"Demografischer Wandel" als soziales Problem? : feministische Perspektiven auf eine gesellschaftspolitische Debatte
Titelübersetzung:"Demographic change" as a social problem? : feminist perspectives of a social policy debate
Autor/in:
Dackweiler, Regina-Maria
Quelle: Gerechtigkeit, Geschlecht und demografischer Wandel. Annemarie Bauer (Hrsg.), Katharina Gröning (Hrsg.). Frankfurt am Main: Mabuse Verl., 2008, S. 219-240
Inhalt: Die Verfasserin setzt sich aus ideologiekritischer Perspektive mit geschlechterpolitischen Dimensionen und Implikationen der sozialen Konstruktion demographischen Wandels auseinander. Ausgehend vom medial inszenierten "Drama der kinderlosen weiblichen Elite" macht sie die pronatalistisch-nationalistische Einfärbung des Diskurses um einen Geburtenrückgang sichtbar. In einem zweiten Schritt wird der in der Diskussion durchgängig gebrauchte demografische Begriff des "Fertilitätsverhaltens" kritisch auf seine Erkenntnisreichweite für eine sozialwissenschaftliche Auseinandersetzung mit der gesellschaftlich organisierten Generativität hinterfragt. Ein dritter Schritt untersucht sodann die Entscheidung, Kinder zu haben, als eingelassen in ein Bündel von subjektiven Handlungsmotiven und -orientierungen einerseits und institutionalisierten Handlungsbedingungen andererseits. Die Untersuchung zeigt insgesamt, dass erst eine Analyse der historisch gewachsenen, vielschichtigen Handlungskontexte von Individuen und Paaren als politisch zu gestaltende Handlungsbedingungen es ermöglicht, die Um- und Neugestaltung dieser Kontexte hinsichtlich der Entwicklung von "Kinderwunsch" und dessen Realisierung zu projektieren. (ICE2)
CEWS Kategorie:Demographie und Bevölkerungsfragen, Frauen- und Geschlechterforschung
Dokumenttyp:Sammelwerksbeitrag
Bildungsbezogene Unterschiede des Kinderwunsches und des generativen Verhaltens : eine kritische Analyse der Opportunitätskostenhypothese
Titelübersetzung:Education-related differences in the desire for children and generative behavior : a critical analysis of the opportunity cost hypothesis
Autor/in:
Klein, Thomas; Eckhard, Jan
Quelle: Generatives Verhalten und Generationenbeziehungen: Festschrift für Bernhard Nauck zum 60. Geburtstag. Anja Steinbach (Hrsg.), Bernhard Nauck (Adressat). Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2005, S. 151-174
Inhalt: Die Autoren gehen der Frage nach, warum die Fertilität in Deutschland kontinuierlich sinkt, obwohl die Kinderwünsche von Frauen und Männern auf hohem Niveau konstant bleiben. Sie analysieren erstmals das meist nur unter Bezug auf objektive Faktoren untersuchte familienökonomische Handlungsmodell des generativen Verhaltens unter Einbeziehung von subjektiven Einstellungen, Orientierungen und Motiven. Sie überprüfen auf der Grundlage von Paneldaten aus den Erhebungen des Familiensurveys von 1988, 1994 und 2000, ob sich die mit objektiven Faktoren - insbesondere des Bildungsniveaus - assoziierten Beweggründe auf der subjektiven Seite wieder finden lassen und tatsächlich für das generative Verhalten entscheidend sind. Sie stellen zunächst fest, dass sich die bekannten Zusammenhänge zwischen dem Bildungsniveau der Frau und der Familiengründungsrate bzw. der Kinderlosigkeit auch im Familiensurvey widerspiegeln. Des weiteren wird festgestellt, dass die Wahrnehmung beruflicher Opportunitätskosten sich nicht signifikant zwischen den einzelnen Bildungsgruppen unterscheidet. Jedoch unterscheiden sich die Bildungsgruppen hinsichtlich der Einschätzung des Nutzens, den sie durch Kinder erlangen können. Diese Befunde weisen den Autoren zufolge darauf hin, dass die Auswirkungen familienpolitischer Maßnahmen zur Reduzierung der Opportunitätskosten auf die Familiengründungsbereitschaft oftmals überschätzt werden. (ICI2)
CEWS Kategorie:Demographie und Bevölkerungsfragen, Bildung und Erziehung, Vereinbarkeit Familie-Beruf
Dokumenttyp:Sammelwerksbeitrag
Kinderlosigkeit als europäische Perspektive?
Titelübersetzung:Childlessness as a European perspective?
