Rezension: Stefanie Große (2008). Lebensbrüche als Chance? Lern- und Bildungsprozesse im Umgang mit kritischen Lebensereignissen – eine biographieanalytische Studie
Titelübersetzung:Review: Stefanie Große (2008). Lebensbrüche als Chance? Lern- und Bildungsprozesse im Umgang mit kritischen Lebensereignissen [Critical Life Events as Opportunities? Educational and Learning Processes in Dealing with Critical Life Events]
Autor/in:
Smioski, Andrea
Quelle: Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 12 (2011) 2, 12 S
Inhalt: Die Arbeit von Stefanie Große beschäftigt sich mit der subjektiven Bedeutung kritischer Lebensereignisse in Biografien junger Frauen. Konsequenzen bezüglich beruflicher und privater Lebensplanung sowie mögliche – durch die Verarbeitung der Erfahrungen ausgelöste – Lern- und Bildungsprozesse sollen herausgearbeitet werden. Die Arbeit steht im Kontext erziehungswissenschaftlicher Biografieforschung. Eine Auseinandersetzung mit psychologischen und erziehungswissenschaftlichen Theorien und modernisierungstheoretischen Ansätzen ist der Darstellung von drei detaillierten Fallporträts vorangestellt. In der Analyse verdichten sich drei Umgangsstrategien mit kritischen Lebensereignissen, die jeweils unterschiedliche Potenziale für Lern- und Bildungsprozesse freisetzen.
Inhalt: Stefanie Große's work addresses the subjective importance of critical life events in the biographies of young women. She examines the ramifications of critical life experiences on the design of professional and private lives, as well as on educational and learning processes triggered by the critical experience. The book is set in the context of educational science and biographical research. A discussion of psychological and educational theories as well as modernization theory approaches is followed by the presentation of three detailed case studies. In the analysis, the author identifies three strategies for dealing with critical life events, each activating different potentials of educational and learning processes.
Schlagwörter:biographical method; Lernprozess; case reconstruction; life-event research; life career; Lebenskrise; junger Erwachsener; Erfahrung; young adult; Lebensplanung; Krisenbewältigung; life planning; woman; learning process; Biographie; life crisis; biographische Methode; Lebenslauf; biography; crisis management (psych.); Life-Event-Forschung; Fallrekonstruktion; experience; kritische Lebensereignisse; Biografieforschung; Bewältigungsstrategien; biografische Interviews; Grounded-Theory-Methodologie; Lebenslaufübergänge; Bildungs- und Lernprozesse; critical life events; biographical research; coping strategies; biographical interviews; grounded theory methodology; case reconstruction; life course passages; educational and learning processes
SSOAR Kategorie:Allgemeine Psychologie, Sonstiges zur Erziehungswissenschaft
Becoming scientific : objectivity, identity, and relevance as experienced by graduate students in psychology
Titelübersetzung:Wissenschaftler/in werden : Erfahrungen von Psychologie-Studierenden mit Objektivität, Identität und Relevanz
Autor/in:
Yen, Jeffery; Tafarodi, Romin W.
Quelle: Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, Vol. 12 (2011) No. 2, 19 S.
Inhalt: "Die Übernahme eines strikten Experimentalperspektive hatte in der Psychologie wesentliche Konsequenzen dafür, welche Fragen in der psychologischen Forschung gestellt und welche Antworten gegeben werden dürfen. So sind im Laufe der Psychologiegeschichte die psychologischen Akteure immer mehr in den Hintergrund getreten und haben einer konkreten Beobachtungssprache und einer mechanistischen und funktionalistischen Beschreibung von Denken und Handeln Platz gemacht. Wie situieren nun Psychologie-Studierende als Noviz/innen in diesem Kontext die Bedeutsamkeit ihrer eigenen Forschungsanstrengungen? In diesem Beitrag präsentieren wir die Ergebnisse einer thematischen und Diskursanalyse anhand von Interviewmaterial aus einer Studie mit Psychologie-Studierenden einer großen, nordamerikanischen Forschungsuniversität. Die Autoren beschäftigen sich u.a. damit, wie der Objektivitätsimperativ psychologischer Forschung paradoxer Weise genutzt wurde, um die Validität dessen, was den Studierenden 'erlaubt' schien zu erhöhen und gleichzeitig die persönliche und soziale Relevanz ihrer Arbeit zu minimieren. Im Weiteren diskutieren sie die Art und Weise, wie Studierende vor dem Hintergrund dieses Kompromisses darum kämpften, ihre Identität als Wissenschaftler/innen zu definieren und zugleich ihre Zweifel an der Relevanz ihrer Arbeit zu beschwichtigen. Ihre Selbstauskünfte helfen nachzuvollziehen, wie psychologisches Wissen innerhalb und außerhalb der Disziplin kritisch evaluiert wird und wie diese einander widersprechenden Perspektiven miteinander in Beziehung stehen." (Autorenreferat)
