Titelübersetzung:Bericht über die Gleichberechtigung der Geschlechter weltweit 2006
Autor/in:
Hausmann, Ricardo; Tyson, Laura D.; Zahidi, Saadia
Quelle: World Economic Forum; Genève, 2006. 156 S.
Inhalt: "In May 2005, the World Economic Forum launched its first study attempting to assess the size of the gender gap in 58 countries using economic-, educational-, health- and political-based criteria1. The Global Gender Gap Report 2006, the second in the series, contains a unique new methodology to create the Gender Gap Index 2006. The index covers over 115 economies, including all current and candidate European Union (EU) countries, 20 from Latin America and the Caribbean, over 20 from sub- Saharan Africa and 10 from the Arab world. Together, the 115 countries cover over 90% of the world's population. Merging publicly available data from international organizations and unique survey data from the World Economic Forum's Executive Opinion Survey, the study assesses the level of equality between women and men. We find that no country in the world has yet managed to eliminate the gender gap. Those that have succeeded best in narrowing the gap are the Nordic countries, with Sweden standing out as the most advanced in the world, having closed over 80% of its gender gap, followed closely by Norway (2), Finland (3), Iceland (4) and Denmark (8). Germany (5), United Kingdom (9) and Ireland (10) all hold spots in the top ten. The Philippines (6) is distinctive for being the only Asian country in the top ten while South Africa (18) holds the highest position among the African countries covered by the Report. Latvia (19) and Lithuania (20) are some of the new EU members that place well ahead of long-time EU members Austria (26) and Belgium (33), but behind Spain (11) and the Netherlands (12). Both New Zealand (7) and Australia (15) are leaders in closing the gender gap. At the other end of the rankings, Greece (69), France (70), Malta (71) and Italy (77) have the lowest rankings in the EU. The United States (22) falls behind many European nations in addition to lagging behind Canada (14). Russia (49), China (63) and Brazil (67) occupy the middle of the rankings. The lowest ranks are occupied by some of the most populous developing countries such as Nigeria (94), India (98) and Iran (108) in addition to Arab world countries such as Egypt (109), Saudi Arabia (114) and Yemen (115). The country comparisons are meant to serve a dual purpose: as a benchmark to identify existing strengths and weaknesses; and as a useful guide for policy, based on learning from the experiences of those countries that have had greater success in promoting the equality of women and men. The index quantifies the gender gap within the four critical categories - economic-, educational-, political- and health-based criteria - thus highlighting the priority areas for reform. Finally, the country profiles in part II of this report provide an overview of the national genderrelated environment in each country. They transparently represent the original data that feed into the index, in addition to other variables that encapsulate the legal and social aspects of the gender gap. Each profile contains detailed information on over 30 gender-related variables." (author's abstract)
Geschlechterverhältnisse - Adoleszenz - Schule : Männlichkeits- und Weiblichkeitsinszenierungen als Rahmenbedingungen für pädagogische Praxis
Titelübersetzung:Gender relations - adolescence - school : stagings of masculinity and femininity as general conditions for pedagogic practice
Autor/in:
Flaake, Karin
Quelle: Zeitschrift für Frauenforschung und Geschlechterstudien, Jg. 24 (2006) H. 1, S. 3-13
