Familienkulturelle Modelle zu Geschlechterrollen und Kinderbetreuung
Titelübersetzung:Family culture models relating to gender roles and child care
Autor/in:
Pfau-Effinger, Birgit
Quelle: Zukunft. Werte. Europa: die Europäische Wertestudie 1990-2010: Österreich im Vergleich. Regina Polak (Hrsg.). Wien: Böhlau, 2011, S. 253-282
Inhalt: Ein wesentliches Kennzeichen des Wertewandels des letzten Jahrzehnts in Europa, vor allem in den westeuropäischen Gesellschaften, betraf die Geschlechter-Dimension. Soweit sie sich auf das Zusammenleben von Frauen und Männern in der Familie beziehen, überschneiden sich die kulturellen Werte zum Geschlechterverhältnis mit denen zum Zusammenleben von Eltern mit ihren Kindern. Vor diesem Hintergrund werden in einer vergleichenden Perspektive die Differenzen zwischen europäischen Gesellschaften im Hinblick darauf untersucht, wie sich die kulturellen Werthaltungen zur Geschlecht und Elternschaft entwickelt haben. Der Beitrag geht dabei den folgenden Fragen nach: (1) Inwieweit lassen sich verschiedene Typen von Ländern mit differierenden Werthaltungen zu Geschlecht und Elternschaft unterscheiden? (2) Wie lassen sich die Differenzen in den Werthaltungen erklären? (3) Welche Rolle spielt die Pfadabhängigkeit des Wandels entlang unterschiedlicher Entwicklungspfade für die Erklärung? Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf der Frage, wie die kulturelle Entwicklung in Österreich im internationalen Vergleich einzuordnen ist. (ICF2)
CEWS Kategorie:Frauen- und Geschlechterforschung, Vereinbarkeit Familie-Beruf
Dokumenttyp:Sammelwerksbeitrag
Die Allgegenwart der "Androkratie" : feministische Anmerkungen zur "Postdemokratie"
Titelübersetzung:The omnipresence of "androcracy" : feminist comments on "post-democracy"
Autor/in:
Sauer, Birgit
Quelle: Aus Politik und Zeitgeschichte : Beilage zur Wochenzeitung Das Parlament, (2011) H. 1/2, S. 32-36
Inhalt: Der Beitrag beleuchtet aus feministischer Perspektive die Situation von Frauen in der so genannten Postdemokratie. Den Ausgangspunkt der Erörterung bildet der Standpunkt von Colin Crouch, der die nachdemokratische Konstellation als eine entpolitisierte Situation beschreibt, in der es zwar konkurrierende Parteien und Verbände gibt, in der zwar noch Wahlen stattfinden, aber die BürgerInnen zu bloßen KonsumentInnen eines politisch kaum noch zu unterscheidenden Angebots degradiert werden. Die Autorin geht nun der Frage nach, ob es in liberalen Demokratien im Sinne von Selbstherrschaft, Selbstbestimmung und Autonomie aller BügerInnen überhaupt ein 'Davor' gegeben hat. Zeichnen sich repräsentative Demokratien nicht gerade durch die Kontinuität der Herrschaft über Frauen und ihres Ausschlusses aus politischen Institutionen sowie der Negierung ihrer Interessen - also durch Prädemokratie - aus? So werden im Folgenden die Stagnation bzw. die Rückschläge in der Geschlechtergleichstellung durch einen Blick auf die Geschlechtereffekte der Transformation von Demokratie im Kontext postdemokratischer Entwicklungen erklärt. Vor diesem Hintergrund werden abschließend die Chancen der Geschlechterdemokratisierung thematisiert, wofür drei Aspekte maßgeblich sind: (1) die Schaffung öffentlicher Räume der Diskussion über Fraueninteressen, (2) Institutionen der Vermittlung von frauenbewegten Öffentlichkeiten in das politische System hinein und (3) die Ermächtigung von Frauen zur Politik im Zuge einer sozialen Gleichstellung. (ICG2)
