Globale Konkurrenz at Home: Umbrüche im Geschlechterverhältnis bei der Organisation von Dienstleistungsarbeit
Titelübersetzung:Global competition at home: upheavals in the relationship between the genders during the organization of service work
Autor/in:
Goldmann, Monika
Quelle: Deutsche Gesellschaft für Soziologie (DGS); Hradil, Stefan; Kongreß der Deutschen Gesellschaft für Soziologie "Differenz und Integration; Frankfurt am Main, 1997. S 764-778
Schlagwörter:gender relations; soziale Dienste; service job; service; service enterprise; Geschlechterverhältnis; informeller Sektor; tertiärer Sektor; tertiary sector; Dienstleistungsberuf; informal sector; Dienstleistung; Dienstleistungsunternehmen; social services
SSOAR Kategorie:Wirtschaftssoziologie, Frauen- und Geschlechterforschung, internationale Beziehungen, Entwicklungspolitik
Biographische Konstruktionen in Widersprüchen: zum Umgang mit Diskontinuitäten und Konflikten in den Lebensgeschichten von Frauen und Männern
Titelübersetzung:Contradictory biographical constructions: dealing with discontinuities and conflicts in the life histories of men and women
Autor/in:
Dausien, Bettina
Quelle: Deutsche Gesellschaft für Soziologie (DGS); Rehberg, Karl-Siegbert; Kongreß der Deutschen Gesellschaft für Soziologie "Differenz und Integration; Opladen, 1997. S 55-60
Inhalt: "Frauen und Männer sind in unterschiedlicher Weise mit gesellschaftlichen Widersprüchen konfrontiert Der strukturelle Konflikt zwischen Familie und Erwerbsarbeit in den Lebensläufen von Frauen ist in der sozialwissenschaftlichen Frauenforschung mit dem Theorem der 'doppelten Vergesellschaftung' (Becker-Schmidt) hinreichend beschrieben worden. Empirische Analysen haben gezeigt, daß die Lebensläufe von Frauen in der Regel diskontinuierlicher verlaufen als die von Männern. Sind sie deshalb aber auch 'brüchiger'? Wie gehen Frauen mit diesen Konflikten und Diskontinuitäten um? Welche Strategien zur Integration der widersprüchlichen Erfahrungen und konflikthaften Perspektiven entwickeln sie? Wie sehen die biographischen Konstruktionen der Subjekte aus? Der Vortrag wird, auf der Basis empirischer Analysen erzählter Lebensgeschichten, die eigensinnigen Integrations- und Kontinuitätsleistung untersuchen, die in den biographischen Konstruktion von Individuen enthalten sind. Dabei stellt sich die Frage nach möglichen geschlechtsgebundenen Differenzen, die aus der benannten Konfliktlage der doppelten Vergesellschaftung resultieren. Unterscheiden sich die (erzählten) Lebensgeschichten von Frauen und Männern nur auf inhaltlicher Ebene - durch die thematische An- bzw. Abwesenheit jenes Grundkonflikts -, oder folgen daraus auch unterschiedliche biographische Bewältigungsstrategien und Konstruktionsprinzipien? Darüber hinaus wird die Frage diskutiert, ob die lebensgeschichtlichen Integrations- und Konstruktionsleistungen, die von Frauen erbracht werden, womöglich paradigmatisch sind für Biographien in der Moderne." (Autorenreferat)
Titelübersetzung:Recollection activities and capacity to act
Autor/in:
Haug, Frigga
Quelle: Deutsche Gesellschaft für Soziologie (DGS); Rehberg, Karl-Siegbert; Kongreß der Deutschen Gesellschaft für Soziologie "Differenz und Integration; Opladen, 1997. S 51-55
Inhalt: "Zwischen individueller und kollektiver Erinnerung bilden sich Identitäten, schwankend zwischen Vergessen und Aufarbeiten, Individualismus und Hoffnung auf allgemeine Befreiung. Im Rückgriff auf Reflexionen zur Problematik von Erinnerung aus der Geschichte verschiedener Disziplinen (Philosophie, Psychoanalyse, Psychologie, Soziologie, Literatur) wird die Tätigkeit des Erinnerns zusammengebracht mit Handlungsfähigkeit, individueller und kollektiver. Aber Erinnerung ist auch ein Einfallstor für Ideologie und Herrschaft. Erinnert und zur kohärenten Biographie zusammengefügt wird, was