Paritätsverteilungen nach Geburtsjahrgängen, Lebensformen und Bildung bei besonderer Beachtung von Kinderlosigkeit und Kinderreichtum: eine demografisch-soziologische Analyse
Titelübersetzung:Parity distributions according to birth cohorts, family status and education with special attention given to childlessness and large families: a demographic sociological analysis
Autor/in:
Dorbritz, Jürgen
Quelle: Zeitschrift für Familienforschung, 27 (2015) 3, S 297-321
Inhalt: "In dem vorliegenden Beitrag wird erstens anhand der Daten des Mikrozensus 2012 nach besonderen Fertilitätsmustern in Deutschland gesucht. Einbezogen sind die Merkmale Lebensform, Bildung und die West-Ost-Unterschiede. Eine besondere Fokussierung der Analysen erfolgt auf die Ausprägung von Kinderlosigkeit und Kinderreichtum. Es zeigt sich, dass die genannten Merkmale die durchschnittlichen Kinderzahlen und die Paritätsverteilungen enorm differenzieren. So haben Verheiratete und niedriger Qualifizierte deutlich mehr Kinder geboren. In der Kombination der Merkmale verstärken sich die Kontraste. Verheiratete Frauen ohne beruflichen Abschluss haben durchschnittlich 2,11 Kinder geboren. Dagegen sind es bei den Frauen, die ohne Partner im Haushalt leben und über einen Hochschulabschluss oder eine Promotion verfügen, nur 0,67 Kinder (Geburtsjahrgänge 1964-1968). Der Mikrozensus liefert aufgrund der hohen Fallzahlen exakte Befunde über die Merkmale Kinderlosigkeit und Kinderreichtum. Nicht verfügbar sind Daten, die individuelle Einstellungen abbilden. Daher wurden zweitens auf der Grundlage des Familienleitbildsurveys 2012 des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung weitere Einflussfaktoren auf Kinderlosigkeit und Kinderreichtum unter Einbeziehung von Einstellungsindikatoren untersucht. Ausgangspunkt sind die im Mikrozensus aufgefundenen Differenzierungen. Dabei konnte der Zusammenhang von Ehe und Partnersituationsowie Bildung zu Kinderlosigkeit und Kinderreichtum bestätigt werden. Die Analysen zu den Leitbildern zeigen, dass Familienleitbilder und das generative Verhalten eng miteinander verknüpft sind. Als charakteristisch für Deutschland gilt, dass sich Leitbilder etabliert haben, die Kinderlosigkeit stützen und Kinderreichtum behindern. Kinderlosigkeit ist einerseits gesellschaftlich akzeptiert und hat eine gewisse Attraktivität erlangt (Kinderlose können sich mehr leisten und ein selbstbestimmteres Leben führen). Andererseits wird eine Diskriminierung gegenüber Kinderreichen wahrgenommen. Hier spielt das Leitbild der verantworteten Elternschaft eine wichtige Rolle. Es wird angenommen, dass sich Kindereiche nicht mehr ausreichend genug um das einzelne Kind kümmern können. Es sind insbesondere die Hochqualifizierten, die von einer gesellschaftlichen Stigmatisierung Kinderreicher ausgehen. Signifikante West-Ost-Unterschiede wurden nicht aufgefunden." (Autorenreferat)
Inhalt: "This article initially looks for specific fertility patterns in Germany based on data from the 2012 Microcensus taking the characteristics ‘family status’, ‘education’ and ‘west/east differences’ into account. In particular, the analyses focus on the manifestations of childless couples and large families, revealing that these attributes differentiate the average numbers of children and the parity distributions to a large extent. For example, married persons and those with lower educational levels have far more children. When the attributes are combined, the contrasts intensify. Married women without vocational training had 2.11 children on average. By contrast, women who live without a partner in their household and have a university degree had only 0.67 children (birth cohorts 1964-1968). Because of its high case numbers, the Microcensus provides exact findings about the characteristics of childless couples and large families, but there are no data available that reveal individual attitudes. Therefore, in a second step we analysed additional determinants of childless couples and large families, concentrating on attitudes measured on the basis of the survey on family-related leitbilder conducted by the German Federal Institute for Population Research in 2012. With the differentiations found in the Microcensus serving as starting point, we were able to confirm the