Schlagwörter:Frauenförderung; Frauenpolitik; Feminismus; Demokratie; politische Partizipation; politische Kultur; politisches Handeln; politisches System; Gleichberechtigung; Gleichstellung; Demokratisierung; soziale Ungleichheit; Öffentlichkeit
CEWS Kategorie:Geschlechterverhältnis, Frauen- und Geschlechterforschung
Gender und Diversity im Diskurs von Weiterbildung und Beratung : Ansatzpunkte für Perspektiven der Intersektionalität
Titelübersetzung:Gender and diversity in the discourse on further education and counseling : starting-points for perspectives of intersectionality
Autor/in:
Smykalla, Sandra
Quelle: Intersektionalität zwischen Gender und Diversity: Theorien, Methoden und Politiken der Chancengleichheit. Sandra Smykalla (Hrsg.), Dagmar Vinz (Hrsg.). Münster: Verl. Westfäl. Dampfboot (Forum Frauen- und Geschlechterforschung), 2011, S. 231-245
Inhalt: Im Beitrag wird anhand von Gender- und Diversity-Konstruktionen von Trainern und Beratern gezeigt, mit welchem Differenz-Wissen Experten ihre Interventionen konzipieren, wie sie ihre eigene Professionalität darüber begründen und welche Potenziale zur Transformation von Geschlechterverhältnissen sie dabei eröffnen bzw. ungeachtet lassen. Diese Analyse ist Teil der eigenen empirischen Forschung der Verfasserin im Feld der Gender orientierten Weiterbildung und Beratung sowie ihrer Beobachtung und Mitgestaltung des Diskurses um Intersektionalität in den deutschsprachigen Gender-Studies innerhalb der letzten Jahre. Es werden die Diskurspositionen von Trainern zum Verhältnis von Gender und Diversity herausgearbeitet. Dabei wird insbesondere die Plausibilisierung oder Infragestellung von Dualismen sowie das Theorie-Praxis-Verständnis der Experten fokussiert. Anschließend werden diese empirischen Erkenntnisse mit erziehungswissenschaftlichen Überlegungen zu Professionalität und der Produktion von Wissen und "Nicht-Wissen" rückgekoppelt, um zu zeigen, wie die eigene Involviertheit der Experten ihr professionelles Handeln bestimmt. Deshalb wird abschließend der Vorschlag gemacht, im Handlungsfeld der Weiterbildung und Beratung neben Fachkompetenz eine Ambivalenzkompetenz zu entwickeln, die die Professionalität von Trainern erst ermöglicht. (ICF2)
CEWS Kategorie:Bildung und Erziehung, Gleichstellungspolitik, Frauen- und Geschlechterforschung
Dokumenttyp:Sammelwerksbeitrag
Intersektionalität zwischen Gender und Diversity : Theorien, Methoden und Politiken der Chancengleichheit
Titelübersetzung:Intersectionality between gender and diversity : theories, methods and policies of equal opportunity
Herausgeber/in:
Smykalla, Sandra; Vinz, Dagmar
Quelle: Münster: Verl. Westfäl. Dampfboot (Forum Frauen- und Geschlechterforschung, Bd. 30), 2011. 317 S.
