Insecure belongings: a family of ethnic Germans from the former Soviet Union in Germany
Titelübersetzung:Unsichere Zugehörigkeiten: Lebens- und Familiengeschichte von drei Frauen einer ethnisch deutschen Familie aus der ehemaligen Sowjetunion
Autor/in:
Ballenthien, Jana; Büching, Corinne
Quelle: Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 10 (2009) 3, 26 S
Inhalt: In diesem Beitrag wird der Frage nach der Transformation von Zugehörigkeitskonstruktionen im Laufe des Lebens, eingebettet in die Familien- und Kollektivgeschichte, nachgegangen. Anhand der Falldarstellung dreier Frauen einer Familie, die als ethnische Deutsche aus der ehemaligen Sowjetunion Anfang der 1990er Jahre nach Deutschland einwanderten, zeigen wir, wie durch den Migrationsprozess und die Fremdzuschreibungen im Ankunftsland Fragen der Zugehörigkeit ausgelöst werden. Es wird deutlich, welche Strategien der biografischen Arbeit die unterschiedlichen Familienangehörigen jeweils leisten. Dies ist auf ihre spezifischen lebensgeschichtlichen Erfahrungen – und damit verbunden ihre Zugehörigkeit zu unterschiedlichen historischen Generationen – zurückzuführen. So werden bei der Großmutter während der Migration nach Deutschland die Erlebnisse der Deportation von der Wolgarepublik nach Sibirien im Zuge des Zweiten Weltkriegs reaktiviert und ihre Zugehörigkeitskonstruktion als Wolgadeutsche wird verfestigt. Ihre Schwiegertochter hingegen nähert sich nach der Migration der Frage nach ihrer eigenen Zugehörigkeit über die Frage nach der Zugehörigkeit zu einer religiösen Wir-Gruppe an. Die Enkelin wiederum beschäftigt sich vor und nach der Migration relativ erfolgreich damit, die Verbindung zwischen der Zugehörigkeit zu ihrer Herkunftsfamilie und ihren Peergroups in der – zunächst durch die russische Dominanzkultur geprägten – Sowjetgesellschaft und später in der deutschen Mehrheitsgesellschaft zu finden.
Inhalt: This article takes a look at the transformation of constructions of belonging during the course of life, and how they are embedded in family and collective history. Based on a case study of three women belonging to one family, who as ethnic Germans migrated in the early 1990's from the Soviet Union to Germany, we were able to demonstrate how questions of belonging were initiated by the migration process and the attributes ascribed to them in their country of arrival. Different family members were seen to perform different strategies of biographical work. This was due to their unique autobiographical experience and their belonging to different historical generations. Thus, the grandmother's experience of deportation from the Volga Republic to Siberia during the course of the Second World War was reactivated during her emigration to Germany. This reconfirmed her construction of belonging as a Volga German. Whereas after migration her daughter in law conceptualizes her belonging as a question of membership of a religious we-group. Her granddaughter, however, before and after emigration successfully searched a connection of the sense of belonging to her family of origin and her peer groups, first in Soviet society which was influenced by the predominantly Russian culture, and later in German society.
Schlagwörter:post-socialist country; generation; soziale Herkunft; Erwachsener; family member; Migration; Russland; kulturelle Faktoren; Federal Republic of Germany; Russia; Jugendlicher; Konstruktion; late migrant; Biographie; postsozialistisches Land; Einwanderung; transatlantische Beziehungen; social background; German; cultural factors; life career; adolescent; Generation; adult; Spätaussiedler; Familie; identity; transatlantic relations; woman; Identität; Deutscher; Peer Group; family; peer group; migration; Religion; religion; Lebenslauf; immigration; biography; UdSSR-Nachfolgestaat; construction; Familienangehöriger; USSR successor state; biographies of migration; construction of collective belonging; biographical work; former Soviet Union; Migrationsbiografien; kollektive Zugehörigkeitskonstruktionen; biografische Arbeit; ehemalige Sowjetunion
Negotiating the transnationality of social control: stories of immigrant women in South Florida
Titelübersetzung:Das Verhandeln der Transnationalität sozialer Kontrolle: Geschichten von Einwanderinnen in Südflorida
Autor/in:
Cooper, Robin; Linstroth, J. P.; Chaitin, Julia
Quelle: Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 10 (2009) 3, 23 S
Inhalt: Aus historischer Sicht waren junge Frauen Objekte sozialer Kontrolle, und dies oft im Namen töchterlicher Ehre. Dieser Artikel befasst sich mit einem bestimmten Phänomen dieser sozialen Kontrolle, wie es von Immigrantinnen der ersten und zweiten Generation aus Kuba und Haiti in Südflorida in den Vereinigten Staaten erlebt wird. Wir nähern uns dieser Thematik durch die Analyse der Lebensgeschichten von sechs Immigrantinnen dieser Länder. Die biografischen Studien dieser Immigrantinnen zeigen, wie soziale Kontrolle im Zusammenhang mit Transnationalismus durch Kontrollprozesse, Verinnerlichung von geschlechtsspezifischen Erwartungen und dominantem Diskurs operiert. Zudem wird dargelegt, wie soziale Kontrolle weiblichen Raum manipuliert und begrenzt und über Räume auf transnationale Weise von den Heimatländern zu den Gastgeberländern agiert.
