Umgang mit sexueller Belästigung am Arbeitsplatz : Lösungsstrategien und Maßnahmen zur Intervention - Studie im Auftrag der Antidiskriminierungsstelle des Bundes
Autor/in:
Schröttle, Monika; Meshkova, Ksenia; Lehmann, Clara
Quelle: Antidiskriminierungsstelle des Bundes; Berlin, 2019.
Inhalt: Sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz ist nach wie vor stark verbreitet. Das zeigt eine Studie im Auftrag der Antidiskriminierungsstelle des Bundes, die am Freitag veröffentlicht wurde. Jede elfte erwerbstätige Person (neun Prozent der Befragten) hat demnach in den vergangenen drei Jahren sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz erlebt. Frauen waren mit einem Anteil von 13 Prozent mehr als doppelt so häufig wie Männer (fünf Prozent) betroffen.
Mehr als die Hälfte (53 Prozent) der Belästigungen ging von Dritten - Kundinnen und Kunden, Patientinnen und Patienten, Klientinnen und Klienten – aus. Bei 43 Prozent der belästigenden Personen handelte es sich um Kolleginnen und Kollegen; bei 19 Prozent waren es Vorgesetzte oder betrieblich höhergestellte Personen.
"„Sexuelle Belästigung im Job kann für die Betroffenen schwerwiegende Folgen haben“", sagte Bernhard Franke, der kommissarische Leiter der Antidiskriminierungsstelle des Bundes, bei der Vorstellung der Studie am Freitag in Berlin. "„Es liegt im Interesse der Unternehmen, hier durch klare Richtlinien und Maßnahmen einzugreifen, damit sexuelle Belästigung verhindert wird – beispielsweise, indem sie feste Ansprechpersonen benennen und obligatorische Schulungen für Führungskräfte anbieten. Wenn Kundinnen und Kunden belästigen, müssen Arbeitgeber sofort einschreiten, um ihre Beschäftigten zu schützen – das kann bis zu einem Lokal-oder Hausverbot führen und darf beispielsweise im Gastronomiebereich oder Einzelhandel nicht als „Berufsrisiko“ bagatellisiert und ignoriert werden. Im Gesundheitsbereich kann als Schutzmaßnahme auch eine Beendigung des Behandlungsvertrages in Betracht kommen.“ "
Bundesfrauenministerin Dr. Franziska Giffey sagte: „Die ADS-Studie zeigt, sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz ist ein weitverbreitetes Problem. Jeder Fall ist einer zu viel. Nicht nur die individuell Betroffenen müssen mit den negativen Folgen umgehen, häufig wirken sich solche Vorfälle auch auf das Arbeitsklima und auf die Arbeitsfähigkeit aus. Oft berichten Betroffene, dass sie immer wieder und über lange Zeit belästigt werden. Sexuelle Belästigung trifft weit überwiegend Frauen. Sie ist Ausdruck von Machtmissbrauch und eine Form von Gewalt gegen Frauen, aber auch gegen Männer. Arbeitgeber und Personalvertretungen haben die Pflicht, sich aktiv mit sexueller Belästigung am Arbeitsplatz auseinanderzusetzen und ihr konsequent entgegenzutreten – egal, ob es sich um Kunden, Kolleginnen und Kollegen oder Vorgesetzte handelt.“
Der Studie zufolge wurden von den Betroffenen am häufigsten verbale Belästigungen wie sexualisierte Kommentare (62 Prozent) oder Belästigungen durch Blicke und Gesten (44 Prozent) genannt. Unerwünschte Berührungen oder körperliche Annäherungen erfuhren rund ein Viertel (26 Prozent) der Betroffenen. Bei den meisten Belästigungserfahrungen handelte es sich nicht um einmalige Vorfälle – acht von zehn der Befragten erlebten mehr als eine solche Situation. Darüber hinaus gaben 82 Prozent der Betroffenen ausschließlich oder überwiegend Männer als Täter an.
Die Studie zeigt außerdem, dass die Betroffenen sexuelle Belästigung vielfach als erniedrigend und abwertend sowie auch als bedrohlich empfanden. So sagten 48 Prozent der betroffenen Frauen, sie hätten sich durch die Belästigung mittel bis sehr stark erniedrigt und abgewertet gefühlt (Männer 28 Prozent). Von mittelstarken bis sehr starken psychischen Belastungen berichteten 41 Prozent der Frauen und 27 Prozent der Männer. 30 Prozent der Frauen und 21 Prozent der Männer empfanden die Situation als mittel bis stark bedrohlich.
Wie gehen Betroffene mit Belästigungserfahrungen am Arbeitsplatz um? Die Mehrheit der Betroffenen gab an, sich unmittelbar nach der Belästigung verbal gewehrt zu haben (66 Prozent). In späterer Folge wandten sich vier von zehn Betroffenen sexueller Belästigung an Dritte, davon am häufigsten an Kolleginnen und Kollegen (47 Prozent), Vorgesetzte (36 Prozent), Freundinnen/Freunde oder Familie (15 Prozent) oder Beratungsstellen bzw. therapeutische Einrichtungen (elf Prozent). Umgerechnet auf alle Betroffenen haben damit nur vier Prozent eine professionelle Unterstützung in Beratungsstellen und anderen Einrichtungen gesucht.
Mehr als 40 Prozent aller Beschäftigten hatten keine Kenntnis über betriebsinterne Beschwerdestellen bei Diskriminierung und sexueller Belästigung. Gesetzlich sind nach § 13 des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes (AGG) alle Arbeitgeber verpflichtet, eine betriebsinterne Beschwerdestelle einzurichten und Informationen über solche Stellen bekannt zu machen.