Inhalt: "Intersektionalität gilt als neues Paradigma der Geschlechterforschung. Gleichzeitig nehmen Forschungen zu Diversität, 'Diversity Management' und 'Diversity Politics' zu. Löst die Intersektionalitätsforschung die Genderforschung ab? Ergänzen sich 'Diversity Studies' und 'Gender Studies'? Was verbindet die Konzepte Intersektionalität, 'Gender' und 'Diversity', worin unterscheiden sie sich? Zur Beantwortung dieser Fragen werden die Konzepte 'Gender', Intersektionalität und 'Diversity' theoretisch reflektiert und Vorschläge für ihre methodische Verwendung in der empirischen Forschung gemacht. Ebenso wird an ausgewählten Politikfeldern die Relevanz der Intersektionalitätsforschung für Fragen der Chancengleichheit aufgezeigt." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Sandra Smykalla, Dagmar Vinz: Einleitung. Geschlechterforschung und Gleichstellungspolitiken vor neuen theoretischen, methodologischen und politischen Herausforderungen (9-18); Carol Hagemann-White: Intersektionalität als theoretische Herausforderung für die Geschlechterforschung (20-33); Bernd Ladwig: Intersektionalität und Liberalismus - Mesalliance oder glückliche Verbindung? Eine Auseinandersetzung mit Patricia Hill Collins (34-45); Lucy N. Chebout: Wo ist "Intersectionality" in bundesdeutschen Intersektionalitätsdiskursen? - Exzerpte aus dem Reisetagebuch einer "Traveling Theory" (46-60); Dagmar Vinz: Klasse und Geschlecht - eine umkämpfte Verbindung in Theorien zu Intersektionalität und "Diversity" (61-75); Johanna Hofbauer, Gertraude Krell: Intersektionalität und "Diversity" mit Bourdieu betrachtet (76-92); Barbara Sieben, Nicole Bornheim: Intersektionalität und "Diversity" - Achsen der Differenz in Managementkonzepten und Managementforschung (93-110); Sibylle Hardmeier: Intersektionalität - Zur empirisch-quantitativen Operationalisierung des Konzepts (112-127); Ulrike Schultz: Intersektionalität, Ethnie und Geschlecht: Umsetzung in der qualitativen Sozialforschung (128-143); Brigitte Kerchner: Diskursanalyse der Intersektionalität (144-161); Anja Lindau: Identitätslandschaften - Zur Erforschung der Herstellung von "Diversity" in Organisationen (162-180); Ingrid Jungwirth: Geschlechtliche Konfigurationen in grenzüberschreitenden Berufsverläufen von Migrantinnen (181-198); Sabine Beckmann, Patrick Ehnis: Intersektionale Perspektiven auf die geschlechtliche Arbeitsteilung - Schweden und Frankreich im Vergleich (200-215); Ulrike Hormel: Intersektionalität von Geschlecht und Ethnizität: Zur Konstitution benachteiligungsrelevanter Unterscheidungen im Bildungssystem (216-230); Sandra Smykalla: "Gender" und "Diversity" im Diskurs von Weiterbildung und Beratung - Ansatzpunkte für Perspektiven der Intersektionalität (231-245); Barbara Beham: "Work-Life Balance" und "Diversity" in Organisationen (246-260); Edelgard Kutzner: "Diversity Management" aus gleichstellungspolitischer Perspektive - das "Online-Tool Diversity" als ein erster Interventionsschritt in Unternehmen (261-280); Dagmar Vinz, Katharina Schiederig: Antidiskriminierungspolitik - ein Politikfeld im Spannungsfeld zwischen "Gender", "Diversity" und Intersektionalität (281-297); Johanna Kösters: Integrationspolitik, "Diversity" und Chancengleichheit - Ansätze bezirklicher Integrationsarbeit in Berlin (298-312).
CEWS Kategorie:Frauen- und Geschlechterforschung, Geschlechterverhältnis
Dokumenttyp:Sammelwerk
Biederfrauen oder Vorkämpferinnen? : der Schweizerische Verband der Akademikerinnen (SVA) in der Zwischenkriegszeit
Titelübersetzung:Petit bourgeois women or female pioneers? : the Swiss Association of Female Academics in the period between the First and Second World War
Autor/in:
Vincenz, Bettina
Quelle: Baden: hier + jetzt Verl., 2011. 245 S.
Inhalt: Die Schwierigkeit, Beruf und Familie miteinander zu verbinden, tritt besonders deutlich bei den Akademikerinnen hervor. Im Jahr 2000, dem Jahr der letzten Volkszählung, waren 40 Prozent der über 40-jährigen Hochschulabsolventinnen kinderlos: doppelt so viel wie der Durchschnitt der Frauen dieses Alters. Dieser Befund darf jedoch die Fortschritte nicht vergessen machen. Am erfreulichsten ist der Wandel bei den Studierenden an den Schweizer Universitäten und Fachhochschulen. Die Hälfte davon sind heute Frauen und ihr Berufswahlspektrum ist breiter geworden. Sie dringen - wenn auch nur sehr langsam - zunehmend in ehemals rein männlich besetzte Bereiche der Hochschule ein, auch in die technischen Berufe und Ingenieurwissenschaften. Diese Veränderungen sind nicht selbstverständlich, sondern Schritt um Schritt über anderthalb Jahrhunderte hinweg errungen worden. Ein Kampf, der bis zu den staatlichen Gesetzesbestimmungen von der Frauenbewegung weitgehend allein geführt wurde. Zu ihr gehört der "Schweizerische Verband der Akademikerinnen" (SVA), der im Jahre 1924 auf Anregung der "International Federation of University Women" (IFUW) in der Aufbruchstimmung jener Nachkriegsjahre gegründet wurde. Mit der IFUW, der er kurz nach seiner Gründung beitrat, teilte er die Zielsetzung, den Zugang der Frau zu den akademischen Berufen in internationaler Zusammenarbeit, aber vor allem im Wirkungskreis des eigenen Landes zu ebnen. Im vorliegenden Buch wird die berufliche Förderung der Akademikerinnen in der Schweiz durch den SVA detailliert nachgezeichnet. (ICI2)
Quelle: Marburg: BdWi-Verl. (BdWi-Studienheft, 8), 2011. 63 S.
