Berufungsverfahren als Turniere : Berufungschancen von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern
Autor/in:
Auspurg, Katrin; Hinz, Thomas; Schneck, Andreas
Quelle: Zeitschrift für Soziologie, 46 (2017) 4, 613 S
Inhalt: Die Benachteiligung von Wissenschaftlerinnen in Berufungsverfahren wurde lange Zeit als eine wesentliche Ursache für die starke Unterrepräsentanz von Frauen auf Professuren angesehen. Aktuelle Studien zum deutschen Wissenschaftssystem finden das gegenteilige Ergebnis einer Bevorteilung von Frauen. Die Grundthese des vorliegenden Beitrages ist, dass dieses heterogene Bild einem zu oberflächlichen Blick geschuldet ist. Berufungsverfahren stellen eine Art Turnier mit verschiedenen Auswahlrunden dar, bei denen es neben den Qualifikationen der einzelnen Bewerber/innen auch immer darauf ankommt, wer mit wem um welche Stelle konkurriert. Im vorliegenden Beitrag wird erstmals die Spezifik der Verfahren durch die Anwendung eines labor queue Modells berücksichtigt. Für eine mittelgroße deutsche Universität liegen prozessproduzierte Daten zu mehr als 230 Stellenbesetzungen für die Jahre 2001 bis 2013 vor. Neben Verfahrensdaten über fünf Stufen im Auswahlprozess (Bewerbung, Erstauswahl, Vorstellungsvortrag, Aufnahme in den Berufungsvorschlag, erster Listenplatz) Können für eine Teilmenge an Berufungsverfahren Listenplatzdaten (Publikationsleistungen und Lebenslaufinformationen) analysiert werden. Die Ergebnisse sprechen dafür, dass sich Wissenschaftlerinnen zu einem geringeren Anteil bewerben, als nach ihrer Qualifikation zu erwarten wäre. Über die ersten Stufen der Berufungsverfahren ist dann ein Anstieg des Frauenanteils gegenüber dem Bewerbungsfeld zu beobachten. Analysen mit Leistungsindikatoren deuten auf insgesamt faire Auswahlchancen für den ersten Listenplatz hin.
Gruppenvergleiche bei Regressionen mit binären abhängigen Variablen : Probleme und Fehleinschätzungen am Beispiel von Bildungschancen im Kohortenverlauf
Titelübersetzung:Group comparisons for regression models with binary dependent variables : problems and pitfalls illustrated by differences in educational opportunities between cohorts
Autor/in:
Auspurg, Katrin; Hinz, Thomas
Quelle: Zeitschrift für Soziologie, Jg. 40 (2011) H. 1, S. 62-73
Inhalt: "Die vorliegende Forschungsnotiz verweist auf eine bekannte, aber selten beachtete Problematik bei Vergleichen von Koeffizienten aus Regressionen mit binären abhängigen Variablen zwischen Gruppen. Damit Vergleiche von Logit- und Probit-Koeffizienten sowie Odds-Ratios (OR) über Gruppen oder Kohorten hinweg tragfähig sind, muss angenommen werden, dass die unbeobachtete Heterogenität in allen betrachteten Gruppen gleich ist. Dies ist zumindest bei Vergleichen von Kohorten oder Schätzungen, die Datensätze aus unterschiedlichen Ländern oder Erhebungsdesigns nutzen, eine sehr unrealistische Annahme. Wir schlagen daher vor, statt der OR die durchschnittlichen Marginaleffekte für Gruppenvergleiche heranzuziehen. Weiterhin verweisen wir auf eine Möglichkeit, Gruppenunterschiede in solchen Modellen auf statistische Signifikanz zu prüfen. Anhand des Beispiels von Bildungschancen im Kohortenvergleich lässt sich veranschaulichen, dass bei Beachtung der Problematik unbeobachteter Heterogenität wichtige Schlussfolgerungen anders ausfallen." (Autorenreferat)
Inhalt: "This research note refers to a known, but rarely noticed problem which arises when coefficients from regression models with binary dependent variables are compared over groups like cohorts or social classes. In order to attain valid and viable comparisons of coefficients and odds ratios (OR) from logit and probit models between groups, it has to be assumed that the unobserved heterogeneity is equal for all these groups. This is obviously an unrealistic assumption if data stem from different cohorts or if estimations are based on data from different countries and samples. Therefore, we propose for group comparisons the use of average marginal effects instead of OR. Moreover, we suggest a method of testing group differences in such models for statistical significance. Using the example of comparing educational opportunities over different birth cohorts, we illustrate that considering the problem of unobserved heterogeneity leads to significantly different conclusions." (author's abstract)
CEWS Kategorie:Bildung und Erziehung, Statistik und statistische Daten
Dokumenttyp:Zeitschriftenaufsatz
Geschlechtsspezifische Lohnunterschiede in Branchen, Berufen und Betrieben