Das zentrale Ergebnis der Studie ist, dass die Umsiedlung einer Familie in die Vereinigten Staaten, um politische, soziale oder ökonomische Freiheit zu erlangen, nicht zwangsläufig zur Befreiung aus der restriktiven sozialen Kontrolle der jungen Frauen aus solchen Immigrant/innenfamilien führt. Der "Transnationalismus der sozialen Kontrolle" wird daher als die hegemonische Domination von weiblichen Körpern und Verhaltensweisen durch die Mimesis von vergegenständlichten und erinnerten Räumen der Heimatländer in den Gastgebergesellschaften verstanden.
Inhalt: Historically, young women have been the object of social control, often in the name of filial honor. This article addresses a particular phenomenon of such social control as it is experienced by first- and second-generation female immigrants from Cuba and Haiti who are living in South Florida in the United States. This theme is explored by analyzing the life stories of six immigrants from these countries. The biographical stories of immigrant women reveal how social control operates in the context of transnationalism through controlling processes, internalization of gender expectations, and dominating discourse. It is also argued how social control manipulates and restricts female spaces and operates across spaces in a transnational manner from homelands to host nations. The main conclusion of the study is that a family's relocation to the United States for the purpose of political, social, or economic freedom does not necessarily result in liberation from restrictive social control for young women from such immigrant families. The "transnationality of social control" is therefore understood as the hegemonic domination of female bodies and behaviors through the mimesis of reified and remembered spaces of homelands in host societies.
Schlagwörter:Latin America; North America; first generation; erste Generation; Kuba; transnationale Beziehungen; Tochter; Biographie; Central America; Nordamerika; honor; Einwanderung; United States of America; gender; life career; migrant; Haiti; Weiblichkeit; Ehre; femininity; USA; daughter; oppression; woman; Entwicklungsland; Cuba; migration; Caribbean Region; soziale Kontrolle; Lateinamerika; transnational relations; Migration; Unterdrückung; Diskurs; discourse; Migrant; second generation; Haiti; Karibischer Raum; Familie; social control; Mittelamerika; family; Zuwanderung; Lebenslauf; biography; immigration; developing country; zweite Generation; social control; transnational; dominating discourse; controlling processes; women immigrants; honor and shame; transnational; dominanter Diskurs; Kontrollprozesse; Einwanderinnen; Ehre und Schande
Sexing the Family: Aushandlungsprozesse über geschlechtliche und sexuelle Identitäten in der Familie und ihre (rechtlichen) Konsequenzen
Titelübersetzung:Sexing the family: negotiating gender and sexual identities in families and their legal consequences
Autor/in:
Miko, Katharina
Quelle: SWS-Rundschau, 48 (2008) 3, S 285-306
Inhalt: 'Der Artikel beleuchtet den Einfluss veränderter Sexualitätsvorstellungen auf das System Familie. Die zentrale Fragestellung bezieht sich auf die Veränderung der impliziten Eckpfeiler der Familiendefinition. Diese sind konkret die heterosexuelle Orientierung, die Monogamie auf Lebenszeit, die sexuelle Beziehung zwischen den Eltern, der gemeinsame Haushalt sowie die biologische Verwandtschaft mit den Kindern. Neuere familiensoziologische Strömungen aus dem angloamerikanischen Raum zeigen, dass empirische Studien vermehrt folgenden Schluss nahe legen: Die gängige Familiendefinition erfasst die soziale Praxis, d.h. das konkrete Alltagsleben der Familien, nur unzureichend. Der Artikel zeigt, dass Veränderungen in der Bewertung von Sexualität zum einen den familiären Alltag beeinflussen und dass diese Veränderungen zum anderen auch wieder rechtliche Implikationen haben.' (Autorenreferat)
Inhalt: 'The article explores the influence of changed concepts of sexuality on the family system. The key question focuses on alterations of implicit foundations of the family definition. More specifically, these are: heterosexual orientation, lifelong monogamy, the sexual relationship between the parents, and the joint household community and biological kinship with the children. Recent family-sociological trends in the Anglo-American countries show that empirical studies increasingly indicate the following conclusion: the conventional family definition addresses the social practice, i.e. the concrete everyday life of families, only insufficiently. The article reveals that changes in the evaluation of sexuality impact the daily routine of families and, in addition, imply also legal consequences.' (author's abstract)|