Inhalt: "Seit den 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts entwickelte sich in den kapitalistischen Industrieländern die Neue Frauenbewegung. Diese war seit Beginn überproportional in akademischen Milieus verankert. Hier hat sie auch ihre größten Erfolge zu verzeichnen, welche - obgleich zäh erkämpft - zugleich relativ und politisch nicht unwiderruflich sind. So gibt es etwa heute in Deutschland und Österreich die am besten ausgebildete Frauengeneration in der Geschichte beider Länder, Frauen haben im Durchschnitt die besseren Schulabschlüsse und nehmen mittlerweile in größerer Zahl als Männer ein Studium auf. Dennoch bleibt die Wissenschaft eine Männerdomäne, auch oder gerade was personale Förderpraktiken und Entscheidungsstrukturen betrifft. So sind in Deutschland erst knapp über 18 Prozent aller Professuren von Frauen besetzt. Erfolge kamen häufig erst spät. Nachdem die Demokratisierung der Hochschulen längst politisch abgewürgt und ihre Finanzierung eingefroren war, entstanden in den 1980er Jahren hochschulrechtliche Gleichstellungsvorschriften und institutionelle Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte mit eigenen Ressourcen. Zeitgleich etablierten sich in einzelnen Bereichen der Hochschulen feministische Forschungsthemen. Das Thema 'Gleichstellung' wurde zumindest in der offiziellen Politik anerkannt. Was freilich mit Versuchen politischer Entschärfung verbunden war Aus Frauenpolitik wurde Geschlechterpolitik und schließlich kamen Gender Mainstreaming und Diversity-Konzepte hinzu. Mit diesen Umbenennungen 'ging die Frage nach Herrschaft verloren.' (Frigga Haug). Neuerdings taucht Gleichstellung sogar als obligatorisches Erfolgskriterium in wettbewerbs- und elitepolitisch ausgerichteten Hochschulsonderprogrammen wie der deutschen 'Exzellenzinitiative' auf. Mit der berechtigten Kritik an solchen politischen Eingemeindungen ist freilich die Frage nicht beantwortet, inwieweit sich auf derartigen politischen Klaviaturen möglicherweise >gegen den Strich< spielen lässt, um gegenhegemoniale Denk- und Praxisansätze zu fördern. Es gibt also einen erheblichen Diskussionsbedarf. Mit dem vorliegenden Studienheft wollen die Herausgeberinnen versuchen, die verschiedenen politischen und akademischen Handlungsansätze des Gleichstellungsthemas in eine gemeinsame Perspektive zu rücken und zwischen ihnen eine Diskussion zu ermöglichen." (Verlagsangabe). Inhaltsverzeichnis: Jana Schultheiss: Warum überhaupt Gleichstellung (5-7); Gisela Notz: "Mit scharrenden Füßen und Pfiffen begrüßt" (8-11); Ursula Kneer: Die neue Logik des Reformierens (12-14); Ingrid Miethe: Frauen im Bildungssystem der DDR (15-17); Heike Raab: Queer Theory und Intersektionalitätsforschung (18-21); Inka Greusing: Ingenieurwissenschaften (22-24); Thomas Viola Rieske: Jungenbenachteiligung an Schulen (25-27); Ruth Becker: Geschlechtergerechtigkeit an Hochschulen (28-31); Jennifer Jäckel: Die Leaky Pipeline neu denken (32-34); Klemens Himpele, Anne Knauf: Gender-Aspekte beim Übergang vom Bachelor zum Master (35-38); Romy Hilbrich: Lehre, Forschung und Geschlecht (39-41); Katharina Mader: Gleichstellungsinstrumente (42-44); Sahra Damus: Mehr Gleichstellung durch mehr Wettbewerb? (45-48); Heike Kahlert: Hat Wissenschaft ein Geschlecht? (49-51); Stefanie Wöhl: Die Kategorie "Geschlecht" in der politikwissenschaftlichen Staatsforschung (52-54); Alexandra Weiss: Disziplinierter Feminismus? (55-57); Melanie Fröhlich und Florian Kaiser: Studierendenschaften in Europa (58-60); Judith Goetz: 'Good will', Kavaliersdelikte und zahnlose Maßnahmen (61-63).