correlation of marriage and relationship status as well as education with childlessness or forming a large family, respectively. The analyses based on familyrelated leitbilder show that these are closely related to fertility behaviour. In Germany, typical leitbilder have evolved that encourage childlessness, while at the same time restrain the formation of large families. On the one hand, childlessness is generally accepted by the public at large and has become more attractive (i.e. it is said that childless couples are able to afford more and live a more self-determined life). On the other hand, large families are sometimes perceived as being anti-social. This is closely related to the notion of responsible and accountable parenthood. People assume that parents with many children cannot provide sufficient care for the individual child. Particularly the highly educated respondents assume that a social stigma exists for large families. There are no marked differences between eastern and western Germany." (author's abstract)
Schlagwörter:Geburtenhäufigkeit; fertility rate; Kinderlosigkeit; childlessness; Kinderzahl; number of children; Lebensweise; way of life; Bildungsniveau; level of education; Familie; family; Leitbild; example; generatives Verhalten; reproductive behavior; Geburtenentwicklung; birth trend; neue Bundesländer; New Federal States; alte Bundesländer; old federal states; Ost-West-Vergleich; east-west comparison; Federal Republic of Germany
SSOAR Kategorie:Familiensoziologie, Sexualsoziologie, Bevölkerung
Das unterschätzte Potenzial hoher Fallzahlen - Stärken und Limitierungen des Mikrozensus am Beispiel von Fertilitätsanalysen
Titelübersetzung:The unrecognised potential of large N - strengths and limitations of the German Microcensus exemplified by fertility research
Autor/in:
Bujard, Martin; Dorbritz, Jürgen; Herter-Eschweiler, Robert; Lux, Linda
Quelle: Zeitschrift für Familienforschung, 27 (2015) 3, S 343-372
Inhalt: "Aufgrund der hohen Fallzahlen (688.931 Personen in 2012) ist das Potenzial des Mikrozensus (MZ) für demografische und familiensoziologische Analysen groß, zudem inhaltlich durch die Erhebung der Geburten von Frauen noch gestiegen. Der Beitrag hat zum Ziel, methodische Hintergründe, Limitierungen und Potenziale des MZ am Beispiel von Fertilität systematisch aufzuzeigen. Die Analyse von Antwortverweigerungen zeigt, dass die Art der Befragung einen starken Einfluss hat, deren Verzerrungen durch Imputationen deutlich reduziert werden konnten. Die Limitierungen sind v.a. das Querschnittsdesign sowie die fehlenden Daten zur Kinderzahl von Männern und zur Binnenmobilität. Die hohen Fallzahlen des MZ ermöglichen tiefenscharfe Differenzierungen bezüglich Sozialstruktur, Paritäten und Zeitverläufe, was anhand von Konfidenzintervallen diskutiert wird. Drei Forschungsdesigns, die die Analysepotenziale nutzen, werden vorgestellt: Dendrogrammanalysen ermöglichen gruppenspezifische Differenzierungen nach fünf Ebenen und zeigen so ein detailliertes Muster der Kinderlosigkeit. Der Verlauf von Paritätsmustern im Kohortenvergleich verdeutlicht die je nach beruflicher Bildung unterschiedlichen Verläufe. Die Analysen zur altersspezifischen Häufigkeit von Erstgeburten ermöglichen, Trends von nachholenden Geburten für verschiedene Bildungsgruppen zu identifizieren." (Autorenreferat)
Inhalt: "Due to a large number of cases (688.931 persons in 2012) the German Microcensus has a huge potential for analyses in demography and family sociology. Content is further improved by the new voluntary question on biological children of women. This paper aims to systematically assess the methodological background as well as limitations and potentials of the Microcensus using the example of fertility data. The analyses of nonresponse show that the way of questioning has a strong impact. The related bias could, however, be reduced by imputations. The main limitations are the cross-sectional design and missing data on the children of men and internal migration. The potential of the high case numbers of the Microcensus is systematically discussed by analyzing confidence intervals: It allows for in-dept differentiations for analyzing social structure, birth parities and time patterns. Finally, we discuss three research designs which are able to use this potential: Dendrogram analyses allow group differentiations for up to five levels and thus reveal detailed patterns of childlessness. Parity patterns by cohorts illustrate differences by occupational education. Third, the age-specific analyses of first births among several cohorts allow for identifying trends of recuperation which differ considerable between educational groups." (author's abstract)
