Erfolgt Familiengründung bei Männern anders als bei Frauen? : Ergebnisse der Sächsischen Längsschnittstudie
Titelübersetzung:Do men form a family in a different way than women? : results of the longitudinal study in Saxony
Autor/in:
Stöbel-Richter, Yve; Brähler, Elmar; Förster, Peter; Berth, Hendrik
Quelle: Typisch männlich!?: Fachtagung zum Welttag des Mannes 2007. Ilse Nagelschmidt (Hrsg.), Kristin Wojke (Hrsg.). Fachtagung "Typisch männlich!?"; Frankfurt am Main: P. Lang (Leipziger Gender-Kritik), 2009, S. 45-55
Inhalt: Die Familiengründung ist in den letzten Jahrzehnten immer mehr zu einem Spannungsfeld zwischen Freiheit und Risiko geworden und darüber hinaus auch nur noch eine Wahloption unter vielen Lebensformen. Somit ist auch die Option, gar keine Familie zu gründen, inzwischen gesellschaftlich immer stärker akzeptiert. War Elternschaft früher selbstverständlich, so wird heute mehr und mehr ein Problem daraus. Dabei sind Zögern, Abwägen und Aufschub kein privater Konflikt, sondern vielmehr Ausdruck des derzeitigen epochalen gesellschaftlichen Wandels. Dieser Wandel führt dazu, dass alte Bindungen aufgelöst werden und neue Formen des Lebenslaufs und - damit einhergehend - neue Erwartungen und Anforderungen, neue Freiräume, und aber auch Abhängigkeiten entstehen. Der vorliegende Beitrag setzt sich mit der Frage auseinander, was Männer bewegt, eine Familie zu gründen bzw. dies zu unterlassen. Die Ergebnisse hierzu stammen aus der seit 1987 durchgeführten Sächsischen Längsschnittstudie, aus welcher die Daten von jeweils 400 Personen aus 21 Erhebungswellen vorliegen. Die Ergebnisse zeigen, dass Familie einen hohen Stellenwert bei den Befragten hat. 80 % der Befragten leben in einer Beziehung, wobei Frauen sich zeitiger binden als Männer. Weiterhin zeigt sich, dass bei den Männern mit zunehmendem Alter die Wichtigkeit der Ziele "eigene Kinder groß ziehen" und "eine glückliche Partnerschaft führen" zunimmt, was auf eine wachsende Familienorientierung schließen lässt. Die Männer der Studie sind überwiegend vereinbarkeitsorientiert, d. h. sie finden sowohl die beruflichen als auch die familiären Aspekte im Leben wichtig. (ICA2)
CEWS Kategorie:Demographie und Bevölkerungsfragen, Vereinbarkeit Familie-Beruf
Dokumenttyp:Sammelwerksbeitrag
Der Kinderwunsch als Kampf zwischen Realität und Idealen - Analysen und Überlegungen anhand der Daten des DJI-Familiensurvey
Titelübersetzung:The desire for children as a struggle between reality and ideals - analyses and considerations based on data from the DJI Family Survey
Autor/in:
Onnen-Isemann, Corinna
Quelle: Familiale Beziehungen, Familienalltag und soziale Netzwerke: Ergebnisse der drei Wellen des Familiensurvey. Walter Bien (Hrsg.), Jan H. Marbach (Hrsg.). Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. (Schriften des Deutschen Jugendinstituts: Familien-Survey), 2008, S. 119-145
Inhalt: Die Studie nimmt eine Retrospektive ein, d.h. sie geht in der Analyse entweder von Personen aus, die bereits eine Familie gegründet haben, oder von denen, die dafür zu alt (geworden) sind, und schließen auf Familienverhinderungsfaktoren bzw. Familiengründungsfaktoren in der Vergangenheit. Die eingenommene Perspektive beschreibt - vom gegenwärtigen Standpunkt der Befragten ausgehend - deren Zukunftsperspektive. Der Familiengründung geht der Kinderwunsch voraus - wenig ist bekannt über die unterschiedlichen Vorstellungen von Männern und Frauen. Um eine Antwort zu geben darauf, werden die bekannten Strukturvariablen Lebensform und -alter, geplantes Timing im Lebensverlauf, Bildung, Berufs- und Einkommenssituation beschrieben und analysiert. Anschließend findet ein Vergleich zwischen tatsächlicher Erwerbssituation und den Vorstellungen von einer Vereinbarkeit zwischen Beruf und Familie statt. Es wird argumentiert, dass mehr Männer mit steigendem Alter einen Kinderwunsch formulieren, während dieses bei Frauen in jüngerem Alter der Fall ist. Wenn man ferner berücksichtigt, dass sowohl Männer wie auch Frauen eine Aufgabe der Berufstätigkeit der Frau wünschen, bis das Kind den Kindergarten besuchen kann, wird diese Beobachtung plausibel: Männer sind mit zunehmendem Alter ökonomisch und beruflich etablierter und können sich somit die erhöhten Kosten, die der Unterhalt einer nicht-erwerbstätigen Frau und der Kinder bedeutet, leisten. Und umgekehrt gilt: Frauen haben zwar einen Kinderwunsch, möchten aber auf die Erwerbstätigkeit nicht verzichten und sich ebenfalls im Beruf etablieren. Gemäß ihrer Vorstellungen ist das aber mit einem Kleinkind nicht möglich, andere Modelle der elterlichen Arbeitsteilung als die bekannten traditionellen erscheinen ihnen nicht ent-scheidungsrelevant. (ICF2)
Titelübersetzung:The "problem" of demographic change
Autor/in:
Berger, Peter A.; Kahlert, Heike
Quelle: Der demographische Wandel: Chancen für die Neuordnung der Geschlechterverhältnisse. Peter A. Berger (Hrsg.), Heike Kahlert (Hrsg.). Frankfurt am Main: Campus Verl. (Politik der Geschlechterverhältnisse), 2006, 312 S.