Schlagwörter:Feminismus; Frauenförderung; Gleichstellung; Gender Mainstreaming; Frauenpolitik; soziale Ungleichheit; Wissenschaftsbetrieb; Österreich
CEWS Kategorie:Frauen- und Geschlechterforschung, Geschlechterverhältnis, Wissenschaftspolitik
Dokumenttyp:Sammelwerk
Ungleiche Geschlechtergleichheit : Geschlechterpolitik und Theorien des Humankapitals
Titelübersetzung:Unequal gender equality : gender policy and theories of human capital
Herausgeber/in:
Casale, Rita; Forster, Edgar
Quelle: Opladen: B. Budrich (Jahrbuch der Frauen- und Geschlechterforschung in der Erziehungswissenschaft), 2011. 253 S.
Inhalt: "Einerseits - so sagt der Neokonservatismus - sind Männer und Frauen völlig gleichgestellt: Chancengleichheit scheint erreicht. Auf der anderen Seite besagt der liberale Individualismus, dass die Unterschiede zwischen den Geschlechtern von enormer Bedeutung sind. Sind dies zwei Seiten einer Medaille? Die AutorInnen analysieren diesen Widerspruch aus pädagogischer Perspektive. Für die pädagogische Geschlechterforschung ist eine kritische Auseinandersetzung mit den Theorien des Humankapitals und mit von solchen Ansätzen inspirierter neoliberaler Politik vor allem auf Grund ihrer widersprüchlichen Geschlechtertheorie und Geschlechterpolitik von Bedeutung. Bei den Analysen des Humankapitals im Anschluss an Theodore W. Schultz, Jacob Mincer und Gary S. Becker stellt das weibliche Geschlecht angesichts seiner Fortpflanzungsfähigkeit einerseits eine bedeutende Ressource dar: Der Gesundheitszustand der Frauen, der Bildungsgrad der Mütter und eine funktionierende häusliche Arbeitsteilung werden als entscheidende Indikatoren für die Qualitätsentwicklung einer Bevölkerung angesehen. Unter diesen Prämissen werden traditionell zur privaten Sphäre gehörende Bereiche wie die Früherziehung der Kinder oder die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu einer öffentlichen Angelegenheit. Andererseits implizieren die Analysen der Vertreter der Chicago School, die sich auf Chancengleichheit und Wettbewerb auf dem Markt beziehen, eine Neutralisierung der Geschlechtskategorie: Das einzige Kriterium, das soziale Ungleichheit in der Gesellschaft legitimieren dürfe, sei Leistung, gemessen mit einem 'geschlechterneutralen Produktivitätstest', wie Gary S. Becker und Guity N. Becker betonen. Zu den politischen und gesellschaftlichen Folgen dieses Ansatzes zählen einerseits eine Reihe von politischen Maßnahmen in der Familienpolitik, die auf die Wiedergeburt der traditionellen Familienwerte gerichtet zu sein scheinen, anderseits gehören dazu unterschiedliche Interventionen zur Steigerung des Produktivitätspotentials und der Wettbewerbsfähigkeit von Frauen und Männern, die die ganze Lebensspanne der Individuen - von der frühen Kindheit bis ins Alter - umfassen. In diesem Band wird dieser Widerspruch von Neokonservativismus und liberalem Individualismus, von der die aktuelle bildungspolitische und familienpolitische Debatte und Praxis geprägt ist, analysiert." