Begrenzung und Entgrenzung des Politischen: Geschlechterforschung in der Politikwissenschaft
Titelübersetzung:Limitation and delimitation of politics: gender studies in political science
Autor/in:
Sauer, Birgit
Quelle: Genus: Geschlechterforschung/ Gender studies in den Kultur- und Sozialwissenschaften ; ein Handbuch. Hadumod Bußmann (Hrsg.), Renate Hof (Hrsg.). Stuttgart: Kröner, 2005, S. 366-401
Inhalt: Der Beitrag rekapituliert die Schwerpunkte der politikwissenschaftlichen Theoretisierung der Kategorie "Geschlecht" sowie die Bedeutung der Geschlechterkategorie anhand ausgewählter Themenfelder. Als politische und politikwissenschaftliche Strukturkategorie ist Geschlecht subjektiv-individuell wie auch objektiv konstituiert - ein kulturell geformtes, sozial geprägtes und mit Sinn und Bedeutung aufgeladenes Verhältnis, das Struktur- und institutionenbildende Potenz besitzt. Geschlecht bezeichnet mithin ein gesamtgesellschaftliches Netzwerk geregelter, sich wiederholender Interaktionsformen, die spezifische Werte, Normen, Verhaltens- und Handlungsmodi umfassen. Diese wiederum konstituieren ein Herrschaftssystem, das das Geschlechterverhältnis als hierarchisches begründet. "Männlichkeit" und "Weiblichkeit" sind somit Diskurse, die als "strukturierende Strukturen" (Bourdieu) individuelles Handeln wie auch soziale und politische Verhältnisse formen. Eine alternative Systematisierung der Kategorie Geschlecht wird vorgestellt: Geschlecht ist auf der strukturellen Ebene politischer Institutionen, auf der individuellen, der Mikro-, Einstellungs- und Verhaltensebene sowie auf der symbolischen Ebene der Konstitution der politischen Welt zu verorten. Zusammenfassend schlägt die Autorin vor, fünf Ebenen zu unterscheiden: (1) die Ebene politischer Kulturen und Symbole, (2) die Ebene staatlicher Organisationen und Regeln (polity), (3) die Ebene der Politikinhalte (policy), (4) die Ebene des politischen Prozesses und seiner AkteurInnen (politics) sowie (5) die Ebene der politischen Subjekte. (ICA2)
CEWS Kategorie:Frauen- und Geschlechterforschung, Gleichstellungspolitik
Dokumenttyp:Sammelwerksbeitrag
Stabilität und Dynamik des Geschlechts in der modernen Gesellschaft: Die soziologische Perspektive
Titelübersetzung:Stability and dynamism of gender in modern society: the sociological perspective
Autor/in:
Wobbe, Theresa
Quelle: Genus: Geschlechterforschung/ Gender studies in den Kultur- und Sozialwissenschaften ; ein Handbuch. Hadumod Bußmann (Hrsg.), Renate Hof (Hrsg.). Stuttgart: Kröner, 2005, S. 444-481
Inhalt: Der Überblicksartikel zum Forschungsstand der soziologischen Geschlechterforschung zeigt, dass das Geschlecht als Strukturkategorie des Sozialen relativ unbeeinflusst vom sozialen Wandel ungebrochen wirksam ist. Aufgrund der Ungleichzeitigkeit von Produktion und Reproduktion ist es als Grundstrukturierung des Sozialen weiterhin ordnungsstiftend. Auch der Aufbau von Interaktionen erfolgt über das Geschlecht als "Superschema" der sozialen Wahrnehmung. Menschen können demnach kaum interagieren, ohne das Geschlecht der anderen Person zu bestimmen, d. h. die Geschlechtszugehörigkeit wird in Interaktionen ständig als Ordnungskategorie verwendet. Geschlecht als Analysekategorie der Soziologie und als ein spezifischer Forschungsgegenstand der Geschlechtersoziologie fungiert auf unterschiedlichen Ebenen. Es wird auf den folgenden Ebenen abgehandelt: (1) Geschlecht ist eine kognitive Kategorie, die unsere Wahrnehmung des Sozialen formt. Das Geschlecht existiert aber nicht nur als ein Klassifikationsinstrument in den Köpfen, sondern wird auch im praktischen Handeln erzeugt und reproduziert. In diesem Sinne ist es (2) ein Effekt von Interaktion und Kommunikation. Das Geschlecht wird (3) als eine Kategorie der Sozialstruktur aufgefasst, also als ein strukturell verfestigter Ordnungsfaktor. Diese drei Ebenen rücken jeweils verschiedene Ausschnitte und Dimensionen des Geschlechterverhältnisses in den Focus, und sie markieren unterschiedliche theoretische Perspektiven. (ICA2)