Inhalt: "The adoption of a rigorous experimentalism in the discipline of psychology has imposed tight constraints on what can be asked in psychological research and what sorts of answers given. Over the course of psychology's history the interpretive agent has receded into the background to make way for a more concrete observation language and a mechanistic, functionalist description of mind and behavior. In this context of disciplinary loss and gain, how do psychology's fledgling practitioners - its graduate students - understand the significance of their own research efforts? In this paper, the authors present thematic and discursive analyses of interviews with a sample of psychology graduate students at a large, public, research university in North America. They explore the manner in which the imperatives of 'objectivity', as applied to psychological research, serve paradoxically to enhance the validity of what students feel their research permits them to claim while reducing its personal and social significance. They look at how, in this compromise, students struggle to define their identities as scientists so as to allay doubts about the significance of their work. Their comments provide insight into how psychological knowledge is critically evaluated inside and outside the discipline, and how these two perspectives are dialectically related." (author's abstract)
Risky undertakings: the employment decision-making of women lawyers and accountants
Titelübersetzung:Riskante Unternehmungen: Arbeitsentscheidungen von Juristinnen und Wirtschaftsprüferinnen
Autor/in:
Narcisse, Denise Ann
Quelle: Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 12 (2011) 2, 24 S
Inhalt: In dieser Studie wird, ausgehend von Interviews mit Juristinnen und Wirtschaftsprüferinnen, das Konzept der Risikovermeidung genutzt, um zu verstehen, warum und in welcher Weise einige der Frauen sich für eine Tätigkeit in einem staatlichen Arbeitsumfeld entschieden haben: Zusammengefasst spielten für diese Entscheidungen insbesondere wahrgenommene Konflikte zwischen Berufs- und Privatleben, ökonomische Unsicherheiten und der geringere Schutz vor willkürlichen Arbeitgeberentscheidungen im nicht-öffentlichen Sektor als potenzielle Risikofaktoren eine herausgehobene Rolle. Die Studie leistet einen Beitrag zum bisherigen Forschungsstand, indem sie das Konzept der Risikovermeidung bei Arbeitsentscheidungen vor dem Hintergrund des Konfliktes zwischen Berufs- und Privatleben und mit Blick auf spezifische Klassenlagen entfaltet und nachvollziehbar macht, wie Frauen eine solche Präferenz im Falle privilegierter White-Collar-Berufe vollziehen.
Inhalt: This study uses the concept of risk avoidance to analyze responses from in-depth interviews with a group of women lawyers and accountants about their employment decision-making in order to provide a deeper understanding of why and how some women come to choose government employment over private-sector employment. An analysis of interviews reveals that some women perceived work-family conflict, economic precariousness, and fewer protections against employers' arbitrary decision-making as potential risks associated with private-sector employment. To reduce these risks, some women "chose" to work in government rather than in the private sector. This study contributes to existing literature by identifying risk avoidance in employment decision-making as a response to work-family conflict and social class constraints and by illustrating why and how this risk avoidance occurs among some women in elite white-collar professions.
Titelübersetzung:Freuden der Archivierung oder: Um wessen Zeit geht es?
Autor/in:
Tamboukou, Maria
Quelle: Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 12 (2011) 3, 19 S
Inhalt: In diesem Artikel greife ich auf Erfahrungen zurück, die ich im Rahmen meiner Archiv-Forschungen am Harry Ransom Humanities Research Centre, University of Texas, Austin und mit den Archiven des Rodin-Museums in Paris gewonnen habe. Indem ich meine eigene Arbeit an den Briefen von Dora CARRINGTON und Gwen JOHN reflektiere, befasse ich mich mit der Frage, in welcher Weise Forschende Wahlen treffen, wenn sie mit Archivmaterial arbeiten: Was soll angesehen, behandelt und ggf. transkribiert werden? Diese Fragen berühren zugleich grundsätzlichere Themen wie das des Changierens zwischen Involviertheit und Distanz bzw. der Erfordernis, einen Übergangsraum zu schaffen, der sowohl Emotion/Nähe als auch Distanz/Reflexion eröffnet. Zudem hat meine Arbeit mich auf Phänomene aufmerksam gemacht, die ich unter dem Begriff "Heterotemporalität" theoretisch zu fassen versucht habe, d.h., dass die beforschte Vergangenheit und meine aktuelle Wahrnehmung so machtvoll miteinander verwoben sind, dass beides vitaler Anteil meiner Gegenwart als feministische Forscherin wird. Von hier ausgehend diskutiere ich auch, wie meine Arbeit mit Archivmaterial Möglichkeitsräume eröffnet hat, die Restriktionen der Gegenwart zu überwinden, und Schritte in eine offene und radikale Zukunft hat denkbar werden lassen, Chronotopoi feministischer Imagination.