Titelübersetzung:The gender wage gap within economic sectors, occupations, and firms
Autor/in:
Hinz, Thomas; Gartner, Hermann
Quelle: Zeitschrift für Soziologie, Jg. 34 (2005) H. 1, S. 22-39
Inhalt: "Lohnunterschiede zwischen Frauen und Männern werden in der ökonomischen und sozialwissenschaftlichen Diskussion unter anderem auf die unterschiedlichen beruflichen Tätigkeiten von Männern und Frauen (Segregation) sowie die unterschiedliche Ausstattungen mit Humankapital zurückgeführt. In diesem Beitrag wird unter Verwendung eines kombinierten employer-employee Datensatzes des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit (LIAB-Daten) gefragt, ob die Lohnunterschiede zwischen den Geschlechtern mit der unterschiedlichen Verteilung von Frauen und Männern auf Wirtschaftsbereiche, Berufe und Betriebe erklärt werden können. Forschungsergebnisse aus den USA und Skandinavien zeigen, dass dort so gut wie keine geschlechtsspezifischen Lohnunterschiede im gleichen Beruf und im gleichen Betrieb (in sog. Job-Zellen) zu finden sind. Unsere Ergebnisse für westdeutsche Betriebe zeigen jedoch, dass auch innerhalb von Job-Zellen eine beachtliche Lohndifferenz zwischen den Geschlechtern besteht. Sie ist im Untersuchungszeitraum (1993-2001) von etwa 17 auf 15 Prozent des Männerlohnes gefallen. Wenn wir Ausbildung und Berufserfahrung in den Job-Zellen konstant halten, beträgt der Lohnunterschied etwa 12 Prozent. Zusätzlich untersuchen wir, ob sich die relativen Löhne von Frauen für hierarchische Berufsgruppen (nach ISCO) unterscheiden. Die Lohndifferenzen in den Job-Zellen sind bei Leitungskräften und bei Wissenschaftlern mit 7 und 5 Prozentpunkten verhältnismäßig gering. Messprobleme und Eigenheiten des verwendeten Datensatzes können möglicherweise für einen Teil des im internationalen Vergleich hohen Lohnunterschied in den Job-Zellen verantwortlich sein." (Autorenreferat)
Inhalt: "Among other factors, gender wage differences are explained by occupational segregation and gender-specific endowments of human capital. In this article, we use linked employer-employee data of the Institute of Labor Market Research (LIAB-dataset) and ask whether the gender wage gap evolves with the distribution of female and male workers into different economic sectors, occupations, and firms. Research findings from the U.S. and Scandinavia show that only a minimal wage difference remains within jobs. Our results for a representative sample of firms from West Germany, however, indicate a remarkable within-job wage gap. Between 1993 and 2001, the relative wages of women increased from about 83 to 85 percent of male wages. Looking at workers with the same education and experience, the relative wages of female workers lie at 88 percent. In addition, we analyze the wage gap for hierarchical occupational groups (ISCO). The within-job wage gap is relatively low for management positions and for professionals. Problems of measurement and characteristics of the data used cause a part of the difference, but allocative and evaluative discrimination may exist as well." (author's abstract)
Programmierte (Un-)Gleichheit? : geschlechtsspezifische Chancen bei der Bewilligung von Forschungsanträgen
Titelübersetzung:Programmed (in-)equality? : gender-specific funding of research grant proposals
Autor/in:
Allmendinger, Jutta; Hinz, Thomas
Quelle: Zeitschrift für Soziologie, Jg. 31 (2002) H. 4, S. 275-293
Inhalt: "Im Mittelpunkt des Beitrags steht die Drittmittelförderung. Für das Fach Soziologie wird die Antragstellung von Forschungsprojekten und deren Evaluation durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) untersucht. Datengrundlage sind dabei prozessproduzierte Angaben zu 761 Forschungsanträgen an die DFG im Zeitraum 1993-1999. Das Antragsverhalten unterscheidet sich nicht nach Geschlecht, die Bewilligungschancen sind bei Anträgen von Frauen schlechter als bei Männern. Diese Ungleichheit geht nur zu einem kleinen Teil auf individuelle, strukturelle und kontextuelle Unterschiede zwischen Männern und Frauen zurück. Der Abstand in den Bewilligungschancen von Männern und Frauen wird zu einem größeren Teil durch die geschlechtsspezifische Konzentration auf Forschungsinhalte erklärt: Die Hälfte aller von Frauen gestellten Anträge kann der Frauen- und Geschlechterforschung zugeordnet werden. Die Einrichtung des DFG-Schwerpunktprogramms 'Professionalisierung, Organisation, Geschlecht' ist für die untersuchte Thematik bedeutsam. In dem untersuchten Zeitraum führt der Schwerpunkt zu geringeren Bewilligungsquoten in der Frauen- und Geschlechterforschung. Dies ist eine programmierte, wenngleich unintendierte und sicherlich vermeidbare Nebenfolge. Gleichermaßen kommt es aber auch zu einer programmierten Gleichheit, insofern der Unterschied in den Bewilligungschancen zwischen Frauen und Männern durch den Schwerpunkt verringert wurde." (Autorenreferat)
