Zum Verhältnis von Strukturwandel, Weiterbildungsstrategien und geschlechtshierarchischer Segregation
Titelübersetzung:The relationship between structural change, further education strategies and gender-hierarchical segregation
Autor/in:
Notz, Gisela
Quelle: Die soziale Konstruktion von Geschlecht in Professionalisierungsprozessen. Angelika Wetterer (Hrsg.). Frankfurt am Main: Campus Verl., 1995, S. 205-219
Inhalt: Der geschlechtsspezifisch segmentierte Arbeitsmarkt ist in der sozialwissenschaftlichen Arbeitsmarktforschung und durch die Frauenforschung eingehend untersucht worden. Ebenso belegen soziologische Studien deutlich die Auswirkungen, die die einseitige Zuweisung der Haus- und Sorgearbeit an Frauen hat. Der vorliegende Beitrag geht der Frage nach, welche Strategien geeignet sind, der geschlechtshierarchischen Segmentation der Berufsarbeit entgegenzuwirken, oder ob sich diese eher verfestigt. Dies wird am Strukturwandel der Ruhrregion verdeutlicht. Strukturwandel im Ruhrgebiet heißt auch, daß die mit der Industrialisierung herausgebildete Arbeitsteilung, nach der Männer in Zechen und Hütten tätig waren, während die Frauen für Hausarbeit, Kindererziehung, evtl. Gemüseanbau, Kleintierversorgung und gelegentliches Zuverdienen zuständig waren, nicht mehr gelebt werden kann. Auch scheint sich der Druck, den die Veränderungen von Lebens- und Arbeitsbedingungen mit sich bringen, eher zu Lasten der Frauen auszuwirken. Die Autorin zeigt insgesamt, wie wenig ein Land wie Nordrhein-Westfalen, das Frauenförderung propagiert und gesetzlich verankert hat, der geschlechtshierarchischen Segmentation im Rahmen seiner Strukturpolitik entgegenwirkt. (ICE)
CEWS Kategorie:Bildung und Erziehung, Geschlechterverhältnis
Dokumenttyp:Sammelwerksbeitrag
Die soziale Konstruktion von Geschlecht in Professionalisierungsprozessen
Titelübersetzung:The social construction of gender in professionalization processes
Herausgeber/in:
Wetterer, Angelika
Quelle: Frankfurt am Main: Campus Verl., 1995. 289 S.
Inhalt: "Prozesse der Vergeschlechtlichung von Berufsarbeit führen immer neu dazu, daß so gut wie jede Arbeit in unserer Gesellschaft ein Geschlecht hat: Sie gilt entweder als 'weiblich' oder als 'männlich', entweder als Frauenarbeit oder als Männerarbeit. Die soziale Konstruktion des Geschlechts der Arbeit ist aber auch selbst ein Stück 'Arbeit', das immer neu geleistet werden muß und das immer neu die Geschlechterdifferenz als alltagsweltlich plausible Erscheinungsform der Geschlechterhierarchie hervorbringt. Die Autorinnen des vorliegenden Sammelbandes, die in diesem Sinne das Geschlecht der und 'bei' der Arbeit beobachten und analysieren, zeigen, daß die Reproduktion geschlechtshierarchischer Strukturen integraler Bestandteil auch von Professionalisierungsprozessen ist. Damit setzen sie die Überlegungen fort, die mit dem Sammelband 'Profession und Geschlecht' begonnen wurden." (Autorenreferat)
Schlagwörter:Arbeitsteilung; Professionalisierung; Geschlechtsrolle; Konstruktivismus; Berufsbild; Frauenbewegung; Frauenpolitik; soziale Ungleichheit; Karriere
CEWS Kategorie:Geschlechterverhältnis, Frauen- und Geschlechterforschung
Dokumenttyp:Sammelwerk
Frauenförderung und Dekonstruktion : Unvereinbarkeit oder Ungleichzeitigkeit?
Titelübersetzung:Promotion of women and deconstruction : incompatibility or non-contemporaneity?