Inhalt: Im Zentrum des aktuellen öffentlichen Diskurses über ein geschlechtergerechteres Bildungssystem steht zunehmend die Diskussion über die Benachteiligung von Jungen im koedukativen Schulalltag. Dieses Argument der Benachteiligung macht sich insbesondere an dem geringeren Bildungserfolg von Jungen fest. Auf dem Hintergrund befasst sich der Beitrag mit Geschlechterdifferenzen im Heranwachsen von Jungen und Mädchen insbesondere während der Adoleszenz, in der gesellschaftliche Geschlechterbilder und Anforderungen für Jugendliche in neuer Weise bedeutsam werden. Schule als sozialer Raum und auch Lehrer als pädagogisch Handelnde werden von diesen adoleszenten Dynamiken geprägt. Daher steht die Frage im Vordergrund, welche Chancen LehrerInnen nutzen können, um adoleszente Entwicklungsprozesse in Richtung einer Verflüssigung traditioneller Geschlechterbilder zu begleiten und zu unterstützen. Dazu werden Studien und Forschungsergebnisse zur Adoleszenz junger Männer und Frauen beleuchtet und abschließend Inszenierungen von Geschlechterverhältnissen in der Schule behandelt. Besondere Herausforderungen ergeben sich dabei für die Auseinandersetzung mit kultureller Diversität bzw. für die geschlechtlichen Zuschreibungs- und Selbstverortungsprozesse vor allem bei SchülerInnen ethnischer Zugehörigkeit. (ICH)
CEWS Kategorie:Bildung und Erziehung, Geschlechterverhältnis
Dokumenttyp:Zeitschriftenaufsatz
Gender-Mainstreaming-Projekte im schwedischen Schulbereich : Möglichkeiten einer geschlechtergerechten Schule
Titelübersetzung:Gender mainstreaming projects in the Swedish school sector : possibilities of a gender-friendly school
Autor/in:
Seemann, Malwine
Quelle: Zeitschrift für Frauenforschung und Geschlechterstudien, Jg. 24 (2006) H. 1, S. 31-40
Inhalt: Der Beitrag gibt einen Überblick über die Entwicklung der schwedischen Gleichstellungspolitik in Politik, Gesellschaft und Schule. Schweden gilt bei der Einführung des Konzepts Gender Mainstreaming innerhalb der EU als Vorreiter. Neben einer Einführung in das schwedische Schulsystem und den dort verankerten gender-politischen Zielen stellt der Beitrag auch Praxisbeispiele schwedischer Gleichstellungsprojekte in Schulen und Vorschulen vor, von denen vor allem das Projekt "Seid mutig und setzt Grenzen" in der Region Göteburg (2001-2003) neue Zeichen setzte. Zusätzlich geht es in dem Beitrag um weitergehende Überlegungen, wie EntscheidungsträgerInnen in den Schulleitungen und Kommunalverwaltungen stärker einbezogen werden können, so dass nicht nur einige, sondern alle Schulen erreicht werden. Die abschließende Zusammenfassung betont, dass nur durch Einbeziehung aller Gruppen, Vermittlung von Fachwissen über Machtstrukturen und doing gender die Gleichstellungsarbeit als Veränderungsprozess verwirklicht werden kann. (ICH)
CEWS Kategorie:Bildung und Erziehung, Geschlechterverhältnis, Gleichstellungspolitik
Dokumenttyp:Zeitschriftenaufsatz
Instrumente zur Förderung von Chancengleichheit
Titelübersetzung:Instruments for promoting equal opportunity
Autor/in:
Baer, Susanne; Lepperhoff, Julia
Quelle: Archiv für Wissenschaft und Praxis der sozialen Arbeit : Vierteljahresheft zur Förderung von Sozial-, Jugend- und Gesundheitshilfe, Jg. 37 (2006) Nr. 4, S. 20-32
Inhalt: "Forderungen nach Chancengleichheit sind ein sehr altes Thema auf der politischen Agenda. Dabei war es schon im liberalen Verfassungsstaat des 19. Jahrhunderts Gegenstand von politischen Debatten, ob der Staat sich darauf beschränken solle, Freiheitsrechte zu garantieren und Einschränkungen derselben zu beseitigen, oder ob darüber hinaus mit bürgerlichen Grundrechten auch das Recht auf Gleichheit und damit auch die Verteilung von Chancen und Risiken und materielle Gleichheit garantiert werden solle (vgl. z.B. Kaube 2004: 47). Heute schlägt sich diese Kontroverse in der begrifflichen Unterscheidung zwischen formaler und substanzieller (manchmal auch: materieller) Gleichheit bzw. zwischen Chancen- und Ergebnisgleichheit nieder. Gleichzeitig hat sich die Gleichstellungspolitik mit Strategien wie Gender Mainstreaming und Managing Diversity von der Fixierung auf gleiche Rechte gelöst und breitere Ansätze gesucht. Diese zielen darauf, die institutionellen und kulturellen Barrieren gegenüber Gleichstellung in Organisationen abzubauen und Gleichstellung und Diskriminierungsfreiheit zu einem selbstverständlichen Bestandteil von Organisationsstrukturen und -kulturen zu machen." (Autorenreferat)