Aber bitte mit Schlag! Zur Legitimation von Lust, Macht und Gewalt in der SM-Szene
Titelübersetzung:But please whipped! On the justification of lust, power and violence in the SM scene
Autor/in:
Schwarz, Claudia; Röthling, Florian; Plaschg, Wolfgang
Quelle: SWS-Rundschau, 48 (2008) 3, S 264-284
Inhalt: 'Sadomasochismus (SM) gilt aufgrund seiner Pathologisierung durch die Sexualwissenschaft als Perversion. Da SM aber seit den 1960er-Jahren vermehrt in Kunst und Medien thematisiert wird und sich seit den 1980er-Jahren eine sichtbare SM-Szene entwickelt, kann vermutet werden, dass SM bereits einen Platz im öffentlichen Bewusstsein erlangt hat und die Zone der Tabuisierung verlässt. Neben der privaten Praktizierung von SM existiert heute eine weitgehend informelle SM-Szene mit SM als wesentlichem Vergemeinschaftungselement. Dennoch ist das Verhältnis von SM zur Mehrheitsgesellschaft nicht völlig unproblematisch. Das zeigt sich vor allem am zentralen Thema der Szene, der ritualisierten Verbindung von Lust, Macht und Gewalt, die durch Legitimationsprozesse gestützt werden muss. Genau diese Problematik ist Ausgangspunkt für den Artikel. Als Datenbasis dienen ethnographische Beobachtungen in SM-Lokalen und auf SM-Partys in Wien. Die Analyse zeigt, wie in der SM-Szene durch Symbole, Sprachcodes, Rollenstrukturen und Rituale neue Ordnungssysteme konstruiert werden: Diese ermöglichen es, SM-Praktiken positiv und als Spiel zu konnotieren, die Interaktionen von Risiken zu befreien und Sexualnormen umzudeuten.' (Autorenreferat)
Inhalt: 'Sadomasochism (SM) is being regarded as a perversion because of a pathologisation by sexual science. Since the 1960s, however, SM has been increasingly thematised in the arts and media, and beginning with the 1980s a visible SM scene developed. Therefore, it can be assumed that SM established itself in the public awareness and represents - at least to some extent - not a taboo anymore. In parallel to a private practice of SM, exists nowadays an informal SM scene, with SM as an element of communitarisation. Yet, the relationship between the SM scene and society as a whole has not really improved, as is being demonstrated by the central theme of SM scene: the ritualised connection of lust, power and violence. Various justification processes are necessary to deal with this problematic link. The article refers to these circumstances as a starting point and is based on empirical data collected during a three-month period of ethnographic observations at SM parties in Vienna. The analysis demonstrates that symbols, language codes, role structures and rituals are used to construct new systems of order that allow to connote SM practices positively and as 'game', to free interactions from risk, and to re-interpret sexual norms.' (author's abstract)|
Titelübersetzung:Women and other alienated persons
Autor/in:
Tißberger, Martina
Quelle: Psychologie und Gesellschaftskritik, 25 (2001) 2, S 95-124
Inhalt: In psychoanalytischen Auseinandersetzungen mit dem 'Fremden' interessiert dieses in aller Regel in seiner Bedeutung, als auch in seinem Nutzen für das 'Eigene'. In seinem eigenen Recht wird dem, was das 'Fremde' genannt wird, meist keine Existenz gewährt. Solch eine Perspektive läuft Gefahr, das Machtverhältnis, welches dieser Situation zugrunde liegt, auszublenden und das 'Fremde' als gesetztes zu sehen anstatt nach der Geschichte der Bemächtigung zu fragen - danach, wie und wer jeweils zum Fremden, zum Anderen gemacht wird und warum. Abendländische Weiblichkeitskonstruktionen, in denen Frauen als das 'andere Geschlecht' zum Referenzpunkt des 'Eigenen' - dem männlichen Subjekt - gemacht werden, weisen seltsame Übereinstimmungen mit dem rassistisch konstruierten Fremden/Anderen als 'Außerhalb' der Grenzen des weißen, Eigenen auf. In einer Betrachtung der Schnittstelle von Rassismen und weißen Feminismen kann schließlich der Prozess der (Selbst)Ent-fremdung als auch der (Selbst)Entmächtigung verdeutlicht werden.