CEWS Kategorie:Geschlechterverhältnis, Frauen- und Geschlechterforschung
Dokumenttyp:Sammelwerksbeitrag
Inter-, Trans- und Postdisziplinarität : ein Plädoyer wider die Ernüchterung
Titelübersetzung:Interdisciplinarity, transdisciplinarity and post-disciplinarity : a plea against disillusionment
Autor/in:
Maihofer, Andrea
Quelle: Quer denken - Strukturen verändern: Gender Studies zwischen Disziplinen. Heike Kahlert (Hrsg.), Barbara Thiessen (Hrsg.), Ines Weller (Hrsg.). Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. (Studien interdisziplinäre Geschlechterforschung), 2005, S. 185-202
Inhalt: Die Verfasserin stellt zunächst Konzept und Stand der Institutionalisierung der Gender Studies in Basel dar und zeigt, welche curriculare Entscheidungen dort der Entwicklung der Studienangebote zu Grunde liegen. Sie zeigt im Folgenden auf, welche Hintergründe zur vermehrten Forderung nach Inter- und Transdisziplinarität geführt haben. Es schließen sich definitorische Überlegungen zu Disziplinarität, Multi- und Pluridisziplinarität, Interdisziplinarität, Transdisziplinarität und Postdisziplinarität an. In Zukunft wird nach Einschätzung der Verfasserin die Bedeutung von Trans- und Postdisziplinarität zunehmen. (ICE2)
Autorität und ihre Krise in der Wissensproduktion: Anmerkungen zum Status von (Inter-)Disziplinarität und (Selbst-)Reflexivität
Titelübersetzung:Authority and its crisis in knowledge production: comments on the status of (inter)disciplinarity and (self-)reflexivity
Autor/in:
Härtel, Insa
Quelle: Quer denken - Strukturen verändern: Gender Studies zwischen Disziplinen. Heike Kahlert (Hrsg.), Barbara Thiessen (Hrsg.), Ines Weller (Hrsg.). Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. (Studien interdisziplinäre Geschlechterforschung), 2005, S. 91-113
Inhalt: Nach Ansicht der Verfasserin sind Interdisziplinarität und Selbstreflexivität zwar unerlässlich, um universalistische Ansprüche, hierarchische Zuschreibungen und Voraussetzungen der eigenen Erkenntnisse diskutieren zu können, sie konstatiert aber auch ein Unbehagen an bestimmten Strategien der unausgesetzt selbstreflexiven oder positionierenden Analyse. Dieses Spannungsverhältnis diskutiert die Verfasserin unter Rückgriff auf Überlegungen von Pierre Bourdieu, die sie mit dem psychoanalytischen Zugang von Sigmund Freud und Slavoj Zizek kontrastiert. Bei Bourdieu geht es um eine Verwirklichung des wissenschaftlichen Subjekts und den Bruch mit den Bindungen an das empirische Subjekt, um eine gewisse Freiheit von Trieben, Zwängen und Determinierungen zu erlangen. Im Anschluss an Zizek ist Freiheit dagegen eher ausgehend von dem zu denken, was - der Symbolisierung widerstehend - gewissermaßen triebhaft von dem Eingelassensein in eine Lebenswelt ablöst und so eine Neubestimmung der Situationen des Handelns ermöglichen kann. Vor diesem Hintergrund setzt sich die Verfasserin mit der Frage auseinander, wie feministische Wissenschaft ausgehend von krisenhaften Momenten wirksam gesellschaftliche Bedingtheiten durchkreuzen und sich symbolisch neu einschreiben kann. (ICE2)
Quelle: Quer denken - Strukturen verändern: Gender Studies zwischen Disziplinen. Heike Kahlert (Hrsg.), Barbara Thiessen (Hrsg.), Ines Weller (Hrsg.). Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. (Studien interdisziplinäre Geschlechterforschung), 2005, S. 61-89
