Exzellenz - Qualität - Solidarität : realistische Selbstwahrnehmungen und die Chancen der ostdeutschen Hochschulen
Titelübersetzung:Excellence - quality - solidarity : realistic self-perceptions and the opportunities of east German universities
Autor/in:
Pasternack, Peer
Quelle: Denkanstöße in einer föderalisierten Hochschullandschaft. Frauke Gützkow (Hrsg.), Gunter Quaißer (Hrsg.). Bielefeld: Univ.-Verl. Webler, 2008, S. 63-79
Inhalt: "Exzellenz" ist seit einigen Jahren ein dominierender Ansatz an den deutschen Hochschulen. Der Autor gibt zunächst zu bedenken: Wenn alle exzellent sein wollen, müssen die meisten an ihren eigenen Ansprüchen scheitern: "Schließlich können ja nicht alle grandios überdurchschnittlich sein - und sei es nur deshalb, weil die Feststellung der Überdurchschnittlichkeit den Durchschnitt als Bezugsgröße benötigt". Die Exzellenz-Initiative von Bund und Ländern hat für den Autor die "flächendeckende Neigung zur Selbstdarstellung als 'exzellent' verstärkt". Sie hat durch ihre Sortierung der Hochschulen in exzellent und nicht-exzellent zugleich dokumentiert, "dass es sich dabei um eine Marotte handelt". Im Kern der Sache handelt die Diskussion aber von etwas anderem, nämlich: Qualität. These des Beitrags ist daher, dass es an Hochschulen um die Qualität des Normalbetriebs, nicht um Höchstleistungen in der Forschung geht. Wie die ostdeutschen Hochschulen den regionalen Kontext mit den ihnen eigenen Konzepten gestalten können, wird vom Autor in einer Zukunftsstrategie "Hochschule als Motor regionaler Innovationssysteme" skizziert. Dazu wird das gesamte Leistungssektrum (Lehre, Forschung, Nachwuchsförderung, Wissenstransfer) abgedeckt und ein Organisationsentwicklungskonzept vorgestellt, das Entbürokratisierungsinitiativen, Personalentwicklungskonzepte und Regionales Wissensmanagement vorantreibt. (ICA2)
Denkanstöße in einer föderalisierten Hochschullandschaft
Titelübersetzung:Food for thought in a federalized university landscape
Herausgeber/in:
Gützkow, Frauke; Quaißer, Gunter
Quelle: Bielefeld: Univ.-Verl. Webler (Jahrbuch Hochschule gestalten), 2008. 216 S.
Inhalt: Inhaltsverzeichnis: Gespräch mit Andreas Geiger und Andreas Keller: "Des Kaisers neue Kleider" - Über Föderalismus in der Hochschulpolitik (17-36); Olaf Bartz: Verflechtungen und Flurbereinigungen seit 1948 - Die (bundes)deutsche Wissenschaft im Föderalismus (37-50); Matthias Anbuhl: Welchen Staat wollen wir? Auswirkungen der Föderalismusreformen I und II auf das Hochschulwesen (51-62); Peer Pasternack: Exzellenz - Qualität - Solidität: Realistische Selbstwahrnehmungen und die Chancen der ostdeutschen Hochschulen (63-80); Roland Bloch, Andre Lottmann, Carsten Würmann: Die Exzellenzinitiative - Wettbewerbliche Programmatik, wissenschaftliche Kriterien, politische Interessen (81-94); Herbert Schui: Neoliberalismus und Bildung - Wie eine Wettbewerbs-Ideologie die Hochschulen neu ausrichtet (95-104); Jens Maeße: Zum utopischen Kern des Neoliberalismus - Die hegemoniale Rolle des CH E in Verwaltungs- und politischen Diskursen im hochschulpolitischen Feld (105-116); Reinhard Kreckel: Die akademische Juniorposition zwischen Beharrung und Reformdruck: Deutschland im Strukturvergleich mit Frankreich, Großbritannien und USA sowie Schweiz und Österreich (117-136); Claudia Kleinwächter: varia et curiosa - vom Ende der einheitlichen Personalstruktur im deutschen Hochschulrecht (137-154); Dorothea Mey: Föderalismusreform und Frauen in der Wissenschaft Was tun ohne HRG? (155-168); Diethard Kuhne: Innovation durch Partizipation? Über die Bedeutung der Interessenvertretung im Topdown-Management verselbstständigter Hochschulen (169-180); Luzia Vorspel: Föderalismus(reform) in der Lehrerbildung (181-192); Rolf Dobischat, Bernhard Liebscher: Auswirkungen der Föderalismusreform auf die Studienfinanzierung und die Chancengleichheit im Hochschulbereich (193-211).
