Medienforschung aus Sicht der Sozialwissenschaften unter besonderer Berücksichtigung der Geschlechterforschung
Titelübersetzung:Media research from the viewpoint of social sciences with particular regard to gender research
Autor/in:
Robinson, Gertrude Joch
Quelle: Forschungsgegenstand Öffentliche Kommunikation: Funktionen, Aufgaben und Strukturen der Medienforschung. Uwe Hasebrink (Hrsg.), Christiane Matzen (Hrsg.). Baden-Baden: Nomos Verl.-Ges. (Symposien des Hans-Bredow-Instituts), 2001, S. 145-154
Inhalt: Es wird gezeigt, welche sozialwissenschaftlichen Forschungen der Mikro- und Mesoebene die Medienforschung seit den 50er Jahren geprägt haben. Die Abkehr vom theoretischen Konsens der orthodoxen Sozialtheorie seit 1970 und der damit einsetzende Paradigmenwandel werden nachvollzogen. Vor dem Hintergrund der Entwicklung interpretativer Theorien in den Geistes- und Sozialwissenschaften werden feministische Ansätze und ihr Beitrag zur Erneuerung der Medienforschung dargestellt. In Anlehnung an die kommunikationswissenschaftliche Geschlechterforschung von E. Klaus werden die kanadischen Befunde einer vergleichenden deutsch-kanadischen Studie der Verfasserin zur beruflichen Stellung von Frauen im Journalismus herangezogen. Dabei geht es um geschlechtsspezifische berufliche Zugangs- und Karrierebarrieren im Arbeitsalltag von Frauen und um die sozialen und kulturellen Verhaltenserwartungen. Die kanadischen Befunde zeigen, dass die Verhaltenserwartungen im Journalismus weiterhin von der Geschlechtszugehörigkeit bestimmt werden. Diese Ungleichheiten können mit Hilfe des theoretischen Ansatzes des kulturellen Feminismus aufgedeckt werden. (BB)
Technik, Männlichkeit und Politik : zum verborgenen Geschlecht staatlicher Forschungs- und Technologiepolitik
Titelübersetzung:Technology, masculinity and politics : the hidden gender of government policy on research and technology
Autor/in:
Döge, Peter
Quelle: Männlichkeit und soziale Ordnung: neuere Beiträge zur Geschlechterforschung. Peter Döge (Hrsg.), Michael Meuser (Hrsg.). Opladen: Leske u. Budrich, 2001, S. 123-139
Inhalt: Der Verfasser entwickelt einen konzeptionellen Rahmen zur Analyse männlichkeitsspezifischer Selektivitäten in der staatlichen Forschungs- und Technologiepolitik, um auf dieser Basis eine umfassende Analyse des Geschlechts der staatlichen Forschungs- und Technologiepolitik in der Bundesrepublik für den Zeitraum zwischen 1975 und 1998 vorzunehmen. Er arbeitet die Verknüpfung von Männlichkeit mit technischer Kompetenz heraus, die Technik zu einer spezifischen Männerkultur macht. Mit dem "scientific warrior" entwickelt die Forschungs- und Technologiepolitik ein eigenes hegemoniales Männlichkeitskonstrukt, das zu spezifischen inhaltlichen und konzeptionellen Schwerpunktsetzungen führt. Akteurspezifische und inhaltliche androzentrische Selektivitäten finden sich auf drei Ebenen: in der Zusammensetzung des Beratungssystems des Forschungsministeriums, in den Leitbildern und forschungspolitischen Zielformulierungen sowie in der monetären Prioritätensetzung. Abschließend werden Perspektiven einer politikwissenschaftlichen Männer- und Geschlechterforschung als Bestandteil einer umfassenden politischen Soziologie der Differenz formuliert. (ICE2)
CEWS Kategorie:Geschlechterverhältnis, Naturwissenschaft und Technik
Dokumenttyp:Sammelwerksbeitrag
Gender Bias - Gender Research : Entwicklung von methodologischen Standards zu geschlechtsspezifischer Forschung am Beispiel Public Health
Titelübersetzung:Gender bias - gender research : development of methodological standards relating to gender-specific research, using public health as an example
Inhalt: "Für die Gesundheitsforschung im deutschsprachigen Raum existieren, anders als in den U.S.A. und Kanada, bisher keine Richtlinien, welche die angemessene Berücksichtigung geschlechtsspezifischer Belange definieren. Auf der Basis eines für das kanadische Gesundheitsministerium erarbeiteten Leitfadens werden im Rahmen des vom BMBF geförderten Public Health-Projekts 'Gender Bias - Gender Research' entsprechende Richtlinien für den deutschsprachigen Raum formuliert. Der Beitrag führt von einem Problemaufriß über die Quellen und Arten geschlechtsspezifischer Verzerrungseffekte und der Beschreibung von frauenspezifischen Ansätzen in der Gesundheitsforschung zur Vorstellung des Projekts, in welchem untersucht werden soll, inwieweit geschlechtsspezifische Besonderheiten in der deutschen Public Health-Forschung berücksichtigt werden. Dazu wird das Netzwerk 'Frauengesundheitsforschung in Deutschland' einbezogen. Die einzelnen Arbeitsschritte des Projekts, u.a. eine Befragung sämtlicher Public Health-Projekte und ein Literaturreview, werden vorgestellt und ihre Relevanz für die Qualitätssicherung in der Forschungslandschaft erläutert." (Autorenreferat)