Die Lebensführung - ein zentraler Faktor der Anerkennung von Leistung und Qualifikation in akademischen Berufen : dargestellt am Beispiel der Berufsfelder Chemie und Ingenieurwissenschaften
Titelübersetzung:Life style - a key factor in the recognition of achievement and qualification in academic careers : described by means of the occupational fields of chemistry and engineering sciences
Autor/in:
Könekamp, Bärbel
Quelle: Zeitschrift für Frauenforschung und Geschlechterstudien, Jg. 24 (2006) H. 4, S. 43-54
Inhalt: Am Beispiel der akademischen Berufsfelder im Bereich der Chemie und Ingenieurwissenschaften geht es in dem Beitrag um die Frage nach der Chancengleichheit von Männern und Frauen in hochqualifizierten Berufsbereichen. Ziel ist es, angesichts des Missverhältnisses zwischen dem zunehmenden Erwerb hoher Bildungstitel von Frauen und der geringen Zahl von Frauen in Spitzenpositionen stärker als bisher die Analyse von Bewertungsmaßstäben für Qualifikation und Leistung in der Arbeitswelt in den Blick zu nehmen. Aus arbeitssoziologischer Perspektive ist Qualifikation das Ergebnis sozialerAushandlungsprozesse und Konflikte und damit ein gesellschaftliches Konstrukt, das relational gesehen werden muss. Anhand von Untersuchungsergebnissen wirdgezeigt, welche Qualifikationen für Karrieren in Naturwissenschaften und Technik maßgeblich sind. Um die berufliche Situation von Männern und Frauen anhand einheitlicher Kriterien beurteilen zu können, wurde die komplexe Variable Berufserfolg gebildet, in die einzelne objektivierbare Erfolgskriterien wie Einkommen, Führungsposition, Personalverantwortung, Budgetverantwortung und Position bei Verhandlungen mit externen Partnern eingeflossen sind. Die im Rahmen der Untersuchung gestellt Frage, ob über Rollenstereotype und die Geschlechterordnung Aspekte der Lebensführung im privaten Bereich in das Urteil über die Qualität der Arbeit von Akademikerinnen und Akademikern eingehen, kann eindeutig positiv beantwortet werden. Die Befunde erklären, dass auch heute noch Karrieren von Akademikerinnen weniger erfolgreich verlaufen als die von Akademikern mit gleicher Qualifikation. In naturwissenschaftlichen und technischen Berufen hat sich durch die lange Ausgrenzung von Frauen ein Karrieremodell entwickelt, in dem die professionelle Lebensführung auch die männliche bürgerliche Lebensführung einschließt. Versteht man Qualifikation als gesellschaftliches Urteil über die Qualität der Arbeit, dann zeigt sich heute, dass eine an die bürgerliche Lebensführung erinnernde professionelle Lebensführung männliche Professionelle stärker anerkennt. Die Anerkennung einer Lebensführung im Beruf, in die nicht nur fachliche, sondern auch private Lebensverhältnisse einfließen, die ausschließlich von Männern gelebt werden, bietet subtil wirkende Geschlechtergrenzen, die von Frauen nicht ohne weiteres übertreten werden können. (ICH)
Quelle: Handbuch Sport und Geschlecht. Ilse Hartmann-Tews (Hrsg.), Bettina Rulofs (Hrsg.). Schorndorf: Hofmann (Beiträge zur Lehre und Forschung im Sport), 2006, S. 288-297
