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Kompetenz­zentrum Frauen in Wissenschaft und Forschung

bad feelings. Zur Ambivalenz von Geschlecht und Gefühl

Zeitraum:
Ort: Soweit nicht anders angegeben: Universität Frankfurt, Raum PEG 1.G19
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Cornelia Goethe Colloquien im Sommersemester 2022

Geschlechterverhältnisse sowie mit spezifischen normativen Erwartungen und moralischen Zuschreibungen verknüpft. Letzteres zeigt sich unter anderem daran, dass Gefühle immer auch mit Wertungen verbunden sind: Manche Gefühle gelten als „gut“, etwa Liebe, Freude, Vertrauen, Mitgefühl oder Mut, andere hingegen als „schlecht“, beispielsweise Ärger, Hass, Wut, Neid oder Zorn. Es ist offenkundig, dass solche wertenden und moralischen Kategorisierungen je nach Epoche, Kultur, Gesellschaft, Klasse oder Milieu unterschiedlich ausfallen (können).

Im Mittelpunkt der Cornelia Goethe Colloquien stehen die so genannten „schlechten“ Gefühle – mit einem Ausdruck aus dem Kontext der Affect Studies: bad feelings. Unter bad feelings sind hier zum einen solche Gefühle gemeint, die zu einer bestimmten Zeit oder in einer bestimmten Kultur negativ konnotiert sind. Zum anderen sollen damit Gefühle bezeichnet sein, die zu einer bestimmten Zeit oder in einer bestimmten Kultur zwar positiv konnotiert sind, zu „schlechten“ Gefühlen aber deshalb werden, weil sie auf ein ‚falsches‘ Objekt gerichtet sind oder in einem ‚falschen‘ Kontext erlebt oder gezeigt werden. In so genannten westlich-modernen Gegenwartsgesellschaften gilt dies etwa für als deviant bezeichnete Formen sexuellen Begehrens (Pädophilie, Nekrophilie, Sodomie) oder für das Mitgefühl und die Nähe, die Gewaltopfer für ihre Täter empfinden. Bei beiden Varianten von bad feelings ist die Zuschreibung bad perspektivenabhängig ist: Es kann die von dem Gefühl affizierte Person selbst sein, die ihr Gefühl als „schlecht“ bewertet (im Sinne eines feeling bad), es können aber auch oder gar ausschließlich Beobachter*innen sein, die diese Bewertung vornehmen.

Die Colloquien setzen sich mit bad feelings unter der grundsätzlichen Fragestellung auseinander, in welchem Zusammenhang sie mit Geschlecht stehen. Aus sozial- und geschlechtertheoretischer Perspektive lassen sich hierbei verschiedene Konstellationen von Gefühlen und Geschlechter, Macht und Subjekt nachzeichnen. Dabei decken die Vorträge der Colloquien decken eine große Bandbreite disziplinärer Zugänge und thematischer Schwerpunkte ab. Das Verhältnis von Geschlecht und bad feelings wird aus philosophischer, historischer, theologischer, ethnologischer, politik- und erziehungswissenschaftlicher Perspektive vorgestellt. Dabei wird entweder Geschlecht als eine erkenntnistheoretische Basiskategorie gesetzt, um ausgehend davon ein konkretes bad feeling in den Blick zu nehmen. Oder es wird umgekehrt ein besonderes bad feeling gewählt und auf dieser Grundlage Geschlecht als spezifischer Untersuchungsgegenstand thematisiert. Die Vorträge setzen sich also mit dem Verhältnis von Geschlecht und bad feelings mal mit einem stärker geschlechtertheoretischen, mal mit einem stärker gefühlstheoretischen Fokus auseinander. Dadurch zeigen die Vorträge, dass und auf welche Weise Geschlecht und Gefühl in theoretischer wie auch in empirischer Hinsicht in einem komplexen, ambivalenten Verhältnis zueinanderstehen.

Cornelia Goethe Centrum für Frauenstudien und die Erforschung der Geschlechterverhältnisse (CGC), jeweils mittwochs, 18-20 Uhr c.t

Download des Programmheftes

E-Mail: CGCentrum@soz.uni-frankfurt.de
Homepage: http://www.cgc.uni-frankfurt.de