Schlagwörter:Geschlechterforschung; Public Health; Gesundheitswissenschaft
CEWS Kategorie:Frauen- und Geschlechterforschung, Geschlechterverhältnis
Dokumenttyp:Sammelwerksbeitrag
Geschlechterverhältnisse und Männlichkeit : Entwicklung und Perspektiven sozialwissenschaftlicher Männlichkeitsforschung
Titelübersetzung:Relationships between the genders and masculinity : development of and prospects for social science research on masculinity
Autor/in:
Döge, Peter; Meuser, Michael
Quelle: Männlichkeit und soziale Ordnung: neuere Beiträge zur Geschlechterforschung. Peter Döge (Hrsg.), Michael Meuser (Hrsg.). Opladen: Leske u. Budrich, 2001, S. 7-26
Inhalt: Das Thema Männlichkeit hat im sozialwissenschaftlichen Mainstream einen noch zögerlichen, aber durchaus sichtbaren Niederschlag gefunden. Hierfür legen die Arbeiten von Tönnies, Durkheim, Simmel, Parsons und Bourdieu Zeugnis ab. In den USA werden Männer seit Beginn, in der Bundesrepublik seit Ende der 70er Jahre Gegenstand eines langsam zunehmenden wissenschaftlichen Interesses, das in sehr unterschiedlichen Forschungszusammenhängen seinen Ausdruck findet. Davon zeugen auch die Beiträge des Sammelbandes, den der vorliegende Aufsatze einleitet. Sie behandeln die Themenbereiche (1) Männlichkeit und soziale Milieus, (2) Männlichkeitskulturen, (3) Männer zwischen Beruf und Familie sowie (4) Männer und Medien. (ICE)
CEWS Kategorie:Geschlechterverhältnis, Frauen- und Geschlechterforschung
Dokumenttyp:Sammelwerksbeitrag
Die Vielfalt des Geschlechtlichen : Chancen und Konsequenzen für die Theoriebildung in der 'Anthropology of Gender'
Titelübersetzung:The diversity of gender : opportunities and consequences for theory formation in the 'Anthropology of Gender'
Autor/in:
Haller, Dieter
Quelle: Interkulturelle Geschlechterforschung: Identitäten - Imaginationen - Repräsentationen. Judith Schlehe (Hrsg.). Frankfurt am Main: Campus Verl., 2001, S. 86-108
Inhalt: "Der Beitrag von Dieter Haller richtet sich in erster Linie gegen Denktraditionen in zweigeschlechtlich strukturierten Deutungsmustern, von denen, zugegebenermaßen, auch die Beiträge des vorliegenden Bandes nicht frei sind. Hallers Ausführungen sind wissenschaftsgeschichtlich und -kritisch zu verstehen. Er zeichnet die Entwicklung der 'Anthropology of Women' zur 'Anthropology of Gender', zu Postfeminismus und 'Queer Studies' kritisch nach. Dabei zeigt er, dass auch die aktuelle ethnologische Geschlechterforschung zur Naturalisierung der Geschlechterdichotomie und der Heterosexualität beiträgt. Heteronormativität beschränkt aber unseren Blick auf andere Sexualitäten und beeinflusst interkulturelle Begegnungen. Deshalb geht es, so Haller, um eine Dekonstruktion der normativen dichotomen Geschlechterkategorien, von denen die wissenschaftliche und alltagspraktische Sicht von Geschlechterverhältnissen geprägt ist. Damit ist die Destabilisierung der Dichotomie zwischen Hetero- und Homosexualität und eine Erweiterung der Zweigeschlechtlichkeit um Geschlechtervarianz und Übergangsgeschlechter gemeint. Haller führt aus, dass im Postfeminismus zwar die Frage nach den fluiden Übergängen innerhalb eines Geschlechtes im Mittelpunkt steht, dabei aber nicht auf die empirischen Befunde etwa über Gendervarianz zurückgegriffen, sondern ausschließlich auf der Ebene der Textanalyse operiert wird. Weder in den Ethnographien noch in der Theoriebildung der Genderanthropologie finden Gendervarianz bzw. die Frage, wie in den untersuchten Gesellschaften eine selbstverständliche Geschlechterordnung hergestellt und im Alltag aufrechterhalten wird, Eingang. Dazu fordert er detaillierte Ethnographien konkreter Kontexte, in welche die weiter gehenden empirischen Aspekte sich verändernder ökonomischer und politischer Kontexte mit aufzunehmen sind. Unser Band fragt auch, was geschieht, wenn solche selbstverständlichen Geschlechterordnungen in interkulturellen Kontexten aufgelöst werden (könnten). Was verändert und was verfestigt sich?" (Textauszug)
CEWS Kategorie:Frauen- und Geschlechterforschung, Geschlechterverhältnis
Dokumenttyp:Sammelwerksbeitrag
Le sexe de la science : masculin, feminin, neutre?