Inhalt: Der Beitrag zur Sportentwicklung unter gleichstellungspolitischen Aspekten befasst sich mit der Repräsentanz von Frauen und Männern in Führungspositionen des Sports. Die Führung im Sport ist gekennzeichnet durch geschlechtsdifferente Segregationslinien, d.h. durch eine Unterrepräsentanz von Frauen und durch eine Zuordnung der Geschlechter zu bestimmten Aufgabenbereichen. Nationale wie internationale Studien zeigen verschiedene Ursachenkomplexe für diesen Tatbestand auf. Biografische Daten und Rekonstruktionen des Werdegangs von Frauen und Männern in Führungspositionen lassen Differenzierungsprozesse aus der subjektbezogenen Perspektive erkennen. Die Entschlüsselung von formellen und informellen Rekrutierungsstrukturen und von Erwartungshaltungen an Führungskräfte verdeutlicht die Funktion und Relevanz von Strukturen für die Herstellung von Geschlechterdifferenz und -hierarchie im Sport. (ICG2)
CEWS Kategorie:Geschlechterverhältnis, Frauen- und Geschlechterforschung
Dokumenttyp:Sammelwerksbeitrag
Europäische Integration und Geschlechterverhältnisse
Titelübersetzung:European integration and gender relations
Autor/in:
Klein, Uta
Quelle: Die Produktivität des Sozialen - den sozialen Staat aktivieren: sechster Bundeskongress Soziale Arbeit. Karin Böllert (Hrsg.), Peter Hansbauer (Hrsg.), Brigitte Hasenjürgen (Hrsg.), Sabrina Langenohl (Hrsg.). Bundeskongress Soziale Arbeit "Die Produktivität des Sozialen - Den sozialen Staat aktivieren"; Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2006, S. 113-128
Inhalt: Der Beitrag thematisiert die Geschlechterverhältnisse in der EU im Hinblick auf die durch die europäische Integration ausgelösten Veränderungen. Dabei werden drei Aspekte erörtert: (1) die politisch-rechtliche Integration, (2) die Marktintegration sowie (3) die kulturelle Integration. Während sich auf der politisch-rechtlichen Ebene Gleichberechtigung und Chancengleichheit durchgesetzt hat, offenbart sich auf der kulturellen Ebene eher eine Rückkehr zu traditionellen Geschlechterbildern. Die Ausführungen machen deutlich, dass sich nicht so einfach sagen lässt: die europäische Integration baut Geschlechterungleichheit ab oder umgekehrt: die europäische Integration führt zu stärkerer Geschlechterungleichheit. Welchen Stellenwert Geschlechtergleichheit im Prozess der europäischen Integration einnimmt, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Wesentlich ist, in welche Richtung die Beschäftigungspolitik verläuft. Das Primat der Beschäftigungspolitik, die im Rahmen der Lissabon-Strategie derzeit einseitig quantitativ betrieben wird, ist problematisch. Die sozioökonomischen Basisstrukturen ändern sich, Arbeits- und Betriebsorganisation werden zunehmend von Flexibilisierung und Entgrenzung geprägt. Das Normalarbeitsverhältnis - und die darauf aufbauenden Sicherungssysteme - erodiert und dies bekommt eine besondere Relevanz in Hinblick auf die Geschlechterverhältnisse. (ICG2)
Quelle: Bundesministerium für Bildung und Forschung; Berlin, 2006. 84 S.
Inhalt: "In der Broschüre werden die Ergebnisse einer Untersuchung vorgestellt, die sich mit einem für die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland wichtigen Berufssegment beschäftigt: mit den akademischen Berufen im Bereich von Naturwissenschaft und Technik. Ziel der Untersuchung war es, die berufliche Situation der in diesem Bereich tätigen Akademikerinnen und Akademiker zu erfassen und unter dem Gesichtspunkt der Chancengleichheit von Männern und Frauen zu analysieren. Auf der Grundlage dieser Analyse sollten schließlich auch Ansatzpunkte für die Herstellung von Chancengleichheit im Beruf aufgezeigt werden. Die schriftliche Befragung fand in den Jahren 2000 (Pilotstudie Physik) und 2003 statt. Die Untersuchung stützte sich auf Datensätze von insgesamt 9000 Personen; etwas mehr als die Hälfte der befragten Personen sind Frauen. Die relevanten Wirtschaftssektoren sind sehr differenziert erfasst. Als Ergebnis ist festzuhalten, dass der berufliche Erfolg von Frauen niedriger ist als der von Männern; dies gilt unbeschadet aller Differenzierungen nach Wirtschaftszweigen, Studienabschlüssen und Alter der Befragten. Dazu gehört auch, dass die Karriere von Frauen sich langsamer entwickelt und früher stagniert, Männer besser in den Betrieb integriert sind, die Zufriedenheit mit der beruflichen