Schlagwörter:Mikrozensus; microcensus; Antwortverhalten; response behavior; Befragung; survey; Interview; interview; Datengewinnung; data capture; Schätzung; estimation; Kinderlosigkeit; childlessness; Fruchtbarkeit; fertility; Geburtenentwicklung; birth trend; Sozialstruktur; social structure; soziale Faktoren; social factors; demographische Faktoren; demographic factors; sozioökonomische Faktoren; socioeconomic factors; Bildungsniveau; level of education; Federal Republic of Germany; Imputationen
SSOAR Kategorie:Erhebungstechniken und Analysetechniken der Sozialwissenschaften, Familiensoziologie, Sexualsoziologie, Bevölkerung
Quelle: Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BIB); Wiesbaden (BiB Working Paper, 3-2015), 2015. 34 S
Inhalt: Im 20. Jahrhundert ist Kinderreichtum - also die biologische Elternschaft von drei oder mehr Kindern - zu einer Ausnahme geworden und geht immer weiter zurück. Welche Erkenntnisse über die Verbreitung von Kinderreichtum in verschiedenen Teilen der Gesellschaft gibt es? Was ist bekannt über die Determinanten und Mechanismen, die es wahrscheinlicher oder unwahrscheinlicher werden lassen, dass Eltern viele Kinder bekommen? Das Paper stellt diese Fragen in den Mittelpunkt und gibt einen Überblick über die aktuelle Forschungslage zu diesem Thema. Besonderes Augenmerk wird auf die sozio-demografischen Determinanten von Kinderreichtum wie zum Beispiel Bildung, Erwerbssituation, Einkommen oder Wohnsituation gelegt. Hinzu kommt die Bedeutung der eigenen Herkunftsfamilie, insbesondere der Geschwisterzahl als Vorbild. Als entscheidende Voraussetzung, um kinderreich zu werden, erweist sich ferner ein eng getakteter Lebenslauf, in dem zwischen Ereignissen wie Partnerfindung, erster und zweiter Geburt nur wenig Zeit vergeht. Das Paper benennt Forschungslücken, beispielsweise bei der Frage, welche Charakteristika von Kinderreichen eher Ursachen und welche eher Folgen von Kinderreichtum sind. Auch wird darauf hingewiesen, dass zu wenig zwischen Kinderreichtum im hier verstandenen Sinne und Mehrkindfamilien im Sinne eines Zusammenlebens mit vielen (nicht unbedingt eigenen) Kindern im Haushalt unterschieden wird.
Inhalt: This paper investigates the state of research on large families, defined as biological parenthood of three or more children. However, in the literature this topic is often not clearly distinguished from that of large families, in the sense of three or more children living together with parents in a social sense as a family. Therefore also the state of research cannot distinguish these two topics. The parenthood of three or more children has become an exception in the 20th century and is further declining over recent birth cohorts. Among the women born 1972 (in Germany) only 16.2 % had three or more children. A large share of the research deals with the specific characteristics of large families, compared to families with one or two children, partly deducing determinants of a third child from these characteristics. A particular focus lies on the socio-economic situation of the parents, represented in terms of education, employment situation, income and poverty, since here a deprivation is identified and problematized frequently. Related to this field, for instance health and housing space are also addressed relatively frequently. Another part of the literature is explicitly asking about the determinants of the transition to having a third child. Hereby for example the role model of the family of origin, a subjective family orientation, religiosity, a non-employed woman but also a first and a second child of the same sex turn out to be supportive influences. All in all there is a deficit of research that presents longitudinal analyses, that includes a couple perspective and that detects causalities and mechanisms behind the cross-sectional correlations.