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Rita Casale, Edgar Forster: Editorial (9-13); Essay: Tove Soiland: Zum problematischen Cultural Turn in der Geschlechterforschung (17-32); Themenschwerpunkt: Christian Oswald: Über Humankapital und einige seiner Familienprobleme (35-60); Fabian Kessl: Pädagogisierungen - eine vernachlässigte Dimension in der Geschlechterforschung zur gegenwärtigen Transformation von Sozial-, Bildungs- und Erziehungspolitik (61-75); Ulla Hendrix: Der "gender pay gap" - eine Frage des Humankapitals? (77-94); Mechthild Veil: Familienpolitik in den Zwängen konservativer und neoliberaler Logiken: ein deutsch-französischer Vergleich (95-111); Lucien Criblez, Karin Manz: "Neue" Familienpolitik in der Schweiz - für die Familie, für die Frauen - oder für die Wirtschaft? (113-130); Julia Seyss-Inquart: "Wenn ich groß bin, werde ich Humankapital" - Anmerkungen über die institutionelle Fremdbetreuung von Kindern (131-142); Heike Kahlert: Der ökonomische Charme der Gleichstellung in der Neuausrichtung der deutschen Familienpolitik (143-156); Offener Teil: Jeannette Windheuser: Zur methodologischen Dekonstruktion von Normalitätserwartungen in der qualitativen Forschung am Beispiel stationärer Jugendhilfe (159-172); Rita Braches-Chyrek: Mütterlichkeitsideologie und soziale Praxen (173-188); Rezensionen: Tove Soiland: Luce Irigarays Denken der sexuellen Differenz. Eine dritte Position im Streit zwischen Lacan und den Historisten (Regina Becker-Schmidt) (191-194); Elisabeth Badinter: Der Konflikt: Die Frau und die Mutter (Luciana Casale) (195-200); Angela McRobbie: Top Girls. Feminismus und der Aufstieg des neoliberalen Geschlechterregimes (Antonia Schmid) (200-206); Regina Brunnett: Die Hegemonie symbolischer Gesundheit. Eine Studie zum Mehrwert von Gesundheit im Postfordismus (Sabine Menapace) (207-209); Verena Bruchhagen/Iris Koall/Beate Kortendiek/Julia Nentwich/Ursula Offenberger (Hrsg.): GENDER. Zeitschrift für Geschlecht, Kultur und Gesellschaft. Geschlechtertheorie und Diversity Management. (Miriam Mauritz) (210-213); Sünne Andresen/Mechthild Koreuber/Dorothea Lüdke (Hrsg.): Gender und Diversity: Albtraum oder Traumpaar? Interdisziplinärer Dialog zur "Modernisierung" von Geschlechter- und Gleichstellungspolitik (Caroline Kolisang) (213-216); Marianne Friese (unter Mitarbeit von Eva Anslinger, Ilka Brenner, Dorothea Piening, Sabine Pregitzer, Barbara Thiessen, Michael Walter): Kompetenzentwicklung für junge Mütter. Förderansätze der beruflichen Bildung (Gabriele Molzberger) (217-220); Ulrike Auga/Claudia Bruns/Levke Harders/Gabriele Jähnert (Hrsg.): Das Geschlecht der Wissenschaft. Zur Geschichte von Akademikerinnen im 19. und 20. Jahrhundert (Edith Glaser) (221-224); Brigitte Aulenbacher, Michael Meuser, Birgit Riegraf: Soziologische Geschlechterforschung. Eine Einführung (Susanne Völker) (224-227); Tagungsberichte: "'Eigen' und 'anders'. Abgrenzungen und Verstrickungen. Geschlechterforschung und Psychoanalytische Pädagogik im Dialog" (Kinga Bogyó-Löffler) (231-235); Jugendbewegte Geschlechterverhältnisse (Dorit Horn) (236-239); "Neue Väter hat das Land?!" (Christina Rahn) (239-242); "Fundamentalism and Gender - Scripture - Body - Community". (Katrin Landesfeind) (243-247).