Reformerxperiment Frauenuniversität: Bärendienst für die Gleichstellung oder Demokratisierung des Geschlechtervertrags?
Titelübersetzung:Reform experiment at a women's university: disservice to equal opportunity or democratization of the gender contract?
Autor/in:
Kahlert, Heike
Quelle: Geschlechterdifferenz: Texte, Theorien, Positionen ; Kolloquium des Interdisziplinären Zentrums für Frauen- und Geschlechterstudien an der Ernst-Moritz-Arndt Universität Greifswald. Doris Ruhe (Hrsg.). Würzburg: Königshausen & Neumann, 2000, S. 35-60
Inhalt: Die Zahl der Professorinnen hat sich trotz der rhetorischen Präsenz von Frauenförderung kaum nennenswert erhöht: 1996 gab es in der Bundesrepublik Deutschland 5,1 Prozent C4- und 8,9 Prozent C3-Professorinnen. Seit Mitte der 80er Jahre wird daher in Deutschland über die Einrichtung einer internationalen Frauenuniversität als Reformexperiment in der gegenwärtigen Modernisierungsphase des Hochschul- und Wissenschaftssystems diskutiert. Der Beitrag prüft, ob sich dieses "Reformexperiment" als Gegenmodell eignet. Die Autorin beschreibt dazu zunächst zwei Initiativen zur Gründung von Frauenuniversitäten und die kontroverse Diskussion um deren emanzipatorisches Potenzial vor dem Hintergrund der politisch-philosophischen Debatte um Gleichheit oder Differenz der Geschlechter. Insgesamt sind für die Autorin von diesen Einrichtungen wichtige Impulse für die Weiterentwicklung des Geschlechterverhältnisses und die Modernisierung des Denkens in Wissenschaft und Gesellschaft ausgegangen. (ICA)
Berufsbeamtentum, Geschlechterbeziehungen und Reform des öffentlichen Dienstes : Wandel eines beruflichen Konzepts und Chancen der Frauenförderung
Titelübersetzung:Professional civil services, gender, and reform : conceptual change and the chances of success of affirmative action
Autor/in:
DiLuzio, Gaia
Quelle: Soziale Welt : Zeitschrift für sozialwissenschaftliche Forschung und Praxis, Jg. 51 (2000) H. 3, S. 267-288
Inhalt: Bei den vorliegenden Ausführungen zur unterschiedlichen Behandlung der Geschlechter im öffentlichen Dienst der Bundesrepublik Deutschland stehen zwei Fragen im Mittelpunkt: Wie wirken sich die Änderungen der arbeitsrechtlichen Normen und die Organisationsreformen der lean administration auf die Gleichberechtigungs- und Gleichstellungsprogramme aus? Und wie lassen die Gleichberechtigungsprogramme mit der Reformnotwendigkeit der öffentlichen Verwaltung vereinbaren? Die Autorin stellt zunächst dar, dass die im 19. Jahrhundert institutionalisierten Strukturen des Berufsbeamtentums auf der Trennung von Familie und Beruf sowie auf der familialen Arbeitsteilung nach Geschlecht aufbauen. Diese Muster, die implizit die Rolle des männlichen "Familienernährers" voraussetzen, bestimmen in der Bundesrepublik Deutschland bis in die 90er Jahre das Arbeitsverhältnis der BeamtInnen. Vor diesem Hintergrund wird diskutiert und geklärt, welche Rolle die Idee der Chancengleichheit sowie das Leistungsprinzip bei der Begründung von Gleichberechtigungsprogrammen spielt. (ICA)
Inhalt: "The paper examines to which degree the occupational structure in the German civil service is affected by principles proposed in a comprehensive administrative reform put forward in the 1990s. It considers the consequences of the proposed reform model for the existing Affirmative Action policy implemented in the civil service. It argues that by modifying certain contractual norms in order to enhance the responsiveness to the goals of the organisation, the reform model affects those components of the civil service's occupational structure that have a gender dimension. Those components have been derived from the underlying principles of a type of occupation -the civil servant- which came into being in the course of the institutionalization of modem bureaucracy in the German