Das feministische Ich und das bewegte Wir : zur subjektiven Dimension in der Debatte um die Kategorie Geschlecht
Titelübersetzung:The feminist ego and the emotional we : the subjective dimension in the debate concerning the category of gender
Autor/in:
Hänsch, Ulrike
Quelle: Beiträge zur feministischen Theorie und Praxis, Jg. 20 (1997) H. 46, S. 79-91
Inhalt: In den letzten Jahren sind innerhalb der feministischen Debatte zunehmend poststrukturalistische Ansätze wie die Dekonstruktion der Kategorie Geschlecht von Judith Butler diskutiert worden, die wie kaum ein anderes Thema die Frauenbewegung und Frauenforschung belebt und polarisiert haben. Ziel des Beitrags ist es, den Prozess der Rezeption dieser Ansätze und die Debatten, die darüber ausgelöst wurden, zu verfolgen. Dabei werden besonders zwei Thesen von Judith Butler ("Das feministische Wir ist stets nur eine phantasmatische Konstruktion" und "Die Geschlechtsidentität ist eine Imitation, zu der es kein Original gibt") beleuchtet. Diese unterschiedlichen Deutungen korrespondieren mit unterschiedlichen Erfahrungen in der Frauenbewegung, die idealtypisch als Befreiungs- oder Ausschlusserfahrungen bezeichnet werden. Anhand der zwei Thesen wird, insbesondere mit Blick auf die subjektive Dimension in der Debatte, herausgearbeitet, wie beide Positionen ineinander verwickelt sind. (ICH)
Quelle: Zeitschrift für Frauenforschung, Jg. 14 (1996) H. 1/2, S. 5-18
Inhalt: Mit Blick auf die Geschichte der Auseinandersetzungen innerhalb der Frauenbewegung, insbesondere die Positionen des Radikalfeminismus und liberalen Feminismus, geht es in dem Beitrag darum aufzuzeigen, daß "Gleichheit" und "Differenz" zwei Bezugspunkte von feministischen Emanzipationsansprüchen sind, die zusammengehören. Als Grund für den erkenntnistheoretischen Mangel vieler feministischen Forschungsarbeiten zu dieser Thematik wird die Tatsache gesehen, daß die identitätslogischen Prämissen unausgelotet bleiben, die sowohl im Differenz- wie auch im Gleichheitsansatz stecken. In Anlehnung an Th. W. Adorno werden vor allem zwei methodische Fallstricke herausgearbeitet, in denen sich identitätslogische Denkweisen verfangen können, wie sie vor allem in radikalfeministischen Arbeiten zu finden sind. Das Problem vieler feministischer Analysen ist, daß diese entweder im Anderen das Ähnliche und im Gleichen das Abweichende nicht beachten, oder beides benennen, ohne zu klären, wie Gleichheit und Differenz zusammenhängen. (ICH)
Die Bedeutung der Kategorie "Geschlecht" für psychologische/ sozialwissenschaftliche Forschung
Titelübersetzung:The importance of the category of "gender" for psychological research/ social science research
Autor/in:
Meyer-Siebert, Jutta
Quelle: Journal für Psychologie : Theorie, Forschung, Praxis ; Zeitschrift der Neuen Gesellschaft für Psychologie, Jg. 2 (1994) H. 3, S. 54-57
Inhalt: Der Beitrag kritisiert Entwicklungen in der feministischen Genderforschung. Im Grunde wird beklagt, dass die feministische Forschung ihre theoretische Klarheit und politische Potenz verloren hat, da sie Kompromisse mit Vorgehensweisen der "Mainstream"- bzw. "Malestream"- Wissenschaft machen muss, um gehört zu werden. Der Artikel wendet sich dann Konstruktionen von Karl Marx zu. Marx hatte die Frage gestellt, was denn einen "Standpunkt" begründen könnte, der "objektiv" eine Analyse in "befreiender Perspektive" ermöglicht. Für ihn war dies die "Arbeit", die dann zu einem wichtigen Bestandteil seines Werkes wurde. Der Beitrag stellt die Frage, ob "Arbeit" auch für eine feministische Theorie einen "analytischen Standpunkt" begründen könnte. Abschließend wird der Gedanke ausgeführt, dass die "De-Konstruktion von Geschlecht und Zweigeschlechtlichkeit" für die Kritik von Gesellschaftsstrukturen wichtig ist, in denen eine Unterordnung von Frauen gegeben ist. Sie darf aber nicht von der Praxis in den Geschlechterverhältnissen abgetrennt werden. (ICB)
Der Maastrichter Vertrag, das Demokratiedefizit der EG und europäische Frauenbewegungen
Titelübersetzung:The Maastricht Treaty, the democracy deficit of the EC and European women's movements
Autor/in:
Schunter-Kleemann, Susanne
Quelle: Beiträge zur feministischen Theorie und Praxis, Jg. 16 (1993) H. 34, S. 33-49