Schlagwörter:desire for children; education; Kinderwunsch; Familienplanung; Erwerbstätigkeit; number of children; Federal Republic of Germany; Elternschaft; Lebensstil; siblings; Partnerschaft; family size; Kinderzahl; family planning; Geschwister; Bildung; Familiengröße; housing conditions; income; socioeconomic position; life career; fertility rate; life style; gainful employment; Familie; partnership; Einkommen; family; sozioökonomische Lage; Wohnverhältnisse; Lebenslauf; Geburtenhäufigkeit; parenthood
SSOAR Kategorie:Familiensoziologie, Sexualsoziologie, Bevölkerung
Entwicklung regionaler Mortalitätsunterschiede im deutschen Ostseeraum seit der Wiedervereinigung
Autor/in:
Mühlichen, Michael
Quelle: Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BIB); Wiesbaden (BiB Working Paper, 5-2015), 2015. 46 S
Inhalt: In der Lebenserwartung gibt es in Deutschland regionale Unterschiede. Dies wird vor allem an einer geringeren Lebenserwartung im Osten, aber auch im Norden Deutschlands deutlich. Im nordöstlichsten Bundesland Mecklenburg-Vorpommern ist die Lebenserwartung dementsprechend geringer als in den meisten anderen deutschen Bundesländern, auch im Vergleich zum westlichen Nachbarland Schleswig-Holstein. Diese Unterschiede waren zum Zeitpunkt der deutschen Wiedervereinigung besonders groß, haben aber seitdem enorm abgenommen. Haben Stadt und Land gleichermaßen von dieser Entwicklung profitiert? Wo bestehen noch Unterschiede zwischen den beiden Bundesländern in Bezug auf Geschlecht, Region und Todesursache? Ziel dieses Beitrags ist, diese Fragestellungen mittels standardisierter Sterberaten auf der Basis von Daten der amtlichen Todesursachenstatistik des Zeitraums 1990 bis 2011 zu überprüfen. Die entsprechenden Analysen zeigen, dass die Sterberaten in Mecklenburg-Vorpommern stärker als in Schleswig-Holstein zurückgegangen sind, sodass sie in den kreisfreien Städten Mecklenburg-Vorpommerns bei Männern inzwischen auf dem gleichen Niveau sind wie in den kreisfreien Städten Schleswig-Holsteins, bei den Frauen sogar geringer. In den Landkreisen Mecklenburg-Vorpommerns sowie in der Region Vorpommern ist die Sterblichkeit jedoch immer noch im Vergleich deutlich erhöht. Da die Sterblichkeitsunterschiede vor allem im Zusammenhang mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen bestehen, sind neben sozioökonomischen und risikorelevanten Faktoren auch die selektive Migration und die schlechtere Erreichbarkeit medizinischer Versorgung in den ländlichen Regionen Mecklenburg-Vorpommerns mögliche Ursachen. An diesen Punkten zeigt sich noch Handlungsbedarf.
Schlagwörter:Sterblichkeit; mortality; Tod; death; Stadt-Land-Beziehung; city-country relationship; gender; Lebenserwartung; life expectancy; regionaler Unterschied; regional difference; Ursache; cause; Mecklenburg-Vorpommern; Mecklenburg-Western Pomerania; Schleswig-Holstein; Schleswig-Holstein; Federal Republic of Germany; amtliche Statistik; official statistics; Sterberate
Marriage, norm orientation and leaving the parental home: Turkish immigrant and native families in Germany
Autor/in:
Windzio, Michael; Aybek, Can M.
