Frauengeschichtsforschung : zeitgemäße und unzeitgemäße Betrachtungen zum Stand einer neuen Disziplin
Titelübersetzung:Research on the history of women : contemporary and non-contemporary observations on the state of a new discipline
Autor/in:
Kuhn, Annette
Quelle: Aus Politik und Zeitgeschichte : Beilage zur Wochenzeitung Das Parlament, (1990) B 34/35, S. 3-15
Inhalt: "Im letzten Jahrzehnt hat es in der Bundesrepublik vielfältige und erfolgreiche Versuche gegeben, die Frauengeschichte, sei es als Teilgebiet der Sozialgeschichte, sei es als historische Frauenforschung oder als feministische Geschichtswissenschaft im außer- und inneruniversitären Bereich, voranzutreiben und in ihrem Selbstverständnis und ihrer Beziehung zu anderen Disziplinen, zu neuen wissenschaftlichen Ansätzen und gesellschaftlichen Bewegungen näher zu bestimmen. Diese theoretische sowie bildungs- und gesellschaftspolitische Suchbewegung, die dazu dient, Frauengeschichte als unverzichtbaren Teil unserer historischen Tradition sichtbar zu machen, ist noch im Gange. In der gegenwärtigen Situation geht es in der Frauengeschichtsforschung vor allem darum, die Skepsis der Sozialhistoriker gegenüber der Frauengeschichte zu überwinden, ohne unverzichtbare Prämissen preiszugeben. Hierzu gehört nicht nur eine überzeugende, empirisch fundierte Forschungspraxis, sondern auch eine feministisch geleitete Methodologie, die uns auf der Basis neuer Erkenntnisse aus einer historischen Patriarchatskritik und der frauengeschichtlichen Forschung zu einer neuen Perspektive unserer allgemeinen Geschichte verhilft." (Autorenreferat)
Frauengeschichte - Geschlechtergeschichte : der Preis der Professionalisierung
Titelübersetzung:Women's history - history of the genders : the price of professionalization
Autor/in:
Kuhn, Annette
Quelle: Feministische Erneuerung von Wissenschaft und Kunst. Symposium "Frauenforschung und Kunst von Frauen - Feministische Beiträge zu einer Erneuerung von Wissenschaft und Kunst"; Pfaffenweiler: Centaurus-Verl.-Ges., 1990, S. 81-99
Inhalt: Die Autorin befaßt sich in dem Aufsatz mit dem gegenwärtigen Stand der Frauengeschichtsforschung. Zunächst zeigt sie die Fortschritte in der bundesdeutschen Frauengeschichtsforschung auf. Dabei stellt sie fest, daß es unerläßlich ist, ein eigenes Wissenschaftsverständnis zu formulieren, das gegenwärtig noch aussteht. Festzustellen ist lediglich die Tendenz, daß der Begriff "Geschlechtergeschichte" die Bezeichnung "Frauengeschichte" zunehmend verdrängt. Sie geht dann der Gefahr der "falschen Aufhebung der Frauengeschichte im Prozeß der Professionalisierung" nach. "Hierzu dient als Beispiel die Tendenz zur Favorisierung der Geschlechtergeschichte und die Frage der Sichtbarkeit der Frauen in den jüngsten Bemühungen um eine Sozialgeschichte der bürgerlichen Gesellschaft." Sie stellt fest, daß die aus J. Kockas Sicht bereits erledigte Frage der Bedeutung des Geschlechtsunterschiedes als Gegenstand einer eigenständigen Disziplin in der Geschichtsforschung auch weiterhin auf der Tagesordnung stehen muß. Es gilt, aus feministischer Perspektive einen Maßstab von Gleichheit zu entwickeln, "deren Maß nicht die Männlichkeit, sondern Menschlichkeit ist". Insofern handelt es sich um einen "neuen, maßlosen Maßstab". Abschließend liefert sie allgemeine Aussagen zu Ansätzen einer Grundlegung der Frauengeschichte, woraus Merkmale einer feministischen Geschichtssicht abgeleitet werden. Das innovatorische Potential der Frauengeschichtsforschung liegt in der Erforschung einer Fraueneigengeschichte, einer ideologiekritischen Perspektive sowie daraus abgeleitet in einer revidierten Gesamtsicht unserer Geschichte. (AG)
CEWS Kategorie:Frauen- und Geschlechterforschung, Geschlechterverhältnis
Dokumenttyp:Sammelwerksbeitrag
Feministische Erkenntnis - Parteilichkeit und Theorie
Titelübersetzung:Re-inventing ourselves as other - more new agents of history and knowledge
Autor/in:
Harding, Sandra
Quelle: Das Argument : Zeitschrift für Philosophie und Sozialwissenschaften, Jg. 32 (1990) H. 4, S. 559-569