Inhalt: Anhand einer symptomalen Lektüre von Titel und Einleitung eines Sammelbandes zur sozialwissenschaftlichen Frauen- und Geschlechterforschung ("Das undisziplinierte Geschlecht") diskutiert die Verfasserin zunächst den Anspruch der Frauen- und Geschlechterforschung, nicht "diszipliniert" zu sein. Sie beschäftigt sich im Folgenden in wissenschaftshistorischer und -soziologischer Perspektive mit der Frage, was eine akademische Disziplin als solche ausmacht. Wissenschaftsdisziplinen werden als "diskursive Formationen", als Ensembles heterogener Elemente und als politische Institutionen beschrieben. Anhand der in den Studiengängen zur Frauen- und Geschlechterforschung häufig behandelten Frage der Kanonisierung wird diskutiert, in wie fern Kanonisierung institutionelles Vergessen, aber auch reflexive feministische Gedächtnisbildung begünstigen kann. Um dem Anspruch der Undiszipliniertheit gerecht werden zu können, so das Fazit der Verfasserin, braucht es nicht weniger, sondern mehr institutionelle und intellektuelle Disziplin. (ICE2)
Wissenschaftsentwicklung durch Inter- und Transdisziplinarität: Positionen der Frauen- und Geschlechterforschung
Titelübersetzung:Development of science through interdisciplinarity and transdisciplinarity: standpoints of women's studies and gender studies
Autor/in:
Kahlert, Heike
Quelle: Quer denken - Strukturen verändern: Gender Studies zwischen Disziplinen. Heike Kahlert (Hrsg.), Barbara Thiessen (Hrsg.), Ines Weller (Hrsg.). Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. (Studien interdisziplinäre Geschlechterforschung), 2005, S. 23-60
Inhalt: Die Idee der Inter- oder Transdisziplinarität wird besonders in Zeiten sozialer Umbrüche hoch gehalten. Die Frauen- und Geschlechterforschung ist hierfür ein gutes Beispiel. Mit ihrer kritischen Reflexivität, der Kategorie Geschlecht als Grundtheorem und der Hochschätzung von Interdisziplinarität leistet sie einen Beitrag zur Erneuerung wissenschaftlichen Wissens. Die Verfasserin unterscheidet drei idealtypische Positionen der Frauen- und Geschlechterforschung in Bezug auf die Verortung der Disziplin im Wissenschaftssystem: die "nomadisch" existierende, die disziplinär integrierte und die autonome Frauen- und Geschlechterforschung. Die epistemologischen Orientierungen, Aspekte der beruflichen Verwertung und institutionelle Faktoren, die mit diesen drei idealtypischen Positionen einhergehen, werden auf drei Dimensionen analysiert: Wissenschaftstheorie, Hochschulpolitik, Karriereplanung. Abschließend werden weitere Forschungsfragen zur Interdisziplinarität in der Frauen- und Geschlechterforschung formuliert. (ICE2)
CEWS Kategorie:Frauen- und Geschlechterforschung, Wissenschaftspolitik
Dokumenttyp:Sammelwerksbeitrag
Zwischen Scylla und Charybdis? : Institutionalisierung und Kontextualisierung transdisziplinärer Geschlechterforschung
Titelübersetzung:Between Scylla and Charybdis? : institutionalization and contextualization of transdisciplinary gender studies
Autor/in:
Gisler, Priska
Quelle: Quer denken - Strukturen verändern: Gender Studies zwischen Disziplinen. Heike Kahlert (Hrsg.), Barbara Thiessen (Hrsg.), Ines Weller (Hrsg.). Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. (Studien interdisziplinäre Geschlechterforschung), 2005, S. 115-142
Inhalt: Im Mittelpunkt der Untersuchung steht der Zusammenhang von Geschlechterforschung und Gleichstellungspolitik. Zunächst werden wissenschaftssoziologische Konzepte diskutiert, die sich mit institutionellen Veränderungsprozessen von Wissenschaft beschäftigen und damit einen Beitrag zur Rolle von Transdisziplinarität bei der Hervorbringung wissenschaftlicher Erkenntnisse auf dem Gebiet der Geschlechterforschung leisten können. Im Folgenden geht es um die Geschlechterforschung in der Schweiz und ihre Verbindung zur Gleichstellungspolitik, um die Konzeptualisierung von