Wie der Bologna-Prozess erfunden wurde : eine Diskursanalyse über die Etablierung eines Reformprogramms in Deutschland
Titelübersetzung:Doing Bologna : a discourse analysis of the construction of a reform programm in Germany
Autor/in:
Maeße, Jens
Quelle: Zeitschrift für Soziologie der Erziehung und Sozialisation, Jg. 28 (2008) H. 4, S. 363-376
Inhalt: "Internationale und insbesondere europäische Politikprozesse haben in den vergangenen Jahren im Bereich der Reform nationaler Bildungssysteme an Bedeutung gewonnen. Unter dem Schlagwort 'Bologna-Prozess' wird die deutsche Studienstruktur an angelsächsische Modelle angepasst. Dies wirft die Frage auf, wie der Bologna-Prozess als politischer Reformprozess funktioniert. Der Beitrag geht dem auf zwei Ebenen nach. Er zeigt erstens, durch welche verstreuten institutionellen Entwicklungen und Ereignisse des policymaking der Bologna-Prozess als Reformprogramm etabliert wurde. Er analysiert dann am Beispiel eines Zeitschriftenausschnitts die diskursiven Techniken und Mechanismen der Herstellung von Legitimität. Im Ergebnis zeigt der Beitrag, dass der Bologna-Prozess mit einer auf Konsens basierenden politischen Logik operiert. Die Entscheidungen sind nicht mehr verhandelbar, der Text präsentiert sich technokratisch und die Hochschulen werden dazu animiert, die Bedeutung des Bologna-Prozesses letztlich selbst zu finden." (Autorenreferat)
Inhalt: "In the last decade, international and especially European policies became more and more importent for the transformation of national higher education systems. The German higher education system will be reorgenized according to Anglo-Saxonian standards in the name of the 'Bologna Process'. In the view of this development one may ask how the Bologna Process as a policy process works. The contribution follows two pathes of analysis. First, it will look at the dispersed institutional developments and events of policymaking. In a second step, the contribution will analyse a text from a journal and work out the discursive mechanisms of the constitution of legitimacy. As a result, the analysis shows that the political logic of the Bologna Process is the logic of consensus: the political decision is already drawn, the text is technocratic, and the universities are animated to search for the meaning of the Bologna Process independently." (author's abstract)
Evaluation, Akkreditierung und Politik : zur Organisation von Qualitätssicherung im Zuge des Bolognaprozesses
Titelübersetzung:Evaluation, accreditation and policy : organization of quality assurance during the Bologna Process
Autor/in:
Serrano-Velarde, Kathia
Quelle: Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2008. 240 S.
Inhalt: "Evaluation, Akkreditierung und Politik analysiert die Entstehung einesdeutschen und europäischen Marktes der Qualitätssicherung für dieHochschullehre. Der so genannte Bolognaprozess verpflichtet die europäischen Mitgliedsstaaten, Anstrengungen vorzunehmen, um das Hochschulstudium vergleichbarer zu machen und teilweise sogar zu vereinheitlichen. Ein wichtiger Schritt in diese Richtung bildet die Einführungvon Bachelor- und Masterstudiengängen, die von nationalen Evaluations- und Akkreditierungsagenturen auf ihre Qualität geprüft und zertifiziertwerden müssen. Im Fokus der Untersuchung steht ein Strukturbildungsprozess, der die Gründung deutscher Evaluations- und Akkreditierungsagenturen als Teil einer nationalen Reform der Hochschulsteuerungmotivierte. Dieser Strukturbildungsprozess hatte weit reichende Implikationen für die deutsche und europäische Hochschulpolitik, die in derStudie qualitativ und quantitativ ergründet werden." (Autorenreferat)<BR>
Internationalisierung und Globalisierung der deutschen Hochschulen im Kontext des Bologna-Prozesses
Titelübersetzung:Internationalisation and globalisation of German higher education in the context of the Bologna Process
Autor/in:
Kehm, Barbara M.
