Heterogenität, Fragmentierung und Handlungsmacht von Frauenrechtsaktivistinnen in Aceh, Indonesien
Titelübersetzung:Heterogeneity, Fragmentation, and Leverage of Women in Aceh, Indonesia
Autor/in:
Großmann, Kristina
Quelle: Femina Politica - Zeitschrift für feministische Politikwissenschaft, 22 (2013) 2, S 52-66
Inhalt: "Aceh Nanggroe Darussalam, die nordwestlichste Provinz Indonesiens mit dem Beinamen 'Veranda Mekkas', befindet sich nach dem Tsunami im Jahr 2004 und der Beendigung eines fast 30 Jahre andauernden sezessionistischen Kampfes im Jahr 2005 in einem turbulenten Transformationsprozess. Acehische muslimische Frauenrechtsaktivistinnen entwickeln und rechtfertigen Visionen für ein neues Aceh, stellen Forderungen, konzipieren Strategien und setzen ihre Agenden um. Sie positionieren sich in Aushandlungsprozessen zwischen Religiosität, öffentlichem Raum, dem Nationalstaat und internationalen Konventionen. Allerdings sind sie auch enormen Herausforderungen ausgesetzt, die in einigen Organisationen zu Krisen geführt haben. Der Beitrag zeichnet die komplexe Postkonflikt-Situation von Aktivistinnen in Aceh nach. Trotz der von diesen beschriebenen 'Krise' frauenrechtlicher Organisierung sehen sie sich in der Lage, einen Wandel zu bewirken; die Provinz weist nach wie vor eine aktive frauenrechtliche Organisierung aus." (Autorenreferat)
Inhalt: "Aceh Nanggroe Darussalam, the most Northwestern province of Indonesia with the nickname 'Makkah's veranda', finds itself in a turbulent transformation after the tsunami of 2004 and the end of an almost thirty-year long secession struggle in 2005. Acehan Muslim women's rights activists develop and legitimize blueprints of a new Aceh, put forward their demands, work out strategies and implement their agendas. They position themselves between religiosity, public space, the nation-state and international conventions. But they also face enormous challenges, which have led to a crisis in organizational engagement. The article examines the complex post-conflict situation of activists in Aceh. Despite the said 'crisis' in organizing for women's rights, activists believe in their ability to effect change; the province exhibits, so the author's argument, a constant organizational capacity for women's rights." (author's abstract)
Milieus, Geschlecht, Migration: zur gesellschaftlichen Organisation von Arbeit bei SpätaussiedlerInnen und türkeistämmigen Deutschen
Titelübersetzung:Milieus, gender, migration: social organization of work among late migrants and Germans of Turkish origin
Autor/in:
König, Andrea; Meise, Stephan
Quelle: Femina Politica - Zeitschrift für feministische Politikwissenschaft, 22 (2013) 1, S 115-123
Inhalt: Im Beitrag wird die Tragfähigkeit des Milieubegriffs durch einen empirischen Zugang zur Lebenswirklichkeit von Migranten in Deutschland aufgezeigt. Am Beispiel von Spätaussiedlern und türkeistämmigen Deutschen gehen die Verfasser der Frage nach, wie die grundlegenden sozialen Strukturkategorien Milieu, Geschlecht und Migration im Bereich der gesellschaftlichen Organisation von Arbeit in Deutschland mit Teilhabechancen von Frauen mit Migrationshintergrund zusammenhängen. Aufbauend auf den Ergebnissen einer eigenen Studie "Migration - Teilhabe - Milieus", in der unterschiedliche soziale Milieus mit Migrationshintergrund ermittelt und die jeweiligen sozialen und politischen Partizipationschancen von Migranten erforscht worden sind, nehmen sie zwei Aspekte in den Blick: Erstens beschreiben sie von Frauen mit Migrationshintergrund geteilte Benachteiligungen auf dem deutschen Erwerbsarbeitsmarkt. Zweitens explorieren sie, welche milieuspezifischen Unterschiede zwischen den befragten Migranten im Kontext geschlechtsspezifischer Arbeitsteilung bestehen und inwiefern das Geschlechterverhältnis in den verschiedenen ermittelten Milieus unterschiedlich ausgeprägt ist. Da die befragten Migranten vorwiegend in heterosexuellen Paarkonstellationen leben, fokussieren sie sowohl auf Frauen als auch auf Männer und nehmen deren soziale Positionierungen ebenso wie deren milieuspezifische Grundhaltungen zu Geschlechterfragen in den Blick. (ICB2)
Schlagwörter:Federal Republic of Germany; Migrant; migrant; Migration; migration; Migrationspolitik; migration policy; Spätaussiedler; late migrant; Türke; Turk; gender; gender-specific factors; familiale Sozialisation; family socialization; Familie; family; Arbeitsorganisation; work organization; soziale Differenzierung; social differentiation; soziales Milieu; social milieu
SSOAR Kategorie:Industrie- und Betriebssoziologie, Arbeitssoziologie, industrielle Beziehungen, Frauen- und Geschlechterforschung, Migration
Postkoloniale Gouvernementalität und "die Politik der Vergewaltigung": Gewalt, Verletzlichkeit und der Staat
Titelübersetzung:Postcolonial governmentality and the politics of rape: violence, vulnerability and the state
Autor/in:
Dhawan, Nikita
Quelle: Femina Politica - Zeitschrift für feministische Politikwissenschaft, 22 (2013) 2, S 85-104
