Inhalt: Wenn ein Soziologe, so der Verfasser, anhand der Lebensläufe von mehreren tausend Promovierten nachweisen kann, dass bei gleicher Leistung die Wahrscheinlichkeit, in den Vorstand eines Großunternehmens zu gelangen, für den Nachwuchs von leitenden Angestellten zehnmal größer ist als für gleichermaßen qualifizierte Kommilitonen aus der Arbeiterschaft, so ist das der erste Schritt zur Offenlegung der wahren Zugangsregelungen. Der zweite Schritt besteht in der Aufdeckung der wirklich entscheidenden Auswahlprinzipien: Was haben die Kinder von leitenden Angestellten beziehungsweise ganz allgemein die Sprösslinge des Bürger- und Großbürgertums, was denen fehlt, die in Arbeiterfamilien oder kleinbürgerlichen Verhältnissen aufgewachsen sind? Alles in allem, so die These, können sich in den Chefetagen am leichtesten diejenigen souverän und ungezwungen bewegen, die in einem bürgerlich-großbürgerlichen Milieu aufgewachsen sind. Sozialen Aufsteigern mangelt es fast immer an der erforderlichen oder zumindest erwünschten Selbstverständlichkeit - und damit fehlt es ihnen zugleich auch an der Bereitschaft, den offiziellen Kanon und die herrschenden Codes auch einmal gekonnt in Frage zu stellen beziehungsweise sie gegebenenfalls einfach zu durchbrechen. Die Souveränität des Verhaltens zeigt sich gerade bei den als wesentlich für eine Karriere angesehenen Persönlichkeitsmerkmalen. Nur wer die Codes der "besseren Gesellschaft" tatsächlich verinnerlicht hat, kann sie in Teilen auch bewusst ignorieren und aus dieser bewussten Ignoranz dann einen wichtigen Vorteil ziehen. (ICF2)
Schlagwörter:Elite; Macht; berufliche Integration; beruflicher Aufstieg; Selektion; Berufsanforderungen; Persönlichkeitsmerkmal; Personwahrnehmung; Habitus; Management; Manager; Konflikt; soziale Ungleichheit; Rekrutierung; Italien; Frankreich; Großbritannien; Kultur; Sozialkapital; Wissenschaftsanwendung
CEWS Kategorie:Arbeitswelt und Arbeitsmarkt
Dokumenttyp:Sammelwerksbeitrag