Weibliche Autorität in der Wissenschaft : Dekonstruktion der herrschenden Denktradition
Titelübersetzung:Female authority in science : deconstruction of the dominant thinking tradition
Autor/in:
Kahlert, Heike
Quelle: Feministische ErkenntnisProzesse: zwischen Wissenschaftstheorie und politischer Praxis. Renate Niekant (Hrsg.), Uta Schuchmann (Hrsg.). Opladen: Leske u. Budrich (Politik und Geschlecht), 2003, S. 81-103
Inhalt: Die kritische Auseinandersetzung mit dem Verhältnis von Wissen(schaft), Macht und Geschlecht steht seit ihren Anfängen auf der Agenda der Frauenbewegung. Während die 'alte' Frauenbewegung seit dem 19. Jahrhundert für die Zulassung von Frauen zum akademischen Studium und zur Wissenschaft als Beruf von Frauen kämpft, ist die neue Frauenforschung bzw. feministische Forschung eine Bewegung zur Transformation von Wissenschaft. Die angestrebten Transformationsprozesse im wissenschaftlichen Denken und Erkennen lassen sich nur durch Autorität in Form einer anerkannten Macht erreichen und stabilisieren. Die Autorin zeigt nun auf, wie die Frauenbewegung im Bündnis mit der Dekonstruktion die herrschende Denktradition aufzulösen vermag und im Zuge dessen eine neue Wissenschaft entsteht, deren Autorität auch von Frauen gespeist wird. Dem gemäß lautet die Ausgangsthese des Aufsatzes, dass weibliche Autorität in der Wissenschaft einen Beitrag zur Dekonstruktion der herrschenden Denktradition leistet. Damit geht die Grundannahme einher, dass in und mit dieser Dekonstruktion eine neue Wissenschaft entsteht, die dem Ursprungskontext subversiv verbunden ist. Die Ausführungen, die in ihrem Vokabular und Begriffsverständnis durch Derrida geprägt sind, beginnen mit einer Erörterung wissenschaftlicher Autorität in modernen Gesellschaften. Im Anschluss wird aufgezeigt, dass Wissenschaft in modernen Gegenwartsgesellschaften zunehmend politisiert wird und dass Feministinnen an dieser Politisierung partizipieren. Daran knüpft die Frage an, an welchen Aspekten die feministische Dekonstruktion der herrschenden Wissen(schaft)sordnung und Denktradition ansetzt und wie diese neue Wissenschaft definitionsmächtig, also autoritativ und vertrauenswürdig wird. Abschließend geht die Autorin auf das Doppelgesicht des feministischen Dekonstruktionsprojektes ein. So partizipiert die feministische Dekonstruktion des Wissens am zeitgenössischen Ringen um Macht und Einfluss. Damit ist sie keineswegs per se 'bessere, gerechtere' Wissenschaft, sondern ebenso in den modernen Macht-Wissen-Komplex verstrickt wie die traditionell herrschende Wissenschaft, die sie dekonstruiert. (ICG2)
Bildung und Wissenschaft im Transformationsprozeß : geschlechtskritische Überlegungen zur Modernisierung des deutschen Hochschulwesens seit der Vereinigung
Titelübersetzung:Education and science in the transformation process : gender-critical reflections on the modernization of the German university system since unification
Autor/in:
Kahlert, Heike
Quelle: Frauen im Ostseeraum: gleicher Kulturraum - unterschiedliche Traditionen - gemeinsame Zukunft? ; internationale Tagung des Interdisziplinären Zentrums für Frauen- und Geschlechterstudien an der Universität Greifswald. Kerstin Knopf (Hrsg.), Dörte Putensen (Hrsg.), Monika Schneikart (Hrsg.). Herbolzheim: Centaurus-Verl.-Ges. (Frauen, Gesellschaft, Kritik), 2003, S. 35-48
Inhalt: Der Beitrag wirft aus geschlechtskritischer Perspektive einen kursorischen Blick zurück auf die hochschulpolitische Entwicklung in den 90er Jahren in Deutschland. Die Autorin kommt zu dem Ergebnis, dass zu den bereits vor 1989 in der alten Bundesrepublik diagnostizierten Problemen im Hochschulwesen das Modernisierungs- und Demokratiedefizit in den Geschlechterverhältnissen zählte. Daran hat auch der Beitritt der DDR zur Bundesrepublik nichts Grundlegendes geändert. Bezogen auf die Frauenanteile im Mittelbau wird gegenüber der Situation in der DDR ein Rückschritt konstatiert. Ein großer Teil der unbefristeten Mittelbaustellen wurde in befristete und hierarchisch untergeordnete Stellen umgewandelt. Ein Drittel dieser Stellen wurde ersatzlos abgewickelt. Der Hochschulerneuerungsprozess verfolgte das Ziel einer Vereinheitlichung der beiden Hochschulsysteme und agierte mit einer Strategie der Einpassung in das westdeutsche System. Der Vereinigungsprozess hat den westdeutschen Konservativen eine Möglichkeit gegeben, überfällige Reformen im Westen nicht durchzuführen und das im Vergleich bessere Geschlechterverhältnis im Osten den westdeutschen Verhältnissen tendenziell anzugleichen. (ICF)
Gender Mainstreaming an Hochschulen : Anleitung zum qualitätsbewussten Handeln
Titelübersetzung:Gender mainstreaming at universities : instructions on quality-conscious action
Autor/in:
Kahlert, Heike
Quelle: Opladen: Leske u. Budrich (Politik und Geschlecht, Bd. 12), 2003. 254 S.