Titelübersetzung:Das Geschlecht der Wissenschaft : maskulinum, femininum, neutrum?
Autor/in:
Levy, Rene
Quelle: Geschlechterdifferenz und Macht: Reflexion gesellschaftlicher Prozesse ; 18. Kolloquium (1999) der Schweizerischen Akademie der Geistes- und Sozialwissenschaften. Stefanie Brander (Hrsg.), Rainer J. Schweizer (Hrsg.), Beat Sitter-Liver (Hrsg.). Kolloquium "Geschlechterdifferenz und Macht"; Fribourg: Univ.-Verl. Freiburg Schweiz (Kolloquium der Schweizerischen Akademie der Geistes- und Sozialwissenschaften), 2001, S. 247-263
Inhalt: Haben Wissenschaften ein Geschlecht? In welchem Ausmaß sind Forschungsfragen und -ergebnisse durch die Geschlechtszugehörigkeit beeinflusst? Diese Fragen nach der Rolle und dem Stellenwert des Geschlechts in den Wissenschaften sind nach wie vor in der Geschlechter- und Frauenforschung heftig umstritten. Der vorliegende Beitrag versucht, auf der Basis dieses Befundes eine kritische Bilanz zu ziehen. Die Wissenschaften sind nicht immun gegenüber dem Einfluss geschlechtsspezifischer Faktoren. Allerdings ist - trotz dieser Einsicht - eine wissenschaftsimmanente Korrektur der feministischen Forschung angebracht: Die Tatsache, dass wissenschaftliche Kategorien und Dichotomien, historische wie aktuelle, immer auch geschlechtlich konnotiert sind, relativiert nicht die Einsicht, dass die Fragen nach der Geltung einer Theorie, ihr Begründungszusammenhang, nicht durchgängig geschlechtsspezifisch determiniert ist. (ICA)
Umwelt- und Geschlechterforschung: eine notwendige Übersetzungsarbeit
Titelübersetzung:Environmental and gender research: necessary translation work
Autor/in:
Schultz, Irmgard
Quelle: Geschlechterverhältnisse - Naturverhältnisse: feministische Auseinandersetzungen und Perspektiven der Umweltsoziologie. Andreas Nebelung (Hrsg.), Angelika Poferl (Hrsg.), Irmgard Schultz (Hrsg.). Opladen: Leske u. Budrich (Soziologie und Ökologie), 2001, S. 25-51
Inhalt: Die Autorin beschreibt zu Beginn ihres Beitrags die thematische Schwerpunktsetzung der Umweltforschung am Beispiel des Fünften Rahmenprogramms der Europäischen Union. Das Beispiel zeigt einerseits die Randständigkeit der Umweltsoziologie in der Umweltforschung; andererseits wird die Notwendigkeit einer konzeptionellen Reflexion des Wissenstransfers zwischen naturwissenschaftlich-technischer und soziologischer Umweltforschung deutlich. Die Autorin stellt im weiteren den Beitrag feministischer Erkenntnisperspektiven für eine wissenschaftskritische Reflexion der Geschlechterdifferenz in den Natur- und Sozialwissenschaften heraus. Sie zeigt in diesem Zusammenhang, dass die konstruktivistische und naturwissenschaftskritische feministische Theoriedebatte - die kurz skizziert wird - bisher nicht für umweltsoziologische Forschungen fruchtbar gemacht wurde. Insbesondere der Ansatz von Donna Haraway könnte für die Entwicklung grundlagenorientierter Forschungsperspektiven in der Umweltsoziologie sehr produktiv sein. Ihr Ansatz eines "situierten Wissens" könnte die Grammatik dafür liefern, die jeweiligen Wissensbestände von Umweltsoziologie und feministischer Geschlechterforschung zu "übersetzen". (ICI2)
Soziale Gerechtigkeit und Gleichheit - ein Anachronismus? : zur Renaissance einer Debatte
Titelübersetzung:Social justice and equality - an anachronism? : the renaissance of a debate
Autor/in:
Hornung, Ursula
