Affektive (Ver-)Führungen: Machttheoretische Überlegungen zu Heteronormativität
Titelübersetzung:Affective enticements: on power and heteronormativity
Autor/in:
Bargetz, Brigitte; Ludwig, Gundula
Quelle: Femina Politica - Zeitschrift für feministische Politikwissenschaft, 26 (2017) 1, S 118-130
Inhalt: "Ziel des Beitrags ist es, den wohl grundlegendsten Begriff der Queer Theorie - Heteronormativität - machttheoretisch zu präzisieren. Dazu schlagen wir einen Dialog zwischen hegemonietheoretischen und affekttheoretischen Ansätzen vor, um sowohl über ein juridisches und ahistorisches Verständnis von Heteronormativität hinauszugehen als auch ein Verständnis von Heteronormativität zu überwinden, das Sexualität ins Zentrum stellt. Wir fassen Heteronormativität als Hegemonie, da deren Stabilität nicht nur auf Zwang rückführbar ist, sondern auch auf Konsens, soziale Kämpfe und Kompromisse. All diese Elemente von Hegemonie sind, so zeigen wir, immer auch affektiv strukturiert: Heteronormative Hegemonie wird nicht nur über Einsicht und Verstand, sondern auch über verkörperte Gefühle, Atmosphären, Stimmungen, Leidenschaften und Verbundenheiten organisiert. Heteronormative Hegemonie operiert über affektive Versprechen von Zugehörigkeit und Komfortzonen, die in zivilgesellschaftlichen Auseinandersetzungen artikuliert und in alltäglichen Praxen reproduziert werden. Da diese zivilgesellschaftlichen Kompromisse auch rassisiert, vergeschlechtlicht und klassisiert sind, muss Heteronormativität überdies stets intersektional gedacht werden." (Autorenreferat)
Inhalt: "The aim of this article is to further elucidate an understanding of one of queer theory's most important concepts: heteronormativity. By providing an epistemological encounter between theories of hegemony and theories of affect, we suggest going beyond a juridical and a historical understanding of heteronormativity as well as suspending sexuality as core of heteronormativity. We refer to heteronormativity in terms of hegemony, arguing that heteronormativity obtains its stability not only through coercion but also through consensus, social struggles, and compromises. Moreover, heteronormative hegemony is always also affectively structured: It is organized through bodily affects, atmospheres, moods, passions and relationalities. Heteronormative hegemony, we argue, operates through promises of belonging and comfort zones that are articulated within civil society and reproduced within everyday practices. Since these compromises are also racialized, gendered and classed, heteronormativity also needs to be theorized intersectionally." (author's abstract)
Machtvoll und vermachtet: Verhandlungen um KörperSubjekte und Technik
Titelübersetzung:Negotiations on the Relation of BodySubjects and Technology
Autor/in:
Freudenschuss, Magdalena
Quelle: Femina Politica - Zeitschrift für feministische Politikwissenschaft, 26 (2017) 1, S 131-144
Inhalt: "Der Beitrag nimmt Geschlechter- und Machtverhältnisse vor dem Hintergrund der Technologisierung von Gesellschaft und damit einhergehender Unbestimmtheiten von Körper und Technik in den Blick. Befreiung und Unterwerfung sind beide konstitutive Teile technisierter KörperSubjektivität, sie vermitteln sich über Körper und unterstreichen dessen kontinuierliche Relevanz als Ort des Politischen. Aus feministischer Perspektive wird die Verschränkung von Technik und Körper bisweilen auch unter der Chiffre der Cyborg verhandelt. Diese in sich ambivalente Konzeptionalisierung kann als zeitdiagnostische Artikulation von KörperSubjekten verstanden werden und verlangt nach einer aktiven Auseinandersetzung mit ihren politischen Potentialen und Dynamiken. Zuspitzend argumentiert der Text, dass politisches Handeln in Zeiten digitaler Technologien eine Auseinandersetzung mit der eigenen Cyborg-Existenz verlangt." (Autorenreferat)
Inhalt: "Observing undetermined dynamics between body and technology this paper focuses on power with regard to the technologization of society. Liberation and repression both structure contemporary forms of a 'bodyily subjectivity'. The paper understands the body as a site of continuous political struggle. It takes up the feminist notion of the cyborg in order to reflect on ongoing changes and their political potential to transform repressive power relations. In conclusion it proposes to continue the feminist political project to adopt the figure of a politized cyborg by 'learning to be a cyborg' in different respects." (author's abstract)
Der Kampf um Macht: historische Frauenbewegungen in Russland und Großbritannien im Vergleich
Titelübersetzung:The Struggle for Power: Historical Women's Movements in Comparison
Autor/in:
Günther, Jana; Hinterhuber, Eva Maria