Inhalt: "Das Buch greift zentrale Fragestellungen der Hochschulforschung, Organisationsforschung sowie Frauen- und Geschlechterforschung auf und zeigt Gestaltungsansätze zur Implementierung von Gender Mainstreaming im deutschen Hochschulwesen. Hierzu wird das prozessorientierte Instrument der 'Gender'-Analyse für die hochschulbezogene Organisationsentwicklung und -beratung entwickelt und am Beispiel der laufenden Fusion der Universitäten Essen und Duisburg angewendet." (Autorenreferat)
Mit Hochschulreform Chancengleichheit herstellen? : Gender Mainstreaming zwischen Ökonomisierung und Demokratisierung
Titelübersetzung:Creating equal opportunity through university reform? : gender mainstreaming between economization and democratization
Autor/in:
Kahlert, Heike; Schindler, Delia
Quelle: Die Hochschule : Journal für Wissenschaft und Bildung, Jg. 12 (2003) H. 2, S. 50-63
Inhalt: Die Verfasserinnen analysieren den neoliberalen Gehalt der aktuellen Vorstellungen zu einer Hochschulreform, um dann in symbolischer und konzeptioneller Perspektive nach der Geschlechterordnung an der Hochschule zu fragen. Sie zeigen, dass Gender Mainstreaming, die aktuelle Antwort auf die Bilanz der Frauenförderungs- und Gleichstellungspolitik, sich als querschnittsorientierte Top-Down-Politik und Bestandteil von Organisationsentwicklungsprozessen im Rahmen der Modernisierung des öffentlichen Sektors mühelos dem "schlanken Staat" und dessen Organisationen anpasst. Die Koalition zwischen Gender Mainstreaming und Neoliberalismus lässt sich unterschiedlich interpretieren: In einer optimistischen Variante wird die Demokratisierung der Geschlechterverhältnisse, der Institutionen und Organisationen gefördert, in einer pessimistischen deren Ökonomisierung (Humankapitalansatz). (ICE2)
Quelle: Femina politica : Zeitschrift für feministische Politik-Wissenschaft, Jg. 12 (2003) H. 2, S. 34-42
Inhalt: "Wie kann das Verhältnis von Wissenschaft, Öffentlichkeit und Politik, konkreter das Verhältnis von Frauen- und Geschlechterforschung, Frauenbewegung(en) und Frauen- und Gleichstellungspolitik, angemessen erfasst werden? In dem Beitrag wird ein reflexiv-modernisierungstheoretischer Rahmen zur Analyse dieser Problemstellung vorgeschlagen. In Anlehnung an die Theoretiker reflexiver Modernisierung, vor allem Ulrich Beck und Wolfgang Bonß, argumentieren die Autorinnen, dass das Verhältnis von Wissenschaft, Öffentlichkeit und Politik im Modernisierungsprozess reflexiv geworden ist und zu einer grundlegenden Infragestellung der genannten Kategorien und ihrer korrespondierenden Institutionen geführt hat. Die daran anschließende zentrale These in kritischer Weiterführung reflexiv-modernisierungstheoretischer Überlegungen lautet, dass Frauen- und Geschlechterforschung, Frauenbewegung(en) und Frauen- und Gleichstellungspolitik am Reflexivwerden der Kategorien und Institutionen mitgewirkt haben bzw. mitwirken und auch nicht von den damit verbundenen teils paradoxen Folgen verschont bleiben. Dieses Phänomen fassen die Autorinnen mit der Figur der Gratwanderungen: Die Haltung derjenigen, die Frauen- und Geschlechterforschung betreiben, kommt demnach Balanceakten zwischen Wissenschaft, Öffentlichkeit und Politik gleich. Dies wird am Beispiel von Gender Mainstreaming illustriert." (Autorenreferat)