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Vermögensunterschiede beeinflussen Bildungschancen


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Neue Studie zeigt: Betrachtung des Nettovermögens führt zu falschen Vorhersagen

Vermögen spielt eine wichtige Rolle bei der Analyse sozialer Ungleichheit. Dennoch hängt der Einfluss des Faktors Vermögen bei den Ergebnissen davon ab, wie man den Zusammenhang modelliert. Eine neue Studie von Forscher*innen des GESIS – Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften und der Universität Strathclyde zeigt, dass die Betrachtung des Nettovermögens zu einer falschen Vorhersage führt, welche Kinder sehr gute und sehr schlechte Bildungsaussichten haben.

Die Autor*innen der Studie, Dr. Jascha Dräger, Dr. Klaus Pforr und Dr. Nora Müller, konstatieren, dass in der Forschung bislang Vermögen häufig als Nettobetrag operationalisiert wird, obwohl es aus mehreren Komponenten mit unterschiedlichen Eigenschaften besteht. Sie schlagen vor, 1) den Nettobetrag in Bruttovermögen und Schulden aufzuspalten und ihre gemeinsame Wirkung zu betrachten und 2) "Generalized Additive Models" zur Analyse von Vermögenseffekten zu verwenden.

„In einer Simulationsstudie konnten wir zeigen, dass dieser Ansatz systematische Vermögensunterschiede genauer beschreibt und gleichzeitig vermeidet, Muster in den Daten zu finden, die nicht da sind“, erklärt Dr. Nora Müller den innovativen Ansatz ihrer Forschungsarbeit.

Anschließend wenden die Autor*innen den Ansatz an, um Vermögensunterschiede beim Bildungsniveau in den Vereinigten Staaten neu zu analysieren. So kommen sie zu dem Schluss, dass die Betrachtung des Nettovermögens zu einer falschen Vorhersage führt, welche Kinder sehr gute und welche Kinder sehr schlechte Bildungsaussichten haben.

Ihre Analysen zeigen: Nicht Kinder mit hohem Nettovermögen, sondern Kinder mit hohem Bruttovermögen, unabhängig von der Höhe der Verschuldung, haben die besten Bildungsaussichten. Sie haben eine höhere Chance, einen höheren Bildungsabschluss zu erreichen als Kinder mit geringem Bruttovermögen und geringer Verschuldung.

Nicht Kinder mit niedrigem Nettovermögen, sondern Kinder mit geringem Bruttovermögen und geringer Verschuldung haben die schlechtesten Bildungsaussichten. Sie haben ein höheres Risiko, keinen Schulabschluss zu erreichen als Kinder mit hohem Bruttovermögen und hoher Verschuldung.

Die Ergebnisse der Studie sind wichtig für die Analyse sozialer Ungleichheit und für die Entwicklung von Maßnahmen zur Förderung von Bildungschancen für alle Kinder und Jugendlichen.


Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Dr. Sophie Zervos
Pressesprecherin
sophie.zervos@gesis.org