Inhalt: Die Beliebtheit von MINT-Studiengängen und -Berufen, also der Fachbereiche Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik, ist weiterhin ungebrochen. Jedes Jahr steigt die Anzahl derjenigen, die ein MINT-Fach studieren. Gleichzeitig bestehen für MINT-Absolvent_innen gute Arbeitsmarktbedingungen, denn fast 30 Prozent aller Beschäftigten sind in diesen Bereichen tätig. Jedoch ist der Frauenanteil in MINT seit Jahren nur langsam ansteigend und bewegt sich weiter bei unter einem Drittel bei den Studierenden und bei unter einem Sechstel in den MINT-Berufen.
Vor dem Hintergrund beschleunigter Digitalisierung kommt MINT-Berufen und damit der MINT-Ausbildung eine besondere Bedeutung zu und Personen, die in diesen Bereichen tätig sind, sind nicht nur Treiber_innen, sondern auch maßgebliche Gestalter_innen der Digitalisierung. Der Bedeutungszuwachs, die steigenden Beschäftigungschancen sowie auch die Möglichkeit, an der Ausgestaltung der Digitalisierung weiter Teile der Gesellschaft und des gesellschaftlichen Miteinanders mitzuwirken, sind somit Aspekte, an denen Frauen weiterhin nicht im selben Ausmaß partizipieren wie Männer. Da dies kein neues Phänomen ist, wird seit Jahrzehnten von Wissenschaft und Politik an den Ursachen für die Unterrepräsentation von Frauen in MINT sowie an Maßnahmen zu deren Beseitigung gearbeitet. Darum wird im vorliegenden Dokument nach einem kurzen Überblick über die Entwicklung der Frauenanteile in MINT-Studiengängen und -Berufsfeldern der Fokus auf die von der Forschung identifizierten Ursachen gelegt. Anschließend werden entsprechende Maßnahmen eingehend beleuchtet und abschließend in Handlungsempfehlungen und weiteren Forschungsbedarf überführt.
Als Ursachen werden strukturelle und kulturelle Barrieren, MINT-spezifische Einstellungen und Bilder, Habitusambivalenzen, Fachkulturen, Stereotype (vor allem das Stereotype Threat-Phänomen) und die Rolle von Gatekeepern identifiziert. Ein Ergebnis ist zunächst, dass weiterhin großer Handlungsbedarf besteht, der Unterrepräsentation von Frauen in MINT-Fächern und -Berufen, speziell in IKT, zu begegnen. Während viele Maßnahmen mehrere MINT-Bereiche mit einbeziehen, liegt der Fokus oftmals an verschiedenen Schnittstellen und biographischen Übergängen wie in Schule, Hochschule oder beim Berufseinstieg, was sich als zielführend erwies. Vielen Maßnahmen gemeinsam ist
2 das Entkräften und Abbauen von stereotypen Vorstellungen zu Frauen in MINT sowie von Klischees zu MINT-Inhalten und -Berufen.Es empfiehlt sich, so zeigt die Forschung, eine möglichst frühe Förderung des MINT-Interesses von verschiedenen Akteur_innen (z. B. Eltern, Lehrkräfte, Hochschulen und Unternehmen) zu begleiten, um eine stereotypunabhängige Berufs- und Studienwahl zu begünstigen. Die involvierten Personen wiederum benötigen entsprechende Weiterbildungsangebote,
Materialien und Trainings. Gerade für Unternehmen sind jedoch Weiterbildungsangebote vermehrt gefragt und entsprechender Forschungsbedarf vorhanden, um diese fundiert entwickeln zu können.
Auch Role Models sind als Vorbilder entsprechend wichtig und hilfreich, um abstrakte Berufsbilder wortwörtlich mit Leben zu füllen und so die Möglichkeiten von MINT-Berufen zu vermitteln. Gleichzeitig helfen sie auch dabei, Stereotype abzubauen oder zu entkräften und die Bedeutung von MINT für die heutige Gesellschaft und in Zukunft zu erläutern. Wichtig ist, dass Role Models erreichbar und realistisch dargestellt werden. Weiter erscheint es sinnvoll, MINT-Fachkulturen zu thematisieren und deren ein- und ausschließenden Aspekte kritisch zu beleuchten. So kann beispielsweise MINT als männlicher Bereich nämlich Menschen ausschließen, die sich diesem Stereotyp und Fachhabitus nicht anpassen möchten oder können.
Zentral ist auch die Stärkung des MINT-bezogenen und MINT-unabhängigen Selbstvertrauens mittels unterschiedlicher Maßnahmen und Initiativen entlang der Bildungswege.
Schlagwörter:Digitalisierung; Fachkultur; Geschlechterungleichheit; Gleichstellungsmaßnahmen; MINT; Ursachenforschung
CEWS Kategorie:Naturwissenschaft und Technik, Geschlechterverhältnis
Dokumenttyp:Graue Literatur, Bericht