Inhalt: Gerade die Politikwissenschaft (Mainstream wie Feminismus) braucht, so die These, um die Eigenlogik wissenschaftlichen Denkens bewahren zu können, eine klare Distanzierung von der Politik, sei sie patriarchalisch oder feministisch organisiert. So wie sich feministische Forschung stets kämpferisch von der normal-wissenschaftlichen Forschung distanzierte, so sollte sie sich auch in Distanz zur Politik üben. Resümierend ergibt sich aus der prekären Paradoxie eine nur auf den ersten Blick widersinnige Anforderung: Sollte der Feminismus am ursprünglich formulierten politisierten Anliegen kritischer Wissenschaft festhalten wollen, muss wissenschaftliches Arbeiten endlich auch explizit, bewusst und gewollt (statt nur faktisch und hinter dem Rücken der Akteurinnen) von der "Leine der Politik" los gelassen werden. Feministische Politikwissenschaft einerseits, Frauenbewegung und Frauenpolitik andererseits sollten heute ihr unausgesprochenes, nicht durch bewusste Entscheidung entstandenes "Nebeneinander" in eine bewusste Distanzierung verwandeln. Erst wenn Wissenschaft und Politik in ihren jeweiligen Eigenlogiken erfolgreich arbeiten, sollten sie in einen distanzierten, die Differenz aufrecht erhaltenden Austausch treten - so wie gelungene Interdisziplinarität keineswegs die diffuse Vermischung von Fächern, sondern die inspirierende Auseinandersetzung über trennscharf unterscheidbare Perspektiven ist. (ICF2)
Schlagwörter:Dominanz; Politik; Feminismus; Engagement; Selbstverständnis; Netzwerk; Kritik; politische Herrschaft; Gesellschaftskritik; Forschungsansatz; Forschungsdefizit
CEWS Kategorie:Frauen- und Geschlechterforschung, Wissenschaftspolitik
Dokumenttyp:Zeitschriftenaufsatz