Gleichstellungspolitik im Spannungsfeld unterschiedlicher Spielarten von Geschlechterwissen : eine wissenssoziologische Rekonstruktion
Titelübersetzung:Equal opportunity policy in the field of tension of different kinds of gender knowledge : a reconstruction from the aspect of the sociology of knowledge
Autor/in:
Wetterer, Angelika
Quelle: Gleichstellungspolitik in Österreich: eine kritische Bilanz. Erna Appelt (Hrsg.). Innsbruck: Studien-Verl. (Demokratie im 21. Jahrhundert), 2009, S. 9-24
Inhalt: Die Typologie des Geschlechterwissens unterscheidet Typen von Wissen nach Maßgabe der Praxis, die sie ermöglichen, und nach Maßgabe der Anerkennungsregeln, denen sie Rechnung zu tragen suchen. Alltagsweltliches Geschlechterwissen, Gender - Expertinnenwissen und wissenschaftliches Geschlechterwissen stellen Idealtypen von Wissen oder konkurrierende Wirklichkeitskonstruktionen dar, die für unterschiedliche Konstellationen und Felder sozialer Praxis handlungsrelevant und dort aus praktischen Gründen unverzichtbar sind. Sie ermöglichen Handeln - Alltagshandeln, ExpertInnenhandeln oder die Praxis des "doing science": und an ihnen hängt die Anerkennung der Handelnden als kompetentes Gesellschaftsmitglied, als Gender-Expertin bzw. Gender-Experte oder als GeschlechterforscherIn und feministische Theoretikerin bzw. feministischer Theoretiker. Nun liefern Idealtypen keine realistische oder detailgetreue Beschreibung der sozialen Wirklichkeit. Und erst recht nicht sind sie, auch wenn der Terminus dies nahe legt, zu verstehen als Ideale, die ausbuchstabieren, wie Alltagswissen und Alltagshandeln, Expertenwissen und ExpertInnenhandeln, wissenschaftliches Wissen und "doing science" eigentlich aussehen sollten. Ihr heuristischer Wert beruht vielmehr gerade darauf, dass sie Unterschiede machen und Systematisierungen vornehmen, wo in der sozialen Wirklichkeit fließende Übergänge, Wechselwirkungen und Austauschbeziehungen anzutreffen sind. Idealtypen sind hypothetische Konstruktionen, sind Denkoperationen, die herausarbeiten, "was wäre wenn" Expertenwissen und ExpertInnenhandeln ausschließlich und strikt den Vorgaben folgen würden, die der Akteurs- und Handlungskonstellation inhärent sind, in der "knowledge worker" sich zu bewähren haben und ihr Wissen produktiv werden und Anerkennung finden kann. (ICF2)
CEWS Kategorie:Gleichstellungspolitik, Frauen- und Geschlechterforschung
Dokumenttyp:Sammelwerksbeitrag
Wozu und was macht Gender? : notwendige Erweiterungen der Governance-Perspektive
Titelübersetzung:What is the purpose of gender and what does it do? : necessary extensions of the governance perspective
Autor/in:
Baer, Susanne
Quelle: Governance als Prozess: Koordinationsformen im Wandel. Sebastian Botzem (Hrsg.), Jeanette Hofmann (Hrsg.), Sigrid Quack (Hrsg.), Gunnar Folke Schuppert (Hrsg.), Holger Straßheim (Hrsg.). Baden-Baden: Nomos Verl.-Ges. (Schriften zur Governance-Forschung / Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung), 2009, S. 99-124
