Wie wirken sich Vereinbarkeitsmaßnahmen auf den beruflichen Aufstieg aus? : Neue Anforderungen nach § 13 Bundesgleichstellungsgesetz
Autor/in:
Jochmann-Döll, Andrea; Tobsch, Verena
Quelle: GiP - Gleichstellung in der Praxis, 12 (2016) 3, S 20–27
Inhalt: Seit der Novellierung des Bundesgleichstellungsgesetzes (BGleiG) sind alle Bundesbehorden verpflichtet, als Teil der Bestandsaufnahme „eine Darstellung [zu gestalten], die zeigt, wie Frauen und Manner die Ma.nahmen zur besseren Vereinbarkeit von Familie, Pflege und Berufstatigkeit in Anspruch genommen haben und wie sich ihr beruflicher Aufstieg darstellt im Vergleich zu Frauen und Mannern, die solche Ma.nahmen nicht in Anspruch genommen haben“ (§ 13 BGleiG). Diese neue Anforderung geht uber eine einfache statistische Darstellung der Haufigkeit der Inanspruchnahme von Vereinbarkeitsma.nahmen und des beruflichen Aufstiegs hinaus, und erfordert die Berechnung von statistischen Zusammenhangen und Einflussen. Dieser Beitrag stellt eine geeignete Analysemethode sowie zwei neue Kennzahlen vor, die fur das Umweltbundesamt (UBA) im Rahmen eines Projektes im Dezember 2015 entwickelt wurden.
Veränderungen der Erwerbsanreize durch das Elterngeld Plus für Mütter und Väter
Autor/in:
Geyer, Johannes; Krause, Alexandra
Quelle: Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (DIW); Berlin (Discussion Papers, 1592), 2016. 28 S
Inhalt: Diskussion & Fazit
Ziel der Einführung des Elterngeld Plus und der Partnerschaftsbonusmonate bei gleichzeitiger Flexibilisierung der Elternzeit war es, Eltern mehr Zeitsouveränität für partnerschaftliche Vereinbarkeitslösungen zu verschaffen. Damit sollte insbesondere dem Wunsch der Eltern nach solchen Vereinbarkeitsmodellen, die nicht länger auf Kosten der gemeinsamen Zeit beider Elternteile mit der Familie gehen, sondern die Teilzeitbeschäftigung beider Elternteile fördern, besser als bislang entsprochen werden. Partnerschaftliche Vereinbarkeit ist unabdingbar, um zu vermeiden, dass die Familiengründung regelmäßig eher für die Mütter als für die Väter zur Sackgasse wird. Und dies entspricht den Wünschen vieler Eltern (IfD Allensbach 2015).
Wie unsere Ergebnisse zeigen, setzt die Einführung des Elterngeld Plus für die Eltern gezielte Anreize dafür, die Teilzeittätigkeit von Müttern kurz nach der Geburt zu erhöhen und auch die Väterbeteiligung zu stärken. Ob die Partnerschaftsbonusmonate häufig genutzt werden, kann man heute noch nicht gut abschätzen.
Im Hinblick auf die Erfolgsfaktoren der Inanspruchnahme kann man davon ausgehen, dass die bessere Förderung des Elterngeldbezugs bei gleichzeitiger Teilzeit auch aus Sicht der Betriebe positive Effekte haben sollte: a) der Wiedereinstieg wird leichter für den nicht unerheblichen Anteil der Mütter, die noch früher ins Erwerbsleben zurückkehren möchten; b) eine temporäre Reduktion der Wochenarbeitszeit kann die Vereinbarkeit von Familien- und Erwerbsleben gerade in der Anfangszeit nach der Rückkehr erheblich vereinfachen, und c) das neue Elterngeld Plus könnte Vätern und Betrieben auf der Suche nach einer einvernehmlichen Vereinbarkeitslösung entgegen kommen. Bislang nutzen Väter das Elterngeld in Deutschland nur unwesentlich länger als zwei Monate. Zugleich arbeiten erheblich mehr Väter während des Elterngeldbezugs in Teilzeit als Mütter.
Insbesondere durch die Abhängigkeit der Lösungssuche von der beruflichen Situation des Partners bzw. der Partnerin sind tarifliche Vereinbarungen allerdings nur bedingt möglich. Eine gute Beratungsinfrastruktur vor Ort kann daher wesentlich dazu beitragen, dass auch kleine und mittelgroße Betriebe mit überschaubarem Aufwand machbare individuelle Lösungsmodelle entwickeln, und auf diese Weise die Inanspruchnahme des Elterngeld Plus und der Partnerschaftsbonusmonate befördern.