kulturelle Hegemonie hat. Das erweitert die Arbeit mit Erinnerungen auf Fragen von Kultur und Ideologie und macht die Einbeziehung der Geschlechterverhältnisse, also auch die geschlechtsspezifische Forschung unumgänglich. In diesem Kontext wird die Methode der Erinnerungsarbeit vorgestellt und an einem Fallbeispiel diskutierbar gemacht. Hier geht es um Probleme mit weiblicher Identität. An den Verwerfungslinien zwischen alltäglichen Erfahrungen und theoretisch-normativen Begriffen entstehen inkohärente Persönlichkeiten. Das kann soweit gehen, daß Passivität und Apathie die Folge sind. Es wird versucht, mit Erinnerungsarbeit Bausteine für eine Möglichkeit, sich 'kohärent zu arbeiten', zu erstellen." (Autorenreferat)
Differenz und Dekonstruktion: Anmerkungen zum "Paradigmenwechsel" in der Frauenforschung
Titelübersetzung:Difference and deconstruction: comments on the "paradigm change" in research on women
Autor/in:
Knapp, Gudrun-Axeli
Quelle: Deutsche Gesellschaft für Soziologie (DGS); Hradil, Stefan; Kongreß der Deutschen Gesellschaft für Soziologie "Differenz und Integration; Frankfurt am Main, 1997. S 497-513
Inhalt: "In der jüngeren feministischen Theoriediskussion wird - unter dem Stichwort 'Dekonstruktion' - ein 'Paradigmenwechsel' proklamiert. Der Frauenforschung wird vorgehalten, bislang die Geschlechterdifferenz reifiziert oder substantialisiert zu haben, anstatt die konstruktiven Grundlagen des Systems der Zweigeschlechtlichkeit offenzulegen. In der Geschlechterforschung kultur- und geisteswissenschaftlicher Provenienz wird unter diesem Etikett vor allem auf Derrida's 'Philosophie der Differenz' und auf Varianten einer sprachtheoretisch revidierten Psychoanalyse rekurriert (Lacan, Kristeva). Dekonstruktion bezeichnet hier eine kritische Aktivität der Destabilisierung vermeintlich fixer Bedeutungen von Geschlecht, deren Fundamente durch ästhetische Praktiken des Denkens und Schreibens und der Politik subversiv unterspielt werden sollen. In den Sozialwissenschaften sammeln sich unter dem Anspruch der 'Dekonstruktion' vor allem Konzepte aus dem Umfeld des 'sozialen Konstruktivismus', insbesondere der Ethnomethodologie. Ihr antifundamentalistischer Impetus, der sich gegen die biologische Fundierung der binären Geschlechterklassifikation wendet ('Sex' ist immer schon 'Gender'), steht in einem gewissen Widerspruch zur tatsächlichen empirisch-theoretischen Praxis. 'Dekonstruktion' erschöpft sich im Nachvollzug der interaktiven Praxis von Konstruktionsprozessen. Dabei setzt sich unter der Hand sogar eine Variante von 'Reifizierung' der Geschlechterdifferenz durch - nun als Prozeßkategorie - wenn unter der Prämisse einer 'Omnirelevanz von Geschlecht' das fortlaufende 'doing gender' als kontinuierliche Hervorbringung von Differenz und Hierarchie nachgezeichnet wird. In einem Vergleich mit Positionen der Frauen- und Geschlechterforschung, die sich auf die Kritische Theorie beziehen, sollen Möglichkeiten und Grenzen des 'Gendering-Ansatzes' in Bezug auf die beanspruchte Subversion der Geschlechterdifferenz ausgelotet werden. Im Mittelpunkt werden dabei zwei für die jeweiligen Ansätze zentrale Begriffe stehen, die gegeneinander diskutiert werden sollen: das Konzept der Vermittlung und der Konstruktionsbegriff." (Autorenreferat)
Kontinuität und Wandel in Männlichkeitskonstruktionen: ein Modell biographischer Sinnbildung mit Fallmaterial aus Papua-Neuguinea
Titelübersetzung:Continuity and change in masculinity constructions: a model of biographical sense formation with case material from Papua-New Guinea
Autor/in:
Bosse, Hans
Quelle: Deutsche Gesellschaft für Soziologie (DGS); Rehberg, Karl-Siegbert; Kongreß der Deutschen Gesellschaft für Soziologie "Differenz und Integration; Opladen, 1997. S 79-83
