Zur assoziativen und spontanen Theoriebildung bei Frauen aus Arbeiterverhältnissen und was an der Hochschule von ihnen gelernt werden kann
Autor/in:
Bublitz, Hannelore
Quelle: Frauenstudium: zur alternativen Wissenschaftsaneignung von Frauen. Sigrid Metz-Göckel (Hrsg.). Hamburg (Blickpunkt Hochschuldidaktik), 1979, S. 115-132
Inhalt: In dem Beitrag werden in sieben Thesen Gedanken zu einer Hochschuldidaktik entwickelt und diskutiert, die die Erwartungen, Möglichkeiten und Erfahrungen von Mädchen/Frauen aus Arbeiterfamilien an den Hochschulen berücksichtigt. Ausgangspunkt sind die Alltagserfahrungen der Autorin - selbst Arbeiterkind - an der Hochschule, insbesondere das Verhältnis zur Theorie bzw. Theoriebildung. (1) Frauen denken und handeln assoziativ; sie gehen in liebevoller Weise von der Arbeit, vom Alltagsleben und deren Geschichte aus. (2) Das Lebendige läßt sich nicht festnageln; es sperrt sich gegen Begriffe, leistet Widerstand. (3) Was Arbeitertöchter erreichen können ist: Zusammenhänge herzustellen; dafür sind ihre 'Begriffe' geeignet. (4) Wenn ein Mensch mit seiner Existenz- und Sprachnot und mit seinem Bedürfnis nach menschlicheren Lebensbedingungen Ausgangspunkt der 'Theoriebildung' ist, bleibt die Theorie unvollkommen und bruchstückhaft. (5) Ein wichtiges Moment der Theoriebildung von Arbeitertöchtern ist das Spontane. (6) Vor allem Männer im Wissenschaftsbetrieb behandeln Theorien und Begriffe wie ein 'Fertiggericht': sie essen sie und wissen nichts von der Arbeit, die dem vorausgegangen ist. (7) Begriffe sind Herrschaftsmittel, die die Menschen voneinander trennen. (RW)
CEWS Kategorie:Frauen- und Geschlechterforschung, Hochschulen
Dokumenttyp:Sammelwerksbeitrag
Feminismus an der Hochschule : Erfahrungen und Überlegungen zur Arbeitsform in Frauenseminaren
Autor/in:
Metz-Göckel, Sigrid
Quelle: Frauenstudium: zur alternativen Wissenschaftsaneignung von Frauen. Sigrid Metz-Göckel (Hrsg.). Hamburg (Blickpunkt Hochschuldidaktik), 1979, S. 47-80
Inhalt: In dem Beitrag wird über Frauenseminare und Frauenforschung berichtet, die die Autorin seit mehreren Semestern mit unterschiedlichen didaktischen Ereignisfolgen und unterschiedlicher Teilnehmerbetroffenheit durchgeführt hat. Gegenstand sind die Erfahrungen mit Frauenseminaren, der Austausch darüber mit anderen Wissenschaftlerinnen auf verschiedenen Frauentreffen und Gespräche und kritische Rückmeldungen mit und von Studentinnen. Ohne Anspruch auf Objektivität werden subjektive Meinungen geäußert. Neben der Entstehung einer wissenschaftlichen Frauenöffentlichkeit zeichnen sich neue Prozesse der Begriffsbildung und Systematisierung ab. Es werden "sensitizing concepts" entwickelt, d. h. Begriffe, die noch nicht operational definiert sind, sondern die die Aufmerksamkeit der Forscherinnen auf bestimmte Phänomene lenken, die mit den Betroffenen zusammen formuliert werden, z. B. Beziehungsarbeit, Reproduktionsarbeit, weiblicher Lebenszusammenhang, weibliches Arbeitsvermögen. Die Frauenseminare werden als hochschuldidaktische Modelle des Lehrens und Lernens ausgewertet mit dem Ergebnis, daß sie eine strengere Übereinstimmung zwischen Form und Inhalt versuchen durch den Abbau von Hierarchie und die Einbeziehung der besonderen persönlichen Erfahrungen. (RW)
CEWS Kategorie:Frauen- und Geschlechterforschung, Hochschulen
Dokumenttyp:Sammelwerksbeitrag
Selbstbehauptung und Geschlechtsrolle in der Hochschule : praktische Trainingsanleitung nebst einigen allgemeinen Gedanken
Autor/in:
Wagner, Angelika C.