Quelle: Femina Politica - Zeitschrift für feministische Politikwissenschaft, 26 (2017) 1, S 24-39
Inhalt: "Der als vergleichende Studie angelegte Beitrag fokussiert die historische russische und britische Frauenbewegung mit dem beginnenden 20. Jahrhundert bis zum ersten Weltkrieg. Zu den Hauptthemen der beiden Frauenbewegungen gehörten der gleichberechtigte Zugang zu Bildung und Erwerbsarbeit, die Erlangung allgemeiner ziviler Rechte und der Kampf um politische Partizipation. Die jeweiligen nationalen Kontexte unterschieden sich deutlich in ihren politischen, sozialen und kulturellen Rahmenbedingungen, was zu spezifischen Ausprägungen im Feld der sozialen Bewegungen führte. Nichtsdestotrotz lassen sich auch Gemeinsamkeiten bezüglich der Forderungen, Protestformen und Mobilisierung aufzeigen. Auf der Basis einer 'most-different-case selection' wird in dieser Studie systematisch diesen Unterschieden und Gemeinsamkeiten auf den Grund gegangen, um weiterführend Prozessen von Machtgenerierung und Ermächtigung nachzuspüren." (Autorenreferat)
Inhalt: "This comparative study focuses on the historical Russian and British Women's Movement from the beginning of the 20th century to World War I. The movements’ key issues included access to education and work, civic and political rights. The respective national contexts differed considerably in regards to political, social and cultural conditions, which led to specific forms in the field of social movements. Still, a closer look shows similarities concerning claims, forms of protest, and mobilisation. Based on a 'most-different-case selection', this study systematically examines commonalities and differences, in order to provide a wider perspective on processes of power generation and empowerment." (author's abstract)
Schlagwörter:Russland; Russia; Großbritannien; Great Britain; Frauenbewegung; women's movement; historische Entwicklung; historical development; woman; Menschenrechte; human rights; Gleichberechtigung; equality of rights; politische Partizipation; political participation; soziale Bewegung; social movement; Protest; protest; Mobilisierung; mobilization; Macht; power; Feminismus; feminism; Frauenpolitik; women's policy; politische Faktoren; political factors; kulturelle Faktoren; cultural factors; soziale Faktoren; social factors
SSOAR Kategorie:Sozialgeschichte, historische Sozialforschung, Frauen- und Geschlechterforschung
Titelübersetzung:Ta(l)king Care: Subsidiarity and Discourse
Autor/in:
Stiegler, Michael; Schönwälder-Kunze, Tatjana
Quelle: Femina Politica - Zeitschrift für feministische Politikwissenschaft, 26 (2017) 2, S 19-33
Inhalt: "Der Beitrag skizziert die Breite, aber auch die Funktionalität der Verwendung von 'Care' im deutschsprachigen Raum, um diese diskurskritisch zu analysieren. Wir stellen die Frage, wie subsidiär der 'Care'-Diskurs selbst ist, um darauf aufmerksam zu machen, dass zum einen eines der impliziten, hegemonialen Denkmuster des Care-Diskurses u.a. darin besteht, 'Care' trotz seiner vielfältigen Erscheinungsformen auf (tauschökonomische) Reziprozität zu reduzieren. Zum anderen werden analoge Verschiebungen in Bezug auf das Prädikat 'sozialinvestiv' und die Funktion von 'Care' im sozialphilosophischen Zusammenhang gezeigt, wo 'Care' eine komplementäre, aber untergeordnete Funktion in Gerechtigkeitskonzeptionen zugeschrieben wird. Abschließend plädieren wir dafür, 'Care' begrifflich so zu erweitern, dass seine Bedeutung über das tauschökonomische Paradigma hinausweisen kann." (Autorenreferat)
Inhalt: "The paper outlines the breadth and also the functionality of the use of 'care' in the German-speaking world to analyze this discourse critically. We raise the question of how subsidiary the 'care' discourse itself is and draw attention to, on the one hand, the implicit, hegemonic patterns of care discourses to reduce 'care', despite its various appearances, to exchange-economic reciprocity. On the other hand, we reveal similar shifts of the predicate 'social investment' and the function of 'care' in the social-philosophical context, where 'care' is attributed a complementary, but subordinate, function in justice concepts. In conclusion, we advocate that 'care' be conceptually extended so that its meaning can go beyond the exchange-economic paradigm." (author's abstract)
Schlagwörter:Pflege; caregiving; Fürsorge; welfare care; Arbeitsschutz; occupational safety; Medizinethik; medical ethics; Diskurs; discourse; deutscher Sprachraum; German-speaking area; Sozialpolitik; social policy; Sozialarbeit; social work; Gerechtigkeit; justice; Moderne; modernity; gender-specific factors; Feminismus; feminism; Care
SSOAR Kategorie:Frauen- und Geschlechterforschung, Philosophie, Theologie, Industrie- und Betriebssoziologie, Arbeitssoziologie, industrielle Beziehungen