Heiratsmarkt Uni: Wie sich die Geschlechterverteilung auf die Partnerwahl auswirkt


Kategorien: Frauen- und Geschlechterforschung; Geschlechterverhältnisse; Wissenschaft Aktuell

Das universitäre Umfeld spielt eine nicht zu unterschätzende Rolle als Heiratsmarkt. Die Chance, im Studium einen Partner oder eine Partnerin fürs Leben zu finden, wirkt sich nicht nur auf das private Eheglück aus, sondern auch auf gesellschaftliche Strukturen wie den Wandel von Rollenbildern, die Geburtenraten und die soziale Ungleichheit.

Allerdings besteht in Deutschland weiterhin in vielen Studiengängen ein Ungleichgewicht in der Geschlechterverteilung, das auch bei Freizeitaktivitäten außerhalb des Hörsaals zu beobachten ist. Während etwa Ingenieurswissenschaften und Maschinenbau nach wie vor fest in Männerhand sind, bleiben die Geisteswissenschaften eine klassische Frauendomäne. Man sollte also meinen, dass sich Studierende umso leichter bei der Partnersuche tun, je stärker das jeweils andere Geschlecht im eigenen Studiengang vertreten ist – und umgekehrt.

Ob das tatsächlich so ist, hat IZA-Forscher Nico Pestel in einem kürzlich erschienenen Discussion Paper untersucht. Für seine Studie wertete er Hochschuldaten zur Geschlechterzusammensetzung 41 verschiedener Fachrichtungen an westdeutschen Universitäten (1977-2011) in Kombination mit Daten aus dem Mikrozensus (2003-2011) aus.

Akademikerinnen bevorzugen Akademiker

Die Ergebnisse zeigen den erwarteten Zusammenhang nur für weibliche Studierende: Absolvieren sie einen Studiengang mit Frauenüberschuss, bleiben sie im Schnitt länger unverheiratet. Wenn sie heiraten, dann bevorzugt Männer mit einem ähnlich hohen akademischen Abschluss aus einem anderen Fachgebiet.

Männliche Studenten in männerdominierten Fächern haben jedoch entgegen der landläufigen Meinung und anekdotischer Evidenz offenbar keinerlei Nachteile bei der Partnersuche. Womöglich gelten sie als besonders „gute Partie“, denn ihre Heiratschancen stehen sogar besser als in Studiengängen mit höherem Frauenanteil. Allerdings heiraten sie tendenziell keine ehemaligen Kommilitoninnen, sondern Frauen mit niedrigeren Bildungsabschlüssen.

„Es ist immer noch die gesellschaftliche Norm, dass der männliche Ehepartner einen gleichwertigen oder gar höheren Abschluss hat“, sagt Pestel. Wenn mehr Frauen in Männerdomänen vordringen, dürfte sich das Bildungsniveau unter Ehepartnern also weiter annähern. Die Schattenseite: Ein wachsender Anteil an reinen Akademikerpaaren könnte die Einkommensungleichheit in der Gesellschaft weiter verstärken.

Download der Studie (IZA DP No. 11175): Searching on Campus? Marriage Market Effects of the Student Gender Composition

Quelle: IZA-Press, 16. Februar 2018