Die Demographisierung der Geschlechtergleichstellung in Wirtschaft und Gesellschaft: Ergebnisse einer Fallstudie zum Gleichstellungsgesetz für die deutsche Wirtschaft
Titelübersetzung:Demographization of gender equality in industry and society: results of a case study on the Equal Opportunity Act for German industry
Autor/in:
Alemann, Annette von
Quelle: Deutsche Gesellschaft für Soziologie (DGS); Rehberg, Karl-Siegbert; Kongress "Die Natur der Gesellschaft"; Frankfurt am Main, 2008. S 2643-2652
Inhalt: "Chancengleichheit von Frauen und Männern wird gesellschaftlich nicht mehr (nur) als Erfordernis sozialer Gerechtigkeit thematisiert, sondern auch als Ansatz zur Lösung eines demographischen Problems. Das ist das Ergebnis einer Fallstudie, die im Rahmen des Forschungsprojekts Wirtschaftseliten zwischen Konkurrenzdruck und gesellschaftlicher Verantwortung auf der Grundlage von Experteninterviews und Dokumentenanalysen angefertigt wurde. In ihrem Zentrum steht der Konflikt um die Institutionalisierung eines Gleichstellungsgesetzes für die deutsche Wirtschaft durch die seit 1998 amtierende rot-grüne Bundesregierung, der in eine eher unverbindliche Gleichstellungsselbstverpflichtung der deutschen Wirtschaft mündete. Die Fallstudie arbeitet den Konfliktverlauf auf der Akteursebene und die begleitenden Diskurse heraus: Geschlechtergerechtigkeit versus Demographie; Chancengleichheit versus Vereinbarkeit von Beruf und Familie; gesetzliche Verpflichtung versus Freiwilligkeit. Ergebnis des Konflikts ist eine Diskursveränderung, die prägend ist für die Familienpolitik seit 2001. Der Gleichstellungsdiskurs wurde dabei weitgehend aufgegeben zu Gunsten einer Familienpolitik, die sich vor allem von einem demographischen Diskurs leiten lässt, in dessen Mittelpunkt die Finanzierung des Rentensystems, die Vereinbarkeitsproblematik von Beruf und Familie und die Gewinnung von Frauen als qualifizierte Arbeitskräfte in Unternehmen steht. Dieser Diskurs, der von der SPD-Familienministerin Bergmann initiiert und von ihrer Nachfolgerin Schmidt gesellschaftlich verankert wurde, ist durch die Kooperation von Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft mit dem gemeinsamen Ziel der Familienfreundlichkeit gekennzeichnet und herrscht bis heute sowohl in der Rhetorik der Bundesregierung der Großen Koalition vor als auch in öffentlich und medial geführten Diskussionen. Damit lösen Argumente, die sich auf die 'Natur' von Frauen und Männern als Eltern beziehen, Argumente der Geschlechtergerechtigkeit ab, in deren Zentrum gerade die Überwindung von als 'natürlich' definierten Nachteilen für Frauen in Wirtschaft und Gesellschaft stand." (Autorenreferat)
Schlagwörter:Bevölkerungsentwicklung; Gleichstellung; Akteur; Familienpolitik; Gesellschaft; Bundesregierung; Diskurs; discourse; society; act; Federal Republic of Germany; social actor; Gesetz; soziale Gerechtigkeit; equal opportunity; family policy; man; Diskussion; gender; justice; Chancengleichheit; discussion; science; Konflikt; social justice; statuary regulation; conflict; population development; woman; sozialer Wandel; Mann; Gerechtigkeit; economy; affirmative action; Wirtschaft; gesetzliche Regelung; social change; Federal Government
SSOAR Kategorie:Frauen- und Geschlechterforschung, Allgemeine Soziologie, Makrosoziologie, spezielle Theorien und Schulen, Entwicklung und Geschichte der Soziologie, Bevölkerung
Das Stillen: Traditionalisierung der Arbeitsteilung durch naturalisierende Deutungen von Geschlecht?
Titelübersetzung:Breast feeding: traditionalization of the division of labor through naturalizing interpretations of gender?