Inhalt: Die Autorin diskutiert in ihrem Beitrag folgende Fragen: Was folgt daraus, wenn Gender in die Governance-Forschung integriert wird und sehen die Regelungsstrukturen, Organisationsmodi, Handlungskoordinationen und Kommunikationsprozesse in diesem Politikfeld aus, wenn Gender systematisch reflektiert wird? Und stellen sich unterschiedliche Regulierungsregime anders dar, wenn im jeweiligen Politikfeld Geschlecht eine mehr oder minder thematisierte Rolle spielt? Um diese Fragen zu beantworten, skizziert die Autorin zunächst einige wissenschaftstheoretische und wissenschaftssoziologische Gemeinsamkeiten von Gender und Governance. Sie geht anschließend anhand mehrerer Beispiele der Frage nach, inwiefern die Forschung zu Governance von einer Auseinandersetzung mit den Gender Studies profitieren kann. Die Gender-Perspektive ist ihren Ergebnissen zufolge für die Governance-Forschung äußerst produktiv: Zum einen wirft sie für alle Themenfelder die Frage auf, wie Exklusionen, Attributionen und Strukturierungen verhandelt und gestaltet werden, die entlang der Linien des Geschlechts und weiterer interdependenter Kategorisierungen erfolgen. Zum anderen liefert sie eine systematische Analyse von Themenfeldern der Gleichstellungs-, Integrations-, Inklusions- oder Antidiskriminierungspolitik, die quer zu etablierten Politikfeldern liegen und entsprechend spezifische Governance-Fragen aufwerfen. (ICI2)
CEWS Kategorie:Gleichstellungspolitik, Frauen- und Geschlechterforschung
Dokumenttyp:Sammelwerksbeitrag
Backlash? : zur Renaissance gleichstellungsfeindlicher Positionen in Wissenschaft und Politik
Titelübersetzung:Backlash? : renaissance of attitudes hostile to affirmative action in science and politics
Autor/in:
Baer, Susanne
Quelle: Gefühlte Nähe - faktische Distanz: Geschlecht zwischen Wissenschaft und Politik ; Perspektiven der Frauen- und Geschlechterforschung auf die "Wissensgesellschaft". Birgit Riegraf (Hrsg.), Lydia Plöger (Hrsg.). Opladen: B. Budrich, 2009, S. 131-148
Inhalt: Die Verfasserin diskutiert Verwerfungen zwischen Theorie und Praxis anhand der Medienreaktionen zu Genderforschung und Gleichstellungspolitik. Sie vertritt die These, dass Forschung zu Gender einen Anteil an Gleichstellungspolitik, aber auch an der Kritik hat. Dabei beschreibt sie das Verhältnis zwischen Genderforschung und Gleichstellungspolitik als durchaus produktiv, aber auch als punktuell schwierig. Sie konstatiert zugleich eine Zunahme von Angriffen auf Gleichstellungspolitiken und Geschlechterforschung in den Medien, die ihre Kritik neuerdings weniger offen politisch, sondern eher pseudowissenschaftlich präsentierten. Die Auswirkungen zeigen sich ihrer Meinung nach in der Politik, in der der Begriff Gender kaum existent ist, und innerhalb der Wissenschaft, die den Gender Studies die Anerkennung weitgehend verwehrt. Sie plädiert für eine Qualitätsdebatte, denn im Dialog zwischen Gleichstellungspolitik und Frauen- und Geschlechterforschung sind sowohl Gender-Kompetenz als auch Kommunikationsfähigkeit und -kompetenz die erforderliche Grundlage. (ICE2)
CEWS Kategorie:Gleichstellungspolitik, Wissenschaftspolitik, Frauen- und Geschlechterforschung
Dokumenttyp:Sammelwerksbeitrag
Gleichstellungspolitik und feministische Politikwissenschaft : eine "unsichtbare Avantgarde" der Governance-Forschung?
Titelübersetzung:Equal opportunity policy and feminist political science : the "invisible avantgarde" of governance research?