Autor/in:
Bruhns, Kirsten
Quelle: "Verwirrung der Geschlechter": Dekonstruktion und Feminismus. Erika Haas (Hrsg.). München: Profil-Verl., 1995, S. 187-203
Inhalt: Ein Blick auf die bisherigen frauenpolitischen Initiativen und Ergebnisse sowie die "Politik der kleinen Schritte" verdeutlicht, dass bisher kaum sichtbare Veränderungen der geschlechtshierarchischen, frauenbenachteiligenden Strukturen stattgefunden haben. Angelika Wetterer und Regine Gildemeister stellen das Ziel von Frauenförderpolitik, bestehende Geschlechterhierarchien in Arbeitswelt, Politik und Öffentlichkeit abzubauen, grundsätzlich in Frage, denn die Differenzierung in zwei Geschlechter bedingt ihrer Meinung nach zwangsläufig die Reproduktion des Geschlechterverhältnisses. Der Beitrag setzt sich mit den kritischen Interventionen von Wetterer (und Gildmeister) auseinander und verfolgt und hinterfragt die Unvereinbarkeit und Ungleichzeitigkeit von "Dekonstruktion" und "Frauenförderung". In diesem Kontext werden unterschiedliche Frauenförderkonzepte diskutiert. Die Autorin weist auf die empirisch wahrnehmbare Brüchigkeit von dichotomen Konstruktionen im Geschlechtersystem hin und fragt sich, ob der Dekonstruktivismus nicht daher eine Folge der bereits vollzogenen gesellschaftlichen und historischen Entwicklung ist und nicht deren Ursache dafür. (ICH)
Titelübersetzung:Geschlecht und Wissenschaft : die Transformation des Wissens
Autor/in:
Schiebinger, Londa
Quelle: "Denken heißt Grenzen überschreiten": Beiträge aus der sozialhistorischen Frauen- und Geschlechterforschung ; eine Festschrift zum 60. Geburtstag von Marie-Elisabeth Hilger. Elke Kleinau (Hrsg.), Katrin Schmersahl (Hrsg.), Dorion Weickmann (Hrsg.), Marie-Elisabeth Hilger (Adressat). Hamburg: von Bockel, 1995, S. 15-29
Inhalt: Die Autorin befaßt sich in ihrem Aufsatz mit der Frage, ob der Zugang von Frauen respektive Feministinnen zu den Naturwissenschaften die Wissenschaften selbst verändert vor dem Hintergrund eines Forschungsdefizits zur Thematik in der Bundesrepublik Deutschland. Im ersten Teil zeigt sie auf, daß Frauen, betrachtet man die historische Entwicklung der Naturwissenschaften, nie wohlgelitten waren innerhalb der naturwissenschaftlichen Institutionen. Darüber hinaus tragen naturwissenschaftliche Studien über Frauen oft diskriminierende Züge, was seit den siebziger Jahren mit dem Anwachsen der neuen Frauenbewegung verstärkte feministische Kritik hervorrief. Im letzten Teil diskutiert die Autorin einige feministische Ansätze zur Erklärung des Zusammenhangs zwischen Geschlecht und Naturwissenschaften: liberal feminism, difference feminism und sustainable science. Abschließend erläutert sie den Einfluß feministischer Positionen auf Naturwissenschaften am Beispiel der Medizin in den USA. (ICC)
CEWS Kategorie:Frauen- und Geschlechterforschung, Naturwissenschaft und Technik
Dokumenttyp:Sammelwerksbeitrag
Das Fiktionale der Geschlechterdifferenz : oder: wie geschlechtsspezifisch ist die Kategorie Geschlecht?
Titelübersetzung:The fiction of the difference between the genders : or: how gender-specific is the category of gender?
Autor/in:
Teubner, Ulrike
Quelle: Die soziale Konstruktion von Geschlecht in Professionalisierungsprozessen. Angelika Wetterer (Hrsg.). Frankfurt am Main: Campus Verl., 1995, S. 247-262
Inhalt: Der vorliegende Beitrag geht davon aus, daß die soziale Konstruktion von Geschlecht auf der inhaltlichen Ebene mit Annahmen über die Unterschiede zwischen Männern und Frauen einhergeht, die bei genauerer Analyse nicht zu halten sind. Von daher ist es angezeigt, die Geschlechterdifferenz in den Bereich des Fiktionalen zu verweisen. Die Autorin nimmt die Diskrepanz zwischen binärer Geschlechterklassifikation und den realen Differenzierungen zum Anlaß, danach zu fragen, ob nicht vielschichtigere Klassifikationsverfahren entwickelt werden müßten, wenn die Geschlechtszuweisung weiterhin dem Anspruch genügen soll, die "wirklichen" Unterschiede zwischen den Geschlechtern adäquat zu erfassen. Daß wir - je nach Gesichtspunkt der Klassifikation - eigentlich bereits heute von acht, zehn oder gar zwölf "Geschlechtern" ausgehen müßten, dies aber nur im akademischen Diskurs und nicht im Alltagshandeln können, führt abschließend zu der Frage, wie die "hartnäckige Veränderungsresistenz" der Ver(zwei)geschlechtlichung zu erklären ist. Die Autorin plädiert dafür, daß differenzierte Instrumentarium der Systemtheorie zu nutzen. (ICE)