Quelle: Zeitschrift für Soziologie der Erziehung und Sozialisation, Jg. 28 (2008) H. 4, S. 347-362
Inhalt: "Der Beitrag beginnt mit einer begrifflichen Unterscheidung der Termini Internationalisierung, Globalisierung und Europäisierung im Hochschulbereich. Globalisierung unterscheidet sich von Internationalisierung vor allem durch die stärkere Betonung wettbewerblicher Komponenten. Dies wird im zweiten Teil am Beispiel der Funktionen von (globalen) Hochschulrankings verdeutlicht. Im dritten Teil wird der Bologna-Reformprozess, der weitgehend noch auf dem Kooperationsparadigma beruht, aus zwei Perspektiven analysiert. Die erste Perspektive ist ein Rückblick auf den bisherigen Implementationsprozess, der sich zum Zeitpunkt der Halbzeitbilanz 2005 abzeichnete. Hervorgehoben wird insbesondere, dass der Grad der Konvergenz sich eher an der Oberfläche und in den Makrostrukturen zeigt, darunter aber weiterhin eine große Vielfalt gegeben ist. Die zweite Perspektive fasst die Ergebnisse eines Projekts zusammen, in dessen Rahmen eine Reihe von Hochschulforschern über die Zukunft und Nachhaltigkeit des Europäischen Hochschulraums bis 2020 reflektierten. In diesem Kontext wurde insbesondere die Aufrechterhaltung europäischer Vielfalt betont sowie das Anliegen, den 'europäischen Weg' gemeinsam zu gehen. Der abschließende Teil des Beitrags macht Vorschläge für eine Forschungsagenda im Bereich der Internationalisierung von Hochschulen." (Autorenreferat)
Inhalt: "The contribution starts with a terminological differentiation of internationalisation, globalisation and Europeanisation in the field of higher education. Globalisation is distinguished from internationalisation in particular by its stronger focus on competitive dimensions. This is exemplified in the second part by analysing the functions of (global) rankings of higher education institutions. In the third part the Bologna reform process which continues to be based dominantly on the traditional cooperation paradigm is analysed using two perspectives. The first perspective is a look back on the process of implementation up to the 2005 stocktaking exercises. It is pointed out that up to that time a certain degree of convergence could be observed in the surface and macro structures, however, that there continued to be a high degree of diversity beneath these structures. The second perspective summarizes the results of a recently finished research project in the framework of which a number of higher education researchers reflected about the future and sustainability of the European Higher Education Area. In this context the issue of keeping up diversity was particularly emphasised as well as the issue of jointly going the 'European way'. The final part of the contribution proposes a research agenda in the field of internationalisation in higher education." (author's abstract)
Exzellenz und Differenzierung: Auf der Suche nach einer neuen Systemlogik
Titelübersetzung:Excellence and differentiation: looking for a new system logic
Autor/in:
Teichler, Ulrich
Quelle: Exzellente Wissenschaft: das Problem, der Diskurs, das Programm und die Folgen. Stefan Hornbostel (Hrsg.), Dagmar Simon (Hrsg.), Saskia Heise (Hrsg.). Bonn (iFQ-Working paper), 2008, S. 13-22
Inhalt: Der Autor setzt sich mit der Bedeutung der symbolischen Abgrenzung durch die Exzellenzinitiative und dem Bedarf an symbolischer Differenzierung, ihren Folgen und Nebenfolgen kritisch auseinander. Er wirft grundsätzlich die Frage nach der Notwendigkeit einer verstärkten vertikalen Differenzierung des deutschen Hochschulsystems auf und betont, dass nicht nur die Erfolge oder Misserfolge des Programms zu evaluieren sind, sondern vor allem auch die Effekte, bezogen auf die Gesamtfunktionen und -leistungen des Hochschulsystems. Es muss seines Erachtens in Zweifel gezogen werden, ob die Stoßrichtungen des paradigmatischen Wandels des Wissenschaftssystems wirklich für Deutschland wünschenswert sind. Vor diesem Hintergrund drängen sich drei Fragen auf: Erstens ist zu fragen, inwieweit Deutschland mit einer so einseitigen Forschungsbetonung bei der Exzellenz-Förderung gut beraten ist. Zweitens ist die den Bemühungen um besondere Förderung ausgewählter Universitäten zugrunde liegende These, dass die Leistung der Wissenschaftler stark von ihrer Zugehörigkeit zu einer bestimmten Hochschule abhängt, bisher noch nicht von großer Evidenz gestützt. Drittens ist zu fragen, ob eine stärkere Betonung der Spitze tatsächlich die Leistungsfähigkeit des Wissenschaftssystems insgesamt stärkt. (ICI2)
Hochschulautonomie und Zielvereinbarungen : neue Instrumente der Hochschulsteuerung und ihre Vereinbarkeit mit der akademischen Selbstverwaltung
Titelübersetzung:University autonomy and target agreements : new instruments in university management and their compatibility with academic self-administration
Autor/in:
Rogal, Uwe
Quelle: Hamburg: Kovac (Lehre & Forschung : Hochschule im Fokus, Bd. 5), 2008. XIV, 250 S.