Autor/in:
Bothfeld, Silke; Kuhl, Mara
Quelle: Politische Vierteljahresschrift : Zeitschrift der Deutschen Vereinigung für Politische Wissenschaft, Sonderheft, (2008) H. 41, S. 330-351
Inhalt: "In Deutschland wurde Gleichstellungspolitik von Beginn an über Steuerungsformen betrieben, die heute Gegenstand der Governance-Forschung sind. Die feministische Politikwissenschaft kann darum dieser neuen Forschungsperspektive wichtige Antworten zu ihren Kernfragen anbieten. Im Rückgriff auf zentrale Ergebnisse feministischer Forschung machen die Autorinnen die Grenzen der Steuerbarkeit in den Bereichen Recht, Ökonomie und Sozialpolitik deutlich. Konkret wird die Vielfalt der Governanceformen und -modi an der Politik zu Entgeltgleichheit, zu Gleichheit in der Sorgearbeit und in der Verwaltungspolitik herausgearbeitet. Im Fazit werden die Synergieeffekte und die gemeinsamen Anliegen der feministischen Politikwissenschaft und der Governance-Forschung aufgezeigt." (Autorenreferat)
Inhalt: "In Germany equal opportunity policy has since the beginning been conducted by forms of regulation which are currently the subject of governance research. Feminist political science can thus offer important answers to the core questions of this new research perspective. By drawing on the main results of feminist research, the authors first clarify the boundaries of governance in the areas of law, the economy, and social policy. Specifically, the diversity of forms and modes of governance are illustrated for policies concerning wage equality, equality in childcare, and in administrative policy. In the conclusion the authors address the synergetic effects and the common concerns of feminist political science and governance research." (author's abstract)
CEWS Kategorie:Frauen- und Geschlechterforschung, Gleichstellungspolitik
Dokumenttyp:Zeitschriftenaufsatz
Partizipation und Gender-Kompetenz in der Städtebaupolitik
Titelübersetzung:Participation and gender competence in town planning policy
Autor/in:
Färber, Christine
Quelle: Was bewirkt Gender Mainstreaming?: Evaluierung durch Policy-Analysen. Ute Behning (Hrsg.), Birgit Sauer (Hrsg.), Barbara Stiegler, Heike Kahlert, Delia Schindler, Teresa Kulawik, Regina-Maria Dackweiler, Silke Bothfeld, Sünne Andresen, Irene Dölling, Sabine Lang, Christine Färber, Monika Mokre. Frankfurt am Main: Campus Verl. (Politik der Geschlechterverhältnisse), 2005, S. 203-218
Inhalt: Die Autorin erörtert die grundsätzlichen Aspekte einer wirkungsvollen Integration von Gender Mainstreaming in der Städtebaupolitik in Deutschland. Sie geht insbesondere auf drei politikwissenschaftlich interessante Bereiche ein. Sie betrachtet zunächst die Repräsentanz von Frauen im Politikfeld Städtebau in politischen Ämtern und in der Verwaltung und fasst die Rechtsgrundlagen für die Berücksichtigung von Gender-Aspekten zusammen. Dabei zeigt sich, dass Frauen in diesem Politikfeld besonders unterrepräsentiert sind und dass die Gleichstellungspolitik nur in wenigen Fällen in der Städtebaupolitik rechtlich verankert ist. Die Autorin beschreibt im zweiten Schritt die Möglichkeiten einer Integration von Gender-Kompetenz, d.h. der Fähigkeit zum reflektierten Umgang mit Geschlechteraspekten, bei der Bearbeitung städtebaulicher Projekte in der Verwaltungsarbeit. Den Ausgangspunkt bilden klassische personalpolitische und organisatorische Maßnahmen sowie die Erfahrung mit Arbeitsgruppen und Beiräten. Der dritte Untersuchungsbereich bezieht sich auf die partizipativen Elemente der Planung im direkten Umgang mit BürgerInnen auf der kommunalen Ebene. Ziel des Beitrages ist es insgesamt, am Beispiel der Städtebaupolitik zu verdeutlichen, wie Gender in der fachlichen Praxis in den Mainstream integriert werden kann und welche steuerungspolitischen Aspekte dabei besonders berücksichtigt werden sollten. (ICI2)