Autor/in:
Rüling, Anneli
Quelle: Deutsche Gesellschaft für Soziologie (DGS); Rehberg, Karl-Siegbert; Kongress "Die Natur der Gesellschaft"; Frankfurt am Main, 2008. S 4774-4786
Inhalt: "In den letzten Jahren wurden im Wandel der Geschlechterverhältnisse Ungleichzeitigkeiten zwischen gesellschaftlichen Diskursen und individuellen Handlungspraxen konstatiert: Die traditionelle Arbeitsteilung nach der Familiengründung gilt als Indikator für deren Persistenz. Demgegenüber haben sich gesellschaftliche Deutungsmuster deutlich modernisiert. Bisher fehlen aber weitgehend theoretische Konzepte und empirische Analysen, die die Zusammenhänge zwischen gesellschaftlichen Wandlungstendenzen und dem individuellen Handeln erfassen können. Mit Rückgriff auf Giddens' Strukturierungstheorie analysiert der Vortrag anhand der familialen Arbeitsteilung, wie die Handlungsstrategien von Paaren durch gesellschaftliche Regeln und Ressourcen strukturiert werden. Re-Traditionalisierende und naturalisierende Deutungsmuster von Geschlecht - speziell von Mutterschaft - werden u.a. über Generativität und das Stillen vermittelt. Dies beschreibt die Verfasserin als Traditionalisierungsfalle, die individuellen Ansprüchen geteilter Elternschaft entgegensteht. Wie Paare mit egalitären Arrangements von Arbeit und Leben diesen Widerspruch in ihren Lebensentwürfen und ihrer Alltagspraxis vermitteln, wird am Beispiel von Fallanalysen gezeigt. Im Ergebnis werden unterschiedliche Handlungsstrategien von Paaren im Umgang mit Deutungsmustern von Mutterschaft (und Vaterschaft) beschrieben. Sowohl naturalisierende Vorstellungen als auch egalitäre Ansprüche werden dabei in widersprüchlicher Weise in den Selbstbildern und im Alltagshandeln integriert. Einige Paare reproduzieren dabei diskursiv wie auch handlungspraktisch teilweise geschlechtsspezifische Verantwortlichkeiten, etwa bei der Kinderbetreuung. Andere wiederum weisen eher handlungspraktische Veränderungen der familialen Arbeitsteilung auf, ohne sich diskursiv auf Egalität zu beziehen. Dies beschreibt sie als pragmatische Modernisierung von Geschlechterverhältnissen in Paarbeziehungen." (Autorenreferat)
Emancipation or child benefits? What Germany’s new family policy has learned from other European countries
Titelübersetzung:Emanzipation oder Kindergeld? Was die neue Familienpolitik Deutschlands von anderen europäischen Ländern gelernt hat
Autor/in:
Kröhnert, Steffen; Klingholz, Reiner
Quelle: Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung; Berlin, 2008. 30 S
Inhalt: "The present analysis compares the social conditions for different fertility rates in the nations of western Europe based on an array of socioeconomic indicators. It shows clearly that the traditionally negative correlation between wealth and social development on the one hand and fertility on the other no longer holds once a society has reached a certain level of development. Today more children are born in the countries with the most advanced social systems in regard to gender equality. Based on this result, we propose to discuss the problem of low-fertility countries from a different point of view. Neither child benefits nor other sources of financial aid appear to motivate people in modern industrial societies to have more children. What is far more crucial is equality of men and women in society." (author's abstract)
Schlagwörter:Emanzipation; emancipation; woman; Kindergeld; child benefit; Familienpolitik; family policy; Frauenpolitik; women's policy; Frauenförderung; advancement of women; Gleichstellung; affirmative action; Familie-Beruf; work-family balance; Familienarbeit; family work; Geburtenentwicklung; birth trend; Geburtenrückgang; declining birth rate; Kinderlosigkeit; childlessness; Kinderzahl; number of children; sozioökonomische Faktoren; socioeconomic factors; Wohlstand; prosperity; Transferleistung; transfer payments; Gleichberechtigung; equality of rights; Federal Republic of Germany; Europa; Europe
SSOAR Kategorie:Familienpolitik, Jugendpolitik, Altenpolitik, Frauen- und Geschlechterforschung, Bevölkerung
An equality too far? Historical and contemporary perspectives of gender inequality in British and international football
Titelübersetzung:Die Gleichheit zu weit getrieben? Historische und zeitgenössische Perspektiven auf die Ungleichheit der Geschlechter im britischen und im internationalen Fußball
Autor/in:
Williams, Jean
Quelle: Historical Social Research, 31 (2006) 1, S 151-169