Inhalt: Dieser Beitrag beschäftigt sich mit feministischen Standpunkten zur Beziehung zwischen Erfahrung und Erkenntnis. Argumentiert wird, daß sich das "transzendentale und ahistorische Begründungsdenken", das von einem "Punkt im Nirgendwo" ausgeht (der sich immer wieder als der Ort patriarchaler Herrschaft erweist), nicht für das Denken der Frauenbewegung eignet. Doch auch die Gegenposition des "erfahrungsbezogenen Begründungsdenkens" hat beschränkten Erkenntniswert, solange sie das spontane Bewußtsein individueller Erfahrung zum alleinigen Wahrheitskriterium macht. Der erste Standpunkt macht sein Partialinteresse in einem Absoluten unsichtbar, während der zweite das seinige verabsolutiert. Die Autorin wendet sich gegen einen erkenntnistheoretischen Separatismus der Frauenbewegung. (GF)
Inhalt: "A major problem for feminist theories consists in the relationship between experience and knowledge, between objectivity claims and the social location of a given speaker. To deal with this problem means to recognize that the subject of feminist knowledge is multiple and contradictory, that it must be the subject of every other liberatory knowledge project and that women cannot be the unique generators of feminist knowledge. In order to bring forth emancipatory forms of knowledge and social practice, historical agents - whatever their gender, race, or class - have to 'reinvent themselves as other." (author's abstract)
Frauenforschung in Mainz : Dokumentation des 1. Frauentages
Titelübersetzung:Research on women in Mainz : documentation of the 1st women's conference
Unbekannter Autor
Quelle: Mainz (Veröffentlichungen / Universität Mainz, Interdisziplinärer Arbeitskreis Frauenforschung, Bd. 1), 1990. VII, 127 S.
Inhalt: Der Sammelband dokumentiert die Beiträge zum ersten Frauentag an der Universität Mainz im April 1990. Der Frauentag sollte die institutionelle Etablierung der Frauenforschung einleiten und die Vielfalt der bereits geleisteten Arbeit dokumentieren. Der Band enthält Kurzvorträge, Berichte über Dissertationsprojekte und Ausstellungstexte. Die Themenpalette ist breit. Behandelt werden die Themen: Arbeit der Hochschulbeauftragten, Prostitution, Frauenforschung und Nationalsozialismus, Frauen in einem donauschwäbischen Dorf in Ungarn, Frauen und Stadtverkehr, weibliche Fruchtbarkeit und soziale Kontrolle in einer ostafrikanischen Hirtengesellschaft, die Rebellion der Frau in der amerikanischen Literatur, Selbstverteidigung, Körperlichkeit in der lateinamerikanischen Frauenkultur, Förderung des weiblichen wissenschaftlichen Nachwuchses, frauenspezifische politische Partizipation, Mädchenhaus in Mainz, Diplom- Pädagoginnen auf dem Arbeitsmarkt, Frauenarbeit im Weinbau, Diskriminierung von Frauen am Arbeitsmarkt, Vergewaltigung, Feminismus und Postmoderne, kommunale Gleichstellungsstellen, Frauen und Stadtplanung, Frauendarstellung in der Weltliteratur, feministische Geschichtsschreibung und Bewerbungstraining für Frauen. (pka)
Frauen an Fachhochschulen : Perspektiven und Strategien
Titelübersetzung:Women at technical colleges : prospects and strategies
Autor/in:
Dürkop, Marlis
Quelle: Frauenforschung : Informationsdienst des Forschungsinstituts Frau und Gesellschaft, Jg. 8 (1990) H. 3, S. 1-14
Inhalt: "Die hier vorgenommene Entfaltung möglicher Perspektiven der Arbeit von Frauen an Fachhochschulen war auch eine Entfaltung von Perspektiven möglicher gemeinsamer Arbeit von Frauen und Männern an Fachhochschulen. Mein hierin enthaltenes Kooperationsangebot ist wahrscheinlich unter radikalen Kolleginnen nicht unumstritten. Einige wollen nicht als 'Trümmerfrauen des Patriarchats' tätig werden. Das möchte ich ebenfalls nicht. Ich meine, die einzig erfolgversprechende Perspektive der gemeinsamen Arbeit der beiden Geschlechter von Frauen und Männern an Fachhochschulen kann nur dort beginnen, wo unsere vor zwei Jahren verstorbene, hoch geschätzte Berliner Kollegin von der Fachhochschule für Wirtschaft, Christel Neusüß, in ihrem Werk angesetzt hatte. Sie gilt als eine der wichtigsten feministischen Theoretikerinnen, die bislang an Fachhochschulen gelehrt haben. Ihre Professur wurde - in für heutige Zeiten nicht untypischer Weise - umgewandelt in eine für Betriebliches Rechnungswesen. Christel Neusüß hatte damit begonnen, das Lebendige in der Arbeit wieder sichtbar zu machen, auf die Kraft des Lebendigen zu vertrauen und als zentrale Größe in Forschung und Lehre mit einzubeziehen. Dieser Linie sollten wir folgen." (Autorenreferat)
Feministische Wissenschaftstheorie : zum Verhältnis von Wissenschaft und sozialem Geschlecht
Titelübersetzung:Feminist philosophy of science : the relationship between science and social gender
Autor/in:
Harding, Sandra
Quelle: Hamburg: Argument-Verl., 1990. 299 S.