Die Studie „Strategien im Umgang mit sexueller Belästigung am Arbeitsplatz – Lösungsstrategien und Maßnahmen zur Intervention“ wurde von Juni 2018 bis Mai 2019 durchgeführt, geleitet von Vertr. Prof. Dr. Monika Schröttle am Institut für empirische Soziologie an der Universität Erlangen-Nürnberg (ifes). Sie beinhaltet eine vom Bielefelder SOKO Institut durchgeführte repräsentative Telefonbefragung von 1.531 Personen, die in den vergangenen drei Jahren beschäftigt waren (inklusive Auszubildenden, Praktikantinnen/Praktikanten und Selbständigen), einen qualitativen Studienteil mit Vertiefungsinterviews von Betroffenen sowie Fokusgruppendiskussionen mit verschiedenen Zielgruppen. Daneben wurden Rechtsfälle ausgewertet.
Die Antidiskriminierungsstelle des Bundes startet zeitgleich zur Veröffentlichung der Studie die Informationskampagne #betriebsklimaschutz, die Arbeitgebern Hilfestellungen gibt, wie sie effektiv ihren Schutzpflichten nachkommen und sexueller Belästigung vorbeugen können.
Schlagwörter:Arbeitsklima; Deutschland; sexual harassment; sexualisierte Gewalt; sexuelle Belästigung; sexuelle Gewalt
Quelle: Bewegung/en: Beiträge zur 5. Jahrestagung der Fachgesellschaft Geschlechterstudien e. V.. Jahrestagung der Fachgesellschaft Geschlechterstudien e. V.; Opladen (Gender : Zeitschrift für Geschlecht, Kultur und Gesellschaft ; Sonderheft), 2016, S 31-38
Inhalt: Vom 13. bis 14. Februar 2015 fand die fünfte
Jahrestagung der Fachgesellschaft Geschlechterstudien/
Gender Studies Association
unter dem Titel "Bewegung/en" statt.
In anregenden Vorträgen und Diskussionen
zeigten sich unterschiedlichste Herangehensweisen,
die sich gut miteinander ergänzten
und einen facettenreichen Blick auf das Thema
"Bewegung/en" ermöglichten. Deutlich
wurde, dass der Begriff "Bewegung/en" das
Potenzial hat, sowohl den Gegenstand - die
Bewegung/en - als auch das (forschende)
Bewegen an sich in den wissenschaftlichen
Fokus zu rücken.
Inhalt: “Movement/s”. Annual Conference of the
Gender Studies Association, University of
Bielefeld,
13/14 February 2015
The 5th Annual Conference of the Gender
Studies Association entitled “Movement/s”,
which was held in Bielefeld in February 2015,
provided plenty of opportunity for thoughtprovoking
lectures and interesting discussions.
Diverse perspectives and methodological
approaches came to the fore and complemented
each other, thereby revealing the
many facets of the theme of “movement/s”.
It became clear that the term “movement/s”
has the potential to both put the focus on the
object of research – (social) movements – and
on the moves we make when doing scientific
research.
Austausch und Debatten zu den Angriffen auf die
Geschlechterforschung: Bericht über den Ratschlag zu Strategien im Umgang mit Antifeminismus am 14. Februar 2015 an der Universität Bielefeld
Autor/in:
König, Tomke
Quelle: Bewegung/en: Beiträge zur 5. Jahrestagung der Fachgesellschaft Geschlechterstudien e. V.. Jahrestagung der Fachgesellschaft Geschlechterstudien e. V.; Opladen (Gender : Zeitschrift für Geschlecht, Kultur und Gesellschaft ; Sonderheft), 2016, S 144-148
Inhalt: Im Rahmen der 5. Jahrestagung der FG Gender
fand ein Ratschlag zu den aktuellen Angriffen
auf die Geschlechterforschung statt.
Die dort aufgeworfenen Fragen, zusammengetragenen
Erfahrungen und diskutierten
Handlungsmöglichkeiten und -desiderate
werden im Bericht zusammengefasst.
Inhalt: Exchange and debates regarding the attacks
on gender research. Report on the forum on
strategies for dealing with antifeminism, University of Bielefeld, 14 February 2015
A forum was held during the 5th Annual
Conference of the Gender Studies Association
to share experiences regarding attacks
on gender research and to develop joint strategies
for dealing with defamation. The article
reports on the questions raised and the options
and possibilities for action discussed.
Violence against Women and Ethnicity: Commonalities and Differences across Europe
Herausgeber/in:
Thiara, Ravi K.; Condon, Stephanie A.; Schröttle, Monika
Quelle: Opladen, 2011. 426 S
Inhalt: This book draws together both: theory and practice on minority/migrant women and gendered violence. The interplay of gender, ethnicity, religion, class, generation and sexuality in shaping the lives, experiences and choices of minority/migrant women affected by violence has not always been adequately theorised within much of the existing writing on violence against women. Feminist theory, especially the insights provided by the concept of intersectionality, are central to the editors' conceptual frameworks. Violence against women has received greater political attention across Europe since the 1990s, leading also to increased research in this area. While the responses to the issue vary in different European contexts, there are clearly some similarities reported about the forms and impacts of violence against women. Research and practice traditions on the issue also vary, depending on the level of importance and resources attached. Despite extensive research on violence against women generally, knowledge on the issues and experiences of women and children from minority/migrant groups is more fragmented and at times scant. This leaves a clear gap and no book has yet drawn together both existing research and practice on minority/migrant women and gendered violence in a theorised way. Such a book is long overdue. It has far reaching relevance as minority/migrant communities are settled in all major countries across Europe, which are all struggling with similar issues in research and practice.