Wozu 'Gender Studies'? : Geschlechtsdifferenzierungsforschung zwischen politischem Populismus und naturwissenschaftlicher Konkurrenz
Titelübersetzung:Why gender studies? : sex differentiation research between political populism and scientific competition
Autor/in:
Hirschauer, Stefan
Quelle: Soziale Welt : Zeitschrift für sozialwissenschaftliche Forschung und Praxis, Jg. 54 (2003) H. 4, S. 461-482
Inhalt: Der vorliegende Diskussionsbeitrag zur Positionierung der Gender Studies befasst sich mit dem Problem ihrer transdisziplinären Einheit sowie mit ihren Zielsetzungen und Fragestellungen. Es wird gezeigt, dass die Gender Studies eine folgenreiche Verschiebung innerhalb der drei zentralen Themen vornehmen, denen sich die Geschlechterforschung in den Kulturwissenschaften auf unterschiedliche Weise widmet: dem Thema der Ungleichheit, der Komplementarität und der Differenz. Gender Studies konstituieren sich nach der These des Autors dort, wo die Kategorie "Geschlecht" von einem analytischen Instrument der Forschung zu ihrem zentralen Problem wird. Der Autor diskutiert zunächst die politische Rahmung der Geschlechterforschung, welche diese zu "gendered studies" macht und zahlreiche Folgeprobleme für die Forschung aufwirft. Er formuliert anschließend einen enger gefassten Begriff von Gender Studies, der von drei Grenzphänomenen ausgeht: den Anomalien der Geschlechtsklassifikation, der Gender Indifferenz und den Sex Studies. Er betrachtet dabei die Gender Studies als eine Differenzierungsforschung, deren Zielsetzung in Konkurrenz zu den Naturwissenschaften und in Abarbeitung eines spezifischen historischen Erbes verstanden werden muss. Er diskutiert vor diesem Hintergrund die Bedeutung der Gender Studies für die disziplinäre Organisation der Wissenschaften und für das Verhältnis zur Geschlechterpolitik. (ICI2)
Inhalt: "For many, 'Gender Studies' has become a label for a huge field, comprising women's studies, men's studies and all investigations into their differences and relations. Understood in that way 'gender studies' would be the name of any science that regards human beings under the aspect of their sex. The article pleads for a more specific notion of gender studies as an enterprise investigating the distinction between the Sexes instead of using the distinction for research (like women's and men's studies do). Gender studies in this sense get its contour through dealing with three 'margins' of gender: 1. those gender trouble makers which gave rise to the category of 'gender' in clinical research in the 60s, and who are still vital resources for theoretical innovation in the humanities; 2. the phenomenon of gender indifference which has to be taken seriously both as feature of modern societies and as a clue to understanding sexual discrimination as an unexpected re-enactment of gender; 3. the contributions of 'sex studies' in the life-sciences which have to be observed by gender studies in a science studies manner, and which have to be taken seriously as intellectual competitors, not opponents. In sum, gender studies should be regarded as 'social studies of sexual difference' aiming at a culturalist decomposition of the reifications 'man' and 'woman'." (author's abstract)
CEWS Kategorie:Frauen- und Geschlechterforschung, Naturwissenschaft und Technik
Dokumenttyp:Zeitschriftenaufsatz
Mainstreaming gender analysis into science
Autor/in:
Schiebinger, Londa
Quelle: Journal of women and minorities in science and engineering, Vol. 8 (2002) No. 3-4, S. 381-394