Inhalt: "Dies Buch stellt die Frage nach den Perspektiven des Feminismus in den Wissenschaften und ihrer Theorie. Welche emanzipatorischen Ansätze gibt es dort, wo liegen ihre Schwierigkeiten, wie kann feministische Theorie für die Veränderung von Forschungspraxis und Wissenschaftsbetrieb eingreifend tätig werden? Mit diesen Fragen zielt Sandra Harding auf die geistigen und gesellschaftlichen Grundlagen wissenschaftlichen Denkens und stellt die weiße, bürgerliche, männliche Dominanz, die alle Ebenen des Wissenschaftsbetriebes durchherrscht, in Frage. In ihrem thematisch vielfältigen Werk beschäftigt sich Sandra Harding vor allem mit der Rolle des sozialen Geschlechts in der Theorie und Praxis der Wissenschaften und diskutiert verschiedene Ansätze feministischer Wissenschaftskritik. Sie plädiert für revolutionär neue Konzeptionen wissenschaftlicher Objektivität und Forschung, in denen Rassimus, Klassenherrschaft und die Geschlechterverhältnisse überwunden werden können." (Autorenreferat)
CEWS Kategorie:Frauen- und Geschlechterforschung, Wissenschaft als Beruf
Dokumenttyp:Monographie
Wohin geht die Frauenforschung? : Dokumentation des gleichnamigen Symposions vom 11.-12. November 1988 in Dortmund
Titelübersetzung:Where is research on women heading? : documentation of the symposium of the same name, which was held in Dortmund on November 11 and 12, 1988
Herausgeber/in:
Schlüter, Anne; Stahr, Ingeborg
Quelle: Symposion "Wohin geht die Frauenforschung?"; Köln: Böhlau, 1990. XIV, 275 S.
Inhalt: Der Sammelband dokumentiert ein Symposion, das mit der Fragestellung "Wohin geht die Frauenforschung?" im November 1988 in Dortmund stattfand. Auf der Basis der Erhebung "Forschung in Nordrhein-Westfalen - Frauenforschung", die einen Überblick über die Frauenforschung in NRW gibt, wird kritisch der Stand der Frauenforschung betrachtet, um Perspektiven für die weitere Forschung unter Einbeziehung der frauenpolitischen Praxis außerhalb der Hochschulen zu entwickeln. Als Einführung wird die aktuelle Situation charakterisiert: Frauenforschung im Streit mit der herrschenden Wissenschaft, untereinander, um Ressourcen. Der zweite Teil enthält die Referate aus verschiedenen ausgewählten Disziplinen, die auf laufenden oder gerade abgeschlossenen Forschungsprojekten basieren, einschließlich der teilweise eingearbeiteten Diskussion aus den Arbeitsgruppen. Der dritte Teil beschäftigt sich explizit mit dem Forschungsbedarf. Er enthält Beiträge zum Forschungsbedarf aus verschiedenen Blickwinkeln. (ICA)
Wissenschaftstheorie in feministischer Perspektive
Titelübersetzung:The philosophy of science from a feminist viewpoint
Autor/in:
Keller Fox, Evelyn
Quelle: Wege aus der männlichen Wissenschaft: Perspektiven feministischer Erkenntnistheorie. Marianne Kruell (Hrsg.). Pfaffenweiler: Centaurus-Verl.-Ges. (Feministische Theorie und Politik), 1990, S. 115-133
Inhalt: In dem Beitrag werden in metaphysischer Perspektive die Möglichkeiten einer Erneuerung der Wissenschaft, insbesondere der Naturwissenschaften beleuchtet. Untersucht wird die allgemeine Zurückhaltung der Wissenschaftstheorie, wenn es darum geht, "Gender" als wichtige Analysekategorie mit in die Untersuchung der sozialen Dynamik der Naturwissenschaften einzubeziehen. Zunächst wird erläutert, was feministische Wissenschaftlerinnen meinen, wenn sie von "Gender" sprechen. Die Verbesserungen der Chancen der Frauen in der Wissenschaft werden nicht so sehr auf feministische Forderungen, sondern vielmehr auf den gestiegenen Bedarf an wissenschaftlicher Arbeitskraft zurückgeführt. Als analytisches Werkzeug ermöglicht "Gender", die Werte zu erkennen, die (1) aus den Normen der Universalität ausgeschlossen werden, weil man sie mit Frauen identifiziert, die (2) ausgeschlossen wurden im Prozeß der Teilung der Welt in zwei polare Gegensätze, männlich und weiblich. Als Hauptaufgabe der feministischen Perspektive wird das Aufdecken der geschlechtsspezifischen Vercodungen von normativen Wertungen in den sozialen und interpretativen Strukturen der Naturwissenschaften und der wissenschaftstheoretischen Forschungen gesehen. (ICA)