Inhalt: In this article, I draw on my experience of doing archival research at the Harry Ransom Humanities Research Centre, University of Texas at Austin and at the archives of the Rodin Museum in Paris. Reflecting on my experience of reading Dora CARRINGTON's and Gwen JOHN's letters, I address the problem of how a researcher makes specific choices while working in the archive: choosing what to see, what to note and even more what to transcribe. These are questions that relate to wider issues of how the researcher can oscillate between pathos and distance and create a transitional space that can accommodate both her involvement and her need for detachment and reflection. What has further emerged from my work in the archives is what I have theorized as heterotemporalities, space/time blocks where women's past is so forcefully contracted in my perception of the present that it becomes a vital part of my actuality as a feminist researcher. I therefore discuss how my experience of working in the archives has created conditions of possibility for transgressing the constraints of the present and has facilitated leaps into open and radical futures, constituting chronotopes of the feminist imaginary.
Schlagwörter:Forschungsplanung; Forschungsprozess; scientist; genealogy; scientific activity; research topic; Genealogie; Forschungsgegenstand; Archiv; Wissenschaftler; wissenschaftliche Arbeit; social research; research process; archives; Sozialforschung; research planning; feministische Imagination; Heterotemporalität; Briefe; archives; feminist imaginary; genealogy; heterotemporalities; letters
SSOAR Kategorie:Forschungsarten der Sozialforschung, Information und Dokumentation, Bibliotheken, Archive, Erhebungstechniken und Analysetechniken der Sozialwissenschaften
Review: Julia Ahrens (2009). Going Online, Doing Gender. Alltagspraktiken rund um das Internet in Deutschland und Australien
Titelübersetzung:Review: Julia Ahrens (2009). Going Online, Doing Gender. Alltagspraktiken rund um das Internet in Deutschland und Australien [Going Online, Doing Gender. Everyday Practices around the Internet in Germany and Australia]
Autor/in:
Jost, Gerhard
Quelle: Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 12 (2011) 2, 11 S
Inhalt: Das Internet kann auf vielfältige Weise in den (häuslichen) Alltag integriert werden – die vorliegende, durchaus interessante Studie analysiert hauptsächlich auf der Basis von problemzentrierten Interviews und einer qualitativen Inhaltsanalyse (nach MAYRING) die (aktiven) Aneignungsmodi und die Integration dieses Mediums in den Alltag. Im Mittelpunkt der Studie stehen die Effekte der Nutzungs- und Kommunikationsformen des Internets, aufgegliedert in zeitliche, räumliche, inhaltliche und soziale Dimensionen. Im Besonderen werden die Wirkungen der Internetnutzung in Bezug auf Beziehungsstrukturen zwischen (Lebens-) Partner/innen und Geschlechterverhältnisse fokussiert. Dabei wird der Frage nachgegangen, inwieweit Ungleichheitsstrukturen auch im Bereich des going online reproduziert werden. Durch die Auswahl von jeweils zwölf Paaren in Deutschland und Australien werden Veränderungsprozesse in zwei Ländern verglichen, die sich in einer etwas differenten Phase des Diffusions- und Integrationsgrads befinden. Die Autorin verweist darauf, dass gerade qualitativ orientierte Studien die sich wandelnden Kommunikationsprozesse und Interaktionsstrukturen im häuslichen Alltag in den Blick nehmen können – das wird mit der Studie gezeigt, auch wenn "nur" ein eher explorativer Anspruch deutlich wird.