Inhalt: "This essay considers the question, Has feminism changed science? After three decades of active research, what new insights, questions, and priorities have feminists-men or women-brought to the sciences? The author provides examples of change from three areas: women's health research, primatology, and archaeology. The essay concludes with a discussion of mainstreaming gender analysis into science." (author's abstract)
CEWS Kategorie:Frauen- und Geschlechterforschung, Naturwissenschaft und Technik
Dokumenttyp:Zeitschriftenaufsatz
Der Forschungsverbund für Frauen-/ Geschlechterforschung in Naturwissenschaft, Technik und Medizin NFFG : ein Pilotprojekt zur Institutionalisierung von Frauenforschung
Titelübersetzung:The Association for Women's/Gender Research in Science, Engineering and Medicine (NFFG) : a pilot project concerning the institutionalization of research on women
Autor/in:
Riedel, Christiane
Quelle: Zeitschrift für Frauenforschung und Geschlechterstudien, Jg. 18 (2000) H. 1/2, S. 153-160
Inhalt: "Das Land Niedersachsen hat in den letzen Jahren sowohl für die Förderung der Chancengleichheit von Frauen als auch für die Frauen- und Geschlechterforschung beispielhafte und innovative Programme ins Leben gerufen. Ein Förderschwerpunkt liegt in der Unterstützung einer gender-kritischen Wissenschaftsentwicklung. So wird mit zwei in Deutschland und Europa bisher einmaligen Einrichtungen ganz dezidiert die Frauen- und Geschlechterforschung gefördert: mit der Internationalen Frauenuniversität, die in diesem Sommer in Niedersachsen unter weltweiter Beteiligung stattfindet, und mit dem Niedersächsischen Forschungsverbund für Frauen-/ Geschlechterforschung NFFG. Der Forschungsverbund wurde als Pilotprojekt zur Förderung und Initiierung von Frauenforschung in Naturwissenschaft, Technik und Medizin eingerichtet. Ganz bewusst werden die Wissenschaftsbereiche angesprochen, in denen sich die Frauenforschung noch nicht etabliert hat, in denen sich aber auf Grund eines androzentrisch geprägten Wissenschaftsverständnisses und der Abstinenz von Frauen in Forschung und Lehre wissenschaftliche Defizite erkennen lassen. Den Entscheidungsträgern war es ein Anliegen, nicht Forschungen über eine bestimmte Disziplin zu fördern, sondern die wissenschaftlichen Fragestellungen aus den Disziplinen selbst heraus zu initiieren. Es soll eine Reflexion über das eigene Fach, über die eigene Profession angeregt werden, um daraus eine Folgenbewertung abzuleiten und Lösungsansätze zu entwickeln, die der Wissenschaft wichtige Impulse geben können. Ein solcher Forschungsansatz beinhaltet konsequenterweise auch gesellschafts- und wissenschaftskritische Dimensionen. Der Forschungsverbund ist eine temporäre Einrichtung und zunächst auf eine Laufzeit von fünf Jahren begrenzt, d.h. von 1997 bis Ende 2002. In dieser Zeitspanne stehen 7,5 Mio. DM zur Verfügung. Damit können etwa 20 bis 25 Forschungsprojekte gefördert werden können. Als Richtlinien gelten die Standards der DFG und der VW-Stiftung. Über eine Weiterführung des Förderprogramms wird nach Entscheidung über die 3. Förderrunde mit dem Land Niedersachsen zu verhandeln zu sein. Das Förderprogramm geht von drei Leitideen aus: Frauenforschung, Geschlechterforschung und feministische Forschung bewegen sich im Spannungsfeld zwischen Erkenntnissuche und Handlungstheorie; es wird von einer engen Wechselbeziehung zwischen Wissenschaftsentwicklung und gesellschaftlichem Wandel ausgegangen; es sollen interdisziplinäre Kooperationen initiiert werden. Die Ausschreibungen der ersten drei Förderrunden folgen dem Generalthema 'Frauen- und Geschlechterforschung als Impuls für die Wissenschaftsentwicklung'." (Autorenreferat)
CEWS Kategorie:Frauen- und Geschlechterforschung, Naturwissenschaft und Technik, Netzwerke und Organisationen
Dokumenttyp:Zeitschriftenaufsatz
Feminism's lessons for women in science
Autor/in:
Fort, Deborah C.