Quelle: Comparative Population Studies - Zeitschrift für Bevölkerungswissenschaft, 40 (2015) 2, S 105-130
Inhalt: "This article investigates differences between native Germans and Turkish immigrants in the timing of leaving their parental homes in Germany. By using event history models, it is shown that leaving the parental home is closely linked to the intervening life-event of marriage, particularly among Turkish women. Moreover, there are interaction effects of religious norm orientation with gender which differ between native Germans and Turkish immigrants. In contrast to Turkish immigrants, the linkage of marriage and leaving home became much weaker over birth-cohorts with time in the group of German women. Finally, analyses of sequence patterns also show remarkable differences between native Germans and Turkish immigrants in the process of leaving home. Religious norm orientation turns out to be less important in the Turkish group than in the native German group." (author's abstract)
Schlagwörter:Deutscher; German; Türke; Turk; Migrant; migrant; Eltern-Kind-Beziehung; parent-child relationship; Ehe; marriage; Familie; family; Familiengründung; family formation; gender-specific factors; religiöse Faktoren; religious factors; Wertorientierung; value-orientation; Federal Republic of Germany
SSOAR Kategorie:Familiensoziologie, Sexualsoziologie, Bevölkerung
Quelle: Comparative Population Studies - Zeitschrift für Bevölkerungswissenschaft, 39 (2014) 1, S 99-122
Inhalt: "Der vorliegende Artikel geht der Frage nach, inwiefern sich in Deutschland sowohl auf Haushalts- als auch auf Personenebene von einer Pluralisierung der privaten Lebensformen bis in die jüngste Gegenwart hinein sprechen lässt. Hierfür werden Daten des Mikrozensus und der Allgemeinen Bevölkerungsumfrage der Sozialwissenschaften (ALLBUS) der letzten Jahrzehnte ausgewertet. Auf Haushaltsebene werden nach dem Familienstand und der Generationenanzahl im Haushalt acht Lebensformen unterschieden. Die Ergebnisse verdeutlichen, dass die Pluralisierung der Lebensformen hauptsächlich zwischen 1972 und 1996 stattgefunden hat, während in den letzten 20 Jahren die Vielfalt in den alten Bundesländern unverändert geblieben und in Ostdeutschland sogar leicht gesunken ist. Ein anderes Bild ergibt sich, wenn man Ein- und Zweigenerationenhaushalte gesondert betrachtet. Hierbei zeigt sich, dass Lebensformen mit Kindern auch in jüngster Zeit vielfältiger wurden, was hauptsächlich auf den Rückgang verheirateter Paare mit Kindern zurückzuführen ist. Auf Personenebene wurde die Klassifizierung der Lebensformen um das Merkmal der geschlechtsspezifischen Arbeitsteilung erweitert, da als ein ausschlaggebender Faktor für den Wandel des familialen Sektors die veränderte Rolle der Frau gesehen wird. Die Befunde weisen auf eine beständige Zunahme der Vielfalt der Lebensformen hin. Ursächlich für diese Pluralisierung des familialen Sektors ist vor allem der Bedeutungsverlust des männlichen Ernährermodells. Dieser Trend ist in Ostdeutschland deutlicher als im Westen. Eine Kohortenanalyse zeigt darüber hinaus eine Zweigipfligkeit der Vielfalt auf der Altersachse: Die Entropie erreicht bei etwa 30 sowie 60 Jahren Höchstwerte, weil es hier häufig zu einem Wechsel der Lebensform kommt. So wird um das 30. Lebensjahr besonders häufig geheiratet und im sechsten Lebensjahrzehnt konzentriert sich der Übergang in die Phase des 'leeren Nests'. Auch die Kohortenanalyse ergibt für die meisten Altersgruppen, dass die Vielfalt der Lebensformen bei den jüngeren Geburtsjahrgängen höher ist als bei den älteren." (Autorenreferat)
Inhalt: "This paper investigates to what extent a pluralisation of living arrangements can be observed in Germany up to the present day - both on the household level as well as the individual level. The analyses are based on data from the microcensus and the German General Social Survey (ALLBUS) from the last decades. On the household level, eight different living arrangements are distinguished depending on the marital status and the number of generations living in the house-hold. The results show that pluralisation mainly occurred between 1972 and 1996. In contrast, the diversity of living arrangements in West Germany has remained unchanged during the last 20 years, and it even slightly decreased in East Germany. A different picture emerges when separately looking at one-generation and two-generation households. Living arrangements with children have also diversified in recent years, which is mainly the result of less married couples with children. On the individual level, the classification of living arrangements was extended