Quelle: Zwischen Emanzipationsvision und Gesellschaftskritik: (Re)Konstruktion der Geschlechterordnung in Frauenforschung - Frauenbewegung - Frauenpolitik. Ursula Hornung (Hrsg.), Sedef Gümen (Hrsg.), Sabine Weilandt (Hrsg.). Münster: Verl. Westfäl. Dampfboot (Forum Frauenforschung : Schriftenreihe der Sektion Frauenforschung in der Deutschen Gesellschaft für Soziologie), 2001, S. 104-134
Inhalt: Im vorliegenden Beitrag werden die sozialwissenschaftlichen und politischen Implikationen der gegenwärtigen Debatte über soziale Gerechtigkeit und Gleichheit untersucht und aus einer egalitarismuskritischen und feministischen Perspektive in Frage gestellt. Ferner soll der Beitrag der Frauen- und Geschlechterforschung zu zeitgemäßen Ausformulierungen dieser politisch-regulativen Ideen aufgezeigt werden. Ausgehend von der Nichteinlösung der Versprechen auf soziale Gerechtigkeit und Gleichheit sucht der heutige Feminismus in der Auseinandersetzung mit formellen und informellen Normierungen und Institutionalisierungen nach empirisch fundierten Antwortmöglichkeiten. Die Autorin beschreibt zunächst die Wiederbelebung von traditionsreichen, wirtschaftsliberalen Ideen in der Debatte um soziale Gerechtigkeit, um anschließend eine politisch-ökonomische Analyse von Birgit Mahnkopf näher vorzustellen, die aus frauenpolitischer Sicht für die untersuchte Thematik zentral ist: Es handelt sich um die Pluralismusproblematik, die alle Gerechtigkeitstheorien, die den Gedanken sozialer Gerechtigkeit mit dem der Gleichheit verknüpfen, durchzieht. Die Ungelöstheit dieser Problematik führt einerseits zu einem Auseinandertreten der Forderung nach Umverteilung von gesellschaftlicher Arbeit, Macht und Einkommen und andererseits zu Forderungen nach Gerechtigkeit, die die Anerkennung kultureller Differenz in den Mittelpunkt stellen. Die Entkoppelung dieser beiden politischen Perspektiven im Gerechtigkeitsdiskurs von Frauenbewegung und -forschung wird in der anglo-amerikanischen Diskussion zwar zunehmend problematisiert, jedoch fehlt es noch an theoretischen Entwürfen, die beide Perspektiven zusammendenken. Die Autorin plädiert vor diesem Hintergrund für eine demokratietheoretische Öffnung der Gerechtigkeitsdiskussion in der Frauenforschung. (ICI2)
Schlagwörter:soziale Gerechtigkeit; Gleichheit; Diskurs; politische Theorie; Sozialpolitik; Feminismus; Frauenforschung; Geschlechterforschung; Forschungsansatz; Demokratie; soziale Ungleichheit; Pluralismus; Wirtschaft; Gesellschaft
CEWS Kategorie:Geschlechterverhältnis
Dokumenttyp:Sammelwerksbeitrag
Kein Abschied von Geschlecht : Thesen zur Grundlagendiskussion in der Frauen- und Geschlechterforschung
Titelübersetzung:No farewell to gender : theses on the basic discussion in women's studies and gender studies
Autor/in:
Knapp, Gudrun-Axeli
Quelle: Zwischen Emanzipationsvision und Gesellschaftskritik: (Re)Konstruktion der Geschlechterordnung in Frauenforschung - Frauenbewegung - Frauenpolitik. Ursula Hornung (Hrsg.), Sedef Gümen (Hrsg.), Sabine Weilandt (Hrsg.). Münster: Verl. Westfäl. Dampfboot (Forum Frauenforschung : Schriftenreihe der Sektion Frauenforschung in der Deutschen Gesellschaft für Soziologie), 2001, S. 78-86