Wie die Erfahrungen der nordischen Länder, aber auch die Ergebnisse der Gesamtevaluation der monetären Leistungen für Eltern und ihre Kinder für Deutschland zeigen, stellt die Flankierung durch eine bedarfsgerechte Kinderbetreuungsinfrastruktur einen Schlüsselfaktor für die Erwerbstätigkeit insbesondere der Mütter dar. Nicht nur die Kinderbetreuungsinfrastruktur an sich, sondern auch die steuerliche Absetzbarkeit dieser Leistung wirken positiv auf die Erwerbsbeteiligung von Müttern. Der Ausbau der Kindertagesbetreuung wurde in Deutschland massiv vorangetrieben. Auch der Schuleintritt des Kindes und der Übergang ins Jugendalter können Eltern herausfordern. Die jüngste Flexibilisierung der Elternzeit reagiert auf diesen Bedarf. Insgesamt können beide Elternteile nur dann vollzeitnah oder Vollzeit erwerbstätig sein, wenn eine bedarfsgerechte öffentliche Betreuungsinfrastruktur auch für diese Lebensphasen des Kindes zur Verfügung steht. Für Eltern ist die Qualität dieser Angebote mindestens ebenso wichtig wie die Passung zwischen Öffnungs- und Arbeitszeiten. Die Umsetzung des Anspruchs auf befristete Teilzeitbeschäftigung, wie sie im Koalitionsvertrag vereinbart wurde, kann Eltern hier eine wichtige Unterstützung bieten.
Wenn man die Rahmenbedingungen für eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf für beide Elternteile in den Blick nimmt, sind auch die negativen Erwerbsanreize zu berücksichtigen, die das Gesamtsystem der monetären Leistungen für Familien und ihre Kinder nach wie vor setzt. Im Rahmen der Gesamtevaluation dieser Leistungen wurde für die in der Regel weiblichen Zweitverdiener im Paarhaushalt ein negativer Effekt a) des Ehegattensplittings, b) der beitragsfreien Mitversicherung von Verheirateten in der gesetzlichen Kranken- und Pflegeversicherung und c) des Kinderzuschlag an der Höchsteinkommensgrenze auf die Aufnahme einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung bzw. die Ausweitung der Erwerbstätigkeit nachgewiesen (Bonin et al. 2013).
Schließlich sollte mit bedacht werden, dass ein nicht unerheblicher Anteil der Eltern heute alleinerziehend als Einelternfamilie mit ihren Kindern lebt – zumindest temporär.
Bereits im Gesetzgebungsverfahren zur Einführung des Elterngeld Plus und der Partnerschaftsbonusmonate wurde erfolgreich
gefordert, der aktuellen Gesetzeslage im Sorgerecht entsprechend auch alleinerziehenden Eltern mit gemeinsamem Sorgerecht Zugang den Partnerelementen des Elterngeld Plus zu gewähren.
Dessen ungeachtet erfahren alleinerziehende Eltern in ihrem Alltag eine deutliche Mehrbelastung im Hinblick auf die Vereinbarkeit von Familie und Erwerbsleben. Für einen effektiven Nachteilsausgleich sind weitere Reformen des BEEG, u.a. im Hinblick auf den Stundenkorridor für die Inanspruchnahme der Partnerschaftsbonusmonate, notwendig (ebd.).
Ambivalente Männlichkeitskonstruktionen von Vätern zwischen Erwerbsarbeit und Fürsorgearbeit
Autor/in:
Prietl, Bianca
Quelle: Gender, Jg. 8 (2016) H. 1 1868-7245, S 124–139
Inhalt: "Gesellschaftliche Männlichkeitsentwürfe befinden sich derzeit im Umbruch. Damit gewinnen auch neue Vorstellungen von Vaterschaft an Bedeutung. Vor diesem Hintergrund analysiert der Beitrag aus diskurstheoretischer Perspektive die Subjektposition des Vaters als Männlichkeitskonstruktion in Diskussionen rund um das Thema Väterkarenz. Dabei werden Ungleichzeitigkeiten und Widersprüchlichkeiten auf der Ebene des Diskursiven sichtbar, denen insbesondere mit Blick auf das Spannungsverhältnis von Erwerbsarbeit und väterlicher Fürsorgearbeit nachgegangen wird. Es wird vorgeschlagen, diese Disparitäten als Ambivalenz zu interpretieren und damit das Subjekt Vater als auf einer ambivalenten Männlichkeitskonstruktion basierend zu verstehen." (Autorenreferat)
Quelle: Österreichische Zeitschrift für Soziologie OZS, 41 (2016) , 213 S