Schlagwörter:Konstrukt; Klassifikation; Mythos; Systemtheorie; Konstruktivismus; Gesellschaft; Geschlechtsrolle; Mann
CEWS Kategorie:Geschlechterverhältnis
Dokumenttyp:Sammelwerksbeitrag
Sind Frauen vertrauenswürdig? : Vertrauen, Rationalität und Macht: Selektionsmechanismen in modernen Arbeitsorganisationen
Titelübersetzung:Are women trustworthy? : trust, rationality and power: selection mechanisms in modern work organizations
Autor/in:
Deters, Magdalene
Quelle: Die soziale Konstruktion von Geschlecht in Professionalisierungsprozessen. Angelika Wetterer (Hrsg.). Frankfurt am Main: Campus Verl., 1995, S. 85-100
Inhalt: Soziologische Organisationsanalysen richten ihren Fokus schwerpunktmäßig auf die Kategorien Macht und Herrschaft als sozialstrukturelle Dimensionen des organisatorischen Geschehens. Der vorliegende Beitrag verbindet mit seinen Überlegungen über Vertrauen als Strukturmoment von Organisationen das Anliegen, den kategorialen Rahmen für die Analyse geschlechterbezogener Strukturierungsprozesse in Organisationen zu erweitern. Erkenntnisleitend ist dabei die Frage, ob Vertrauen als "Mechanismus zur Reduktion von Komplexität" (Luhmann) und als Organisationsprinzip Schließungsmechanismen in einer männlich dominierten Kultur gegenüber hochqualifizierten Frauen verstärkt. Nach den theoretischen Ausführungen zur Bedeutung des "Selektionsmechanismus" Vertrauen für das individuelle und organisatorische Handeln befaßt sich die Autorin mit der, im Rahmen des Rationalitätsdiskurs im 19. Jahrhundert entwickelten, sozialen Konstruktion der Geschlechter. Diese spiegelt sich in noch heute geltenden geschlechterbezogenen Leitbildern wieder. Auf dem Hintergrund dieser Traditionen vermutet die Autorin, daß die "Vertrauensorganisation" theoretisch (und empirisch) als eine Beziehungsebene nur unter Männern konstruiert wurde und noch wird. (ICE)
CEWS Kategorie:Arbeitswelt und Arbeitsmarkt, Geschlechterverhältnis
Dokumenttyp:Sammelwerksbeitrag
Gesellschaftliche Umbrüche und das Verhältnis von Profession und Geschlecht : die juristische Profession im deutsch-französischen Vergleich
Titelübersetzung:Social upheavals and the relationship between the profession and gender : a Franco-German comparison of the legal profession
Autor/in:
Costas, Ilse
Quelle: Die soziale Konstruktion von Geschlecht in Professionalisierungsprozessen. Angelika Wetterer (Hrsg.). Frankfurt am Main: Campus Verl., 1995, S. 121-138
Inhalt: Der vorliegende Beitrag geht von dem empirischen Tatbestand aus, daß Frauen eher in solchen Berufsfeldern und Karrieren anzutreffen sind, deren Macht und gesellschaftlicher Einfluß gering sind und denen soziales Ansehen ebenso wie Entgelt nicht zu den Spitzenwerten zählt. Theoretisch läßt sich dies durch folgende Sachverhalt erklären: Die Professionalisierungsprozesse und die soziale Reproduktion der Professionen finden in einer Gesellschaft und Kultur statt, die die Geschlechter mittels eines binären Codes nicht nur als different, sondern das Geschlechterverhältnis als Hierarchie konstruieren. Im Rahmen der kulturellen Hegemonie von männlicher Dominanz und Geschlechterhierarchie setzen die Professionen alles daran, Personen mit geringem gesellschaftlichem Status - und das trifft auf die Frauen unabhängig von ihrer Klassenzugehörigkeit zu - so weit wie möglich auszuschließen oder für sie geringer bewertete Segmente zu definieren und ihnen zuzuweisen. Die Autorin zeigt diesen generellen Zusammenhang am Beispiel der juristischen Professionen in Deutschland und Frankreich auf. (ICE)
CEWS Kategorie:Arbeitswelt und Arbeitsmarkt, Geschlechterverhältnis
Dokumenttyp:Sammelwerksbeitrag
Frauen und Führung : Fakten, Fabeln und Stereotypisierungen in der Frauenforschung
Titelübersetzung:Women and management : facts, fables and stereotypes in research on women
Autor/in:
Müller, Ursula
