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Vielfältige Familien: Elternschaft und Familie/n jenseits von Heteronormativität und Zweigeschlechtlichkeit

Zeitraum:
Ort: Humboldt-Universität zu Berlin
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Gemeinsame Tagung des Zentrums für transdisziplinäre Geschlechterstudien (ZtG), des Lehrbereichs Soziologie der Arbeit und Geschlechterverhältnisse und des DFG-VielFam-Projektes in Kooperation mit der Universität Hamburg

Vielfältige Familien: Elternschaft und Familie/n jenseits von Heteronormativität und Zweigeschlechtlichkeit

"Was ist eine Familie und wenn ja, wie viele? Elternschaft, Familie und Verwandtschaft werden in vielen Arenen und historischen Epochen verhandelt: ob in Politik und Medien, Comics und Filmen, Künsten und Wissenschaften, Technologie und Medizin, im Recht oder im privaten Alltag. Neben der ‚heterosexuellen Kernfamilie‘, die im golden age of marriage rechtlich und normativ institutionalisiert war, werden und wurden Elternschaft und Familie in diversen Konstellationen verwirklicht. Diese Pluralität findet heute teils rechtliche und gesellschaftliche Anerkennung. Zugleich werden aber Elternschaft und Familie jenseits der heterosexuellen Norm in vielen Staaten heftig bekämpft. Dabei sind die Leitbilder, Repräsentationen und gelebten Wirklichkeiten von Familie und intimen Nahbeziehungen – historisch und global gesehen – weder vorsozial noch ein für alle Mal gegeben, sondern unterliegen fortwährendem Wandel.

Für die gegenwärtigen Verhandlungen von Familie, Verwandtschaft und Elternschaft sind verschiedene Aspekte besonders prägend: Neben sozialen und kulturellen Entwürfen von Näheverhältnissen und Wahlverwandtschaften spielen auch neue Reproduktionstechnologien und die dadurch vermittelte Vorstellung von ,genetischer Wahrheit‘ eine zentrale Rolle. Eine Verengung auf leiblich-genetische Verwandtschaft steht der Anerkennung von sozialer und rechtlicher Elternschaft dabei möglicherweise entgegen. Angesichts der wachsenden Bedeutung neuer Reproduktionstechnologien sind Debatten über einander widersprechende Konzepte, über Normen und Praktiken, Chancen und Risiken, Anerkennung und Erfahrungen daher drängender denn je. Dabei müssen die ethischen, ökonomischen und gesellschaftspolitischen Implikationen dieser Möglichkeiten auch vor dem Hintergrund transnationaler Ungleichheiten sowie nationaler Bevölkerungspolitiken diskutiert werden. So sind die ‚Freiheitsversprechen‘ einer reproduktiven Wahl, z.B. angesichts rechtlicher Restriktionen im eigenen Land, mit Ausweichrouten in ausländische Kliniken verbunden, und die globale Ökonomisierung reproduktiver Arbeit produziert neue Ungleichheiten. Zwar wird heute zunehmend darum gekämpft, eine große Pluralität familialer Lebensformen zu verwirklichen. Doch trans* und queer Lebende sowie rassifizierte und ökonomisch deprivilegierte Menschen stehen vor großen Herausforderungen, wenn sie rechtliche und gesellschaftliche Anerkennung einfordern oder Reproduktionsmedizin in Anspruch nehmen wollen.

Im Fokus der Tagung stehen Verwandtschaftsbeziehungen, Familiengründungen und Elternschaften jenseits von heterosexueller Norm und Zweigeschlechtlichkeit."

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