Inhalt: "Seit Beginn der 1990er Jahre hat sich im Kontext des so genannten 'Neuen Steuerungsmodells' das traditionelle Verhältnis zwischen Hochschulen und Staat stark verändert. Dabei werden an den Hochschulen vermehrt auch Koordinationsinstrumente der betriebswirtschaftlichen bzw. verwaltungswissenschaftlichen Organisationslehre erprobt. Zu diesen Koordinationsinstrumenten zählt insbesondere der Einsatz von Zielvereinbarungen. Dennoch zeigt die Praxis, dass gut 10 Jahre, nachdem in Baden-Württemberg, Bayern und Niedersachen die ersten Zielvereinbarungen im Hochschulbereich abgeschlossen wurden, eine Vielzahl tatsächlicher und juristischer Fragen noch immer weitestgehend ungeklärt geblieben ist. Eine davon betrifft das Verhältnis zwischen Zielvereinbarungen und Hochschulautonomie. Hat sich durch den Einsatz von Zielvereinbarungen die Stellung der Hochschulen im Verhältnis zum Staat bzw. das Verhältnis der Fakultäten und einzelner Hochschulmitglieder zur Hochschulleitung verbessert? Fördern Zielvereinbarungen die Hochschulautonomie in hinreichendem Maße? Oder stellen Zielvereinbarungen unter dem Deckmantel des hochschulfreundlichen Verhaltens sogar eine Gefährdung des Autonomieprozesses dar? Der Verfasser geht diesen Fragenstellungen nach. Nach einer ausführlichen Darstellung der Hochschulautonomie als Maßstab der Untersuchung sowie einer Beschreibung des unterschiedlichen Einsatzes von Zielvereinbarungen an Hochschulen werden dabei auch die gesetzlichen Grundlagen in den aktuellen Landeshochschulgesetzen analysiert und bewertet." (Autorenreferat)
Insider-Geschäfte auf dem universitären Markt der USA : Mechanismen der Elitereproduktion
Titelübersetzung:Insider deals on the university market in the USA : elite reproduction mechanisms
Autor/in:
Fantasia, Rick
Quelle: Humboldts Albtraum: der Bologna-Prozess und seine Folgen. Franz Schultheis (Hrsg.), Paul-Frantz Cousin (Hrsg.), Marta Roca i Escoda (Hrsg.). Konstanz: UVK Verl.-Ges., 2008, S. 19-28
Inhalt: Im Kontext der Auseinandersetzung mit dem US-amerikanischen Hochschulsystem zeigt der Verfasser, dass sich der Prozess sozialer Exklusion auf allen Ebenen des Systems abspielt, das gewöhnlich seine Klassenauswahl unter dem Deckmantel universitärer Leistungen durchführt. Das schlagendste Beispiel dafür ist die Vorzugsbehandlung der sogenannten "legs" (legacies) durch die meisten Eliteinstitutionen. Dieser Begriff bezeichnet die Vorzugsbehandlung der Kinder und Enkel ehemaliger Studierender bei der Zulassung. Für die Kinder von Großspendern der Universität ist die Zulassung praktisch garantiert, es