Inhalt: "Ein vom Autor vorgestelltes allgemeines Modell biographischer Sinnbildung soll die inhaltliche Studie zur Männlichkeitsbildung in Papua Neuguinea ('Der fremde Mann. Jugend, Männlichkeit, Macht', Fischer, Frankfurt 1994) ergänzen. Die Biographieforschung ist mit drei Engpässen soziologischer Theoriebildung konfrontiert. Modernisierung wird gern als historischer Prozeß der Individualisierung von Sinngebung einer Tradition kollektiver Sinnbildung entgegengesetzt; Individualisierungs- und Autonomisierungsprozesse werden nicht hinreichend unterschieden (normativer Bias gegenüber ethnischer Tradition); eine Integration soziologischer und psychoanalytischer Theorie des Geschlechts ist nicht geleistet. Im vorgestellten Modell mit dem Ansatz psychoanalytisch-sozialwissenschafllicher Hermeneutik werden dagegen nicht bereits durch die Modellbildung strukturierte Differenzen zwischen Kulturen oder Modernisierungsstufen festgelegt. Individuelle und kollektive, autonomiefördernde und heterenome Sinnbildung werden stattdessen als inhärente Elemente und Konflikte im Sinnbildungsprozeß selber bestimmt. Die Konstruktion des Modells und die Methode erlauben dabei, den inhärenten Kampf sowie seine individuellen oder kulturellen Lösungen sowohl in traditionellen wie modernen Kontexten jeweils fallspezifisch zu erschließen." (Autorenreferat)
Individualisierungs- und Chancengleichheitsmythen: Geschlecht als Strukturkategorie im westdeutschen Berufsbildungssystem
Titelübersetzung:Individualization and equal opportunity myths: gender as a structural category in the west German vocational education system
Autor/in:
Born, Claudia
Quelle: Deutsche Gesellschaft für Soziologie (DGS); Rehberg, Karl-Siegbert; Kongreß der Deutschen Gesellschaft für Soziologie "Differenz und Integration; Opladen, 1997. S 33-37
Schlagwörter:women's employment; Berufsorientierung; vocational guidance; alte Bundesländer; historische Entwicklung; old federal states; training; Federal Republic of Germany; vocational education; historical development; education system; equal opportunity; Tradition; Motivation; Ausbildungswunsch; Stereotyp; attitude; Chancengleichheit; girl; Bildungswesen; Ausbildung; interest in vocational training; Mädchen; stereotype; motivation; Berufsbildung; tradition; Frauenerwerbstätigkeit; Einstellung
Die Bedeutung der physischen Gewalt für die Reproduktion des Geschlechterverhältnisses
Titelübersetzung:The meaning of physical violence for the reproduction of the relationship between the genders
Autor/in:
Smaus, Gerlinda
Quelle: Deutsche Gesellschaft für Soziologie (DGS); Rehberg, Karl-Siegbert; Kongreß der Deutschen Gesellschaft für Soziologie "Differenz und Integration; Opladen, 1997. S 505-509
Inhalt: "Ergebnisse zahlreicher empirischer Untersuchungen über die Anwendung physischer Gewalt durch Männer gegenüber Frauen (und Kindern) zeigen, daß es keinen Ort und keine Zeit gibt, in der Frauen nicht mit Bedrohung ihrer physischen (und psychischen) Integrität rechnen müßten. In der Tat steht die Bedrohung, nicht die faktische Gewaltausübung, im Vordergrund, weil sie ein Aspekt ist, unter dem Frauen ihre gesamte Lebensplanung, ihren Beruf, ihr schlichtes Erscheinen auf bestimmten Plätzen zu bestimmten Zeiten mitberücksichtigen müssen. Täglich erfahren sie, daß Vergewaltigungen geschehen, daß Frauen in Ehen mißhandelt werden, daß Frauen sexuellen Übergriffen auf dem Arbeitsplatz ausgesetzt sind. Diese faktische Bedrohtheit wird durch eine Bedrohung zweiten Grades unterstützt, nämlich die, daß Frauen, die Opfer einer gewalttätigen Handlung geworden sind, dafür verantwortlich gemacht werden. Diese Schuldzuschreibung für Handlungen von gewalttätigen Männern durch Organe sozialer Kontrolle bildet das zweite hervorstechende Ergebnis der empirischen Untersuchungen. Ausgehend von diesen Feststellungen wird die Frage nach der Bedeutung der physischen Gewalt gestellt. Der