Inhalt: Der Beitrag analysiert Handlungskrisen von Vätern im Kontext von Erwerbsarbeit, familialer Lebensführung und Wohlfahrtsstaat. Ausgehend von einer Diskrepanz zwischen kulturellen Leitbildern und Einstellungen einerseits und den Praktiken von Vätern andererseits wird untersucht, wie Väter diese Diskrepanz wahrnehmen, wie sie sich in den institutionellen und kulturellen Rahmenbedingungen verorten und welche Handlungsstrategien sie entwickeln. Als theoretische Folie dient das pragmatistische Handlungsmodell, das makrosoziologisch erweitert wird. Empirische Grundlage des Beitrags sind 102 Interviews mit berufstätigen Vätern mit kleinen Kindern. Es wird gezeigt, wie Väter in ihrer Lebensführung zwischen Beruf und Familie mit strukturell induzierten Handlungskrisen konfrontiert sind, eingebettet in ungleichzeitige gesellschaftliche Transformationsprozesse, im Spannungsfeld von ambivalenten Leitbildern, widersprüchlichen Geschlechterarrangements und entgrenzten Beschäftigungsverhältnissen. Ein Ende der Handlungskrisen von Vätern scheint vorerst nicht in Sicht, sie werden vielmehr zur neuen Normalität. (Autorenabstract)
Schlagwörter:Arbeitsbedingungen; Vater; Vaterschaft; Vereinbarkeit Familie und Beruf
Inhalt: Was bedeutet „Exzellenz“ für die Mitarbeitenden und Studierenden an der Universität Basel? Welche Lebensentwürfe sind momentan möglich, und inwiefern hat das mit dem Exzellenzdiskurs und den gegenwärtigen Rahmenbedingungen im universitären Kontext zu tun?
In einem einjährigen Forschungsprojekt zu den Bedingungen wissenschaftlichen Arbeitens an der Universität Basel und ihrer Wirkung auf Lebensentwürfe ist eine Broschüre entstanden, die hier als PDF herunter geladen werden kann.
Die Forschung wurde unter dem Titel „Exzellenz und/oder vielfältige Lebensentwürfe“ im Rahmen der fakultären Projekte des Ressorts Chancengleichheit durchgeführt. Ziel des Projekts ist, die Diskussion um Exzellenz - an der Universität Basel und mit einem Fokus auf die Phil.-Hist. Fakultät - auf eine produktive Weise anzuregen. Wir haben dazu Interviews mit Studierenden, Assistierenden und Professor_innen der philosophisch-historischen Fakultät geführt, um die konkreten Lebensrealitäten in die Debatte einzubringen.
Schlagwörter:Arbeitsbedingungen; befristeter Arbeitsvertrag; Beschäftigungsbedingungen; Elternschaft; Exzellenz; Familie; Geschlechterverhältnis; Karriere; Männlichkeit; Mobilität; Schweiz; Vereinbarkeit Familie und Beruf; Wissenschaftskultur; work–life balance
CEWS Kategorie:Wissenschaft als Beruf, Hochschulen, Vereinbarkeit Familie-Beruf
Inhalt: Anne-Marie Slaughter präsentiert eine neue Vision, was Gleichberechtigung zwischen Männern und Frauen wirklich bedeuten würde und wie dies zu erreichen wäre. Sie stellt klar, dass es keinesfalls allein Aufgabe der Frauen ist, die Vereinbarkeit von Kindern und Beruf hinzubekommen. Hier sind auch die Männer gefragt, die Unternehmen und der Staat.
In einem Artikel des Magazins »Atlantic Monthly« mit der Überschrift »Why Women Still Can’t Have It All« beschrieb Anne-Marie Slaughter ihre Entscheidung, den Traumjob in Washington zu verlassen und zu ihrer Familie und ihrer akademischen Karriere in Princeton zurückzukehren. Sie schilderte die Hindernisse, denen sich Frauen gegenübersehen, wenn sie Arbeit und Familie vereinbaren wollen. Der Artikel, einer der meistgelesenen in der Geschichte des Magazins, löste eine auch hierzulande leidenschaftlich geführte Debatte aus. Unter anderem wurden Slaughter Verrat an feministischen Idealen und Entmutigung jüngerer Frauen vorgeworfen. Zugleich erhielt sie viel Zuspruch für das Bemühen, die tatsächlichen Schwierigkeiten zu schildern, die so viele Frauen im Alltag verzweifeln lassen.
In ihrem Buch nimmt sie die Vorurteile, Halbwahrheiten und den Selbstbetrug unter die Lupe, die Frauen immer noch ausbremsen. Sie stellt ganz konkrete Forderungen und Lösungsschritte vor, erzählt durchaus selbstkritisch und mit Humor aus ihrem Leben und zeichnet so das Bild einer neuen feministischen Bewegung mit dem Ziel, dass es für Frauen (und Männer) endlich möglich wird, beruflichen Erfolg mit dem Familienleben zu vereinbaren.