sei denn, es handelt sich um einen Schüler, der noch nicht einmal die minimalsten schulischen Fähigkeiten zeigt. An der Spitze der sozialen Pyramide geht es, so die These, nicht um die Qualität des Unterrichts, sondern um die sozialen Kontakte, die sich in den privaten Colleges bilden und festigen. Je exklusiver, desto nachgefragter sind sie. In der Oberschicht gelten diese Verbindungen weitaus mehr als das eigentliche Studium. Auch wenn die sozialen Eliten ständig Begriffe wie Konkurrenz, Leistung und Markt im Munde führen, scheuen sie kein Geld und keine Mühe, um ihre Kinder nicht dem Risiko einer Konkurrenz mit Schülern aus anderen Milieus auszusetzen. Gegen deren Einfluss und zum Schutz vor der Gewalt, die anderswo herrscht, suchen sie die Abgeschirmtheit der privaten Schulen. (ICF2)
Quelle: Die Natur der Gesellschaft: Verhandlungen des 33. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Kassel 2006. Teilbd. 1 u. 2. Karl-Siegbert Rehberg (Hrsg.), Dana Giesecke (Mitarb.), Thomas Dumke (Mitarb.). Kongress "Die Natur der Gesellschaft"; Frankfurt am Main: Campus Verl., 2008, S. 1119-1236
Inhalt: Auf dem Forum für Lehre zum Thema "Hochschulpolitik" wurde kritisch hinterfragt, ob in Europa wirklich eine Einheitsuniversität notwendig ist. Weitere Fragen lauteten: Welche Stimmen haben die Wissenschaftler Europas noch im Bologna-Prozess? Kann die derzeitige Universitätsreform mit ihrer Absicht der allgemeinen Vereinheitlichung tatsächlich jene vielfältige Wissensgesellschaft hervorbringen, die Europa den Spitzenplatz im globalen Wettbewerb verschaffen kann? Brauchen wissenschaftliche Leistungen nicht besondere Bedingungen mit einem Klima von geistiger Inspiration und Offenheit, die nur durch eine freie und vielseitige Entwicklung von Forschung und Lehre garantiert werden können? Der vorliegende Beitrag enthält einen Überblick und zusammenfassende Kommentare zu folgenden Vorträgen des Forums sowie zur abschließenden allgemeinen Diskussion: "Kompetenzvernichtung und Entdemokratisierung als Reform" (Karl-Siegbert Rehberg), "Das Ende der Freiheit der Wissenschaften" (Reinhard Blomert), "Privatisierung der Allmende" (Elisabeth Meyer-Renschhausen), "Förderung intrinsischer Motivation" (Paul Kellermann) und "Die neue Bildungskatastrophe" (Heinz Steinert). (ICI2)
Wissenschaften im 20. Jahrhundert: Universitäten in der modernen Wissenschaftsgesellschaft
Titelübersetzung:Sciences in the twentieth century: universities in the modern scientific society
Herausgeber/in:
Reulecke, Jürgen; Roelcke, Volker
Quelle: Stuttgart: Steiner, 2008. 268 S.