Inhalt: In diesem Beitrag soll gezeigt werden, daß die Geschlechterproblematik in vielfältiger Weise in die ökonomischen und politischen Prozesse der europäischen Integration eingebunden ist. Im Zentrum der Darstellung stehen die Reaktionen der Frauen auf die Brüsseler Politik. Die Verfasserin schildert hierzu die Debatten in den Frauenbewegungen einiger Nicht-Mitgliedstaaten. In diesem Länderberichten wird exemplarisch aufgezeigt, wie die Lebenssituation von Frauen in Europa durch EG-Entscheidungen beeinträchtigt wird (Irland, Dänemark) oder bei einem Beitritt des Staates zum EWR oder zur EG (Österreich, Schweden, Schweiz) beeinträchtigt werden könnte. (ICE)
CEWS Kategorie:Europa und Internationales, Frauen- und Geschlechterforschung, Gleichstellungspolitik
Dokumenttyp:Zeitschriftenaufsatz
Randexistenzen : Institutionalisierung von Frauenforschung an BRD-Hochschulen
Titelübersetzung:Marginal existences : institutionalization of research on women at universities in the FRG
Autor/in:
Brüssow, Gaby
Quelle: Forum Wissenschaft, Jg. 9 (1992) H. 4, S. 6-10
Inhalt: Die Ansätze zur Institutionalisierung der Frauenforschung sind so vielfältig wie die Hochschulfrauenbewegung selbst. In dem Beitrag wird versucht, den derzeitigen Stand der Frauenforschung an bundesdeutschen Hochschulen zu dokumentieren. Institutionalisierung bedeutet dabei, daß das Lehrangebot und die Forschung nicht länger von individuellen Schwerpunktsetzungen einzelner Wissenschaftler abhängig sind. Die Autorin analysiert die Situation an einzelnen Hochschulen und beschreibt die verschiedenen Institutionalisierungsansätze: Arbeitsgruppen, interdisziplinäre Forschungsgruppen, Frauen-Weiterbildungsstudiengänge, Wahl- und Wahlpflichtfächer, Frauenforschungsprofessuren, Hochschule der Frauen. Die Studie kommt zu dem Ergebnis, daß der Frauenforschung am ehesten ein Platz eingeräumt wird, wenn sie wenig Kosten verursacht und nicht zu Lasten des Stellenpools geht. (pka)
CEWS Kategorie:Frauen- und Geschlechterforschung, Hochschulen
Dokumenttyp:Zeitschriftenaufsatz
Gleichheit im Zeitalter der Differenz : einige methodologische Erwägungen zur Frauenforschung
Titelübersetzung:Equality in the age of difference : some methodological considerations regarding research on women
Autor/in:
Müller, Ursula
Quelle: Psychologie und Gesellschaftskritik, Jg. 15 (1991) H. 3/4, S. 73-89
Inhalt: Die Arbeit thematisiert "Gleichheit" und Differenz im Rahmen der Androzentrismuskritik als methodologisches Problem, seine Bedeutung für die empirische Forschung und deren Gegenstandsbezug in feministischer Sicht. Schwerpunktmäßig setzt sich die Autorin mit dem Vorwurf von männlichen Wissenschaftlern auseinander, Frauen seien zu keiner wissenschaftlichen Objektivität fähig. In diesem Zusammenhang wird die "Sicht von unten"-Perspektive feministischer Forschung als Stabilisierungshilfe für die gegebenen gesellschaftlichen Geschlechterdifferenzen kritisiert und eine grenzüberschreitende "Sicht-von der-Seite"-Perspektive vorgeschlagen. Zusammenfassend wird das Problem hervorgehoben, Gleichheit in einer auf Geschlechterdifferenzierung basierenden Wissenschaft durchzusetzen und das Stadium gegenseitiger Verachtung zu überwinden. Die Arbeit basiert auf der Verwertung von Sekundärquellen. (ICB)
Feministische Erkenntnis - Parteilichkeit und Theorie
Titelübersetzung:Re-inventing ourselves as other - more new agents of history and knowledge
Autor/in:
Harding, Sandra
Quelle: Das Argument : Zeitschrift für Philosophie und Sozialwissenschaften, Jg. 32 (1990) H. 4, S. 559-569
Inhalt: Dieser Beitrag beschäftigt sich mit feministischen Standpunkten zur Beziehung zwischen Erfahrung und Erkenntnis. Argumentiert wird, daß sich das "transzendentale und ahistorische Begründungsdenken", das von einem "Punkt im Nirgendwo" ausgeht (der sich immer wieder als der Ort patriarchaler Herrschaft erweist), nicht für das Denken der Frauenbewegung eignet. Doch auch die Gegenposition des "erfahrungsbezogenen Begründungsdenkens" hat beschränkten Erkenntniswert, solange sie das spontane Bewußtsein individueller Erfahrung zum alleinigen Wahrheitskriterium macht. Der erste Standpunkt macht sein Partialinteresse in einem Absoluten unsichtbar, während der zweite das seinige verabsolutiert. Die Autorin wendet sich gegen einen erkenntnistheoretischen Separatismus der Frauenbewegung. (GF)