Quelle: Frauenstudium: zur alternativen Wissenschaftsaneignung von Frauen. Sigrid Metz-Göckel (Hrsg.). Hamburg (Blickpunkt Hochschuldidaktik), 1979, S. 162-198
Inhalt: In dem Beitrag wird der Zusammenhang zwischen Geschlechtsrolle und Selbstbehauptung in bezug auf den Wissenschaftsbetrieb an Hochschulen diskutiert. Den Hauptteil bildet die Beschreibung eines Selbstbehauptungstrainingsprogramms, das sowohl innerhalb der Hochschule als auch mit Frauen im Frauenzentrum und an Volkshochschulen durchgeführt wurde. Die Ziele, der Aufbau der Kurse und die einzelnen Schritte - d. h. die acht Sitzungen - werden vorgestellt und analysiert. (RW)
CEWS Kategorie:Frauen- und Geschlechterforschung, Geschlechterverhältnis, Hochschulen
Dokumenttyp:Sammelwerksbeitrag
Frauenforschung und Frauenstudien : women's studies ; ein Beispiel für die Bundesrepublik
Autor/in:
Müller, Petra
Quelle: Frauenstudium: zur alternativen Wissenschaftsaneignung von Frauen. Sigrid Metz-Göckel (Hrsg.). Hamburg (Blickpunkt Hochschuldidaktik), 1979, S. 133-149
Inhalt: In dem Beitrag wird die Frage diskutiert, wie Frauenforschung und -lehre an der Hochschule organisiert werden soll. Als Beispiel wird die in den USA an fast allen Hochschulen etablierte Form der Women's Studies dargestellt und eine mögliche Übernahme für die BRD kritisch hinterfragt. Entstehung, Ziele, Organisation und Struktur der Women's Studies werden analysiert. Die auffallenden Probleme werden herausgearbeitet. Bei der Frage nach einer entsprechenden Frauenforschung in der BRD wird gezeigt, daß nicht nur ein frauenspezifisches Reservat geschaffen werden soll, wie dies bei Women's Studies geschieht, sondern daß es um die Entwicklung einer feministischen Wissenschaft geht, um eine neue Gesellschaftstheorie, in denen Frauen ihre Sichtweise auf alle Wissenschaftsbereiche anwenden. Im Ergebnis wird herausgearbeitet, daß Frauenforschung der entgegengesetzte Weg zu Women's Studies ist. (RW)
Schlagwörter:Nordamerika; USA; Frauenforschung
CEWS Kategorie:Frauen- und Geschlechterforschung
Dokumenttyp:Sammelwerksbeitrag
Erfolg ohne Glück? : über den Widerspruch von Weiblichkeitsrolle und Karriere
Autor/in:
Schuller, Marianne
Quelle: Kursbuch, Bd. 58 (1979) , S. 101-113
Inhalt: "Karriere" ist ein Begriff der bürgerlichen Gesellschaft, in der die Laufbahn der Mitglieder nicht mehr durch ständische Ordnung vorgezeichnet ist, sondern im Konkurrenzkampf mit anderen aufgebaut werden muß. Karriere wird dabei als Sache des Mannes angesehen. Während seine Männlichkeit durch Karriere gewinnt, verliert die "Karrierefrau" an Weiblichkeit. Sie handelt als männliches Subjekt und bezahlt ihren Einbruch in das Terrain der Männer mit dem doppelten Makel der Unvollständigkeit als Mann und als Frau. Die "weibliche Karriere" gibt es nur im Zusammenhang der Präsentation des weiblichen Körpers. Sie ist vornehmlich ein Effekt männlicher Phantasien. Immer bleibt die Karriere der Frau von der bürgerlich-patriarchalisch determinierten Inferiorität der weiblichen Position bestimmt. Diese Problematik analysiert die Autorin am Beispiel der wissenschaftlichen Karriere im Bereich der Geisteswissenschaften. Zur prekären Situation an der Hochschule kommen Widersprüche zwischen der öffentlich/beruflichen Rolle und der Rolle der Frau im Privatbereich. Die bürgerliche Glücksvorstellung ist in besonderer Weise mit ideologischen Weiblichkeitsmustern verbunden und zwingt die Frauen in die Alternative von Glück und Beruf. Lösungsansätze sieht die Autorin in der Frauenbewegung. (KA)