Inhalt: 'Dieser Artikel behandelt den Frauenfußball in Großbritannien. Vor dem Hintergrund der europäischen Entwicklung werden dabei die seit den 1890er Jahren veränderten sozialen Erwartungen und Wahrnehmungen des Spiels analysiert. Die Darstellung geht von der Annahme aus, dass sportliche Praktiken historisch gewachsen, sozial konstruiert und kulturell definiert sind. In Großbritannien zeigte sich während des Ersten Weltkriegs und unmittelbar danach erstmals eine allgemeine Begeisterung für Frauenfußball. Die englische Football Association (FA) empfand dies als ernsthafte Bedrohung für die männliche Profi-Liga, so dass sie schließlich im Jahre 1921 Frauenfußball mit einem generellen Verbot belegte. Als der Frauenfußball in den 1960er Jahren erneut einen Aufschwung nahm, geschah das vor dem Hintergrund einer Programmatik, in der die Geschlechterdifferenz als 'natürlich' und festgelegt erschien. Es gibt jedoch auch eine unabhängige Richtung im englischen Frauenfußball, die zwar nach den üblichen zentral festgelegten Regeln spielt, in ihren sportlichen Aktivitäten aber den Akzent auf Dezentralisierung und Freiwilligkeit legt. Diese Tradition der Selbstorganisation wirft die Frage auf, ob die FA wirklich der angemessene nationale Rahmen für das Frauenfußballspiel ist. Das ist um so zweifelhafter, als der rechtliche und pädagogische Gleichstellungsdiskurs im Fußball, der in Großbritannien bislang die Chancengleichheit ins Zentrum stellt, auch anders akzentuiert sein und die Gleichheit der Resultate fordern könnte, wie es zum Beispiel in Skandinavien und den Vereinigten Staaten geschieht.' (Autorenreferat)
Inhalt: 'The purpose of the article is to examine the significance of female play in Association Football in Britain. The European context indicates shifting social values from the beginnings of the 'women's game' in the 1890s to the present day. The argument begins with the premise that sporting practices are historically produced, socially constructed and culturally defined. Britain pioneered the first phase of football's widespread popularity with women during, and shortly after, the First World War. The English Football Association (FA) found this threat to the male professional game sufficiently serious to 'ban' women's football in 1921. The revival of women's football in the 1960s as primarily a participatory activity (rather than as a spectator-supported sport) is still answering an agenda whereby gender difference is naturalised and fixed. However, there is an independent practice of English women's football which, in its most recent form, has become a centrally regulated, but essentially devolved and voluntaristic sporting activity. Consequently, the question of whether the FA can be seen as the most appropriate patron of the supposed national sport is set against the self-governing tradition of the women's game. Legal and educational narratives of equality compare unfavourably with, for example, Scandinavia and the United States where there is some expectation of equity of result, rather than of opportunity.' (author's abstract)
Evaluation Bundesprogramm Chancengleichheit von Frauen und Männern an den Fachhochschulen 2004-2007: Teilbericht 2, Projektwirkung und Fortschritte in der ausgewogenen Verteilung der Geschlechter
Autor/in:
Strub, Silvia; Hüttner, Eveline
Quelle: Büro für arbeits- und sozialpolitische Studien BASS AG; Bern, 2006. 119 S
Quelle: Soz:mag : das Soziologie-Magazin, (2005) 8, S 38-42
Inhalt: "Dr. Paula-Irene Villa ist begeisterte Tango-Tänzerin, MTV-/ VIVA-Konsumentin und Club-Gängerin. Als Assistentin an der Universität Hannover beschäftigt sie sich mit Körper- und Geschlechtersoziologie, Sozialkonstruktivismus und sozialer Ungleichheit. Im Gespräch für das soz:mag gibt sie einen Vorgeschmack auf das inter-universitäre Kolloquium zum Thema Körpersoziologie (siehe Kasten auf S. 42), welches Ende November in Bern stattfindet. In welcher Beziehung steht der Körper und das Soziale? Inwiefern lassen sich die beiden Sphären überhaupt trennen? Und wer vollzieht diese Trennung? Paula-Irene Villa über die Bedeutung des Körpers in der Soziologie, die Konstruktion von Geschlechterdifferenzen und den ideologischen Kampf gegen 'dicke' Menschen." (Autorenreferat)
Negotiating development: translocal gendered spaces in Muslim societies ; a methodology paper
Titelübersetzung:Entwicklung aushandeln: translokale geschlechter-orientierte Räume in muslimischen Gesellschaften ; ein methodologisches Arbeitspapier
Autor/in:
Nageeb, Salma A.