by the characteristic gender-specific division of labour, since the changed role of women is seen as the crucial factor for the changes in the familial sector. The results indicate a continuous pluralisation of living arrangements. This pluralisation of the familial sector is mainly caused by the male breadwinner model losing importance. This trend is more pronounced in East Germany than in West Germany.A cohort analysis reveals a bimodal distribution of diversity on the age-axis: entropy is highest around the ages of 30 and 60, since living arrangements often change at these points. Individuals often marry around the age of 30, and the transition to an "empty nest" mostly occurs around the age of 60. The cohort analysis for different age groups shows that the diversity of living arrangements is generally higher amongst younger cohorts than amongst older cohorts." (author's abstract)
Schlagwörter:Federal Republic of Germany; sozialer Wandel; way of life; pluralism; family; Lebensweise; family member; social change; Familie; Familienangehöriger; Pluralismus
Quelle: Comparative Population Studies - Zeitschrift für Bevölkerungswissenschaft, 39 (2014) 1, S 73-98
Inhalt: "Der vorliegende Artikel geht der Frage nach, inwiefern sich in Deutschland sowohl auf Haushalts- als auch auf Personenebene von einer Pluralisierung der privaten Lebensformen bis in die jüngste Gegenwart hinein sprechen lässt. Hierfür werden Daten des Mikrozensus und der Allgemeinen Bevölkerungsumfrage der Sozialwissenschaften (ALLBUS) der letzten Jahrzehnte ausgewertet. Auf Haushaltsebene werden nach dem Familienstand und der Generationenanzahl im Haushalt acht Lebensformen unterschieden. Die Ergebnisse verdeutlichen, dass die Pluralisierung der Lebensformen hauptsächlich zwischen 1972 und 1996 stattgefunden hat, während in den letzten 20 Jahren die Vielfalt in den alten Bundesländern unverändert geblieben und in Ostdeutschland sogar leicht gesunken ist. Ein anderes Bild ergibt sich, wenn man Ein- und Zweigenerationenhaushalte gesondert betrachtet. Hierbei zeigt sich, dass Lebensformen mit Kindern auch in jüngster Zeit vielfältiger wurden, was hauptsächlich auf den Rückgang verheirateter Paare mit Kindern zurückzuführen ist. Auf Personenebene wurde die Klassifizierung der Lebensformen um das Merkmal der geschlechtsspezifischen Arbeitsteilung erweitert, da als ein ausschlaggebender Faktor für den Wandel des familialen Sektors die veränderte Rolle der Frau gesehen wird. Die Befunde weisen auf eine beständige Zunahme der Vielfalt der Lebensformen hin. Ursächlich für diese Pluralisierung des familialen Sektors ist vor allem der Bedeutungsverlust des männlichen Ernährermodells. Dieser Trend ist in Ostdeutschland deutlicher als im Westen. Eine Kohortenanalyse zeigt darüber hinaus eine Zweigipfligkeit der Vielfalt auf der Altersachse: Die Entropie erreicht bei etwa 30 sowie 60 Jahren Höchstwerte, weil es hier häufig zu einem Wechsel der Lebensform kommt. So wird um das 30. Lebensjahr besonders häufig geheiratet und im sechsten Lebensjahrzehnt konzentriert sich der Übergang in die Phase des 'leeren Nests'. Auch die Kohortenanalyse ergibt für die meisten Altersgruppen, dass die Vielfalt der Lebensformen bei den jüngeren Geburtsjahrgängen höher ist als bei den älteren." (Autorenreferat)
Inhalt: "This paper investigates to what extent a pluralisation of living arrangements can be observed in Germany up to the present day - both on the household level as well as the individual level. The analyses are based on data from the microcensus and the German General Social Survey (ALLBUS) from the last decades. On the household level, eight different living arrangements are distinguished depending on the marital status and the number of generations living in the house-hold. The results show that pluralisation mainly occurred between 1972 and 1996. In contrast, the diversity of living arrangements in West Germany has remained unchanged during the last 20 years, and it even slightly decreased in East Germany. A different picture emerges when separately looking at one-generation and two-generation households. Living arrangements with children have also diversified in recent years, which is mainly the result of less married couples with children. On the individual level, the classification of living arrangements was extended by the characteristic gender-specific division of labour, since the changed role of women is seen as the crucial factor for the changes in the familial sector. The results indicate a continuous pluralisation of living arrangements. This pluralisation of the familial sector is mainly caused by the male breadwinner model losing importance. This trend is more pronounced in East Germany than in West Germany.A cohort analysis reveals a bimodal distribution of diversity on the age-axis: entropy is highest around the ages of 30 and 60, since living arrangements often change at these points. Individuals often marry around the age of 30, and the transition to an "empty nest" mostly occurs around the age of 60. The cohort analysis for different age groups shows that the diversity of living arrangements is generally higher amongst younger cohorts than amongst older cohorts." (author's abstract)