Inhalt: "Angesichts der 'Routine' von Vergewaltigungen haben die globalen Medien die Proteste, die sich gegen die Vergewaltigung und den brutalen Übergriff auf eine junge Studentin in der Hauptstadt des Landes formierten, als Zeichen eines 'Empowerment' der indischen Öffentlichkeit bejubelt, die es vermochte, den Staat zum Handeln gegenüber sexueller Gewalt zu bewegen. Die besorgniserregenden Fragen aber sind, ob die Proteste sich auch soweit ausgebreitet hätten, wenn die junge Frau aus einer marginalisierten Bevölkerungsgruppe gekommen wäre oder nicht vergewaltigt, sondern 'nur mehr' brutal angegriffen worden wäre. Spiegeln die Proteste und die Medienberichte vielleicht einfach nur eine Fetischisierung der penovaginalen Penetration wider? Der Beitrag analysiert mittels einer kritischen Reflektion des Foucaultschen Ansinnens, sexuelle Handlungen davor zu feien, ein Ziel staatlicher Intervention zu werden, wie der taktische Einsatz weiblicher Verletzbarkeit instrumentalisiert wird, um postkoloniales Regierungshandeln zu rechtfertigen. Überdies wird die Derrida/ Spivak-Idee vom Staat als pharmakon-Heilmittel wie auch als Gift untersucht." (Autorenreferat)
Inhalt: "Given the routineness of rape, the unprecedented nationwide anti-rape rallies in India protesting the gang rape and gruesome assault of a young student in the country's capital have been hailed in the global media as a sign of an 'empowered' Indian public, which managed to shame the Indian state into action against sexual violence. The troubling questions are whether the protests would have been so widespread if the young woman had been from a marginalized group or had "only" been brutally assaulted, instead of being raped. Do the protests and media coverage simply reflect the fetishization of penovaginal penetration? Revisiting Foucault's proposal to immunize sexual acts from becoming a target of state intervention, the paper investigate show the tactical deployment of vulnerability of women is exploited to justify postcolonial governmentality. Furthermore, the Derridian/ Spivakian idea of state as pharmakon - medicine as well as poison is explored." (author's abstract)
Schlagwörter:Gouvernementalität; Frauenbewegung; governmentality; national state; exertion of government pressure; non-governmental organization; Staat; sexuality; Sexualität; Foucault, M.; women's movement; Tradition; post-colonial society; violence; Gewalt; postkoloniale Gesellschaft; Vergewaltigung; woman; rape; Minderheit; Foucault, M.; nichtstaatliche Organisation; minority; tradition; staatliche Einflussnahme
SSOAR Kategorie:Staat, staatliche Organisationsformen, Frauen- und Geschlechterforschung
Das Geheimnis der Gouvernementalität: der maskulinistische Ökonomie- Begriff und die verdrängte Reproduktion
Titelübersetzung:The secret of governmentality: the masculinist concept of the economy and suppressed reproduction
Autor/in:
Michalitsch, Gabriele
Quelle: Femina Politica - Zeitschrift für feministische Politikwissenschaft, 22 (2013) 1, S 20-31
Inhalt: "Theoretisch an Foucaults Konzeptionen von Regierung und Gouvernementalität anknüpfend, problematisiert der vorliegende Beitrag den herrschenden Ökonomie-Begriff und das mit diesem einhergehende moderne Wirtschaftswissen als Elemente von Geschlechter-Regierung. Das Beispiel der die Tradition ökonomischen Denkens prägenden Schriften Adam Smiths zeigt, wie Reproduktion und Weiblichkeit verknüpft, aus dem Feld des Ökonomischen verdrängt und damit ein maskulinistischer Begriff und ein entsprechendes Verständnis von Wirtschaft etabliert werden, die bis heute ökonomische Geschlechterhierarchien wesentlich bestimmen, denn mit der von Smith vollzogenen und bis heute gültigen Gleichsetzung von Ökonomie und Markt wird profitorientierte Konkurrenz der (männlichen) Individuen zur die Gouvernementalität des modernen Staates bestimmenden Regierungsmethode. Untrennbar knüpft sich an diese jedoch auch eine 'geheime' Gouvernementalität, die auf der ausgeblendeten, der Logik der Sorge gehorchenden und mit Weiblichkeit verknüpften Reproduktion fußt." (Autorenreferat)
Inhalt: "Referring to Foucault's concepts of government and governmentality the contribution focuses on modern economic knowledge and, in particular, the dominant definition of 'economy' as elements of gender government. Adam Smith's writings, shaping the tradition of modern economic thought, show how reproduction and femininity are linked and eliminated from the notion of the economic and how, in this way, a masculinist definition and understanding of 'economy' are established. They still determine economic gender hierarchies in the present, since alongside Smith's equation of market and economy profit-oriented competition of (male) individuals became a crucial mode of government characterising the governmentality of the modern state, which is inseparably tied to a 'secret' governmentality based on hidden reproduction following a logic of care and connected to femininity." (author's abstract)