Der Bologna Prozess, der nicht nur die bundesweite Einführung gestufter Bachelor- und Masterstudiengänge beinhaltet, um eine verbesserte Angleichung und Anrechenbarkeit von Studiengängen und Studienabschlüssen im europäischen bzw. internationalen Raum zu verwirklichen, ist darüber hinaus auch damit verbunden, lebenslanges Lernen zu befördern und zu unterstützen. Im Beruf und in Weiterbildungen erworbene Kenntnisse und Fähigkeiten sollen deshalb zukünftig stärker als bisher auf Studiengänge anrechenbar sein, um den Anforderungen moderner Wissensgesellschaften adäquat begegnen zu können.
Die Universität Lüneburg, die Modelluniversität in diesem Bologna Prozess ist und deshalb bereits ihre gesamten Studiengänge bis zum Wintersemester 2006/2007 auf die neuen Studienabschlüsse umgestellt haben wird, beschäftigt sich intensiv mit den auf europäischer Ebene vereinbarten Zielsetzungen dieses Prozesses. Das Forschungsprojekt zur Anerkennung der Anrechenbarkeit beruflich erworbener Kompetenzen, verfolgt die Aufgabe, in der ErzieherInnenausbildung erworbenes Wissen und im ausgeübten Beruf erlangte Kenntnisse, Kompetenzen und Fertigkeiten auf eine potentielle Anrechenbarkeit auf ein Bachelor-Studium der Sozialarbeit/ Sozialpädagogik zu untersuchen.
Der Name des Forschungsprojekts ist also Programm, geht es doch darum, heraus zu finden, welche Kompetenzen bereits aufgrund der Ausbildung oder beruflichen Tätigkeiten im pädagogischen Bereich (KompädenZ) in einem späteren Studium der Sozialarbeit/ Sozialpädagogik berücksichtigt werden können. Die Ergebnisse sollen z.B. dazu dienen, die individuellen Studienzeiten von Erzieherinnen und Erziehern zu verkürzen, in dem das bereits vorhandene Fachwissen nicht nochmals gelernt und geprüft werden muss. Da der ErzieherInnenberuf noch immer vorrangig von jungen Frauen gewählt wird, helfende und pädagogische Berufe nach wie vor typische Frauenberufe bilden, die mit mangelnder gesellschaftlicher Anerkennung, geringem Einkommensniveau und unzureichenden Aufstiegschancen verknüpft sind, eröffnet der Ansatzpunkt des Gender-Mainstreaming, unter dem das Forschungsprojekt seine Untersuchungen angelegt hat, besondere Chancen. Denn durch zukünftige Anrechenbarkeitsmöglichkeiten beruflich erworbener Kompetenzen, könnten Frauen in diesem Bereich schnellere und effizientere Qualifizierungsmöglichkeiten durch ein Studium der Sozialarbeit/ Sozialpädagogik eröffnet werden. Gleichzeitig könnten hierdurch auch Anreize für potentielle männliche Fachkräfte entstehen und dem männlichen Fachkräftemangel in der Sozialen Arbeit dadurch eher begegnet werden.
Kooperationspartner: Fachschulen für Sozialpädagogik in der Region Nordostniedersachsen, Projektbeirat, Träger von Aus- und Weiterbildungen, öffentliche und freie Träger der Jugendhilfe. Wissenschaftliche Begleitung des Gesamtprojekts "AnKom" HIS Hannover GmbH (Hochschul-Informations-System GmbH).
Eylert, Andreas: KomPädenZ - ein Projekt zur Anrechnung erworbenen Wissens unter besonderer Berücksichtigung des Gender-Mainstreaming-Prinzips. in: Hochschule und Weiterbildung, 2006, Ausg. 1, S. 81-84.