Inhalt: "This article focuses on research grants funded by the Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG), i.e. the German National Science Foundation. It analyzes research grant applications in the field of sociology and their evaluations and is based on process-produced data on 761 grant applications submitted to the DFG from 1993 to 1999. While application conduct does not differ by gender, women have a smaller chance of receiving funding than men. This inequality results partly from individual, structural and contextual differences between men and women. The differences in opportunities between men and women are, to a large extent, explained by the gender-specific focus of the research proposals: half of the applications submitted by women can be categorized as gender-oriented research. The establishment of the DFG-research area 'Professionalization, Organization, Gender' is of major importance for the topic under investigation. In the years analyzed, significantly fewer grant proposals in the area of gender and women's research were funded. This is a programmed, although unintentional and definitely avoidable side effect. At the same time, there is programmed equality inasmuch as this research area has reduced the differences in the funding opportunities of women and men." (author's abstract)
Wandel einer Wissenschaftsorganisation und die Integration von Frauen
Titelübersetzung:Organizational change in research institutes and the integration of women
Autor/in:
Achatz, Juliane; Hinz, Thomas
Quelle: Zeitschrift für Soziologie, Jg. 30 (2001) H. 5, S. 323-340
Inhalt: "Die Frage nach der nur langsam fortschreitenden Integration von Frauen in statushohe berufliche Bereiche und Positionen muss - wenn Erklärungen geschlechtsspezifisch unterschiedlicher Qualifikation fragwürdig werden - mit dem Blick auf Organisationskontexte neu gestellt werden. Am Beispiel einer deutschen Wissenschaftsorganisation, die vornehmlich in der naturwissenschaftlich-technisch orientierten, angewandten Forschung aktiv ist, untersuchen wir organisationale Determinanten der Beschäftigung von Frauen in der Wissenschaft. Welche Rolle spielen strukturelle Charakteristiken, personalpolitische Strategien und externe Rahmenbedingungen für die Integration von Frauen? Datengrundlage ist ein Panel mit Personaldaten aus zehn Forschungsinstituten für den Zeitraum 1984-1997. Während sich der Frauenanteil insgesamt nur geringfügig ändert, zeigen sich zwischen den Forschungsinstituten beachtliche Unterschiede hinsichtlich der Integration von Frauen. Die Auswertungen belegen, dass insbesondere der im Wandel der Wissenschaftsorganisationen zunehmende Einsatz befristeter Beschäftigung mit höheren Frauenanteilen einher geht. Frauen erhalten dann eher Zugang zu Forschungsinstituten, wenn sich dort die Beschäftigungsbedingungen verschlechtern bzw. der statistische Diskriminierung durch Befristung von Arbeitsverträgen die Grundlage entzogen wird." (Autorenreferat)
Inhalt: "Although women have made substantial progress in educational achievement, they still have poorer chances than men to attain positions in high status fields. The problem of the slow pace of the integration of women into these fields needs to be addressed with the focus on the organizational context. Using the empirical example of a German research organization that mainly works in the natural and technical sciences, the authors look at organizational determinants of the employment of women. What roles do organizational strategies, policies, and environmental conditions play? The analysis is based on panel data from ten research institutes over the period running from 1984 to 1997. The total percentage of women employed increased slightly; however there was a remarkable variation in the integration of women between the institutes. The analyses demonstrate that the implementation of temporary employment contracts goes hand in hand with a higher representation of women. Women find access to male-dominated research institutes if general conditions of employment become worse or statistical discrimination is no longer justified because of non-tenured employment practices." (author's abstract)