Inhalt: Das Buch ist aus einer Tagung in Gießen anlässlich des 400-jährigen Jubiläums der dortigen Universität im Jahr 2006 hervorgegangen. Dementsprechend beschäftigen sich viele Autoren mit der Giessener Universitätsgeschichte. Aus politikwissenschaftlicher Perspektive interessiert in erster Linie der Beitrag von Claus Leggewie über 'Politik- und Sozialwissenschaften in wechselnden politischen Kontexten des 20. Jahrhunderts'. Er unterscheidet drei Traditionslinien in der Politikwissenschaft: Im Anschluss an Max Weber stehen Souveränität, Herrschaft, das Gewaltmonopol des Staates, die Verrechtlichung und die politische Elitenrekrutierung im Mittelpunkt; in der Linie von Hannah Arendt geht es eher um Macht als Kommunikationsmedium und die Bürgergesellschaft; System- und Steuerungstheorien im Anschluss an Niklas Luhmann oder Fritz Scharpf behandeln die Funktion des gesellschaftlichen Subsystems Politik und die umstrittenen Chancen politischer Steuerung. Als zentral für die Geschichte der Politikwissenschaft erweist sich aber die Frage nach dem Verhältnis des Faches zu seinem Gegenstand, die nach 1945 mit dem Konzept der Demokratiewissenschaft beantwortet wurde. Dieses Selbstverständnis möchte Leggewie nachdrücklich gestärkt und revitalisiert wissen. Für die Fachgeschichte sind auch die wesentlichen Fragestellungen der allgemeinen Wissenschaftsgeschichte, die Volker Roelcke in seiner Einführung skizziert, von Belang. Wie ist der Prozess der Ausdifferenzierung von Disziplinen zwischen wissenschaftsimmanenten Dynamiken und politischen, ökonomischen und kulturellen Entwicklungen theoretisch in den Griff zu bekommen? Wie ist das Phänomen der 'Verwissenschaftlichung des Sozialen' (14), also die zunehmende Autorität wissenschaftlicher Expertise für das Alltagsleben, zu analysieren? Was kann über die Wechselwirkung von Politik und Wissenschaft im Verhältnis von Politikberatung, Forschungsförderung und -steuerung im Verlauf des 20. Jahrhunderts ausgesagt werden? Zur Bearbeitung der drei Problemfelder könnte die Fachgeschichte der Politikwissenschaft durchaus noch etwas beitragen. (ZPol, NOMOS). Inhaltsverzeichnis: Volker Roelcke: Wissenschaften im 20. Jahrhundert: Universitäten und Disziplinen in der modernen Wissenschaftsgesellschaft. Einführung (9-16); Jürgen Reulecke: "Litteris et armis": Hermann Onckens Rede aus Anlass des 300-jährigen Bestehens der Giessener Universität im Jahre 1907 (17-27); Jürgen Fohrmann: Zur Entwicklung der Literaturwissenschaften im 20. Jahrhundert (29-40); Doris Kaufmann: Zur Genese der modernen Kulturwissenschaft: "Primitivismus" im transdisziplinären Diskurs des frühen 20. Jahrhunderts (41-54); Ute Daniel: Die Geburt der Methodentheorie aus dem Geist der Propaganda: Entstehungskontexte der Medienforschung in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts (55-78); Vadim Oswalt: Verwissenschaftlichung, Vereinheitlichung und Professionalisierung: Tendenzen in der Entwicklung der Lehrerausbildung im 20. Jahrhundert und die Universität Gießen (79-90); Wolfhard Weber: Die Ausdifferenzierung der Technikwissenschaften im 20. Jahrhundert (91-106); Jürgen Kocka: Disziplinen und Interdisziplinarität (107-120); Claus Leggewie: Politik und Sozialwissenschaften in Deutschland in wechselnden politischen Kontexten des 20. Jahrhunderts (121-130); Volker Roelcke: Rivalisierende "Verwissenschaftlichungen des Sozialen": Psychiatrie, Psychologie und Psychotherapie im 20. Jahrhundert (131-148); Josef Ehmer: Bevölkerungswissen und Demographie in der Wissensgesellschaft des 20. Jahrhunderts (149-168); Louis Pahlow: "Das aus der Ruhe gerissene Recht". Wirtschaftsrecht zwischen Rechtswissenschaft und Politik in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts (169-188); Ulrich Sieg: Forcierte Nationalisierung als Komplexitätsreduktion: "Deutsche Wissenschaft" in den Geisteswissenschaften zwischen 1900 und 1945 (189-205); Roland Eckert: Von den Krisenkommissionen zur Dauerberichterstattung: Wirkungen und Probleme von vierzig Jahren Gewalt- und Konfliktforschung (207-216); Wolfgang Uwe Eckart: "Kampf um die Totalität" oder "Ambivalenz der Moderne"? Medizinische Forschungsförderung durch die Notgemeinschaft der Deutschen Wissenschaft/DFG 1920-1970 (217-244); Anne Chr. Nagel: Anspruch und Wirklichkeit in der nationalsozialistischen Hochschul- und Wissenschaftspolitik (245-262).