Autor/in:
Onnen-Isemann, Corinna
Quelle: Generatives Verhalten und Generationenbeziehungen: Festschrift für Bernhard Nauck zum 60. Geburtstag. Anja Steinbach (Hrsg.), Bernhard Nauck (Adressat). Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2005, S. 131-149
Inhalt: Die Autorin untersucht die zukünftige Entwicklung des generativen Verhaltens in verschiedenen europäischen Ländern und diskutiert einige Erklärungsansätze für die rückläufige Geburtenentwicklung, die vor allem Folge von veränderten Wertepräferenzen und von zunehmenden Individualisierungsprozessen ist. Der europäische Vergleich zeigt, dass die Fertilitätsentwicklung in der Bundesrepublik Deutschland auf hohem Niveau rückläufig ist, was die Autorin vor allem mit dem gestiegenen Bildungsniveau von Frauen und der damit verbundenen qualifizierten Erwerbstätigkeit erklärt. Im Hinblick auf den dauerhaften Konflikt um die Vereinbarkeit von Beruf und Familie nimmt sie an, dass in Zukunft ein Aufschub des Kinderwunsches bzw. die Kinderlosigkeit zunehmend als Konfliktlösungsstrategie eingesetzt werden wird. Da nicht in allen europäischen Ländern die Geburtenrate im gleichen Ausmaß wie in Deutschland sinkt, verweist sie ferner auf die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen als wichtigen Indikator für die Geburt von Kindern. Sie geht in diesem Zusammenhang auch auf die Bedeutung der Reproduktionsmedizin, den Wandel der normativen Muster über Ehe und Familie sowie den Einfluss von politischen Interventionen ein. Sie gibt darüber hinaus einen kurzen Überblick über die Forschungsergebnisse und -desiderate der "Value-of-Children"-Forschung und skizziert abschließend zukünftige Trends der Fertilitätsentwicklung. (ICI)
CEWS Kategorie:Demographie und Bevölkerungsfragen, Vereinbarkeit Familie-Beruf, Europa und Internationales
Dokumenttyp:Sammelwerksbeitrag
Zur Erhebung proximaler Determinanten von Fertilität im Rahmen einer Panelbefragung
Titelübersetzung:Recording of proximal determinants of fertility as part of a panel survey
Autor/in:
Feldhaus, Michael
Quelle: Familie und Gesellschaft: Beiträge zur Familienforschung. Friedrich W. Busch (Hrsg.), Rosemarie Nave-Herz (Hrsg.). Oldenburg: BIS-Verl., 2005, S. 237-256
Inhalt: "Die sozialwissenschaftliche Forschung des generativen Verhaltens, definiert als das individuelle Handeln und Verhalten im Rahmen der Nachwuchsreproduktion, hat in den letzten Jahrzehnten starke Schwerpunktverlagerungen erfahren. Sie ist von den traditionell vorherrschenden makrotheoretischen Entwürfen und Analysen auf einen mikrofundierten und mikroanalytisch ausgerichteten Forschungsansatz des generativen Verhaltens umgeschwenkt (vgl. Brüderl et al. 2003). Obgleich die Erforschung des generativen Verhaltens in den letzten Jahrzehnten erhebliche theoretische und empirische Fortschritte erzielen, ist der Zusammenhang von situativen Rahmenbedingungen und psycho-sozialen Dispositionen auf der einen Seite und die Ausbildung und Umsetzung eines Kinderwunsches auf der anderen Seite noch nicht gänzlich geklärt. Dieses "Vermittelnde", die situativen Rahmenbedingungen einerseits und das generative Verhalten andererseits, methodisch und empirisch adäquater zu erfassen, ist die Aufgabe der so genannten proximalen Faktoren generativen Verhaltens. Hierzu zählen Fragen zur sexuellen Aktivität, zur Verhütungspraktik, zu Schwangerschaftsabbrüchen und neuerdings auch Fragen zur modernen Reproduktionsmedizin sowie zur pränatalen Diagnostik usw. Obgleich es innerhalb der internationalen Demographie aufgrund der Erforschung globaler Prozesse zur Weltbevölkerung, zur gesundheitlichen Entwicklung usw., ein großes Interesse an diesen Faktoren und deren Erhebung gibt, scheint dieser Bereich in gängigen deutschsprachigen Untersuchungen zur Erklärung des generativen Verhaltens nur ansatzweise berücksichtigt. Gerade von diesen Variablen sind aber weitere theoretische und empirische Erkenntnisfortschritte zu erwarten, wie im Folgenden dargelegt werden soll. Im Folgenden werden zunächst die proximativen Faktoren und ihre Zielsetzungen genauer beschrieben, wobei auch die Vorteile für ihre Erhebung eruiert werden (2.). Anschließend sollen die methodischen Probleme angesprochen werden, die sich gerade für eine Panelbefragung aus der Erhebung derartiger Fragestellungen ergeben können. So ist geplant, diese Variablen in das neu gestartete Beziehungs- und Familienentwicklungs-Panel (Pairfam) zu integrieren." (Textauszug)