states of the 19th century and, moreover, in the context of the differentiation of work and family as well as the establishment of a gender division of labour within the family. Furthermore, the relationship between the reform model and the Affirmative Action policy introduced during the 1980s and '90s is discussed. This policy was based on a new legal understanding of equal rights which no longer considered equality of opportunities to be guaranteed if individual abilities were equal. The reasoning underlying this approach, by which the legal foundations for a new type of equal opportunity policy were established, is contrasted with the reasoning underlying the administrative reform concepts outlined above. Finally, the paper assesses the chances of success of the new equal opportunity policy that is part of the planned administrative reform model." (author's abstract)
CEWS Kategorie:Arbeitswelt und Arbeitsmarkt, Fördermaßnahmen
Dokumenttyp:Zeitschriftenaufsatz
Noch einmal: rhetorische Präsenz - faktische Marginalität : die kontrafaktischen Wirkungen der bisherigen Frauenförderung im Hochschulbereich
Titelübersetzung:Once again: rhetorical presence - factual marginality : the contrafactual effects of the promotion of women to date in the academic sector
Autor/in:
Wetterer, Angelika
Quelle: Wissenschaftskultur und Geschlechterordnung: über die verborgenen Mechanismen männlicher Dominanz in der akademischen Welt. Beate Krais (Hrsg.). Frankfurt am Main: Campus Verl., 2000, S. 195-221
Inhalt: Der Beitrag untersucht die These, dass die Frauenförderung im Hochschulbereich nicht nur weitgehend wirkungslos geblieben, sondern sogar eher kontraproduktiv als hilfreich gewesen sei. Auf diesem Hintergrund werden vier Gruppen der bislang institutionalisierten Frauenfördermaßnahmen im Hochschulbereich erörtert: 1) Frauenförderung durch Appelle und rhetorische Strategien der Bekundung des guten Willens, 2) Frauenförderung durch Nachteilsausgleich, 3) Frauenförderung im Rahmen von Sonderprogrammen für Frauen zur besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf und 4) Frauenförderung durch qualifikationsabhängige Quoten. Die ersten drei Gruppen haben nachhaltig dazu beigetragen, die statusdistributive Funktion von Qualitätsstandards, ihre Funktion als Ausschlußkriterium und als Medium der Reproduktion sozialer Ungleichheit vor den Blicken der Öffentlichkeit zu verbergen. Die Quotierungsregelungen sind die einzigen, die das "Problem" in Angriff nehmen, weil sie tatsächlich Berufszugang verschaffen. Da damit die eingespielten Mechanismen der Reproduktion geschlechtshierarchischer Verteilungsasymmetrien ernsthaft gestört werden, ist der Widerstand gegen sie besonders groß. (ICH)
Konzertierte Aktion als Instrument der Frauenförderung
Titelübersetzung:Concerted action as a tool for promoting women
Autor/in:
Köhler-Braun, Katharina
Quelle: Gewerkschaftliche Monatshefte : Zeitschrift für soziale Theorie und Praxis, Jg. 51 (2000) H. 3, S. 168-174
Inhalt: Gewerkschaften und Betriebsräte halten sich bisher weitgehend aus der Frauenförderdiskussion heraus. Die Autorin thematisiert folgenden Sachverhalt näher: Solange die Gewerkschaften eher männerdominiert sind und nicht die Notwendigkeit erkennen, Frauenförderung voranzutreiben, bleibt ihr Engagement hinter den Möglichkeiten zurück. Vielmehr muß die Frauenbewegung aktiv in den Gewerkschaften gelebt werden und über den Status reiner Lippenbekenntnisse hinauswachsen. Der Beitrag evaluiert Möglichkeiten und Ansätze für Gewerkschaften und Betriebsräte, die vom gesamten Spektrum der Befugnisse der Arbeitnehmer Gebrauch machen. Näher ausgeführt wird eine spezifische Variante der Konzertierten Aktion als einen vielversprechenden Weg für die Durchsetzung der gleichberechtigten Teilhabe von Männern und Frauen am Arbeitsleben. (ICA)