Schlagwörter:Federal Republic of Germany; sozialer Wandel; way of life; pluralism; family; Lebensweise; family member; social change; Familie; Familienangehöriger; Pluralismus
Quelle: Comparative Population Studies - Zeitschrift für Bevölkerungswissenschaft, 38 (2013) 1, S 29-58
Inhalt: "Ziel dieses Beitrags ist es, die Fertilitätsbiografien im deutschen Generations and Gender Survey (GGS) zu validieren. Die Untersuchungspopulation bilden westdeutsche Frauen der Geburtsjahrgänge 1930-69, für die die durchschnittliche Kinderzahl, die Verteilung der Kinderzahl und die Progressionsraten zum nächsten Kind auf Basis des GGS berechnet und mit anderen Datenquellen verglichen werden. Der zentrale Befund dieser Validierung ist, dass der deutsche GGS die Kinderzahlen der älteren Kohorten unterschätzt und jene der jüngeren Jahrgänge überschätzt. Wir vermuten, dass zwei Mechanismen für dieses Muster verantwortlich sind: Einerseits sind Kinder, die bereits den elterlichen Haushalt verlassen haben, nur lückenhaft erfasst worden. Andererseits sind jüngere Befragte mit kleineren Kindern in der Stichprobe wegen ihrer leichteren Erreichbarkeit überrepräsentiert. Zusammengenommen tragen diese beiden Mechanismen dazu bei, dass die Kinderzahlen der jüngeren Jahrgänge über- und die der älteren Geburtsjahrgänge unterschätzt werden. Die Validierung der Heiratsbiografien offenbart eine ähnliche Schieflage, sodass man folgern muss, dass der deutsche GGS für die Darstellung von Kohortentrends der Fertilität und Nuptialität nicht genutzt werden kann. Vor dem Hintergrund der Erfahrungen mit dem deutschen GGS empfiehlt es sich, in zukünftigen Befragungen bei der retrospektiven Erhebung von umfassenden Fertilitäts- und Partnerschaftsverläufen einfache (Kontroll-)Fragen in das Frageprogramm zu integrieren, um die Angaben in den retrospektiven Modulen überprüfbar zu machen." (Autorenreferat)
Schlagwörter:Fruchtbarkeit; fertility; Partnerschaft; partnership; Heirat; wedding; Kinderzahl; number of children; Federal Republic of Germany; alte Bundesländer; old federal states; Mikrozensus; microcensus; Daten; data; Validierung; validation; Fertilitätsbiografie; Partnerschaftsbiografie; Generations and Gender Survey - GGS
SSOAR Kategorie:Bevölkerung, Erhebungstechniken und Analysetechniken der Sozialwissenschaften
Quelle: Comparative Population Studies - Zeitschrift für Bevölkerungswissenschaft, 38 (2013) 1, S 3-28
Inhalt: "This paper validates the fertility histories of the German Generations and Gender Survey (GGS). Focusing on the cohorts 1930-69 of West German women, the total number of children, the parity distribution and the parity progression ratios are compared to external sources. One major result from this validation is that the German GGS understates the fertility for the older cohorts and overstates it for the younger ones. We presume that two mechanisms are responsible for this pattern in the German GGS: On the one hand, children who have left parental home are underreported in the retrospective fertility histories. On the other hand, women with small children are easier to reach by the interviewer. These two mechanisms taken together produce too low numbers of children for the older and too high ones for the younger cohorts. Extending the validation to marital histories has revealed a similar bias. Our general conclusion from this investigation is that the German GGS may not be used for statistical analyses of cohort fertility and marriage trends. For subsequent surveys, we suggest integrating simple control questions in questionnaires with complex retrospective fertility and union histories." (author's abstract)
Schlagwörter:Fruchtbarkeit; fertility; Partnerschaft; partnership; Heirat; wedding; Kinderzahl; number of children; Federal Republic of Germany; alte Bundesländer; old federal states; Mikrozensus; microcensus; Daten; data; Validierung; validation; fertility history; union history; Generations and Gender Survey - GGS
SSOAR Kategorie:Bevölkerung, Erhebungstechniken und Analysetechniken der Sozialwissenschaften