Quelle: Journal of college science teaching, Vol. 27 (1997) No. 1, S. 53-55
Inhalt: "The article reviews the work and perspectives of Sheila Tobias; focuses on her conviction that an understanding of history and historical contexts can prevent repetition of past mistakes as they pertain to females and society." (author's abstract)
CEWS Kategorie:Frauen- und Geschlechterforschung, Naturwissenschaft und Technik
Dokumenttyp:Zeitschriftenaufsatz
Frauenforschung und Technik
Titelübersetzung:Research on women and technology
Autor/in:
Engler, Steffani
Quelle: Zeitschrift für Frauenforschung, Jg. 11 (1993) H. 3, S. 59-70
Inhalt: Es besteht Übereinstimmung darin, daß sich Unterschiede zwischen den Geschlechtern im Hinblick auf die Einstellung, Beurteilung und Interessen an Technik feststellen lassen. Unterschiedliche Positionen zeichnen sich hinsichtlich der Frage ab, wie diese Differenzen zwischen den Geschlechtern zu begreifen sind. Sie reichen von einer generellen Ablehnung der Technik, da von einer Unvereinbarkeit von Weiblichkeit und Technik ausgegangen wird, über andere Umgangs- und Zugangsweisen der Geschlechter zur Technik bis hin zur Programmatik einer "weiblichen Technik" als Übergangsphase hin zur "menschlichen Technik". Der vorliegende Beitrag verfolgt das Analysekonzept des "weiblichen Zugangs" zur Technik. Die Autorin diskutiert weiterhin eine "Denkschrift", in der es um eine alternative Gestaltung der Technik geht. (pmb)
Schlagwörter:Technik; Alternative; Frauenforschung; Geschlechtsrolle; Mann
CEWS Kategorie:Frauen- und Geschlechterforschung, Naturwissenschaft und Technik
Dokumenttyp:Zeitschriftenaufsatz
"Frauenspezifische" Zugangsweisen zur (Computer-)Technik : für und wider ein Konzept der Frauen-Forschung
Titelübersetzung:"Women-specific" means of access to (computer) technology : for and against a concept
of research on women
Autor/in:
Hoffmann, Ute
Quelle: Technik und Gesellschaft, Jb. 5 (1989) , S. 159-174
Inhalt: Die Technik ist eine der letzten Kathedralen der Männlichkeit. Das Objekt, an das
sich heutzutage das männliche Überlegenheitsgefühl bindet, ist der Computer. Die weitgehende
reale und die noch weitergehende symbolische Nicht-Existenz der Frauen in der Computerwelt
ist aktenkundig. Die Überlegungen des Beitrags kreisen um einen Aspekt der Debatte
"Frauen und Computer", der vor allem in den Reihen der Frauenforschung und -bewegung
hochgehalten wird, den manche für die aufregendste und fundamentalste Frage halten
und dem andere sich nur ungern und gewissermaßen mit spitzen Fingern nähern: frauenspezifische
Zugangsweisen zur (Computer-)Technik. Auf welchen Nährboden sind sie denkbar? Worauf
lenken sie den Blick? Worin liegen ihre Stärken und Schwächen? Nach einer Problematisierung
der frauenspezifischen Zugangsweisen werden die möglichen Konturen einer solchen Zugangsweise
zur (Computer-)Technik kritisch skizziert. Dabei wird deutlich gemacht, daß Frauenforschung
kein Ort sein darf, frauenspezifische Zugangsweisen mundgerecht aufzubereiten, sondern
diesen Begriff unverdaulich zu machen hat gegen seine Vereinnahmung im Dienste vielerlei
Herren und Herrinnen, gegen die Vereinnahmung des biegsamen und schmiegsamen "weiblichen
Sozialcharakters" als Software-Assistentin, als Ministrantin in den Kathedralen der
Computerwelt. (RW)