Frausein als Entlastungsargument für die biographische Verstrickung in den Nationalsozialismus? Über Strategien der Normalisierung der nationalsozialistischen Vergangenheit in Deutschland
Titelübersetzung:Being a woman as an exoneration argument for biographical involvement in Nazism? Strategies of normalization of the Nazi past in Germany
Autor/in:
Grote, Christiane; Rosenthal, Gabriele
Quelle: Tel-Aviver Jahrbuch für Deutsche Geschichte, 21 (1992) , S 289-318
Inhalt: Durch die zunehmende Fremdenfeindlichkeit seit dem Sommer 1991 in der Bundesrepublik Deutschland fanden die aus unseren empirischen Untersuchungen (Rosenthal 199O; im Druck) entwickelten Annahmen über die mangelnde kollektive Aufarbeitung der nationalsozialistischen Vergangenheit, über die Kontinuität des NS-Gedankenguts und seine Tradierung an die nächsten Generationen in schmerzhafter Weise weitere Bestätigung. Unsere Analysen machten deutlich, daß sich der bereits vor 1945 einsetzende und nach 1945 fortgeführte soziale Lernprozeß im Umgang mit der Inhumanität und den Verbrechen des Nationalsozialismus auf das Erlernen der Tabus und kollektive Überwachung ihrer Einhaltung konzentrierte. Durch diesen impliziten, von den ZeitzeugInnen meist bewußt nicht wahrgenommenen, sozialen Lernprozeß wird vermittelt, worüber und wie gesprochen werden darf, worüber es besser zu schweigen gilt, und wie die Einhaltung der Tabus wechselseitig kontrolliert wird. Wir Deutschen - gleich welchen Alters - haben gelernt, wie Themen und Erzählungen über eigenerlebte Erfahrungen vermieden werden, die die kollektiv geteilte Norm "wir haben nichts gesehen und von nichts gewußt" oder aber das Gebot zur Zurückhaltung ethnozentrischer und insbesondere antisemitischer Einstellungen verletzen könnten. Auch in der öffentlichen bzw. veröffentlichten Meinung der Bundesrepublik werden fremdenfeindliche und antisemitische Einstellungen latent gehalten oder gar in eine philosemitische Haltung verkehrt (vgl. Stern 1991).
Schlagwörter:ethnocentrism; antisemitism; coming to terms with the past; Nationalsozialismus; Politisierung; politicization; Federal Republic of Germany; woman; Vergangenheitsbewältigung; Nazism; strategy; Antisemitismus; gender-specific factors; Strategie; Ethnozentrismus; Vergangenheit in Deutschland; Entlastungsargument; Lebensgeschichten
SSOAR Kategorie:Frauen- und Geschlechterforschung, Sozialpsychologie, Sozialgeschichte, historische Sozialforschung
Quelle: Geschichte und Gesellschaft : Zeitschrift für historische Sozialwissenschaft, 18 (1992) 2, S 137-142
Schlagwörter:gender; soziale Klasse; social class; 19. Jahrhundert; nineteenth century; historische Analyse; historical analysis; soziale Ungleichheit; social inequality; Identität; identity
SSOAR Kategorie:Sozialgeschichte, historische Sozialforschung, Allgemeine Soziologie, Makrosoziologie, spezielle Theorien und Schulen, Entwicklung und Geschichte der Soziologie, Frauen- und Geschlechterforschung
...Ich lebe, also bin ich... Postmoderne und weibliche Identität
Titelübersetzung:...I'm living, therefore I am...: postmodernism and female identity
Autor/in:
Musfeld, Tamara
Quelle: Psychologie und Gesellschaftskritik, 16 (1992) 3/4, S 125-144
Inhalt: Die Autorin befaßt sich in dem vorliegenden Aufsatz mit dem Problem der Identität im Kontext des postmodernen Diskurses. Dabei geht sie insbesondere zwei Fragen nach: (1) 'Inwiefern können mit den veränderten Ansätzen der Postmoderne weibliche Lebensrealität und weibliche Erfahrungen gesagt und theoretisiert werden, die bislang aus den gängigen Konzepten über das, was ein Subjekt bzw. Identität ausmacht, ausgegrenzt waren?' (2) 'Inwiefern birgt das konzeptionelle Vorgehen der Postmoderne die Gefahr in sich, daß der männliche Umgang mit der Welt der sich selbstverständlich auch in der Theorie niederschlägt, eine weitere Zuspitzung erfährt?' Die Autorin stellt zunächst die Grundlagen des Subjekt-Identitätskonzepts der Moderne dar und befaßt sich in diesem Zusammenhang mit dem Diskurs der modernen Psychologie. Insbesondere macht sie hier die Auswirkungen des modernen Identitätskonzepts auf die Abbildung weiblicher Lebenserfahrung deutlich. Dann stellt sie die Spezifik weiblicher Lebenserfahrung dar und untersucht zentrale Momente postmoderner Sicht hinsichtlich ihrer Fähigkeit, weibliche Erfahrungen zu erfassen. Abschließend untersucht sie, 'ob das eigentlich kritische Potential aber auch zur Stabilisierung von Herrschaftsverhältnissen, z.B. zwischen den Geschlechtern, mißbraucht werden kann'. (pag)
