in the hospital. Participant observation was undertaken in two medical and two surgical wards in three hospitals. The present paper provides a microanalysis of ethnographic data in which Erving GOFFMAN's "frame analysis" (1974) is used as a central analytical resource. Gender and profession are interpreted as ongoing accomplishments. Stereotyping impacts of gender and profession are discussed as different "frames," which change or are linked in the social situation. In this particular case, an outspoken nurse is shown as she disrupts the frame of the doctor's rounds by displaying the assistant doctor as an embodied male person, thus "keying" the professional frame in a gender frame. The senior doctor "clears the frame" by making an ambiguous joke. I argue that doing subordination and doing domination in nursing and medicine are enacted by such gender displays. The interpretation shows the "doctor-nurse game" (STEIN, 1967) as a gendered power game.
Schlagwörter:Professionalisierung; Arzt; Krankenhaus; power; nurse; interaction; Handlungsspielraum; hospital; professionalization; decision; Krankenschwester; Federal Republic of Germany; Handlungsorientierung; intervention; man; Intervention; scope of action; nursing staff; Stereotyp; Macht; Entscheidung; physician; Pflegepersonal; Doing Gender; stereotype; woman; Mann; doing gender; Interaktion; gender-specific factors; action orientation; Rahmenanalyse; Geschlechterkonstruktion; Medizin-Pflege-Interaktion; Ethnografie; frame analysis; construction of gender; interaction of doctors and nurses; hospital; ethnography
SSOAR Kategorie:Industrie- und Betriebssoziologie, Arbeitssoziologie, industrielle Beziehungen, Frauen- und Geschlechterforschung, Gesundheitspolitik
A Gendered Analysis of Labour Market Informalization and Access to Health in Chile
Autor/in:
Gideon, Jasmine
Quelle: Global Social Policy, 7 (2007) 1, S 75-94
Inhalt: Health sector reforms across Latin America are replacing the concept of risk-sharing across the population with more individualized approaches to accessing health care, and health insurance schemes have been advocated by the World Bank as a means of helping poor people overcome the risk of ill health. Yet at the same time the lowering of labour standards and the growth of informal workers means that for an increased number of workers, contributing to a health insurance scheme is not feasible. Drawing on evidence from Chile this article examines the gendered dimensions of these processes and highlights the ways in which the gender division of labour means that women are more adversely affected than men.
Selecting therapies in Benin: making choices between informal, formal, private and public health services
Autor/in:
Klein, Thamar
Quelle: Afrika Spectrum, 42 (2007) 3, S 461-481
Inhalt: "Der Beitrag befasst sich mit einem spezifischen Phänomen in Benins Gesundheitssystem.
Obwohl inzwischen 83% der Bevölkerung Zugang zur staatlichen
Gesundheitsversorgung haben, wird diese nur von 36% der Bevölkerung genutzt.
Die staatliche Gesundheitsversorgung ist damit deutlich unterfrequentiert.
Woraus resultiert diese ablehnende Haltung beziehungsweise die Präferenz für
andere medizinische Dienstleister_innen? Die vorliegende Studie untersucht diese
Besonderheit und geht den Nutzungskriterien der Bevölkerung Zentral-Benins
nach. Durch eine geschlechtsspezifische Sichtweise wird der Fokus von ‘der’ beninischen
Bevölkerung auf die unterschiedlichen Perspektiven von Frauen und
Männern gelenkt. Die Ergebnisse dieser Studie basieren auf 22 Monaten qualitativer
Feldforschung in Zentral-Benin und einem großen statistisch repräsentativen
Regionalsurvey mit 839 Teilnehmerinnen." (Autorenreferat)
Inhalt: "This paper addresses a distinctive feature in Benin’s health care system.
Even though the latest figures state that 83% of the population have access
to governmental health facilities, only 36% of the population make use of
them. Thus governmental health facilities are extremely under-utilized.
Where does this rejecting attitude come from and what kinds of health institutions
are used instead? The present study explores this peculiarity and
analyses the criteria for therapeutic itineraries in central Benin. A gendered
focus shifts the evidence from ‘the’ Beninese population to gendered
perspectives of male and female residents. The findings are based on 22
months of qualitative fieldwork and a large quantitative database obtained
from 839 participants in central Benin." (author's abstract)
Schlagwörter:traditionelle Gesellschaft; privater Sektor; private sector; health care delivery system; Benin; Gesundheitswesen; Medizin; health care; utilization; Gesundheitsversorgung; medicine; Nutzung; public health care delivery system; anthropology; Entwicklungsland; Benin; gender-specific factors; traditional society; Westafrika; öffentliches Gesundheitswesen; West Africa; Anthropologie; developing country; medical anthropology; therapy management; health access
Quelle: Deutsches Zentrum für Altersfragen; Berlin (Report Altersdaten, 3/2007), 2007. 27 S
Schlagwörter:Alter; old age; alter Mensch; elderly; Pflegebedürftigkeit; need for care; Hilfsbedürftigkeit; need for help; Pflege; caregiving; Bedarf; demand; gender-specific factors; Leistungsanspruch; insurance claim; stationäre Versorgung; hospital care (inpatient); ambulante Versorgung; outpatient care; Pflegeversicherung; long-term care insurance; Federal Republic of Germany
Arzneimittelversorgung von Frauen und Männern im höheren Lebensalter
Autor/in:
Glaeske, Gerd
Quelle: ZeS Report, 11 (2006) 1, S 11-13
Inhalt: "Die Arzneimittelversorgung von Frauen und Männern im höheren Lebensalter ist Gegenstand des Beitrags von Gerd Glaeske, in dem die Einflüsse von Alter und Geschlecht auf die Arzneimittelversorgung untersucht werden." [Autorenreferat]
Schlagwörter:medizinische Versorgung; gender; health care delivery system; medical care; Gesundheitswesen; health care; Alter; Gesundheitsversorgung; Gesundheitspolitik; Mann; woman; Einfluss; old age; influence; man; age; health policy; Lebensalter