"Herrschaft über Natur und Menschen" als Gegenstand feministischer Gesellschaftsanalyse und Wissenschaftskritik : Einleitung
Titelübersetzung:"Control of nature and human beings" as a subject of a feminist analysis of society and criticism of science : introduction
Autor/in:
Beer, Ursula
Quelle: Klasse Geschlecht: feministische Gesellschaftsanalysen und Wissenschaftskritik. Ursula Beer (Hrsg.). Bielefeld: AJZ Dr. u. Verl. (Forum Frauenforschung : Schriftenreihe der Sektion Frauenforschung in der Deutschen Gesellschaft für Soziologie), 1987, S. 1-24
Inhalt: Die Autorin verfolgt das Ziel, anhand eines thematischen Schwerpunkts ("Herrschaft über Natur und Mensch und insbesondere über Frauen"), der sich durch alle Beiträge hindurchzieht, die relativ hohe Geschlossenheit der Beiträge aufzuzeigen und deren innere Konsistenz ein wenig weiterzuentwickeln. Einzelne Beiträge werden in ihren zentralen Fragestellungen und Argumentationslinien vorgestellt und gleichzeitig angedeutet, wie die jeweils bearbeiteten Themen und Problemstellungen sich allmählich verschieben. Es wird u. a. festgestellt, daß der Begriff "Herrschaft über Natur und Mensch" letztlich eine Trennung zwischen Natur auf der einen, Mensch und Gesellschaft auf der anderen Seite impliziert. Um das, was in diesem Begriff angesprochen ist, angemessen denken zu können, bedürfe es der Reflexion darüber, daß hinter dieser Begrifflichkeit der Herrschaftsanspruch von Menschen über Menschen stehe. Was heute unter dem Begriff einer Herrschaft über Natur gedacht wird, diene dem Ziel einer totalitären menschlichen Herrschaft, die ihre eigenen Zielsetzungen schon deshalb unterlaufen müsse, weil sie die Existenzbedingungen der Gattung "im wahrsten Sinne 'abschaffe'". (TR)
Objektivität und Parteilichkeit - ein Widerspruch in feministischer Forschung? : zur Erkenntnisproblematik von Gesellschaftsstruktur
Titelübersetzung:Objectivity and partiality - a contradiction in feminist research? : problems of determining social structures
Autor/in:
Beer, Ursula
Quelle: Klasse Geschlecht: feministische Gesellschaftsanalysen und Wissenschaftskritik. Ursula Beer (Hrsg.). Bielefeld: AJZ Dr. u. Verl. (Forum Frauenforschung : Schriftenreihe der Sektion Frauenforschung in der Deutschen Gesellschaft für Soziologie), 1987, S. 142-186
Inhalt: Die Autorin beschäftigt sich mit dem Objektivitätsproblem der Wissenschaft. Es wird den Fragen nachgegangen, ob eine objektive Erkenntnis von Gesellschaftsstruktur möglich ist, wie man dorthin gelangt und was in diesem Zusammenhang "Parteilichkeit" bedeutet. Es wird festgestellt, daß sich "Objektivität" und "Parteilichkeit" ausschließlich auf Klassenherrschaft und einen Begriff von Gesellschaft beziehen, der diese als deren zentrales Vergesellschaftungsprinzip identifiziert. Geschlechtliche Herrschaft gelte ihr als untergeordnet. Gesellschaftliche Totalität meine infolgedessen die Gesamtheit von Klassenunterdrückung und sei schon aus diesem Grunde für die Frauenforschung unzulänglich. Problematisch sei für die Frauenforschung weiterhin das in der historisch- materialistischen Theoriebildung implizierte Verständnis von "Parteilichkeit" in seiner Anlehnung an die Aufhebung der Klassenherrschaft. Das feministische Postulat von "Parteilichkeit" gehe nur partiell in ihm auf und enthielte neue Elemente, wie etwa den Rekurs auf Sinnlichkeit und Erfahrung als erkenntniskonstitutive Momente oder die Betonung des weiblichen Lebenszusammenhangs für gesellschaftsverändernde Praxis. Für eine neue Interpretation des Verhältnisses von Objektivität und Parteilichkeit werden einige Lösungsvorschläge skizziert. (TR)
Wie stützt weibliche Produktivität bestehende Herrschaftsverhältnisse? : Versuch einer Begründung im Anschluß an die Marxsche Theorie
Titelübersetzung:How does female productivity support the existing power situation? : attempt at a justification in connection with Marx' theory
Autor/in:
Beer, Ursula
Quelle: Frauen und Macht: der alltägliche Beitrag der Frauen zur Politik des Patriarchats. Barbara Schaeffer-Hegel (Hrsg.). Konferenz "Frauen und Macht"; Berlin: publica Verl.-Ges., 1984, S. 88-95
Inhalt: In dem Beitrag wird der Versuch unternommen, anhand der Marxschen Theorie und ihrer Weiterentwicklung durch Althusser die system- und machtstabilisierende Funktion weiblicher Produktivität zu erklären. Dazu wurde das Modell, mit dem Althusser die Wirkungsweisen von Klassenideologien begründet, auf drei Fragestellungen bezogen: Wie und wodurch produzieren Frauen in der Familie ihre Unterdrückung? Wie werden Machtbeziehungen von Frauen täglich hergestellt, die auch gesellschaftliche Machtverhältnisse aufrechterhalten? Wieso haben Frauen kein Bewußtsein von den gesellschaftlichen Auswirkungen ihrer Produktivität? Nach einer allgemeinen Darstellung der Wirkungsweise von Ideologien kommt die Autorin zu dem Schluß, daß durch die Vermittlung geschlechtlicher Ideologien in der Sozialisation unwillentlich geschlechtliche Machtverhältnisse von Frauen reproduziert werden, daß ihnen durch ihre isolierte Stellung in der Familienarbeit die gesellschaftlichen Zusammenhänge ihrer Unterdrückung verborgen bleiben. Andererseits profitieren Frauen von der Unterwerfung unter gesellschaftliche Geschlechterideologie, da sie durch normgerechtes Verhalten Anerkennung erfahren. Abschließend werden einige Überlegungen zur Problematik der Althusserschen Theorie angestellt. (AG)