A quantitative evaluation of demographic, gender and social transformation theories of the rise of European witch hunting 1300-1500
Titelübersetzung:Eine quantitative Evaluation demographischer, geschlechtsspezifischer und sozialer Transformationstheorien zum Aufkommen der europäischen Hexenjagd 1300-1500
Autor/in:
Smith, Philip
Quelle: Historical Social Research, 17 (1992) 4, S 99-127
Inhalt: Ziel der Untersuchung ist es, Licht auf den europäischen Hexenwahn des 14. und 15. Jahrhunderts zu werfen. Hierzu werden zwei Gruppen von Theorien evaluiert. Es wird deutlich, daß es unterschiedliche Muster der Hexenverfolgung vor und nach dem Jahr 1420 gibt und daß unterschiedliche Regionen von demographischen Faktoren beeinflußte Muster von Hexerei aufweisen. Diese demographischen Faktoren beziehen sich auf das Zusammenspiel von urbanen Charakteristika und Hexenjagd. Weitere Forschungsanstrengungen sollten die Rolle von Urbanisierungsprozessen bei der Analyse der Hexenverfolgung stärker berücksichtigen. (ICEÜbers)
Inhalt: 'The purpose of this paper is to shed light on the European witch craze in the period 1300-1500 by attempting to evaluate two sets of theories. Among the significant findings are that substantial differences exist between the patterns of withcraft persecution before and after 1420, that differing regions have patterns of withcraft, and that these patterns are also shaped by demographic factors. These demographic factors relate to the interplay of urban characteristics of withcraft hunting. One of the most important recommendations of this paper is that future research pays more attention to the role of urbanization processes in defining with persecution.' (author's abstract)
Postmoderne und Geschlechter-Beziehungen in der feministischen Theorie
Titelübersetzung:Postmodernism and relationships between the genders in feminist theory
Autor/in:
Flax, Jane
Quelle: Psychologie und Gesellschaftskritik, 16 (1992) 3/4, S 69-102
Inhalt: Die Autorin geht davon aus, daß sich die westliche Gesellschaft und Kultur in einem grundlegenden Transformationsprozeß befinden. Dieser Prozeß wird theoretisch wiedergegeben und repräsentiert durch die Psychoanalyse, die feministische Theorie und die postmoderne Philosophie. In dem vorliegenden Aufsatz befaßt sich die Autorin im Kontext der Postmoderne mit der feministischen Theorie, ihren Zielen, Logiken und Problempunkten. Sie ordnet die feministische Theorie in ihren sozialen und philosophischen Kontext ein, dessen Kritik sie darstellt und dem sie zugleich angehört. Neben der Reflexion der Geschlechterverhältnisse als grundlegendem Ziel feministischer Theorie befaßt sich die Autorin auch mit der Art und Weise, wie feministische Theoretikerinnen über das Geschlechterverhältnis und andere soziale Verhältnisse denken. In diesem Sinne bewegt sie sich zwischen der Reflexion der Geschlechterverhältnisse und dem Nachdenken darüber, wie über sie gedacht wird bzw. gedacht werden könnte. (pag)
Schlagwörter:soziale Beziehungen; Theorie; transformation; objective; gender; Transformation; Western world; Denken; logic; metatheory; Logik; social process; thinking; Postmoderne; theory; Feminismus; social relations; westliche Welt; Metatheorie; sozialer Prozess; postmodernism; Ziel; feminism
SSOAR Kategorie:Wissenschaftstheorie, Wissenschaftsphilosophie, Wissenschaftslogik, Ethik der Sozialwissenschaften, Frauen- und Geschlechterforschung, Philosophie, Theologie