Gebrauch der physischen Gewalt wird zunächst als ein strukturelles Merkmal des Frauenlebens und nicht als eine individuelle Pathologie gedeutet (Galtung). Die Tatsache, daß die faktische Ausübung der Gewalt an einigen Frauen als Inszenierung ihrer Existenz gegenüber allen Frauen gedeutet werden kann, enthüllt, daß sie eine Ressource für die Durchsetzung der Macht von Männern ist, d.h. die Grundlage einer illegalen Herrschaft bildet (Weber gegen Weber). Daß ihr 'privater' Gebrauch von Verwaltern der angeblich vom Staate monopolisierten physischen Gewalt nicht sanktioniert wird, zeigt, daß sie einen quasi-legalen Charakter hat (Luhmann gegen Luhmann). Den Ertrag der Anwendung der physischen Gewalt durch Männer für Männer haben wir im ersten Satz beschrieben: der symbolische Raum von Frauen soll vergleichsweise bescheiden bleiben." (Autorenreferat)
Quelle: Durch die Wand!: feministische Konzepte zur Raumentwicklung. Pfaffenweiler (Stadt, Raum und Gesellschaft), 1997, S 53-70
Inhalt: Wie bewegen sich Frauen und Männer in einer städtischen Öffentlichkeit? Welche unsichtbaren, aber scheinbar allen bekannte Wände lenken ihr Tun? Das ist auf einen ersten Blick nicht leicht zu erkennen. Deshalb folgt der Beitrag einer These der Frauenforschung, die von einer Vergesellschaftung der Frauen als Teil der Privatheit spricht. Der öffentliche Raum und alles, was darin verhandelt und entschieden wird, erscheint eher männlich konnotiert. Um dieser kulturell erzeugten Raumordnung auf den Grund zu gehen, zieht die Autorin die Ausführungen von Hannah Arendt in ihrer Schrift "Vita activa" zu Rate. Darin wird ausgeführt, wie bereits zu Zeiten der griechischen Polis privat und öffentlich als Bezeichnungen für zwei entgegengesetzte Seinsformen etabliert wurden: das Reich der Notwendigkeit, dem alle Menschen angehörten, und das Reich der Freiheit, dem nur freie männliche Bürger angehören konnten. Die Entwicklung europäischer Gesellschaften modernisierte dieses Verhältnis - jedoch ohne die Zuordnung der Geschlechter darin aufzuheben. Im Beitrag wird diskutiert, inwiefern die Rückbesinnung auf die ursprünglichen Bedeutungen von Öffentlichkeit und Privatheit und auf das Gewordensein heutiger diesbezüglicher Praktiken dabei hilft, sowohl alternative und vor allem befreiende Handlungsmöglichkeiten zu öffnen als auch qualitätvolle, nach wie vor notwendige Eigenräume zu bewahren.
Schlagwörter:Stadtplanung; urban planning; Öffentlichkeit; the public; öffentlicher Raum; public space; Freiheit; freedom; Privatsphäre; privacy; Lebenswelt; lebenswelt; Geschlechterverhältnis; gender relations; Arbeitsteilung; division of labor; politisches Handeln; political action; Bürokratie; bureaucracy; Privathaushalt; private household; öffentlicher Haushalt; public budget; Diskurs; discourse; Gleichheit; equality; Ungleichheit; inequality; Ost-West-Vergleich; east-west comparison; Federal Republic of Germany; Widerstand; resistance; Notwendigkeit; Halböffentlichkeit; politische Öffentlichkeit
SSOAR Kategorie:Frauen- und Geschlechterforschung, Raumplanung und Regionalforschung, Siedlungssoziologie, Stadtsoziologie, politische Willensbildung, politische Soziologie, politische Kultur
Männergewalt gegen Frauen - aus der Geschichte eines Themas
Titelübersetzung:Male violence against women - from the history of a theme
Autor/in:
Menzel, Birgit
Quelle: Deutsche Gesellschaft für Soziologie (DGS); Rehberg, Karl-Siegbert; Kongreß der Deutschen Gesellschaft für Soziologie "Differenz und Integration; Opladen, 1997. S 509-514