Inhalt: Die Autorin kommentiert die gegenwärtige, "postmodern" geführte Debatte über eine Grundlagenkrise der Frauen- und Geschlechterforschung, in welcher von einem "Wirksamkeitsverlust" der Kategorie Geschlecht oder sogar von einer "Auflösung der Geschlechterdifferenz" die Rede ist. Sie skizziert die theoretischen Hintergründe dieser Diskussion, die im wesentlichen von zwei Bereichen ausgehen: Zum einen von der Auseinandersetzung mit den Fundierungen feministischer Kritik, die sich auf die Unterstellung kollektiver Soziallagen und strukturell geteilter Probleme beziehen; zum anderen von der Sex/Gender-Debatte und ihrer Infragestellung einer naturgegebenen Zweigeschlechtlichkeit. In Bezug auf den Diskurs über "Geschlecht" ist nun die Frage zu klären, ob im einzelnen Geschlechterdifferenz als Eigenschafts- und Identitätskategorie, Geschlechterordnungen als symbolisch-kulturelle Klassifikations- und Regulationssysteme oder Geschlechterverhältnisse als sozialstrukturelle Organisationsform zwischen den Genus-Gruppen gemeint sind. Für die Zukunft der feministischen Forschung und die Arbeit der Sektion "Frauenforschung" in der Deutschen Gesellschaft für Soziologie ist nach Meinung der Autorin folgendes wichtig: erstens eine stärkere Ausprägung der vergleichenden Perspektive und mehr Offenheit in der Diskussion der gesellschaftstheoretischen Grundlagen der eigenen Position; zweitens eine stärkere Kontextbezogenheit auf die veränderten sozialen und politischen Entwicklungen in Europa und der Welt; drittens mehr kritische Distanz zu identitätspolitischen Begründungen feministischer Theorie. (ICI2)
Zwanzig Jahre wissenschaftliche Revolution? : über Normalisierungen und Zukunftswege der feministischen Forschung
Titelübersetzung:Twenty years of scientific revolution? : normalizations and future paths of feminist research
Autor/in:
Holland-Cunz, Barbara
Quelle: Zwischen Emanzipationsvision und Gesellschaftskritik: (Re)Konstruktion der Geschlechterordnung in Frauenforschung - Frauenbewegung - Frauenpolitik. Ursula Hornung (Hrsg.), Sedef Gümen (Hrsg.), Sabine Weilandt (Hrsg.). Münster: Verl. Westfäl. Dampfboot (Forum Frauenforschung : Schriftenreihe der Sektion Frauenforschung in der Deutschen Gesellschaft für Soziologie), 2001, S. 42-55
Inhalt: Im Mittelpunkt des Beitrags steht die Rolle der feministischen Wissenschaftspraxis zwischen ihrer subversiven Tradition und der mittlerweile vollzogenen Normalisierung in Forschung und Lehre. Es wird diskutiert, inwiefern diese Normalisierungen noch mit der alten Frage nach einem Paradigmenwechsel in der Frauen- und Geschlechterforschung zusammenhängen und ob die Frauenforschung trotz ihrer Institutionalisierung und Routinisierung noch subversive Potenziale in sich birgt. Die Autorin betrachtet die anfänglichen emphatischen Selbstinterpretationen in der "Paradigmenfrage" im Rahmen der Thesen von Thomas Kuhn zur normalwissenschaftlichen Arbeit. Aus dieser Perspektive kann von einem verfehlten Anspruch der Frauenforschung an die Etablierung eines neuen Paradigmas gesprochen werden, denn die Anpassungen der ehemaligen "Revolutionärinnen" an die herrschende normalwissenschaftliche Alltagspraxis sind deutlich zu erkennen. Es ließe sich daher die These aufstellen, dass innerhalb der Frauen- und Geschlechterforschung eine "Normalisierung der Normalwissenschaft" stattgefunden hat. Die Autorin weist hierzu auf herrschaftsbezogene Mikrostrukturen in der "scientific community" hin und skizziert vier mögliche Zukunftsszenarien der feministischen Forschung: Weiterer Ausbau und fortschreitende Normalisierung (1); Stagnation oder Abbau des institutionell erreichten Standes und fortschreitende Normalisierung (2); Weiterer institutioneller Ausbau und verstärkte Wissenschaftskritik (3); Stagnation oder Abbau des institutionell erreichten Standes und verstärkte Wissenschaftskritik (4). (ICI)