Situation bei Frauen umso geringer wird, je älter sie werden, während sie bei Männern mit dem Alter steigt. An die Person gebundene Merkmale und Faktorenkonstellationen erklären diese Unterschiede nicht: Frauen und Männer sind gleich gut qualifiziert; dies gilt sowohl für die Ausbildungsqualifikationen als auch für die Weiterbildung während des Berufslebens. Frauen und Männer haben die gleichen Erwartungen an den Beruf und an ihre Karriere. Klassische Erklärungsfaktoren (Noten, Studiendauer, Auslandsaufenthalt usw.) erklären zwar den beruflichen Erfolg von Männern, nicht aber den von Frauen. Betrachtet man die berufliche Situation von Frauen, die in ihrem Beruf erfolgreich sind, so stellt man fest, dass Frauen in selbständiger Position häufiger erfolgreicher sind als abhängig beschäftigte Frauen, dass sich die Erfolgschancen abhängig beschäftigter Frauen erhöhen, wenn sie nicht dort beschäftigt sind, wo die Mehrheit ihrer Kollegen beschäftigt ist. Ausgeprägte Unterschiede sind auch in der privaten Lebenssituation von Männern und Frauen festzustellen: Die persönlichen Lebensverhältnisse der Frauen sind durch die dualcareercouple-Situation charakterisiert, mit allem, was dies mit sich bringt: komplexe und oft schwierige Abstimmungsprozesse von zwei akademischen Karrieren, gemeinsame Organisation der Haushalts- und Familienarbeit, in vielen Fällen auch Wohnen an getrennten Orten. Männer hingegen leben häufiger mit einer nicht berufstätigen Partnerin zusammen, wodurch sie keinerlei Einschränkungen in ihrer Berufstätigkeit haben. Die weit überwiegende Mehrheit der Männer nutzt in den Phasen intensiver Kinderbetreuung in erster Linie die Betreuungsleistung der nicht erwerbstätigen Partnerin. Ihre Kolleginnen greifen für die Kinderbetreuung nahezu ausschließlich auf außerhalb des eigenen Haushalts verfügbare Stützsysteme zurück, und zwar immer auf mehrere: Kindergarten, Tagesmutter, in geringerem Umfang auch auf Verwandte und Freunde. Für Führungspositionen in Unternehmen, im Öffentlichen Dienst und in der Wissenschaft haben sich gegen Ende des 20. Jahrhunderts Leistungsmaßstäbe durchgesetzt, die einem 'Totalitätsanspruch' auf die Person gleich kommen: Sie verlangen die ausschließliche Identifikation mit dem Beruf und dem Unternehmen, was sich insbesondere an überlangen und nicht fixierten täglichen Arbeitszeiten und an der häufigen beruflich bedingten Abwesenheit von zu Hause festmacht. Diese Arbeitskultur verhindert jedes Engagement außerhalb des Berufs und lässt für Familie und Elternschaft nur das konventionelle Modell des männlichen Alleinverdieners mit finanziell und sozial abhängiger Ehefrau und faktisch rein 'virtueller' Vaterschaft zu. Es spricht jedoch vieles dafür, dass sich moderne Lebensformen (Doppelkarrierepaare) im Zuge der gesellschaftlichen Veränderungen auch in Deutschland weiter verbreiten. Der mit demokratischen Verhältnissen gesetzte Gleichheitsanspruch der Individuen setzt, wie auch in den anderen europäischen Ländern zu sehen ist, eine Dynamik in Gang, durch die materielle und soziale Selbstständigkeit der Frauen immer häufiger zur Realität werden. In der stark gestiegenen Qualifikation der jüngeren Frauengenerationen dokumentiert sich diese Dynamik. Da die Gleichheit des Bildungsniveaus inzwischen zu einem wesentlichen Kriterium für die Eheschließung geworden ist, ist es wahrscheinlich, dass moderne Lebensformen mehr und mehr auch für Männer in akademischen Berufen zur 'normalen' Situation werden. Durch eine Arbeitskultur, die eine gleichberechtigte Partnerschaft in Beruf und Familie zu einem außerordentlich schwierigen Projekt werden lässt, geht den Unternehmen ein enormes Potenzial an Kompetenzen, an inkorporiertem Wissen und an Innovation verloren. In konventionellen Strukturen erstarrte soziale Verhältnisse wirken sich somit auch auf die wirtschaftliche Dynamik negativ aus." (Autorenreferat)