CEWS Kategorie:Frauen- und Geschlechterforschung, Geschlechterverhältnis, Gleichstellungspolitik
Dokumenttyp:Sammelwerksbeitrag
Die Europäische Union als Rechtsgemeinschaft und politische Gelegenheitsstruktur : feministische Anfragen und Visionen
Titelübersetzung:The European Union as a legal community and temporary political structure : feminist inquiries and visions
Autor/in:
Gerhard, Ute
Quelle: Europas Töchter: Traditionen, Erwartungen und Strategien von Frauenbewegungen in Europa. Ingrid Miethe (Hrsg.), Silke Roth (Hrsg.). Opladen: Leske u. Budrich, 2003, S. 41-61
Inhalt: Der Beitrag gibt einen Überblick über die rechtliche Entwicklung in der EU und verweist auf die gegenseitige Beeinflussung der nationalen, europäischen und globalen Ebene. Die Autorin konzentriert sich bei der Frage, was Frauen von der europäischen Einigung zu erwarten haben, zunächst auf die neuen europäischen Rechtsverhältnisse, dann auf die politischen Partizipationschancen bzw. den Raum des Politischen, um schließlich das Konzept der Bürgerrechte oder aktiver Staatsbürgerschaft auf europäischer Ebene aus feministischer Perspektive zu diskutieren. Ein Rückblick auf die Geschichte der europäischen Rechtsgemeinschaft verdeutlicht, dass die Rechtspolitik zur Gleichstellung der Frauen zu Beginn einseitig marktorientiert, auf männliche Erwerbsmuster zugeschnitten und unzureichend war und erst mit dem Maastrichter Vertrag 1992 Rahmenbedingungen für eine andere Frauenpolitik geschaffen wurden. Mittlerweile wird der Alltag der EU-Bürgerinnen zunehmend von Brüssel bestimmt, während andererseits die politischen Partizipationsmöglichkeiten noch nicht in gleichem Maße zugenommen haben. Die abschließenden Überlegungen beziehen sich auf die Frage, inwieweit der europäische Integrationsprozess als ein Projekt fortschreitender Demokratisierung und damit als ein Probelauf für zivilgesellschaftliche Aktivitäten weiterhin eine politische Gelegenheitsstruktur gerade auch für Frauen anbietet. (ICH)
Quelle: Femina politica : Zeitschrift für feministische Politik-Wissenschaft, Jg. 12 (2003) H. 2, S. 9-14
Inhalt: In der Frauenforschung, die sich selbst zunehmend als Geschlechterforschung bezeichnete, wurden postmoderne Theorien rezipiert, die wenig Anknüpfungspunkte für eine frauenpolitische Praxis zu bieten schienen. Feministische Forschung und Frauenpolitik gingen auf Distanz. Diese Distanzierung vom ursprünglichen politischen Impetus hatte zur Folge, dass innerhalb der sozialwissenschaftlichen Frauen- und Geschlechterforschung eine Auseinandersetzung über das Verhältnis von Wissenschaft und (Frauen- )Politik nicht mehr explizit geführt wurde. In ihrer Qualität als Sprecherinnen-Rat des Arbeitskreises Politik und Geschlecht meinen die Autorinnen, dass es an der Zeit ist, eine solche Auseinandersetzung zu führen. Daher ist das Thema des diesjährigen DVPW-Kongresses "Politik - Wissenschaft - Öffentlichkeit" ein willkommener Anlass gewesen, um in einem Panel die Verschiebungen und komplexen Wechselwirkungen im Verhältnis zwischen feministischer (politik- ) Wissenschaft und (Frauen- ) Politik zu reflektieren. Aus den Beiträgen für dieses Panel ist der Schwerpunkt für die Ausgabe der femina politica zusammengestellt worden. Vor diesem Hintergrund werden die Beiträge des Heftes vorgestellt. (ICF2)