Transformationen von Wissen, Mensch und Geschlecht : Geschlechterforschung als kritische Ontologie der Gegenwart
Titelübersetzung:Transformations of knowledge, people and gender : gender studies as critical ontology of the modern day
Autor/in:
Hark, Sabine
Quelle: Transformationen von Wissen, Mensch und Geschlecht: transdisziplinäre Interventionen. Irene Dölling (Hrsg.), Dorothea Dornhof (Hrsg.), Karin Esders (Hrsg.), Corinna Genschel (Hrsg.), Sabine Hark (Hrsg.). Königstein: Helmer, 2007, S. 9-24
Inhalt: Die Verfasserin präsentiert das Konzept des Projekts "Transformationen von Wissen, Mensch und Geschlecht". Sie zeigt, dass das Projekt auf Fragen zielt, die sich aus aktuellen gesellschaftlichen und diskursiven Spannungen, Konfliktlagen und Transformationen ergeben und rückt insbesondere die Frage in den Mittelpunkt, wie Begriffe die von ihnen beschriebenen Praktiken zugleich prägen und definieren. Die Autorin geht den Fragen nach, ob durch Wissenschaften, neue Technologien und neue Medien gegenwärtig in vergleichbar epochaler Weise wie "um 1800" neu 'erfunden' klassifiziert und normiert wird, was der Mensch ist? Werden im Prozess dieses diskursiven Entwerfens jene Denkmuster obsolet, die im Dreieck von 'Natur - Kultur - Geschlecht' der sozialen Ordnung der Moderne bis heute Stabilität und Bedeutung vermittelt haben? Werden neue Grenzen und Hierarchisierungen generiert, bilden sich neue Wissensformen heraus, die die bisherigen Weisen der Wissensproduktion, die Bestimmung von Gegenständen, die Grenzziehungen zwischen Wissenschaftsdisziplinen verändern? Welche wissenschaftlichen Disziplinen sind an der Neuerfindung des Menschen beteiligt? Welche Relationen und Konflikte können zwischen Wissenschaft, Politik, Kultur und Medien ausgemacht werden? Wie ist das jeweilige Diskursfeld strukturiert, wer sind die beteiligten Akteure, wer formuliert welche Geltungsansprüche, wer beansprucht die Diskursführerschaft, was gilt als sinnvolle Aussage, wie werden aktuelle und akute Probleme und Krisen artikuliert, was gilt überhaupt als Problem bzw. Krisenphänomen? Welche Rolle spielen neue Medien für die Wissensproduktion und die Konstituierung des Menschseins? In welchen Weisen dringt wissenschaftliches Wissen durch mediale Vermittlung ins Alltagswissen ein? Wie beeinflusst Alltagswissen umgekehrt die wissenschaftliche Wissensproduktion? Welche Rolle spielen die neuen Informations- und Kommunikationstechnologien bei der Generierung von Vorstellungen über Körper und Bewusstsein? (ICG2)
Inhalt: "Zentrale Ordnungsmuster der Moderne scheinen sich aufzulösen. Es eröffnet sich ein Terrain vollkommener Gestaltbarkeit, das jedoch verengt wird durch neoliberale Reformulierungen. Die Betrachtungen dieses Sammelbandes bewegen sich entlang der Schnittstellen von Wissenschaft, Medien, Politik und Kultur. Dort erhellen sie wirkungsmächtige Wahrnehmungs- und Deutungsmuster von Wissen, Mensch und Geschlecht, erschließen Neudeutungen und Interventionen. Einflussreiche Wissensdisziplinen, populäre Diskurse und neue Medientechnologien werden dabei auf ihre normalisierenden und hierarchisierenden Konfigurationen, aber auch auf ihr widerständiges Potenzial befragt. Hierbei wird nicht zuletzt auf unterschiedliche geopolitische Kontexte und Vorschläge für eine Didaktik der transdisziplinären Frauen- und Geschlechterforschung reflektiert." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Sabine Hark: Transformationen von Wissen, Mensch und Geschlecht. Geschlechterforschung als kritische Ontologie der Gegenwart (9-24); Karin Esders, Corinna Genschel: Widerspenstige Lehre: Ergebnisse transdisziplinärer Lehrpraxis an der Universität Potsdam (25-41); Dorothea Dornhof: Mittelosteuropa und Gender - Konstruktionen mittlerer Reichweite (42-60); Stephan Trinkaus, Susanne Völker: Unbestimmtheitszonen. Ein soziologisch-kulturwissenschaftlicher Annäherungsversuch (61-77); Susanne Lettow: Neobiologismen. Normalisierung und Geschlecht am Beginn des 21. Jahrhunderts (78-93); Petra Schaper-Rinkel: Die neurowissenschaftliche Gouvernementalität. Re-Konfiguration von Geschlecht zwischen Formbarkeit, Abschaffung und Re-Essentialisierung (94-108); Bettina Bock v. Wülfingen: Liebe und Gesundheit in der Genetisierung der Zeugung - Diskursanalyse als Untersuchung der Transformation von Denkräumen (109-125); Heike Jensen: Die 'Informationsgesellschaft' als globales Terrain hegemonialer Maskulinität und feministischer Interventionen (126-141); Tanja Paulitz: Technologien des vernetzten Selbst. Implizite/explizite Allianzen zwischen Technik und Geschlecht (142-158); Karin Bruns: Disgruntled Housewives und Cyber B.I.T.C.H.E.S. - Verfahren geschlechterdifferenter In- und Exklusionen im World Wide Web (159-175); Anke Langner: Geschlecht und geistige Behinderung. Transdisziplinarität in der Untersuchung zweier sozialer Konstruktionen (176-190); Heike Kahlert: Stabilität und Wandel der Geschlechterdifferenz im Zuge des Geburtenrückgangs (191-206); Stanislawa Paulus: Riskante Positionierungen. Mediale Bilder von Musliminnen im Zusammenspiel orientalistischer Projektionen und neoliberaler Subjektanrufungen (207-223); Susanne Lummerding: Sex revisited. Geschlecht versus Bedeutung (224-235).