Quelle: Universität Bielefeld, Fak. für Soziologie, Forschungsschwerpunkt Entwicklungssoziologie; Bielefeld (Working Paper / Universität Bielefeld, Fakultät für Soziologie, Forschungsschwerpunkt Entwicklungssoziologie, 354), 2005. 20 S
Inhalt: Der Beitrag präsentiert und diskutiert den methodologischen Rahmen eines Forschungsprojektes zur Untersuchung der Verhandlung von Entwicklungskonzepten und -visionen in Südostasien sowie Ost- und Westafrika, die einen unterschiedlichen Grad des Islamisierungsprozesses aufweisen. Im Mittelpunkt stehen dabei der Kontext translokaler geschlechter-orientierter Räume der muslimischen Gesellschaften und die dort auftretenden Verbindungen bzw. Interaktionen zwischen den kulturellen Kategorien der muslimischen und der westlichen Welt. Das Aufeinandertreffen unterschiedlicher kultureller Ausrichtungen umfasst translokale Netzwerke von NGOs, Frauenbewegungen sowie -netzwerke, internationale Entwicklungsorganisationen bzw. -gruppen und deren Entwicklungskonzepte zu Menschenrechten, Armutsbekämpfung oder Geschlechtergleichheit. Die Ausführungen gliedern sich in die Erörterung der drei maßgeblichen methodologischen Vorgehensweisen zur Untersuchung der Lokalisation globaler Entwicklungskonzepte, die schließlich die Konstitution translokaler Räume in muslimischen Gesellschaften bewirken: (1) die soziologische Perspektive bei der empirischen Betrachtung der Verhandlung, (2) die wissenschaftliche Herangehensweise an den Forschungsgegenstand der Islamisierung durch eine translokal erzeugte Perspektive sowie (3) die Konstitution des Raumes im Kontext der Translokalität. (ICG)
Schlagwörter:Ostafrika; islamism; Frauenbewegung; Gleichstellung; Islamic society; Menschenrechte; image of women; Asia; non-governmental organization; combating poverty; Afrika südlich der Sahara; gender role; Armutsbekämpfung; East Africa; Western world; Africa; Geschlechtsrolle; westliche Welt; Asien; Southeast Asia; social space; Transkulturalität; Afrika; West Africa; women's movement; internationale Organisation; Südostasien; cross-culturality; advancement of women; promotion of development; development strategy; Frauenbild; human rights; woman; Islamismus; international organization; Entwicklungsstrategie; sozialer Raum; Entwicklungsland; nichtstaatliche Organisation; Entwicklungsförderung; Frauenförderung; affirmative action; islamische Gesellschaft; Westafrika; Africa South of the Sahara; developing country
SSOAR Kategorie:Ethnologie, Kulturanthropologie, Ethnosoziologie, Entwicklungsländersoziologie, Entwicklungssoziologie, Frauen- und Geschlechterforschung