CEWSwiki Forschungsprojekte zu Gender und Wissenschaft

Liebe, (Erwerbs-)Arbeit, Anerkennung - Anerkennung und Ungleichheit in Doppelkarriere-Paaren
Emmy-Noether-Nachwuchsgruppe (DFG)

Rahmenbedingungen

von 2006/01 bis 2010/12
abgeschlossen
gefördert
DFG

Projektbeschreibung

'Love', (gainful) employment, recognition - recognition and inequality among dual career couples? Emmy-Noether Group (DFG)

Das Projekt fragt nach intersubjektiver Anerkennung in modernen Paarbeziehungen - insbesondere in Doppelkarriere-Paaren (DCCs) - und nach deren Verhältnis zu gesellschaftlichen Anerkennungsstrukturen. Im Zuge von Modernisierungsprozessen werden durch die steigende Erwerbstätigkeit von Frauen sowie eine Entgrenzung von 'Arbeit' und 'Leben' die Gültigkeit des männlichen Familienernährer- und des weiblichen Hausfrauenmodells samt damit einhergehender Sphärentrennung und geschlechtsspezifisch ungleicher Anerkennungsordnung in Frage gestellt. Dies gilt besonders in Dual Career Couples, in denen beide PartnerInnen hohe Bildung und hohes berufliches commitment aufweisen und sich gemäß einem normativen Idealbild als (zumindest beruflich) Gleiche gegenüber stehen. Die daran anschließende Frage lautet: Geht damit eine Pluralisierung, Entgrenzung und vor allem eine Egalisierung intersubjektiver Anerkennungschancen innerhalb von Paarbeziehungen und von gesellschaftlichen Anerkennungsforen einher, oder lassen sich nach wie vor geschlechtsspezifische Ungleichheiten auffinden?

Nach den bisherigen, theoretisch und sekundäranalytisch gewonnenen Ergebnissen lassen sich folgende, die empirische Forschung leitende Hypothesen formulieren:

1. Es kann nicht von einer grenzenlosen 'Entgrenzung', aber einer gewissen und teils ambivalenten Verschränkung verschiedener Sphären wie 'Arbeit' und 'Leben' gesprochen werden.

2. Es kommt weder auf gesellschaftlicher, organisationaler noch auf Paarebene zu einer Egalisierung von Anerkennungschancen und einer Gleichbewertung von Anerkennungsforen. Nach wie vor scheint Erwerbsarbeit mit höherer gesellschaftlicher Wertschätzung versehen als andere Lebensbereiche, etwa Familie oder ehrenamtliche Tätigkeiten - mit unterschiedlichen Folgen für Männer und Frauen. Auch innerhalb von Paarbeziehungen sprechen die bisherigen Ergebnisse für die Fortexistenz geschlechtsspezifischer Ungleichheiten. Die genannten Fragen werden auf verschiedenen Ebenen empirisch untersucht.

Die Arbeitsschwerpunkte sind:

1. Teilprojekt Doppelkarriere-Paare (DCCs): Gefragt wird aus einer Ungleichheitsperspektive, welche Anerkennungschancen und -strukturen in solchen Paaren bestehen, wie die Konstitution wechselseitiger Anerkennung in der Paarpraxis vonstatten geht, welche Ungleichheiten sich finden lassen und wie dies mit gesellschaftlichen Wertvorstellungen zusammenhängt. Hierzu führen wir qualitative, teilbiographische Paarinterviews durch.

2. Teilprojekt Arbeitsorganisationen: Untersuchung des organisationalen Umgangs mit Dual Career Couples anhand einer Analyse ausgewählter Arbeitsorganisationen aus verschiedenen Bereichen. Im Mittelpunkt steht die Frage, wie diese Arbeitsorganisationen Paare als Paare behandeln und wie und warum sie Paare wert- oder nicht wertschätzen.

3. Teilprojekt Sozialpolitische Regelungen: Hier werden die in sozialpolitische Institutionen eingelassene paarbezogene Anerkennungsordnung sowie deren Veränderungen angesichts des gegenwärtigen Sozialstaatsumbaus anhand einer Analyse sozial-, familien- und arbeitsrechtlicher Regelungen in den Blick genommen.

Frauenerwerbstätigkeit; Beschäftigungsbedingungen; Ehepartner; Interaktion; Dual Career Couple; Lebenssituation; Wertorientierung; Doppelkarriere; Soziale Sicherung; Soziale Anerkennung; Geschlechtsspezifische Faktoren
Deutschland

Beteiligte Institutionen

WZB Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung
Außeruniversitäre Forschungseinrichtung

Beteiligte Personen

Dr. Christine Wimbauer
Markus Gottwald; Mona Motakef; Anke Spura

Methoden & Stichprobe

Qualitativer Fragebogen (face-to-face, telefonisch, schriftlich)

Ergebnisse/Output

Auswahl:

*Henninger, Annette; Gottwald, Markus; Künzel, Annegret; Wimbauer, Christine; (2007): Gemeinsam an die Spitze - oder der Mann geht voran? In: Willkommen im Club? : Frauen und Männer in Eliten / Regina-Maria Dackweiler . . Münster: Verl. Westfäl. Dampfboot, 2007. S. 87-105.

*Gottwald, Markus; Wimbauer, Christine; (2006): Familie und Beruf: ein Fall für zwei? IAB Forum (2006), Nr. 2, S. 12-17

*Solga, Heike; Wimbauer, Christine; (2005): "Wenn zwei das Gleiche tun..." - Ideal und Realität sozialer (Un-)Gleichheit in Dual Career Couples. Opladen: B. Budrich, 269 S.

*Henninger, Annette; Wimbauer, Christine; Dombrowski, Rosine; (2008): Geschlechtergleichheit oder "exklusive Emanzipation". Berliner Journal für Soziologie Bd. 18 (2008), H. 1, 99-128

*Henninger, Annette; Wimbauer, Christina: 'Arbeit' und 'Liebe' - ein Widerspruch? in: Aulenbacher, Brigitte; Wetterer, Angelika (Hrsg.): Arbeit - Perspektiven und Diagnosen der Geschlechterforschung. Forums Frauen- und Geschlechterforschung: Schriftenreihe der Sektion Frauen- und Geschlechterforschung in der Deutschen Gesellschaft für Soziologie, Bd. 26. Münster: Westfäl. Dampfboot 2009.

*Henninger, Annette; Wimbauer, Christine; Dombrowski, Rosine: Demography as a push towards gender equality? Current reforms of German family policy. in: Social Politics: International Studies in Gender, State & Society (ISSN 1072-4745), 15, 2008, 3, pp. 287-314.

*Wimbauer, Christine; Henninger, Annette; Gottwald, Markus (Hrsg.): Die Gesellschaft als 'institutionalisierte Anerkennungsordnung' - Anerkennung und Ungleichheit in Paarbeziehungen, Arbeitsorganisationen und Sozialstaat. Opladen: B. Budrich 2007. ISBN 3-93684-06-0.

Wimbauer, Christine; Spura, Anke; Gottwald, Markus; Motakef, Mona; Walther, Katja (2010): Anerkennung (m), Anerkennung (w). Geschlechterungleichheit in Doppelkarriere-Paaren. In: WZB-Mitteilungen (129), S. 28–30. Online verfügbar unter https://www.ssoar.info/ssoar/handle/document/30917...