Material conditions : begrenzte Möglichkeiten inter- und transdisziplinärer Frauen- und Geschlechterforschung
Titelübersetzung:Material conditions : limited possibilities of interdisciplinary and transdisciplinary women's studies and gender studies
Autor/in:
Hark, Sabine
Quelle: Zeitschrift für Frauenforschung und Geschlechterstudien, Jg. 21 (2003) H. 2/3, S. 76-89
Inhalt: Die in der Frauen- und Geschlechterforschung oder in der Wissenschaftssoziologie und -theorie geführten Diskussionen um Inter- bzw. Transdisziplinarität werden nach Meinung der Autorin nur selten wechselseitig zur Kenntnis genommen oder gar aufeinander bezogen, was zu einem "Maskenspiel der Fächer" führe. Sie beschreibt die funktionalen Antagonismen in den Debatten um Inter- und Transdisziplinarität, sie skizziert die gegenwärtige Transformation der Hochschule zur "entrepreneurial university" und diskutiert die verschiedenen Konzepte von Transdisziplinarität hinsichtlich der Frage, welche für das Projekt einer kritischen Frauen- und Geschlechterforschung geeignet sind. Die Frage nach den Möglichkeiten einer transdisziplinären Frauen- und Geschlechterforschung ist nach ihrer Einschätzung eine Frage der "material conditions" und es gilt vor diesem Hintergrund, die atavistisch gewordenen disziplinären (Di-)Visionen von Wissen weiter herauszufordern und sich disloyal gegenüber den Disziplinen zu verhalten, statt sich in ihnen einzurichten. (ICI2)
Das Maskenspiel der Fächer - Transdisziplinarität als geschlechterpolitische Intervention?
Titelübersetzung:The dressing up game of subjects - transdisciplinarity as intervention in gender policy?
Autor/in:
Hark, Sabine
Quelle: Gleichstellung in der Forschung: Organisationspraktiken und politische Strategien. Hildegard Matthies (Hrsg.), Ellen Kuhlmann (Hrsg.), Maria Oppen (Hrsg.), Dagmar Simon (Hrsg.). Berlin: Ed. Sigma, 2003, S. 205-218
Inhalt: Die Autorin setzt sich mit den Forderungen nach Inter- und Transdisziplinarität im Wissenschaftssystem und in der Geschlechterforschung kritisch auseinander und fragt danach, ob sie als "geschlechterpolitische Interventionen" tauglich sind. Sie weist darauf hin, dass transdisziplinäre Wissensprojekte eine Geschichte, einen Ort und eine Zeitachse haben und dass sie daher hegemoniale Praktiken und funktionale Antagonismen gleichermaßen stützen wie in Frage stellen können. Sie diskutiert die Transformation der Hochschule zur "entrepreneurial university" und die Bedeutung von Frauen- und Geschlechterforschung in den "Häusern des Wissens". Eine Dekonstruktion der vergeschlechtlichten disziplinären Wissensordnung setzt ihrer Meinung nach voraus, dass die Perspektiven der Transdisziplinarität nicht jenseits der Disziplinen, sondern in der reflexiven Praxis einer wechselseitigen Befragung des disziplinären Ortes gesucht werden. (ICI2)
Utopische Höhenflüge mit bleiernen Gewichten : Paradoxien der Institutionalisierung feministischer Wissenschaft in der BRD
Titelübersetzung:Utopian flights of fancy with lead weights : paradoxes of the institutionalization of feminist science in the FRG
Autor/in:
Hark, Sabine
Quelle: Subjekt und Erkenntnis: Einsichten in feministische Theoriebildungen. Opladen: Leske u. Budrich, 2000, S. 141-152
Inhalt: Die Autorin fragt nach den Bedingungen und Möglichkeiten von feministischer Theorie und Theoriebildung sowie danach, inwieweit diese bei ihrem Anspruch, eine emanzipative Wissenschaft zu betreiben, den Mechanismen der Selbsteinschließung in die Kategorien und Verständnispraktiken moderner Macht widerstehen können. Denn die Institutionalisierung von Wissen stellt sich immer als machtbezogener Prozess dar, welcher auch anderen Logiken als der der Erkenntnisgewinnung folgt, und darüber hinaus von Strukturen der Inklusion und Exklusion geprägt ist, die oft im Gegensatz zu den erklärten Absichten stehen. Um deutlich zu machen, unter welchen theoretischen, institutionellen und politischen Kontexten feministische Forschung und Lehre überhaupt stattfinden kann, skizziert die Autorin die Paradoxien einer feministisch-institutionellen Interventionskultur, die Effekte der gegenständlichen und institutionellen Abschottung sowie das Verhältnis von Kontingenz und Transdisziplinarität in einer reflexiven Forschungspraxis. (ICI2)