Geschlecht und um die Bedeutung des imaginierten Publikums. Empirisch basiert die Untersuchung auf einer Dokumentenanalyse von Internetseiten von Gleichstellungsbüros und Einrichtungen der Geschlechterforschung in der Schweiz. Behandelt werden Arbeitsschwerpunkte der Geschlechterforschung, Konzepte des Wissenstransfers, die Rolle der Kategorie Geschlecht in Bezug auf Gleichstellungsprogramme sowie die Adressatinnen, für die Wissen produziert wird. Die Untersuchung macht ein Spannungsverhältnis zwischen der universitären Geschlechterforschung und der Gleichstellungsarbeit sichtbar. (ICE2)
CEWS Kategorie:Frauen- und Geschlechterforschung, Gleichstellungspolitik
Dokumenttyp:Sammelwerksbeitrag
Aktuelle Befunde zur Arbeitsmarkt- und Beschäftigungssituation von Akademikerinnen und Akademikern
Titelübersetzung:Current findings on the labor market and employment situation of academics
Autor/in:
Bogai, Dieter
Quelle: Studium als wissenschaftliche Berufsausbildung: Dokumentation des Seminars vom 27. bis 29. September 2004. Berlin (Anstöße), 2005, S. 17-26
Inhalt: Der Autor gibt einen Überblick über längerfristige strukturelle Entwicklungen des Akademikerarbeitsmarktes. Als Vergleichsmaßstab dienen die Arbeitsmärkte anderer Qualifikationsgruppen. Im einzelnen werden folgende Thesen aufgestellt und begründet: 1. Akademikerinnen und Akademiker sind vergleichsweise selten arbeitslos. 2. Die Beschäftigung von Akademikerinnen und Akademikern nimmt fast stetig zu. 3. Ihre Arbeitsbedingungen sind in der Regel privilegiert. 4. In Zukunft werden ihre Chancen weiter steigen. 5. Der Anpassungsbedarf der akademischen Ausbildung ist groß. (IAB)
"Frauenbereiche" und "Männerbereiche": die Konstruktion von Geschlechterdifferenzen in der Arbeits- und Berufswelt
Titelübersetzung:"Women's areas" and "men's areas": construction of gender differences in the world of work
Autor/in:
Riegraf, Birgit
Quelle: Frauen im Militär: empirische Befunde und Perspektiven zur Integration von Frauen in die Streitkräfte. Jens-Rainer Ahrens (Hrsg.), Maja Apelt (Hrsg.), Christiane Bender (Hrsg.). Symposium "Geschlecht und Militär im Wandel"; Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2005, S. 134-155
Inhalt: "Die Autorin zeichnet in ihrem Beitrag nach, wie Geschlechterdifferenzen in der Arbeits- und Berufswelt konstruiert werden. Sie zeigt, dass die Optionen von Frauen zwar vielfältiger geworden sind, dass sich aber die Reproduktionsmechanismen der Geschlechterungleichheit keineswegs verflüchtigt haben. Über komplexe soziokulturelle und kontextspezifische Zuweisungsprozesse, die differenziert dargestellt werden, wirkt Geschlecht nach wie vor als Selektions- und Segregationsfaktor. Geschlecht ist immer noch bedeutsam für die Positionierung auf dem Arbeitsmarkt, unabhängig von formalen Öffnungen der Arbeits- und Berufsfelder, von Qualitätsnachweisen und Karriere- und Berufsorientierungen, aber nicht unabhängig vom konkreten Handeln der männlichen und weiblichen Akteure. Eine mehr oder weniger gelungene Integration von weiblichen Beschäftigten in 'Männerdomänen' - so das Plädoyer von Riegraf ist nicht allein abhängig von gesellschaftlich legitimierten Zuweisungsprozessen oder quantitativen Anteilen von Frauen und Männern, sie ist eine Frage der Qualität des Organisationskontextes und der Lernfähigkeit von Organisationen." (Autorenreferat)
CEWS Kategorie:Arbeitswelt und Arbeitsmarkt, Geschlechterverhältnis
Dokumenttyp:Sammelwerksbeitrag
Wissenschaftliche Karriere und Kinder? : eine qualitative Studie der Erfahrungen von 16 Ärztinnen an einem Universitätsspital
in der französischen Schweiz
Autor/in:
Elger, Bernice
Quelle: Karriere und Kind : Erfahrungsberichte von Wissenschaftlerinnen. Campus Verlag GmbH, 2005, S. 114-132