Inhalt: Der Einführungsartikel zu dem Herausgeberband 'Der demographische Wandel. Chancen für die Neuordnung der Geschlechterverhältnisse' (2006) skizziert zunächst die aktuelle Diskussion zur Bevölkerungsentwicklung in Deutschland, die durch einen deutlichen Geburtenrückgang geprägt ist. Ferner wird der Forschungsstand in den Wissenschaftsdisziplinen der Demographie bzw. Bevölkerungssoziologie, Familien- und Geschlechterforschung zum demographischen Wandel im Zuge des sozialen Wandels moderner Gesellschaften dargestellt. Abschließend werden die Struktur und die Einzelbeiträge skizziert, welche die drei Themenfelder (1) Demographisierung und reproduktives Handeln, (2) Kinderlosigkeit, Kinderwunsch und politische Steuerung sowie (3) Familie, Arbeitsteilung und Zeitpolitik umfassen. (ICG2)
CEWS Kategorie:Demographie und Bevölkerungsfragen, Vereinbarkeit Familie-Beruf, Geschlechterverhältnis
Dokumenttyp:Sammelwerksbeitrag
Kinderlose Partnerschaften
Titelübersetzung:Childless partnerships
Autor/in:
Onnen-Isemann, Corinna
Quelle: Partnerschaft und Familiengründung: Ergebnisse der dritten Welle des Familien-Survey. Walter Bien (Hrsg.), Jan H. Marbach (Hrsg.). Opladen: Leske u. Budrich (Familien-Survey / Deutsches Jugendinstitut), 2003, S. 95-137
Inhalt: Den Ausgangspunkt für die vorliegende Analyse bilden die statistischen und empirischen Befunde hinsichtlich der verursachenden Bedingungen für den Geburtenrückgang (steigende Erwerbsorientierung von Frauen, ihre gestiegene Bildung und Qualifikation, ihr damit verbundenes verändertes Rollenverständnis, ihre größere materielle Unabhängigkeit sowie ihr gestiegenes Selbstbewusstsein) und das Heiratsverhalten. Diese Faktoren tragen hauptsächlich dazu bei, dass die Einlösung eines Kinderwunsches in ein höheres Lebensalter verschoben wird. Mit dieser Verzögerung verringern sich aber die Konzeptionschancen und es steigt die Wahrscheinlichkeit einer dauerhaften Kinderlosigkeit. Vor diesem allgemeinen Hintergrund wird auf der Basis der Daten des Familiensurvey 2000 eine Typologie von kinderlosen Partnerschaften entwickelt: Typ 1: ökonomischer Typ; Typ 2: individualistischer Typ; Typ 3: familienorientierter Typ. Diese Typen unterscheiden sich voneinander hinsichtlich ihrer Lebensauffassungen. Typ l legt hauptsächlich eine Gewichtung auf finanzielle und wirtschaftliche Aspekte der Ehe und bestimmt auf dieser Basis die Entscheidung gegen Kinder. Typ 2 ist stark freizeitorientiert und trägt individualistische Merkmale, für ihn oder sie passen Kinder (momentan) nicht in die Lebensplanung hinein. Bei Typ 3 erklärt sich die Kinderlosigkeit gerade durch eine traditionelle Einstellung zu Ehe und Familie bzw. eine übersteigerte Wertschätzung eben dieser beiden Bereiche. Die Ergebnisse der Typenanalyse weisen erneut darauf hin, dass es sich bei der Kinderlosigkeit um das Resultat einer kulturellen Phasenverschiebung (cultural lag) im Sinne von Ogburn handelt: Der "cultural lag" zeigt das Festhalten an der traditionellen Familienform der kinderlosen Frauen und Männer bei gleichzeitig starken Veränderungen im Bildungsbereich, die sich auf die Muster der Erwerbsbeteiligungen und die Berufsorientierung hauptsächlich von Frauen auswirken: einerseits gilt es, die bürgerliche Familienform um jeden Preis einzuhalten, und andererseits ist für Frauen eine neue Norm der Erwerbstätigkeit - und damit auch Lebensform - entstanden. (ICA2)