Inhalt: "Ausgehend von der phänomenologisch inspirierten Vorstellung, daß Diskurse über die Wirklichkeit zu deren Entstehung beitrügen, geraten bei dem Vorhaben, Männergewalt gegen Frauen sozialwissenschaftliche zu untersuchen, die Thematisierungen und ThematisiererInnen dieser Gewalt in den Blick. Zu diesen ThematisiererInnen gehören insbesondere die neue Frauenbewegung und die sozialen Professionen. Die von ihnen betriebene Skandalisierung dieser Gewalt hat die Annahme begründet, immer mehr Sachverhalte, die früher als normal gegolten hätten, würden nunmehr als 'Männergewalt gegen Frauen' definiert. Festzustellen sei eine Ausweitung und Immaterialisierung des Gewaltbegriffs im allgemeinen, des Begriffs 'Männergewalt gegen Frauen' im besonderen, der Gewaltbegriff werde zunehmend auch für nichtkörperliche Handlungen oder für strukturelle Bedingungen verwendet. Weiter wird angenommen, das Schicksal des Opfers werde hervorgehoben. Bei der Wahrnehmung einer Handlung als Gewalt verliere die Instrumentalität als Definitionskriterium an Bedeutung, während das Leiden des Opfers zum zentralen Merkmal werde. Im Vortrag wird aus einem Forschungsprojekt berichtet, in dem diese Annahmen mit Hilfe einer Inhaltsanalyse von Zeitungstexten aus den Jahren 1960 bis 1995 überprüft werden. Zunächst wird einem möglichen Wandel der mit dem Wort 'Gewalt' assoziierten Handlungen und Verhältnisse und der Entwicklung der Thematisierungshäufigkeiten nachgegangen. Darüber hinaus lassen sich zwischen bestimmten Beschreibungen von Männergewalt, bestimmten Erklärungen dieser Gewalt und bestimmten Vorstellungen über Reaktionen auf diese Gewalt Zusammenhänge erkennen, die es ermöglichen, mehrere Diskurse über Männergewalt gegen Frauen zu unterscheiden." (Autorenreferat)
Die feministische Gewaltdiskussion: Besonderung und Integrationsaussichten
Titelübersetzung:The feminist discussion concerning violence: special situation and integration prospects
Autor/in:
Hagemann-White, Carol
Quelle: Deutsche Gesellschaft für Soziologie (DGS); Rehberg, Karl-Siegbert; Kongreß der Deutschen Gesellschaft für Soziologie "Differenz und Integration; Opladen, 1997. S 501-505
Inhalt: "Die feministische Gewaltdiskussion mit ihren Begriffsprägungen - Männergewalt, Gewalt gegen Frauen, sexualisierte Gewalt, Frauenmißhandlung, sexuelle Ausbeutung - und ihren Praxisprojekten - Frauenhäuser, Notrufe, Frauenberatungsstellen, Selbstverteidigungkurse, Wildwasser, Mädchenhäuser - hatte mehrere Funktionen, denen in diesem Vortrag nachgegangen werden soll. Die Diskussion stiftete Zusammenhalt und neue Identitätsbildung für eine atypische soziale Bewegung, und gerät inzwischen in den Strudel von deren Ausdifferenzierung. Sie war gesellschaftspolitisch ein Mittel zur Veränderung der Institutionen Ehe und Familie, mit überraschendem Erfolg. Sie gehörte sozialpolitisch zum Prozeß einer Neudefinition der sozialen Pflichten des Staates, und befindet sich mit diesem Prozeß gegenwärtig in der Krise. Empirisch und praktisch hat sie schließlich Phänomene und deren Verknüpfungen sichtbar gemacht - wobei moralische Sensibilität und empirisches Sehvermögen in Wechselwirkung stehen - und sie in ersten Ansätzen analysiert; hiervon hätte die Soziologie sehr viel mehr profitieren können, als bislang erkennbar. Diese Multifunktionalität der Aussagen mag ein Grund für die überwiegende Abwehr ihres Gehaltes in der Soziologie sein. In den letzten Jahren teilt sich die feministische Diskussion in eine 'konservative' Fraktion der Radikalen, die Strategien und Begriffe bewahren wollen, und eine Vielzahl von Versuchen, die feministischen Erkenntnisse über Gewalt in anderen Diskussionen einzubetten: Bildung, Gesundheit, Friedensförderung u.a.m. Letztere entsprechen der weltweit im Gespräch befindlichen Idee der 'mainstreaming'. Sie kontrastieren aber auch mit der spezifischen Leistung des feministischen Gewaltbegriffs, der gerade darauf angelegt war, die Grenzüberschreitung ins Licht zu setzen. Soziologisch interessant ist die Frage, ob und wie die Integration der Gewaltdiskussion in einem anders benannten Kontext gelingt und mit welchen Folgen." (Autorenreferat)