Quelle: Frauen im Wissenschaftsbetrieb: Dokumentation und Untersuchung der Situation von Studentinnen und Dozentinnen in Nordrhein-Westfalen. Teil 1-3. Ulla Bock, Anne Braszeit, Christiane Schmerl. Fachtagung "Frauen im Wissenschaftsbetrieb"; Bielefeld, 1982, S. 421a-451
Inhalt: Schule und Hochschule sehen in der proletarischen Erziehung fast ausschließlich Defizite, auch dort, wo Arbeiterkinder ihre Fähigkeiten als Können und Stärke empfinden. Besonders die Auffassung, daß Theorie nur insofern nützlich ist, als sie die Praxis wirklich verändern hilft, wird häufig verkürzt und in gefährliche Nähe zu faschistischen Denkstrukturen gebracht. Die Sozialisation an Schule und Hochschule führt nun dazu, daß Arbeiterkindern scheinbar wissenschaftliche Erkenntnisse über die Beschränktheit ihres Milieus vermittelt werden, so daß sie gezwungen sind, ihre durch Arbeiterkultur und -geschichte gestützte Denkweise abzulegen. Für Arbeiter entwickelt sich, im Gegensatz auch zu einer bürgerlich- fortschrittlichen Denkweise, Theorie direkt aus dem praktischen Leben, es gibt keine Abstraktion vom Leben. Die Erziehung der Arbeiterkinder geschieht durch Arbeit, wie auch durch die Arbeit der Eltern, was für die Kinder auch eine relative Freiheit von moralischen und pädagogischen Erziehungsprinzipien sowie eine früh erreichte Unabhängigkeit zur Folge hat. Mädchen werden, im Unterschied zu Jungen selbstverständlich zu allen möglichen Arbeiten herangezogen, auch wenn sie zur Schule gehen, da sie als für den Bereich der Reproduktion zuständig angesehen werden. Daher gehen sie später sorgsamer mit Theorie und Wissenschaft um, achten stärker auf deren Gebrauchswert und sind im Umgang damit existenziell betroffener. Die Verfasserin geht auf die Erziehung von Arbeitertöchtern und das so erlernte Arbeitsprinzip, das dem der Hochschule grundsätzlich widerspricht, ein. Aus diesem Widerspruch entwickelt sich ein Bewußtsein von brauchbarem Wissen und sinnloser Theorie. Es läßt sich feststellen, daß Arbeiterfrauen, wenn sie nicht schweigen und ihre Arbeit tun, radikaler und spontaner sind als ihre Männer. Spontaneität und Impulsivität sowie die einfachen Theoriebildungsprozesse sind also bestimmend für die Arbeit der Arbeitertöchter in der Hochschule. (SD)
Studentische Gesprächsgruppen : eine Stichprobe geschlechtsspezifischer Verhaltensweisen und Meinungen aus dem Hochschulalltag
Titelübersetzung:Student discussion groups : a sample of gender-specific types of behavior and opinions from the everyday life at universities
Autor/in:
Bauer, Brigitte
Quelle: Frauen im Wissenschaftsbetrieb: Dokumentation und Untersuchung der Situation von Studentinnen und Dozentinnen in Nordrhein-Westfalen. Teil 1-3. Ulla Bock, Anne Braszeit, Christiane Schmerl. Fachtagung "Frauen im Wissenschaftsbetrieb"; Bielefeld, 1982, S. 357-375
Inhalt: Der vorliegende Bericht stellt einige bisher noch nicht abgeschlossene Ergebnisse eines Projekts zur geschlechtsspezifischen Sozialisation an der Hochschule dar, die sich auf den ersten Teil - studentische Gesprächsgruppen - beziehen. Es sollte in diesem Projekt, bezogen auf eher qualitative Daten, dem differentiellen Effekt des Studiums nachgegangen werden. Für den vorliegenden Projektteil interessierte vorrangig, ob Männer und Frauen sich in ihren Verhaltensweisen unterscheiden, wenn sie in gemischt-geschlechtlichen bzw. gleichgeschlechtlichen Gruppen diskutieren, ob sich Männer und Frauen in ihrer Beurteilung der Studiensituation unterscheiden sowie ob sich Männer und Frauen des Anfangs- und Endsemesters in ihren Verhaltensweisen und der Beurteilung der Studiensituation unterscheiden. Die Verfasserin geht auf Stichprobe und die Durchführung der Gespräche ein. Zwischen Männern und Frauen in den sechs Gruppen sowie zwischen den Frauen des Anfangs- und Endsemesters fanden sich im Hinblick auf die Verhaltensweisen bemerkenswerte Unterschiede; während die Unterschiede zwischen Männern und Frauen eher typisch männlichen Verhaltensweisen entsprachen, zeigte sich in den Frauengruppen, insbesondere der des Endsemesters, eine besonders entspannte, unterstützende und solidarische Atmosphäre. Bezüglich der Inhalte der Gruppengespräche wurde bisher nur eine Globalauswertung vorgenommen, so daß die dargestellten Ergebnisse den Charakter von Trendanalysen haben. Es ließen sich in den Gruppen jeweils sehr unterschiedliche Gesprächsstile auffinden. Frauen bauten ihre Äußerungen stärker auf persönlichen Erfahrungen auf und brachten differenziertere Beispiele aus der eigenen Biographie, wobei sich Unterschiede zwischen dem Anfangs- und Endsemester zeigten. Die These von der Gleichheit der Geschlechter wurde von allen Gruppen, mit Ausnahme der Frauen des Endsemesters, vertreten. Die Männer ließen in der Mehrzahl eine große psychische Distanz zu Themen mit geschlechtsspezifischer Fragestellung erkennen. (SD)
Quelle: Soziologie in der Gesellschaft: Referate aus den Veranstaltungen der Sektionen der Deutschen Gesellschaft für Soziologie, der Ad-hoc-Gruppen und des Berufsverbandes Deutscher Soziologen beim 20. Deutschen Soziologentag in Bremen 1980. Werner Schulte (Hrsg.). Deutscher Soziologentag der Deutschen Gesellschaft für Soziologie -DGS-; Bremen (Tagungsberichte / Universität Bremen), 1981, S. 96-102
Selbstbehauptung und Geschlechtsrolle in der Hochschule : praktische Trainingsanleitung nebst einigen allgemeinen Gedanken
Autor/in:
Wagner, Angelika C.
Quelle: Frauenstudium: zur alternativen Wissenschaftsaneignung von Frauen. Sigrid Metz-Göckel (Hrsg.). Hamburg (Blickpunkt Hochschuldidaktik), 1979, S. 162-198
Inhalt: In dem Beitrag wird der Zusammenhang zwischen Geschlechtsrolle und Selbstbehauptung in bezug auf den Wissenschaftsbetrieb an Hochschulen diskutiert. Den Hauptteil bildet die Beschreibung eines Selbstbehauptungstrainingsprogramms, das sowohl innerhalb der Hochschule als auch mit Frauen im Frauenzentrum und an Volkshochschulen durchgeführt wurde. Die Ziele, der Aufbau der Kurse und die einzelnen Schritte - d. h. die acht Sitzungen - werden vorgestellt und analysiert. (RW)