Inhalt: The Internet can be integrated into domestic life in various ways. This interesting study analyzes, primarily on the basis of problem-centered interviews and a qualitative content analysis (MAYRING), the (active) mode of picking up this medium and its integration into daily life. In the center of this study are the effects of Internet use and forms of communication, divided into temporal, spatial, contextual and social dimensions. In particular, this study focuses on the effects of Internet usage in the field of partner relationships with respect to gender relations. The question is raised as to the extent to which structures of inequality in the field of "going online" are reproduced. On the basis of the analysis of 12 couples, the integration processes in two countries (Germany and Australia, which differ somewhat in terms of diffusion level) are compared. The author argues that qualitatively oriented observation alone can bring the processes of communication and interaction in domestic (everyday) life into view—as shown by this study, even if "only" a more exploratory alignment is evident.
Schlagwörter:everyday sociology; Partnerbeziehung; communication; Internet; Doing Gender; Kommunikation; utilization; Alltagssoziologie; Nutzung; Federal Republic of Germany; Internet; Australia; doing gender; everyday life; partner relationship; Australien; Alltag; gender-specific factors; Ungleichheit; inequality; Soziologie des Internets; qualitative Inhaltsanalyse; Gender Studies; sociology of the Internet; everyday sociology; qualitative content analysis; gender studies; media analysis
SSOAR Kategorie:Frauen- und Geschlechterforschung, interaktive, elektronische Medien
Titelübersetzung:Female Social Democrats on the Parliamentary Council
Autor/in:
Notz, Gisela
Quelle: Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 12 (2011) 2, 31 S
Inhalt: Im Rahmen des Forschungsprojekts "Sozialdemokratinnen im Parlamentarischen Rat und im Deutschen Bundestag 1948/49 – 1969" wurden 38 Biografien von allen sozialdemokratischen Frauen im Parlamentarischen Rat (1948/49) und in den Bundestagen der ersten bis fünften Wahlperiode (1949-1969) erstellt. In diesem Beitrag geht es um die Biografien von zwei dieser Mitglieder, Frieda NADIG und Dr. Elisabeth SELBERT. Zunächst werden das methodische Vorgehen und die Quellenlage erläutert. Anschließend werden die Biografien der beiden SPD-Parlamentarierinnen bis zu der Zeit ihres Zusammentreffens im Parlamentarischen Rat vorgestellt. Dabei soll auch die NS-Zeit angesprochen werden, die für die parlamentarische Arbeit beider Politikerinnen einen wichtigen Hintergrund darstellte. In einem dritten Schritt folgt die Darstellung ihres gemeinsamen politischen Kampfes um die Einschreibung des Satzes "Männer und Frauen sind gleichberechtigt" in das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland. Durch einen Ausblick auf die Weiterarbeit in verschiedenen politischen Gremien soll die Relevanz der Institutionen, die den Lebenslauf der beiden Politikerinnen gestalteten und das individuelle Leben konstruierten und repräsentierten, in der historischen Situation erfasst werden.
Inhalt: Within the scope of the research project "Female Social Democrats on the Parliamentary Council and the German Bundestag 1948/49-1969," 38 biographies from all the women of the Parliamentary Council (1948/49) and the first five legislative periods (1949-1969) of the German Bundestag were conducted. This paper is about its members Frieda NADIG and Dr. Elisabeth SELBERT. First the methodology and the body of source material will be elucidated. Thereafter, the biographies of the two female members of Social Democrats in the parliament will be introduced up to the point when they were both members of the parliamentary council. The National Socialist period will be discussed within this context since it forms the backdrop for the later political work of both politicians. Thirdly, their common political fight for the inclusion of the sentence: "males and females have equal rights" into the constitution of the German Republic will be presented. Finally, through reviewing the continuing work in various political bodies, the significance of the political institutions that influenced and shaped their lives will be put into historical context.
Schlagwörter:social democracy; Bundestag; Social Democratic Party of Germany; Erfahrung; Nationalsozialismus; null; Parliamentary Council (1949); Federal Republic of Germany; Politikerin; Basic Law; Konstruktion; political socialization; Gleichberechtigung; Nazism; post-war period; Biographie; Grundgesetz; life career; SPD; equality of rights; woman; Lebenslauf; biography; politische Sozialisation; Nachkriegszeit; Sozialdemokratie; Parlamentarischer Rat; construction; Bundestag; experience; Sozialdemokratinnen; politische Arbeit; politisch-historische Forschung; Biografieforschung; qualitative Inhaltsanalyse; problemzentriertes Interview; female Social Democrats; basic law; biographies; equality; woman's issues; political work; political-historical research; biographical research; qualitative content analysis; problem centered interview
SSOAR Kategorie:allgemeine Geschichte, Frauen- und Geschlechterforschung, politische Willensbildung, politische Soziologie, politische Kultur