Inhalt: Was bedeutet „Exzellenz“ für die Mitarbeitenden und Studierenden an der Universität Basel? Welche Lebensentwürfe sind momentan möglich, und inwiefern hat das mit dem Exzellenzdiskurs und den gegenwärtigen Rahmenbedingungen im universitären Kontext zu tun? In einem einjährigen Forschungsprojekt zu den Bedingungen wissenschaftlichen Arbeitens an der Universität Basel und ihrer Wirkung auf Lebensentwürfe ist eine Broschüre entstanden, die hier als PDF herunter geladen werden kann.
Die Forschung wurde unter dem Titel „Exzellenz und/oder vielfältige Lebensentwürfe“ im Rahmen der fakultären Projekte des Ressorts Chancengleichheit durchgeführt. Ziel des Projekts ist, die Diskussion um Exzellenz - an der Universität Basel und mit einem Fokus auf die Phil.-Hist. Fakultät - auf eine produktive Weise anzuregen. Wir haben dazu Interviews mit Studierenden, Assistierenden und Professor_innen der philosophisch-historischen Fakultät geführt, um die konkreten Lebensrealitäten in die Debatte einzubringen.
Inhalt: Zehn Jahre nach der Einführung des Elterngeldes zum 1. Januar 2007 ist dieses familienpolitische Instrument weitestgehend akzeptiert und hat viele nachweisbare Effekte, zum Beispiel auf die Erwerbstätigkeit von Müttern und auf die Rolle von Vätern. In einer neuen Studie gibt das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) einen Überblick der verschiedenen primär ökonomischen Forschungsergebnisse zum Thema. Die Einführung des Elterngeldes, das das vorherige Erziehungsgeld abgelöst hat, hat das Einkommen für die meisten Familien im ersten Jahr nach der Geburt ihres Kindes substantiell erhöht und somit für diese Zeit einen finanziellen Schonraum geschaffen. Nachgewiesen ist auch, dass die Erwerbstätigkeit von Müttern insgesamt zugenommen hat. Zwar haben sich mehr Mütter mit hohen Einkommen und Qualifikationen eine längere Auszeit genommen, als es früher der Fall war, im zweiten Lebensjahr des Kindes ist allerdings die Erwerbsbeteiligung insbesondere von Müttern im unteren Einkommensbereich gestiegen. In dieser Hinsicht hat das Elterngeld sein Ziel erreicht.
„Seit der Einführung des Elterngelds hat sich für Mütter etabliert, dass zwölf Monate die sozial erwünschte Dauer der Erwerbsunterbrechung ist“, so Katharina Wrohlich, eine der StudienautorInnen. „Und noch in einem anderen Punkt hat das Elterngeld die soziale Norm verändert: Es ist mittlerweile völlig normal und akzeptiert, dass Väter Elternzeit nehmen, wenn auch die meisten diese auf zwei Monate beschränken“, meint C. Katharina Spieß als weitere Studienautorin. Vor 2007 haben weniger als drei Prozent aller Väter Elternzeit genommen, der Anteil liegt mittlerweile bei über 34 Prozent. Die Forschung zeigt allerdings, dass dieses Phänomen nur in bestimmten Konstellationen Effekte auf die Aufteilung der Familien- und Hausarbeit hat, deren größter Teil noch immer bei den Müttern liegt.
Ein Einfluss des Elterngeldes auf die Geburtenrate in Deutschland konnte indessen nur teilweise erwiesen werden. Die Studien dazu kommen zu gemischten Ergebnissen, auch wenn in der Tendenz leicht positive Effekte festzumachen sind. Wenn aber der Wertewandel, den das Elterngeld eingeleitet hat, voranschreitet und von weiteren familienpolitischen Reformen verstärkt wird, könnte das zu einer günstigeren Geburtenentwicklung beitragen, schließen die StudienautorInnen. Dazu, sowie um die Erwerbstätigkeit von Frauen zu steigern und eine bessere Gleichstellung zu erreichen, wäre eine konsistentere Familien- und Steuerpolitik nötig, die zum Beispiel das Ehegattensplitting abschafft.
Inhalt: Familienbewusste Personalpolitik ist Teil einer zukunftsorientierten Entwicklung von Hochschulen. »Familie ist überall dort, wo im privaten Umfeld lang-fristig Verantwortung für andere Menschen übernommen wird« (Harde 2013). Sorgearbeiten sind vielfältig und verlangen unterschiedliche Maßnahmen und Angebote. Neben strukturellen Maßnahmen, die an den konkreten Studien-, Forschungs-, und Arbeitsbedingungen ansetzen, ist eine spezifische Haltung und Sensibilität gefragt, wenn es um eine Entwicklung hin zu einer familienorientierten Organisationskultur geht.