Geschlechterbilder im Wissenschaftsspiel : genutzte Chancen versus verlorene Selbstachtung
Titelübersetzung:Gender images in the scientific game : utilized opportunities versus lost self-esteem
Autor/in:
Schmerl, Cristiane
Quelle: Zeitschrift für Frauenforschung, Jg. 15 (1997) H. 1/2, S. 48-53
Inhalt: Nach über 100 Jahren Zulassung von Frauen zum Universitätsstudium in den europäischen Ländern diskutiert der vorliegende Beitrag die alte "leidige" Frage: warum gibt es konstant so wenig Frauen im Lehr- und Forschungsbetrieb der Hochschulen? Warum stagnieren die Prozentsätze für Frauen auf mittlerer Ebene bei 15 Prozent, auf der höheren Ebene bei maximal fünf Prozent, und das angesichts einer durchschnittlichen Studentinnenzahl von über 50 Prozent? Aus dem bekannten Bündel von Ursachen für diesen Sachverhalt untersucht die Autorin einige Fälle der Wissenschaftsgeschichte des 20. Jahrhunderts (Rosalind Franklin bei der Entdeckung der Doppel-Helix; Lise Meitner bei der Spaltung des Atomkerns; die Mathematikerin Mileva Einstein-Maric als Frau Einsteins bei der Begründung der Relativitätstheorie), wo und wie die wissenschaftliche Leistung einer Frau dem Konto eines "genialen" männlichen Kollegen gutgeschrieben worden ist. Eine weitere psychologische Erklärung beschäftigt sich mit dem Verlust des weiblichen Selbstbildes unter dem Druck einer überwältigenden männlichen Konkurrenz. (pre)
Schlagwörter:Geschlechtsrolle; Wissenschaftsgeschichte; Benachteiligung; Mann; historische Entwicklung
CEWS Kategorie:Wissenschaft als Beruf, Geschlechterverhältnis
Perlen oder Sand im Getriebe? : Women's Colleges in den USA ; eine ethnographische Analyse am Beispiel von Wellesley
Titelübersetzung:Pearls or sand in the gearbox? : women's colleges in the U.S.A; an ethnographic analysis, using Wellesley as an example
Autor/in:
Metz-Göckel, Sigrid
Quelle: Zeitschrift für Frauenforschung, Jg. 15 (1997) H. 3, S. 52-72
Inhalt: Das Wellesley College wurde 1875 als weibliches Gegenmodell zur zwölf Meilen entfernten Harvard-Universität gegründet. Seit seiner Gründungsphase hat sich die Zahl der Studentinnen von ca. 300 auf 2.300 erhöht. Jährlich werden 600 Highschool-Absolventinnen aufgenommen. Es stellt sich die Frage, ob die Konzentration auf das weibliche Geschlecht zu einer Verengung oder Erweiterung der Entwicklungsmöglichkeiten von Frauen führt. Die Autorin bezieht sich auf Gespräche und Beobachtungen vor Ort. Sie beschreibt, wie sich Wellesley von einer avantgardistischen Bildungsinstitution für Frauen des vorigen Jahrhunderts zu einer "konservativen und progressiven Einrichtung zugleich" im Laufe des 20. Jahrhunderts gewandelt hat. "In den letzten 20 Jahren entwickelte es sehr bewußt eine Politik, die Frauen auf modernisierte Herausforderungen vorbereitet, manche sagen, zu wenig auf die alte Frauenrolle und die Konflikte, die ihnen bevorstehen." Als positiv bewertet werden der dem College eigene Modus der Vergemeinschaftung durch Netzwerkbildung und individuelle Förderung von Frauen sowie "das unbegrenzte Vertrauen in die Potentiale von Frauen". (prd)
Wie werden Geschlechtsidentitäten konstruiert? : Überlegungen zum Verschwinden der Psychoanalyse aus der Geschlechterforschung
Titelübersetzung:How are gender identities constructed? : reflections on the disappearance of psychoanalysis from gender research
Autor/in:
Liebsch, Katharina
Quelle: Zeitschrift für Frauenforschung, Jg. 15 (1997) H. 1/2, S. 6-16
Inhalt: Der vorliegende Beitrag vertritt die These, daß die Psychoanalyse für Fragen der Geschlechtlichkeit nach wie vor von grundsätzlicher Bedeutung ist und daß psychoanalytiche Argumentationen den Diskurs einer konstruktivistischen Geschlechterforschung mitgestalten und beeinflussen sollten. Grundsätzlich haben aus der Sicht der Autorin konstruktivistische und diskurstheoretische Ansätze den Vorteil, daß sie kulturelle Selbstverständlichkeiten radikal in Frage stellen und die Aufforderung beinhalten, andere Vorstellungen von Geschlecht zu entwickeln, die nicht unter dem Primat von Heterosexualität und Zweigeschlechtlichkeit stehen. In Kontext dieser Ansätze wird der Frage nachgegangen, "wie mit psychoanalytischen Theorien ein Spielen mit Geschlechtspositionen sinnvoll konzipiert werden kann." Dazu werden Anknüpfungspunkte und Möglichkeiten der Bezugnahme von ethnomethodologischen, diskurstheoretischen und dekonstruktivistischen Ansätzen mit dem psychoanalytischen Denken herausgearbeitet. (pre)