Quelle: SWS-Rundschau, Jg. 52 (2012) H. 2, S. 149-170
Inhalt: "In kaum einem anderen Bereich wissensintensiver Dienstleistungsarbeit ist eine ähnlich rasante Erosion des ArbeitnehmerInnenstatus und der Beschäftigungsbedingungen zu verzeichnen wie in der universitären und außeruniversitären Forschung. Diese Entwicklung ist in Österreich auf mangelnde öffentliche Finanzierung, Personalstrategien an Universitäten und abnehmende kollektive/ gewerkschaftliche Gegenmacht zurückzuführen. Die Neigung zu kollektiver Organisierung nimmt mit steigender De-Professionalisierung und sinkender Marktmacht zu. Unsere empirischen Befunde deuten darauf hin, dass auch feldspezifische Unterschiede auf die Potenziale gewerkschaftlicher Strategien wirken: An Universitäten (professionelle Bürokratien) wäre die Durchsetzung von Mindeststandards in Entgelt und (dauerhafter) Beschäftigung für alle Beschäftigten eine angemessene Strategie, aber derzeit mangels Solidarität zwischen den Beschäftigtengruppen kaum durchsetzbar; marktorientierte Wissensproduktion in der außeruniversitären Forschung erfordert kollektive Strategien, die auf Marktschließung durch Institutionalisierung von Berufsbildern und -zugängen abzielen, aufgrund fachlicher Heterogenität und fehlender Durchsetzungsmacht aber derzeit nicht realisierbar sind." (Autorenreferat)
Inhalt: "There is hardly any other area in the knowledge based service sector in which a similar rapid erosion regarding employee status and working condition is taking place than in the academic and non-academic research institutions. In Austria, this development can be traced back to lack of financial resources provided by the state, personnel strategies at universities and declining collective/ trade union countervailing powers. Increasing de-professionalization and decreasing market-power lead to a rise in the propensity to act collectively. Our empirical findings demonstrate that field specific differences also affect upon trade unions' potential for strategic action: at universities (professional bureaucracies), appropriate strategies would aim at setting minimum standards in pay and (permanent) employment for all employees. This, however, cannot be enforced due to a lack of solidarity between the status groups. Market-oriented knowledge production in non-university research would need collective strategies aiming at market closure, therefore establishing a profession with certain entry barriers which cannot be realized at the moment due to heterogeneity in research fields and a lack of collective power." (author's abstract)
Wozu noch promovieren? : die Promotionen sind das Letzte, was den Universitäten noch blieb... aber wozu noch promovieren?
Titelübersetzung:Why still do a doctoral degree? : doctoral degrees are the last thing that remained with universities... but why still do a doctoral degree?
Autor/in:
Meyer-Renschhausen, Elisabeth
Quelle: Berliner Debatte Initial : Sozial- und geisteswissenschaftliches Journal, Jg. 23 (2012) H. 4, S. 99-113
Inhalt: Das Hochschulklima in Deutschland hat sich nach Meinung der Autorin verschlechtert und es ist zu befürchten, dass sich eine "Verschulung" des Promovierens durchsetzt. Wenn Politik und Universitäten die Betreuungsverhältnisse für Studierende wie Promovierende verbessern wollen, müssten sie nach Schweizer oder österreichischem Vorbild die Lehraufträge sehr viel besser entgelten und den Privatdozenten eine Grundfinanzierung gewähren. Ältere Wissenschaftler könnten mittels Gast- und Seniorprofessuren zeitweilig an die Universitäten zurückgeholt werden. So bekämen die Universitäten mit den diversen Inhalten einer echten Themenvielfalt und mit wahren Forscherleidenschaften auch die intrinsische Motivation zurück, von Studium und Lehre zu leben. Momentan wird das leidenschaftliche Forschen aber immer häufiger der Karriereplanung geopfert. Neben der Förderung von Strukturen und Projekten wird bei der Qualifizierung junger Wissenschaftler zu wenig auf die Pflege und Entwicklung der Neugierde als Erkenntnisprinzip geachtet. An ihre Stelle tritt eine pragmatische oder strategische Ausrichtung an wissenschaftlichen Zielen, die als karriererelevant eingestuft werden. Die Autorin geht in ihrem Beitrag auf die Empfehlungen des Wissenschaftsrats zu einer stärkeren curricularen Ausrichtung der Promotionsphase ein und diskutiert die Vor- und Nachteile von Graduiertenkollegs nach amerikanischem Vorbild. Sie zeigt außerdem, dass Wissenschaftlerinnen trotz Frauenförderung von den Kürzungen im Hochschulbereich besonders betroffen sind. (ICI2)
Im Zeitkorsett : generative Entscheidungen im wissenschaftlichen Lebenszusammenhang
Titelübersetzung:In the time corset : generative decisions in a scientific life context
Autor/in:
Metz-Göckel, Sigrid; Heusgen, Kirsten; Möller, Christina
Quelle: Soziale Welt, Sonderband : Zeitschrift für sozialwissenschaftliche Forschung und Praxis, (2012) Nr. 19, S. 271-290