Inhalt: "A major problem for feminist theories consists in the relationship between experience and knowledge, between objectivity claims and the social location of a given speaker. To deal with this problem means to recognize that the subject of feminist knowledge is multiple and contradictory, that it must be the subject of every other liberatory knowledge project and that women cannot be the unique generators of feminist knowledge. In order to bring forth emancipatory forms of knowledge and social practice, historical agents - whatever their gender, race, or class - have to 'reinvent themselves as other." (author's abstract)
Bedingungen von Forscherinnen und Frauenforschung in Schweden
Titelübersetzung:Conditions of women researchers and research on women in Sweden
Autor/in:
Carlsson, Marianne
Quelle: Die Mitarbeit : Zeitschrift zur Gesellschafts- und Kulturpolitik, Jg. 35 (1986) H. 3, S. 274-279
Inhalt: Im dem Beitrag werden die Situation und die Bedingungen von Forscherinnen und Frauenforschung in Schweden beschrieben. Die Entwicklung der Zunahme von Frauen in Hochschule und Forschung wird zunächst anhand von Zahlen skizziert. Die schwedische Begründung für Gleichberechtigungsforschung, Frauenforschung und die Forderung nach mehr Forscherinnen werden nachgezeichnet. Dann wird gezeigt, warum es schwierig ist, mehr Frauen für die Forschung und die Forscherausbildung zu gewinnen. Vor allem die psychischen Probleme der Frauen werden erläutert. Die besondere Schwierigkeit durch die Belastung mit Forschung und Familie wird diskutiert. Dann wird das aus den Erfahrungen der Frauenbewegung hervorgegangene, 1978 in Lund gegründete "Forum für Forscherinnen und Frauenforschung" vorgestellt. Ziel, Organisation und Aufgaben des Forums werden dargestellt. Als dessen Sprachrohr wird die "Frauenwissenschaftliche Zeitschrift" vorgestellt. Dann wird näher auf die Frauenforschung als interdisziplinäre Forschungsaufgabe eingegangen. Es wird die Bedeutung der Frauenperspektive in der Forschung erörtert. Auch die personellen und wirtschaftlichen Ressourcen für die Frauenforschung werden kurz erwähnt. (KW)
CEWS Kategorie:Frauen- und Geschlechterforschung, Wissenschaft als Beruf
Dokumenttyp:Zeitschriftenaufsatz
"Der akademische Staat ist Männerwerk geblieben" : zur Selbstwahrnehmung von Studentinnen und Akademikerinnen in der Weimarer Zeit
Titelübersetzung:"The academic state has remained men's domain" : self-perception of female students and academics in the Weimar period
Autor/in:
Störmer, Senta
Quelle: Feministische Studien, Jg. 4 (1985) H. 2, S. 79-86
Inhalt: Der Artikel befaßt sich mit der Lebens- und Arbeitssituation der Studentinnen in der Weimarer Republik. Dazu werden in erster Linie Zeitschriften, einschließlich der sechs in Berlin herausgegebenen Jahrgänge der "Studentin", ausgewertet, die der Frauenbewegung mehr oder weniger nahe gestanden sind. Es wird von den Schwierigkeiten der Studentinnen berichtet, in der Männer dominierten Universitätswelt gleichberechtigte Anerkennung zu finden. Die Autorin betont, daß den Wissenschaftlerinnen das Dilemma der Integration in dem männlichen Leistungszusammenhang bewußt war. Es wird dargelegt, wie trotz Anpassung an männliche Wissenschaftsideale, Frauen nach wissenschaftlicher Erkenntnis in frauenspezifischen Bereichen suchen. Der Ansatz von Umsetzung und Anwendung wissenschaftlicher Forschung in der Praxis scheint für die Autorin ein besonders wichtiges Ergebnis zu sein. (RU)
Technopatria als Basis für Demotechnika und Technotopia? : oder: Die Auswirkungen der neuen Technologien auf Frauenarbeitsplätze
Titelübersetzung:Technopatria as basis for demotechnica and technotopia? : or: The impacts of new technologies on working places for women
Autor/in:
Schlüter, Anne
Quelle: Die Mitarbeit : Zeitschrift zur Gesellschafts- und Kulturpolitik, Jg. 33 (1984) H. 4, S. 340-351
Inhalt: Die Autorin untersucht, anhand neuerer Studien und Artikel, welche Wirkungen neue Technologien auf Frauenarbeitsplätze hatten und haben werden. Referiert werden die Technikwirkungen für acht Berufsbereiche auf Frauen und Männer. Es wird besonders auf die Teleheimarbeit eingegangen und den daraus resultierenden Problemen. Zum Abschluß werden die Positionen der Gewerkschaften, der SPD-Frauen und der autonomen Frauenbewegung zu den neuen Technologien dargestellt. (RN)
Schlagwörter:Arbeitsplatz; technische Entwicklung; Heimarbeit; Gewerkschaft; Frauenbewegung; SPD
CEWS Kategorie:Frauen- und Geschlechterforschung, Naturwissenschaft und Technik, Arbeitswelt und Arbeitsmarkt