Quelle: Die soziale Konstruktion von Geschlecht in Professionalisierungsprozessen. Angelika Wetterer (Hrsg.). Frankfurt am Main: Campus Verl., 1995, S. 101-117
Inhalt: Das Thema "Frauen und Führung" behandelt der vorliegende Beitrag als eine Konkretion des umfassenderen Themenbereichs "Geschlecht und Organisation". Anhand der Forschungen über Frauen und ihr Verhältnis zu Führungspositionen in Organisationen werden die spezifischen Effekte folgender Ausschließungsprozesse diskutiert: die komplementären und konkurrenten (Selbst-)Stereotypisierungen der Betroffenen und die - auch in der Frauenforschung gegenwärtige - Gefahr einer "wissenschaftlichen Verdopplung der schlechten Realität" z.B. durch die Gleichsetzung von betrieblicher Hierarchie und Geschlechterhierarchie. Die Autorin warnt vor solchen vereinfachenden Sichtweisen, polarisierenden Gegenüberstellungen und vorschnellen Generalisierungen, um die Fehler der Forschungen zur geschlechtsspezifischen Sozialisation zu vermeiden: durch die Konzentration auf den "kleinen Unterschied" wurden die großen Bereiche der Gemeinsamkeiten der Geschlechter an den Rand der Aufmerksamkeit gerückt. Empirische Befunde werden nur noch dazu benutzt, die differenztheoretische Vorannahme immer wieder neu zu bestätigen. (ICE)
Neue Richtungen für Geschlechtertheorie, Männlichkeitsforschung und Geschlechterpolitik
Titelübersetzung:New directions for gender theory, research on masculinity and gender policy
Autor/in:
Connell, Robert W.
Quelle: Neue Horizonte?: sozialwissenschaftliche Forschung über Geschlechter und Geschlechterverhältnisse. Christof L. Armbruster (Hrsg.), Ursula Müller (Hrsg.), Marlene Stein-Hilbers (Hrsg.). Opladen: Leske u. Budrich (Geschlecht und Gesellschaft), 1995, S. 61-83
Inhalt: Angeregt durch den neueren Feminismus hat die Forschung zu Geschlechterfragen in den Sozialwissenschaften an Bedeutung gewonnen. Diese Veränderungen sind auf die Anerkennung des sozialen Charakters von Geschlecht zurückzuführen: "Geschlecht" ist weit mehr als ein individuelles Merkmal. Ausgehend von diesen Überlegungen untersucht der Autor die sich daraus ergebenden Konsequenzen für die Sozialwissenschaft. Er analysiert die Frage, wie eine angemessene Geschlechtertheorie heute auszusehen hätte. Danach skizziert er Auseinandersetzungen über das "dominante Geschlecht" und zeigt Schlüsselprobleme in der neueren Soziologie der Männlichkeit auf. An Beispielen beschäftigt er sich daran anknüpfend mit der Konstruktion von Geschlecht. Zum einen geht es dabei um die Institution des Staates (Staat als "vergeschlechtlichte Institution" und als Ort von Geschlechterpolitik) und zum anderen um erwerbslose Männer aus der Arbeiterklasse. Überlegungen für ein neues Forschungsprogramm schließen den Text ab. (rk)
Verborgene Macht und sichtbare Einflußnahme : Geschlechterarrangements und ihr Preis
Titelübersetzung:Hidden power and visible influence : gender arrangements and their price
Autor/in:
Flaake, Karin
Quelle: Geschlechterbegegnungen: viele Orte - wenig Raum. Elisabeth Rohr (Hrsg.), Ludger van Gisteren (Hrsg.). Basel: Stroemfeld (Nexus), 1995, S. 35-46
Inhalt: In diesem Beitrag wird die subjektive Seite der Reproduktion tradierter Geschlechterbeziehungen beleuchtet. Es werden psychische Prozesse und unbewußte Phantasien, Wünsche und Ängste aufgezeigt, die das bestehende Geschlechterverhältnis auch in Bereichen tradieren helfen, in denen Spielräume für Veränderungen gegeben sind. Die Verfasserin konzentriert sich hierbei auf einen Aspekt geschlechtsspezifischer Ungleichheiten, und zwar auf das Geschlechterarrangement, in dem Frauen zugunsten der Männer im Hintergrund bleiben, in dem die Männer als die nach außen hin Dominierenden, Überlegenen, Kompetenten erscheinen und die Frauen sich - sowohl im Privaten wie Beruflichen - auf unterstützende und emotional versorgende Funktionen konzentrieren. Mit diesen Leistungen erfahren sie aber kaum die offizielle Wertschätzung und Anerkennung, wie sie für die Tätigkeit der Männer gilt. Bei der Analyse geht es der Verfasserin vorwiegend um die Frage, inwieweit Frauen solche Arrangements mittragen. (ICE)