Inhalt: Zeit ist eine knappe und kostbare Ressource im Leben von Wissenschaftler/innen und besonders von Wissenschaftler/innen als Eltern, aber auch für kinderlose Paare und Singles. Zeitknappheit ergibt sich, weil die wissenschaftliche Arbeit und Karriere die Hingabe der "ganzen Person" verlangt und in der Tendenz alle Lebenszeit durchdringt; zum anderen, weil Kinder ebenfalls Zeit und Aufmerksamkeit ihrer Eltern beanspruchen und weil generative Entscheidungen ein begrenztes Zeitfenster im Lebensverlauf haben. Die zentrale Frage des Beitrags richtet sich auf den Zusammenhang zwischen den konkreten Beschäftigungsbedingungen an den Hochschulen und dem generativen Verhalten ihres wissenschaftlichen Personals. Wie (weit) die konkreten Beschäftigungsbedingungen die generativen Entscheidungen von Wissenschaftler/innen beeinflussen, wird ex post anhand eines Datensatzes aus dem Jahr 2006 analysiert. Nach der Erläuterung des begrifflichen Analyserahmens des generativen Verhaltens von Wissenschaftler/innen analysiert der Beitrag das generative Verhalten in Bezug auf die Paarbildung in der Wissenschaft, der Altersstruktur und der Statusunterschiede. Außerdem wird die Prekarisierung der Beschäftigung im Hinblick auf das generative Verhalten im universitären Mittelbau betrachtet sowie die Geschlechterdimension und die Institutionenstrukturiertheit des wissenschaftlichen Lebenszusammenhangs. (ICB2)
Quelle: Soziale Welt, Sonderband : Zeitschrift für sozialwissenschaftliche Forschung und Praxis, (2012) Nr. 19, S. 253-269
Inhalt: Seit den 2000er Jahren erwerben Frauen rund die Hälfte der Hochschulabschlüsse. Eine Gleichheit der Karrierechancen ist damit allerdings keinesfalls gegeben - auch nicht im Wissenschaftssystem. Auf dem Weg nach oben kommen weniger Frauen als Männer an. In dem Beitrag wird untersucht, welche Unterschiede in den Karrierechancen von Männern und Frauen in drei Fächergruppen (Sozialwissenschaften, Natur- und Technikwissenschaften) bestehen und welche Rolle der Partnerschaftskontext der Wissenschaftler/innen spielt. Die qualitative Auswertung beruht auf einer telefonischen Lebensverlaufsbefragung von 767 Wissenschaftler/innen an 18 deutschen Hochschulen im Wintersemester 2008/ 09. Der Beitrag geht auf die Beschäftigungsform und -situation von Akademikern ein, betrachtet Karrierechancen und Arbeitsbedingungen sowie die Auswirkungen der Paarkonstellationen und der Familiengründung auf den Berufsverlauf. (ICB2)
CEWS Kategorie:Berufsbiographie und Karriere, Vereinbarkeit Familie-Beruf
Dokumenttyp:Zeitschriftenaufsatz
Das Paradies nebenan? : zur Situation von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern an außeruniversitären Forschungseinrichtungen und Universitäten in Deutschland
Titelübersetzung:The paradise next door? : the situation of researchers in universities and research institutes outside the university sector
Autor/in:
Höhle, Ester Ava; Jacob, Anna Katharina; Teichler, Ulrich
Quelle: Beiträge zur Hochschulforschung, Jg. 34 (2012) H. 2, S. 8-29
Inhalt: "In diesem Artikel werden auf Basis der internationalen Hochschullehrerstudie 'The Changing Academic Profession' von 2007 Universitäten und außeruniversitäre Forschungseinrichtungen in Deutschland verglichen. Im Zentrum der Analyse stehen die Arbeitsbedingungen, Einstellungen und Tätigkeiten der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler', differenziert nach Universitätsprofessoren, Institutsdirektoren und wissenschaftlichen Mitarbeitern. Es zeigt sich, dass die Arbeitssituation von Wissenschaftlern in beiden Institutionen in einigen Bereichen große Unterschiede aufweist, wie z. B. der vertraglichen Befristung, der Ausstattung, der Berufszufriedenheit und der Produktivität. Dagegen sind die Unterschiede hinsichtlich der Vertragsbedingungen innerhalb der ersten Anstellungsjahre, der Zeitverwendung und der Einstellung zu Wissenschaft gering. Der Vergleich macht die verschiedenen Facetten von Wissenschaft als Beruf deutlich." (Autorenreferat)
Inhalt: "The article compares the situation of researchers in universities and research institutes outside the university sector in Germany, based on results of the international study "The Changing Academic Profession" of 2007. The analysis focuses on working conditions, attitudes and activities of the academics, grouped into university professors, directors of research institutes and research assistants at both types of institutions. It becomes obvious that the situation at both institutions varies greatly, in respect to e. g. fixed-term contracts for Young researchers, resources, job satisfaction and productivity. Minor differences can be found in working contracts during the first years, time use and attitudes towards research. The comparison emphasises the different facets of science as a profession." (author's abstract)