Kein Abschied von Geschlecht : Thesen zur Grundlagendiskussion in der Frauen- und Geschlechterforschung
Titelübersetzung:No farewell to gender : theses on the basic discussion in women's studies and gender studies
Autor/in:
Knapp, Gudrun-Axeli
Quelle: Zwischen Emanzipationsvision und Gesellschaftskritik: (Re)Konstruktion der Geschlechterordnung in Frauenforschung - Frauenbewegung - Frauenpolitik. Ursula Hornung (Hrsg.), Sedef Gümen (Hrsg.), Sabine Weilandt (Hrsg.). Münster: Verl. Westfäl. Dampfboot (Forum Frauenforschung : Schriftenreihe der Sektion Frauenforschung in der Deutschen Gesellschaft für Soziologie), 2001, S. 78-86
Inhalt: Die Autorin kommentiert die gegenwärtige, "postmodern" geführte Debatte über eine Grundlagenkrise der Frauen- und Geschlechterforschung, in welcher von einem "Wirksamkeitsverlust" der Kategorie Geschlecht oder sogar von einer "Auflösung der Geschlechterdifferenz" die Rede ist. Sie skizziert die theoretischen Hintergründe dieser Diskussion, die im wesentlichen von zwei Bereichen ausgehen: Zum einen von der Auseinandersetzung mit den Fundierungen feministischer Kritik, die sich auf die Unterstellung kollektiver Soziallagen und strukturell geteilter Probleme beziehen; zum anderen von der Sex/Gender-Debatte und ihrer Infragestellung einer naturgegebenen Zweigeschlechtlichkeit. In Bezug auf den Diskurs über "Geschlecht" ist nun die Frage zu klären, ob im einzelnen Geschlechterdifferenz als Eigenschafts- und Identitätskategorie, Geschlechterordnungen als symbolisch-kulturelle Klassifikations- und Regulationssysteme oder Geschlechterverhältnisse als sozialstrukturelle Organisationsform zwischen den Genus-Gruppen gemeint sind. Für die Zukunft der feministischen Forschung und die Arbeit der Sektion "Frauenforschung" in der Deutschen Gesellschaft für Soziologie ist nach Meinung der Autorin folgendes wichtig: erstens eine stärkere Ausprägung der vergleichenden Perspektive und mehr Offenheit in der Diskussion der gesellschaftstheoretischen Grundlagen der eigenen Position; zweitens eine stärkere Kontextbezogenheit auf die veränderten sozialen und politischen Entwicklungen in Europa und der Welt; drittens mehr kritische Distanz zu identitätspolitischen Begründungen feministischer Theorie. (ICI2)
Dezentriert und viel riskiert: Anmerkungen zur These vom Bedeutungsverlust der Kategorie Geschlecht
Titelübersetzung:Decentered and extremely risky: comments on the thesis of the loss of meaning in the category of gender
Autor/in:
Knapp, Gudrun-Axeli
Quelle: Soziale Verortung der Geschlechter: Gesellschaftstheorie und feministische Kritik. Gudrun-Axeli Knapp (Hrsg.), Angelika Wetterer (Hrsg.). Münster: Verl. Westfäl. Dampfboot (Forum Frauenforschung : Schriftenreihe der Sektion Frauenforschung in der Deutschen Gesellschaft für Soziologie), 2001, S. 15-62
Inhalt: Im vorliegenden Aufsatz werden einige Grundlinien der gegenwärtigen Debatte in der Frauen- und Geschlechterforschung nachgezeichnet. Die Autorin möchte einerseits zur begrifflichen Klärung des Feldes dieser Debatte beitragen, um "rhetorische Überschüsse" und wichtige Impulse voneinander unterscheiden zu können. Andererseits möchte sie auf diesem Hintergrund die Relevanz und die Herausforderungen einer historisch-kritischen Theorie der Gesellschaft für eine feministische Kritik verdeutlichen. Mit dem Titel des Aufsatzes "Dezentriert und viel riskiert" soll angedeutet werden, dass die im Zeichen theoretischer Differenzierung vollzogene und in gewisser Hinsicht unhintergehbare "Verschiebung der Denkachsen" Gefahr läuft, den Horizont feministischer Kritik einzuschnüren. Den Bedeutungsverlust der Kategorie "Geschlecht" untersucht die Autorin anhand der drei Strömungen "Individualisierung", "Sex/Gender" und "Achsen der Differenz" im gegenwärtigen Diskurs. Dieser ist eher von neuen Problematisierungen, kurzfristigen Rezeptionsmoden und unterbrochenen Forschungssträngen geprägt, als dass er Veränderungen in den sozialen Beziehungen zwischen den Geschlechtern in angemessener Komplexität und Gewichtung reflektiert. (ICI2)